Krypto-Börsencrash: Die Pleite von FTX könnte Crypto.com und AAX mitreißen

Update 2 Sven Bauduin
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Krypto-Börsencrash: Die Pleite von FTX könnte Crypto.com und AAX mitreißen
Bild: Rūdolfs Klintsons auf Pexels

Wie die zahlreichen Hashtags auf dem Kurznachrichtendienst Twitter belegen, sorgt die Insolvenz der auf den Bahamas beheimateten Krypto-Handelsplattform FTX aktuell nicht nur unter Insidern in Sachen Kryptowährungen für Wirbel. Dass ein für das Gesamtsystem relevantes Unternehmen quasi über Nacht kollabiert, ist neu.

Crash schockt Krypto-Welt und geht weit darüber hinaus

Der Crash der Krypto-Börse FTX, welche sich seit dem 11. November in einem Insolvenzverfahren befindet und im Verdacht steht, bis zu 10 Milliarden US-Dollar veruntreut zu haben, lässt die gesamte Krypto-Branche erzittern. Viele der bekannten Größen der Krypto-Szene, darunter Changpeng Zhao, der CEO von Binance, der weltgrößten Handelsplattform für Kryptowährungen, und Vitalik Buterin, der konzeptionelle Erfinder von Ethereum, haben sich besorgt zur aktuellen Großwetterlage am Krypto-Markt geäußert.

FTX
  • Rechtsform: Privatunternehmen
  • Firmensitz: Nassau auf den Bahamas
  • Gründer: Sam Bankman-Fried und Gary Wang
  • Bewertung: 25 Milliarden US-Dollar*
  • Leitung: John J. Ray III (CEO)

*) im Oktober 2021

Am 11. November 2022 meldeten FTX sowie etwa 130 weitere mit FTX.com, FTX US mit dem Unternehmen verbundene Firmen und Gesellschaften im Staat Delaware nach Chapter 11 eine Insolvenz an.

FTX war Sponsor in der Formel 1 und der NBA

Erst im September des vergangenen Jahres gaben FTX und das Formel-1-Team von Mercedes-Benz eine langfristige Partnerschaft bekannt, worauf das FTX-Logo auf den Boliden und Rennanzügen von Lewis Hamilton und George Russell platziert wurde. Auch die Arena der Miami Heat, eines NBA-Teams, wurde nach dem Abschluss eines Deals über 135 Millionen Dollar von FTX beworben.

Nach außen gab sich das Unternehmen selbst einen seriösen Anstrich und dennoch soll FTX durch Transfers an das mit ihm verbundene Unternehmen Alameda Research Kundeneinlagen in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar veruntreut haben.

Zudem wurden bereits kurz nach Bekanntgabe der Insolvenz knapp eine Milliarde US-Dollar mit „nicht autorisierten Transaktionen“ von der Handelsplattform entwendet.

Binance-CEO warnt vor Crypto.com

Binance-CEO Changpeng Zhao, der sich im Rahmen der Indonesia Fintech Summit 2022 erstmals öffentlich zur Insolvenz von FTX geäußert hatte und davon ausgeht, dass die gesamte Branche „dadurch ein paar Jahre zurückgesetzt wurde“, warnt bereits vor dem nächsten potentiellen Crash.

Nachdem die Krypto-Community auf eine geplante Transaktion von Crypto.com gestoßen ist, bei der 320.000 ETH – umgerechnet rund 377 Millionen Euro – zu Gate.io überwiesen werden sollten, kam die Frage auf, ob Crypto.com ebenfalls einen unsauberen Ausstieg („Exit“) planen könnte.

Wenn Kryptobörsen große Summen an Krypto bewegen müssen, nachdem sie ihre Wallet-Adressen offengelegt haben, dann ist das ein schlechtes Zeichen. Haltet euch fern.

Changpeng Zhao, CEO, Binance

Der Binance-Chef warnt Investoren davor, ihre Kryptowährungen auf die Wallet von Crypto.com zu legen.

Ethereum-Erfinder kritisiert FTX-CEO

Der Ethereum-Erfinder und -Gründer Vitalik Buterin sieht FTX als den „schlimmsten bisherigen Betrug“ im Bereich der Kryptowährungen. Besonders auffällig sei, dass sich FTX immer „besonders tugendhaft und gesetzestreu inszeniert“ habe. Insbesondere der FTX-Gründer und ehemalige CEO Sam Bankman-Fried (SBF) wird von Vitalik Buterin deutlich kritisiert. Nicht wenige Anleger fordern bereits eine Haftstrafe für den 30-jährigen US-Unternehmer.

Der ehemalige FTX-CEO soll im Zuge der Insolvenz des Unternehmens rund 95 Prozent seines zuletzt ohnehin von 20,5 auf rund 15 Milliarden US-Dollar „geschrumpften“ Vermögens verloren haben und wird seitdem auch nicht mehr in der Liste der weltweiten Milliardäre geführt.

Branche erleidet Vertrauensverlust

Die gesamt Branche hat durch den Crash von FTX und die vielen um viele Milliarden US-Dollar betrogenen Investoren einen erheblichen Vertrauensverlust zu beklagen und wird sich auf härtere Regulierungen und strengere Aufsichtsbehörden einstellen müssen.

Ich denke, dass wir dadurch jetzt ein paar Jahre zurückgesetzt wurden. Die Regulierungsbehörden werden jetzt richtigerweise viel, viel strenger sein, was, ehrlich gesagt, wahrscheinlich sogar gut ist.

Changpeng Zhao, CEO, Binance

Ob und wie das Krypto-Universum aus dieser Krise hervorgehen wird und wie weit die Kurse noch fallen werden, kann aktuell nur gemutmaßt werden. In den letzten 7 Tagen haben die großen Assets wie Bitcoin, Ethereum, Ripple und Cardano zwischen 20 und 30 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

Binance hat in die Twitter-Übernahme investiert

Auch die Entwicklung von Binance wird spannend zu beobachten sein, hatte sich das Unternehmen doch mit 500 Millionen US-Dollar an der Übernahme von Twitter durch Elon Musk beteiligt, wie die Nachrichtenagentur Reuters am 28. Oktober berichtete.

Flächenbrand ist durchaus möglich

Ob der Crash von FTX auch auf andere Börsen sowie die gesamte Branche einen Dominoeffekt hat, muss sich aber erst noch zeigen. Die Exchange AAX setzt in direkter Folge der FTX-Insolvenz aber bereits Abhebungen von seiner Börse aus, wie die Website CoinDesk berichtet.

Die Abhebungen wurden ausgesetzt, um Betrug und Ausbeutung zu vermeiden.

Die aktuellen System-Upgrades erfordern, dass unser Drittpartner die Bestandsdaten aller Nutzer überprüft und wiederherstellt.

Aufgrund der aktuellen Marktsituation dauert die Integration länger als üblich und soll nun in 7-10 Tagen abgeschlossen sein. Wir entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten und werden unser Bestes tun, um den regulären Betrieb wieder aufzunehmen.

Crypto Exchange AXX
AXX ist aktuell nicht verfügbar und lässt keine Auszahlungen zu
AXX ist aktuell nicht verfügbar und lässt keine Auszahlungen zu

Der Bitcoin notiert zur Stunde bei rund 16.000 Euro während ein Ethereum (ETH) bei 1.200 Euro liegt.

Update

FTX-Pleite zieht immer weitere Kreise

Die Insolvenz von FTX und die Veruntreuung von schätzungsweise 10 Milliarden US-Dollar ziehen immer weitere Kreise, die mittlerweile auch wirtschaftlich deutlich über das Marktumfeld der Kryptowährungen hinausgeht.

Wie die Wirtschaftswoche berichtet hat, hat der weltgrößte Finanzdienstleister Visa die Kreditkarten aus der Kooperation mit FTX aus dem Verkehr gezogen. Ein Firmensprecher bestätigte dies gegenüber der Wirtschaftszeitschrift.

Wir haben unsere globalen Vereinbarungen mit FTX gekündigt und das Kreditkartenprogramm in den USA wird abgewickelt

Firmensprecher, Visa

Nachdem bereits die US-Behörden gegen FTX und dessen ehemaligen CEO, Sam Bankman-Fried (SBF), ermitteln, hat auch die Polizei auf den Bahamas die Ermittlungen aufgenommen.

Sportler, Prominente und Großinvestoren verlieren viel Geld

Die FTX-Pleite hat auch für bekannte Sportler wie den NFL-Star Tom Brady, Prominente wie das Modell Giselle Bündchen sowie Institutionen und Großanlegern schwerwiegende Folgen.

Auch Finanzgiganten wie BlackRock oder auch Seqouia Capital gehören zu den Großinvestoren bei FTX.

Update

Insolvenz sorgt allerorts für Liquiditätsprobleme

Die Insolvenz von FTX und seiner angeschlossenen Gesellschaften, zu denen auch Alameda Research gehört, bindet sehr viel Liquidität von Privatanlegern, Großinvestoren und Institutionen und lässt den gesamten Krypto-Markt langsam ausbluten.

Die Datenanalysten von Kaiko Research haben jetzt einen eigenen Blog veröffentlicht, um dieses Ausbluten der Liquidität und der deutlich geringeren Markttiefe aller nahmhaften Coins und Assets zu beleuchten.

Neben den Institutionen haben auch Großinvestoren wie beispielsweise der japanische Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank, der mit 100 Millionen US-Dollar in FTX investriert war, ihr Invest bereits abgeschrieben.

Vieles spricht für ein Schneeballsystem

Wie sich immer mehr herausstellt, handelte es sich bei FTX vermutlich um ein Schneeballsystem, das vom FTX-Gründer und ehemaligen CEO Sam Bankman-Fried (SBF) zugunsten von Alameda Research, dem Handelszweig seines einst weitläufigen Kryptoimperiums, aufgesetzt wurde.

Im Wesentlichen übertrug FTX seinen hauseigenen FTT-Token zu Spottpreisen an Alameda Research, während die Börse seinerseits den Wert von FTT künstlich aufblähte, wie die Website Wccftech schreibt.

Bitcoins werden von den Börsen genommen

Die FTX-Pleite macht nicht nur Regulierungsbehörden neugierig, sondern auch Anleger vorsichtiger. So ist zum Beispiel der Bestand an Bitcoin, der auf Börsen („Exchanges“) gehalten wird, im Wochenvergleich um mehr als 115.000 BTC gesunken. Insbesondere die großen Guthaben werden jetzt aus Sicherheitsgründen auf Cold Wallets transferiert.

Die Auswirkungen auf den gesamten Krypto-Markt werden voraussichtlich größer ausfallen, als es zuerst den Anschein hatte.

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