Halbleiterproduktion: Indiens erste Fab kostet 3 Mrd. USD für 40-nm-Chips
Bisher hat Indien nicht eine einzige moderne Halbleiterfabrik für die Chip-Fertigung, sondern ist komplett auf den Import angewiesen – mit entsprechend riesigen Problemen vor allem in den letzten beiden Jahren. Das soll sich nun ändern, bereits im Februar des kommenden Jahres könnte der Baubeginn einer ersten „Fab“ starten.
Indien hat zwar große Industriezweige und viele Fabriken, in denen für viele Länder und Konzerne der westlichen Welt produziert wird. Automobilhersteller wie Renault-Nissan und Hyundai sind hier, Samsung baut Fernseher, Waschmaschinen und Kühlschränke, Dell sogar PCs, Foxconn und Pegatron als große Auftragsfertiger für unzählige Firmen haben ebenfalls Standorte im Land. Doch vieles, was hier zusammengebaut wird, wird vorher importiert. Eigene Chips fertigt man hier in moderner Form nämlich gar nicht.
Als die westlichen Staaten anfingen ihre eigenen „Chips Act“ auf die Beine zu stellen oder anderweitig große Subventionspakete für die Halbleiterindustrie schnürten, musste auch Indien reagieren. Es wurde ein Programm auf den Weg gebracht, das rund zehn Milliarden US-Dollar vorsah, um die Ansiedlung der Halbleiterindustrie zu starten.
Bereits im Mai dieses Jahres gab es die ersten Anzeichen, dass ein Konsortium den Bau eines 3-Milliarden-US-Dollar-Werks übernehmen wird. Das International semiconductor consortium (ISMC) ist eine Partnerschaft zwischen zwei indischen Unternehmen, dem Abu Dhabi-basiertem Finanzdienstleister NextOrbit Ventures und Tower Semiconductor – jenen will Intel für 5,4 Milliarden US-Dollar zu Beginn des neuen Jahres übernommen haben. Tower Semiconductor wird mit maximal 15 Prozent Anteil aber nur der Technologiepartner sein, heißt es in indischen Medienberichten.
Die Fab soll im indischen Bundesstaat Karnataka mit seiner im IT-Bereich bereits gut bekannten Hauptstadt Bengaluru entstehen. Sie wird für eine Produktion von 40.000 Wafer in der Größe von 12 Zoll (300 mm) ausgelegt. Als Fertigungstechnologie werden zu Beginn 65 nm angepeilt, Stufen bis 40 nm seien jedoch geplant. Zuerst sollen die Automobilindustrie und das Militär beliefert werden.
Die Pläne reichen viel weiter
Indiens Pläne sollen aber deutlich ausgebaut werden. Kurzfristig könnte ein Joint Venture von Foxconn und Vedanta einen großen Komplex errichten, auch ein Konsortium aus Singapur hat Pläne für einen Fabrikbau in Indien, wobei Einzelheiten noch vage sind. Auch Micron wird die Suche nach einem Standort nachgesagt, die Regierung ist darüber hinaus auf Branchenriesen wie TSMC, Intel, Globalfoundries und weitere zugegangen. Im Gepäck sind die üblichen 50 Prozent und mehr an Subventionen, die bei einer Ansiedlung gezahlt würden.
Langfristig will Indien deutlich mehr Geld in den Bereich investieren, bis zu 30 Milliarden US-Dollar könnten es laut letzten Berichten nun werden. Oft wird dabei das mögliche Potenzial von Indien ins Spiel gebracht, wobei gern auf das reiche Singapur verwiesen wird. Dort leben lediglich knapp sechs Millionen Menschen und arbeiten in vielfältiger IT-Industrie sowie Fabs, in Indien werden es bald 1,4 Milliarden Menschen sein, ohne eigenen Fußabdruck in dem Bereich. In 25 bis 30 Jahren soll sich das deutlich gewandelt haben, hofft man.