Facecam Pro: Elgato stellt erste 4K60-Webcam für 350 Euro vor
Bereits mit der Facecam versprach Elgato letztes Jahr, die Lücke zwischen herkömmlichen Webcams und Systemkameras zu schließen. Im Test auf ComputerBase gelang das nur bedingt; insbesondere die fehlenden Fokuslinsen und eine instabile Bildrate waren Kritikpunkte. Die Facecam Pro geht jetzt beide Probleme an.
Mit schnellerem Prozessor und neuem Bildsensor
Und setzt dabei noch einen drauf, erlaubt sie doch als erste Webcam überhaupt die Aufnahme mit 3.840 × 2.160 Pixeln bei 60 FPS. Um die entsprechende Datenmenge in Echtzeit zu encodieren und die Bildrate zu halten, bedarf es laut Elgato eines neuen, eigens entwickelten Bildprozessors, weil bis dato kein entsprechender Chip auf dem Markt gewesen sei. Auch ein Kühlkörper ist verbaut. Alternativ erlaubt die Pro-Kamera Downsampling auf 1.920 × 1.080 Bildpunkte bei abermals 60 FPS, sodass die Bildqualität auch bei Full-HD-Video höher ausfalle als mit einer Elgato Facecam. Angebunden wird die Webcam abermals über USB 3.0, woraufhin sich Videos in den Formaten H.264 und MJPEG ausgeben lassen. Zur Länge des mitgelieferten Kabels oder diesbezüglichen Restriktionen macht der Hersteller keine Angaben – an jener Stelle kam es im Test der Facecam zu Problemen.
Auch beim Bildsensor bleiben zunächst Fragen offen. Elgato verbaut abermals einen CMOS-Sensor aus Sonys Starvis-Produktkatalog, der ursprünglich für Überwachungskameras konzipiert wurde. Die für diesem Anwendungsbereich optimierte Abbildungsleistung in dunklen Umgebungen kommt aber auch dem Einsatz in Streaming-Setups zugute. Elgato gibt zwar weiterhin lediglich die Sensorgröße von 1/1,8 Zoll an, mit den vorhandenen Daten lassen sich dann aber die restlichen Spezifikationen des Bildsensors erschließen: Ein Blick in Sonys Datenbank verrät, dass eigentlich nur der IMX678-AAQR1 aus der zweiten Starvis-Generation infrage kommt.
Es handelt sich um ein sowohl neueres als auch leistungsstärkeres Modell als jenes, das vermutlich in der ursprünglichen Facecam oder aber Razers Kiyo Pro zum Einsatz kommt. Durch die von 2,1 Megapixel auf 8,3 Megapixel gesteigerte Auflösung fällt allerdings trotz größerer Sensorfläche die Größe der einzelne Pixel auf nur noch 2 μm statt 2,9 μm – nichtsdestoweniger sei die Facecam Pro der Facecam auch beim Rauschverhalten überlegen, verspricht Elgato.
Elgato Facecam | Elgato Facecam Pro | Razer Kiyo Pro | |
---|---|---|---|
Sensorgröße | 1/2,8 Zoll** | 1/1,8 Zoll | 1/2,8 Zoll |
Auflösung | 2,1 MP | 8,3 MP | 2,1 MP |
Pixelgröße | 2,9 μm** | 2 μm** | 2,9 μm |
Brennweite* | ~ 24 mm | 21 mm | ~ 18 mm |
Offenblende | f/2.4 | f/2.0 | |
Naheinstellgrenze | 30 cm | 10 cm | 5 cm |
*KB-Äquivalent **Angaben nicht bestätigt |
Das Weitwinkelobjektiv erhält einen Autofokus
Als Objektiv kommt erneut eine Weitwinkel-Festbrennweite zum Einsatz, wobei Elgato den Bildwinkel von circa 24 mm Brennweite auf 21 mm Brennweite (KB-Äquivalent) vergrößert. Das erlaubt auch eine größere Offenblende von f/2.0 statt f/2.4, die wesentlichere Veränderung findet sich jedoch bei den nunmehr vorhandenen Fokuslinsen mitsamt Autofokus und dem damit einhergehenden Vorteil einer kleineren Naheinstellgrenze von rund 10 cm. Anderweitig verweist Elgato auf einen aufwändigen optischen Aufbau bestehend aus acht Elementen, wobei auch asphärische Linsen und Glas mit niedriger Dispersion zur Vorbeugung von chromatischen Aberrationen verbaut wird – entsprechende Eigenschaften sind bei Wechselobjektiven für Systemkameras Standard, nicht aber bei Webcams.
Im Lieferumfang der Kamera befindet sich erneut lediglich eine Halterung für die obere Bildschirmkante, wenngleich ein 1/4-Zoll-Gewinde für Stative vorhanden ist. Der Hardware zur Seite steht die bereits von der Facecam bekannte Software Camera Hub. Elgato erlaubt zahlreiche Einstellungen, spricht von noch weitgehender Kontrolle auf DSLR/M-Niveau, lässt eigene Konfigurationen erstellen und diese anschließend auf dem internen Speicher der Facecam Pro ablegen.
Auch beim Preis ein Stück näher an der DSLM
Laut Elgato ist die Facecam Pro ab sofort zur unverbindlichen Preisempfehlung von rund 350 Euro verfügbar. Der Preis ergibt angesichts des Anspruchs, abermals eine Lösung zwischen bis dato bester Webcam und Systemkamera zu bieten, durchaus Sinn – letztlich wird es aber unabhängige Tests benötigen, um die Bildqualität einzuordnen. Eine von Elgato kuratierte Auswahl an Beispielaufnahmen liefert die Produktwebsite. Im Fall der Facecam ohne Pro war es vor allem das vergleichsweise schlechte Abschneiden gegenüber aktuellen Smartphone-Kameras, das den UVP von 200 Euro ein wenig madig machte.