Im Test vor 15 Jahren: Gestatten, Radeon HD 3850, die 135-Euro-Wunderwaffe
Mit der ATi Radeon HD 3850 setzte Hersteller AMD vor 15 Jahren zum Angriff auf das Mittelklassesegment des Grafikkartenmarktes an. Für einen Preis von 135 Euro bot das Modell eine Leistung wie sonst kein anderes.
Ein Preis-Leistungs-Kracher
Die ATi Radeon HD 3850 basierte auf einer voll aktivierten RV670-GPU, die im modernen 55-nm-Prozess bei TSMC hergestellt wurde und 666 Millionen Transistoren besaß. Die Unterschiede zur teureren Radeon HD 3870, die ebenfalls auf die RV670-GPU setzte, hielten sich in Grenzen und waren primär auf niedrigere Taktraten beschränkt. Ein weiterer Unterschied war die Nutzung von langsamerem GDDR3-Speicher, der zudem nur über eine Kapazität von 256 MByte verfügte und nicht die 512 MByte GDDR4 einer Radeon HD 3870 hatte. Ansonsten standen der Radeon HD 3850 alle Neuerungen, die mit der Radeon HD 3870 eingeführt wurden – etwa der Unified-Video-Decoder, DirectX 10.1 und PCIe 2.0 – bereit.
Radeon HD 3870 | Radeon HD 3850 | Radeon HD 2600 XT | GeForce 8800 GTS (320 MByte) | GeForce 8600 GTS | |
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Chip | RV670 | RV630 | G80 | G84 | |
Transistoren | ca. 666 Mio. | ca. 390 Mio. | ca. 681 Mio. | ca. 289 Mio. | |
Fertigung | 55 nm | 65 nm | 90 nm | 80 nm | |
Chiptakt | 775 MHz | 670 MHz | 800 MHz | 500 MHz | 675 MHz |
Shadertakt | 775 MHz | 670 MHz | 800 MHz | 1.200 MHz | 1.450 MHz |
Pixel-Pipelines | – | ||||
Shader-Einheiten (MADD) |
64 (5D) | 24 (5D) | 96 (1D) | 32 (1D) | |
FLOPs (MADD/ADD) | 496 GFLOPS | 429 GFLOPS | 192 GFLOPS | 346 GFLOPS* | 139 GFLOPs* |
ROPs | 16 | 4 | 20 | 8 | |
Pixelfüllrate | 12.400 MPix/s | 10.720 MPix/s | 3.200 MPix/s | 10.000 MPix/s | 5.400 MPix/s |
TMUs | 16 | 8 | 48 | 16 | |
TAUs | 32 | 16 | 24 | 16 | |
Texelfüllrate | 12.400 MTex/s | 10.720 MPix/s | 6.400 MTex/s | 24.000 MTex/s | 10.800 MTex/s |
Vertex-Shader | – | ||||
Unified-Shader in Hardware |
✓ | ||||
Shader-Model | SM 4.1 | SM 4 | |||
Geometry-Shader | ✓ | ||||
Speichermenge | 512 MByte GDDR4 | 256 MByte GDDR3 | 256 MByte GDDR3 (256 MByte GDDR4) |
640 MByte GDDR3 (320 MByte GDDR3) |
256 MByte GDDR3 |
Speichertakt | 1.125 MHz | 830 MHz | 700 MHz (1.100 MHz) |
800 MHz | 1.000 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | 128 Bit | 320 Bit | 128 Bit | |
Speicherbandbreite | 72.000 MByte/s | 53.120 MByte/s | 22.400 MByte/s (35.200 MByte/s) |
64.000 MByte/s | 32.000 MByte/s |
Preislich war die Radeon HD 3850 mit 135 Euro wie eine GeForce 8600 GTS platziert, die Leistung entsprach dabei eher der einer GeForce 8800 GTS 320, die knapp 235 Euro kostete. Damit platzierte AMD die Grafikkarte so aggressiv im Markt, dass sie für quasi alle Spieler im Preisbereich von 100 bis 250 Euro attraktiv war. Im Vergleich zu dem Dual-Slot-Kühler der größeren HD 3870 besaß die HD 3850 nur ein Single-Slot-Exemplar, der jedoch vollständig aus Kupfer gefertigt war. Der verbaute Radiallüfter fiel mit einem Durchmesser von 60 mm vergleichsweise klein aus.
Leistungsmäßig eine GeForce 8800 GTS 320
In den Benchmarks lag die ATi Radeon HD 3850 je nach Auflösung und Einstellungen entweder leicht vor, gleichauf mit oder minimal hinter einer GeForce 8800 GTS. Zur größeren Radeon HD 3870 betrug der Unterschied zwischen 20 und 40 Prozent, insbesondere in hohen Auflösungen mit aktivierter Kantenglättung kam der Radeon HD 3870 der größere und schnellere Speicher zugute.
In den B-Noten machte die Radeon HD 3850 eine gute Figur. Der Schalldruckpegel war sowohl im Leerlauf als auch unter Last – trotz des kleinen 60-mm-Lüfters – gering und die Leistungsaufnahme der gleich schnellen GeForce 8800 GTS 320 deutlich überlegen. Einzig bei den GPU-Temperaturen gab es Potential nach oben, mit fast 90 °C unter Last waren sie im Grenzbereich. Die Übertaktungsqualitäten der Radeon HD 3850 waren eher unterdurchschnittlich, es konnten etwa 4 bis 8 Prozent mehr Leistung erwartet werden.
Fazit
Für einen Preis von 135 Euro war die ATi Radeon HD 3850 schlicht und ergreifend konkurrenzlos. Die nächste Nvidia-Grafikkarte mit einer ähnlichen Leistung war rund 100 Euro teurer, lauter und benötigte mehr Energie. Wer gerne Computerspiele mochte und die Leistung einer Radeon HD 3870 oder GeForce 8800 GTS/GTX/Ultra nicht benötigte, konnte vor 15 Jahren keine bessere Alternative als die Radeon HD 3850 finden.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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