Nvidia GA102 statt GA104: Auch Colorful spendiert der RTX 3070 Ti den größeren Chip
Zwar ist mit GeForce RTX 4090 (Test) und RTX 4080 (Test) inzwischen die Zeit von Nvidia Ada Lovelace angebrochen, doch auch bei der RTX-3000-Generation tut sich hin und wieder noch etwas. Nach Zotac bestückt nun auch Colorful die GeForce RTX 3070 Ti (Test) alternativ mit einem lediglich zur Hälfte aktivierten GA102-Grafikchip.
Colorful folgt Zotac mit drei Neuauflagen
Bei der von Nvidia im Juni 2021 inmitten des Mining-Booms nachgereichten RTX 3070 Ti handelt es sich um die gerade einmal rund 5 Prozent schnellere große Schwester der GeForce RTX 3070 (Test). Beide Grafikkarten eint eigentlich der verbaute Grafikchip in Form des GA104, wobei bei der klassischen RTX 3070 nur 5.888 Shader-Einheiten aktiv sind und die Ti-Variante über die vollständig aktivierte GA104-GPU mit 6.144 FP32-ALUs verfügt. Die exakt gleiche Anzahl an Ausführungseinheiten, aber einen anderen Grafikchip, bieten nun nach der Zotac GeForce RTX 3070Ti-8G6X Apocalypse GOC auch drei Gaming-Grafikkarten des chinesischen Herstellers Colorful, worauf zunächst VideoCardz aufmerksam wurde.
Konkret handelt es sich um die Colorful GeForce RTX 3070 Ti iGame Vulcan OC, die Colorful GeForce RTX 3070 Ti iGame Advanced OC und die Colorful GeForce RTX 3070 Ti iGame Ultra White OC, wobei der Hersteller die GA102-Varianten stets mit dem Suffix „V2“ versieht, um auf den geänderten Grafikchip hinzuweisen. Mehr Leistung verspricht der Wechsel aber nicht unbedingt: Auch die Neuauflagen kommen wie schon vor einem Monat bei Zotac mit lediglich 6.144 aktiven Shader-Einheiten daher. Der Vollausbau des GA102, der in der GeForce RTX 3090 Ti (Test) zum Einsatz kommt, bietet derweil ganze 10.752 CUDA Cores – im Falle der neuen RTX-3070-Ti-Modelle sind folglich nur rund 57 Prozent der Ausführungseinheiten aktiv.
Anderweitig bleibt fast alles beim Alten: Keine Unterschiede gibt es etwa bei den Taktraten, dem Speicherinterface oder dem Speicherausbau. Aufgebohrt wurde lediglich in Teilen die Spannungsversorgung, was mit zusätzlichen Stromanschlüssen und höheren TDP-Werten einhergeht. Bei der iGame Ultra White wird im Zuge dessen mit weiteren Heatpipes auch die Kühlleistung angehoben. Ohnehin dürfte es auf dem PCB viele von Außen nicht sichtbare Änderungen geben, um den wesentlich größeren GA102 unterzubringen.
Verwertung teildefekter GPUs ist keine Seltenheit
Dass ein und derselbe Grafikchip auf Grafikkarten verschiedener Leistungsklassen verbaut wird, ist nicht unbedingt besonders: Einerseits können auf diesem Wege teildefekte Chips in teilweise deaktivierter Form verwertet werden. Andererseits ist es für Entwickler und Hersteller oftmals schlichtweg günstiger, eine kleinere Anzahl verschiedener Chips zu entwerfen und zu produzieren. Der GA102 beispielsweise kommt bisher bei der GeForce RTX 3090 Ti, RTX 3090, RTX 3080 Ti sowie der RTX 3080 mit 10 GB und 12 GB Grafikspeicher zum Einsatz.
Ein derart großer Verschnitt wie nun bei der RTX 3070 Ti ist aber durchaus ungewöhnlich; wirtschaftlich erscheint das nicht. Denkbar ist höchstens, dass die Ausbeute voll funktionsfähiger GA104-Chips nicht unbedingt hoch ausfällt oder aber viele GA102-Exemplare mit defekten Ausführungseinheiten kämpfen respektive in Nvidias Lagerbeständen übrig sind. Aber das ist bloße Spekulation. In diesem Zusammenhang steht auch die Frage, wieso beim Schritt vom GA104 auf den größten Gaming-Ampere-Chip GA102 der eigentlich dazwischen platzierte GA103 übergangen wird. Das Modell kommt beispielsweise in der RTX 3080 Ti Laptop GPU (Test) oder aber vereinzelt in der RTX 3060 Ti zum Einsatz.
Veröffentlichung hierzulande unwahrscheinlich
Für europäische Kunden sind die drei neuen Colorful-Grafikkarten derweil nur aus technischer Perspektive interessant: Wie schon zuvor Zotacs GeForce RTX 3070 Ti mit GA102 werden die Modelle aller Wahrscheinlichkeit nach ausschließlich auf dem chinesischen Markt vertrieben. Anders sieht es mit den beiden zuletzt abgeänderten Gaming-Grafikkarten der Ampere-Generation aus, der GeForce RTX 3060 Ti mit 8 GDDR6X-Grafikspeicher und der GeForce RTX 3060 mit 8 GB statt 12 GB Grafikspeicher.
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