Die Strahlen sind los: Was denkt die Community über Raytracing in Spielen?
Mit dieser Sonntagsfrage möchte die Redaktion von euch erfahren, wie ihr zu Raytracing in Videospielen steht. Nutzt ihr die Strahlen für eine realistischere Darstellung von Licht, Schatten und Reflexionen und seht ihr darin die Zukunft? Ist Raytracing beim Kauf neuer Games und Hardware schon jetzt ein Thema oder nebensächlich?
Raytracing in Spielen – ein langer Weg zum Erfolg?
In der vergangenen Woche widmeten sich die sonntäglichen Umfragen ganz euren präferierten Grafikeinstellungen für Spiele am PC. Dabei gab knapp über die Hälfte der Community-Mitglieder an, zumindest hin und wieder auch Raytracing zu aktivieren. Rund zehn Prozent wollen auf die Strahlen nicht mehr verzichten müssen.
Grund genug, die heutige Sonntagsfrage ganz dem Thema Raytracing in Spielen zu widmen. Auf ComputerBase war die alternative Technik bereits im Jahr 2007 erstmals Thema, als Gastautor Daniel Pohl lange vor Microsoft DirectX Raytracing (DXR) und „RTX On“ im ersten Teil seiner über vier Jahre weiterverfolgten Serie „Raytracing in Spielen“ von seiner Forschungsarbeit in diesem Bereich berichtete. Er hatte als Diplomarbeit Quake 4 in Raytracing programmiert und ging auf die Vor- und Nachteile des Renderings mit Raytracing ein. Die Berechnung übernahm damals noch die CPU, denn Raytracing war „in Software“ umgesetzt – Gaming-Grafikkarten waren noch weit von der heute genutzten Hardwarebeschleunigung entfernt. Es folgten weitere Berichte zu den neuesten Entwicklungen und der Raytracing-Umsetzung von Enemy Territory: Quake Wars, seit Anfang 2012 wurde es um das Thema allerdings ruhiger.
- Raytracing in Spielen I: Strahlen versprechen den Fotorealismus
- Raytracing in Spielen II: Das Reich der Strahlen macht Fortschritte
- Raytracing in Spielen III: Quake Wars mit Raytracing
- Raytracing in Spielen IV: Raytracing in der Cloud
- Raytracing in Spielen V: Neues aus der Strahlenwelt
- Raytracing in Spielen VI: So werden Strahlen von GPUs beschleunigt
Spätestens seit der Gamescom 2018 ist es mit der Vorstellung der ersten GeForce-RTX-Grafikkarten von Nvidia mit der Ruhe wiederum vorbei. Die RTX 2080 Ti, RTX 2080 und RTX 2070 boten mit der neuen Turing-Architektur erstmals dedizierte Ausführungseinheiten für Echtzeit-Raytracing. Verfolgt wird dabei ein Mittelweg zwischen herkömmlichen Rasterizing und Raytracing: Nicht gleich die gesamte Grafik, sondern lediglich ausgewählte Bestandteile und Effekte werden durch Strahlen berechnet. Wer sich im Detail für die Strahlen interessiert, dem sei insbesondere der Abschnitt „Wie funktioniert Raytracing in Spielen?“ ans Herz gelegt. Auf die aktuelle Umsetzung in Gaming-Grafikkarten geht der empfehlenswerte Artikel „Raytracing in Spielen VI“ gezielt ein.
Die Strahlen eröffnen neue Möglichkeiten
Knackpunkt ist, dass einige Grafikeffekte mit Rasterisierungstechniken nur schwer, falsch oder überhaupt nicht zu realisieren sind – beispielsweise Reflexionen, Lichtbrechungen, Schatten, Umgebungsverdeckung, Global Illumination und auch spezielle Lichtberechnungen, die bis jetzt im voraus berechnet werden mussten. Zudem gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten wie Sichtbarkeitsprüfungen, Audio-Simulation, Partikelsimulationen und Sichtbarkeitsprüfungen für KI. Insofern verwundert es nicht, dass Raytracing seit langem als „The Holy Grail of Graphics“ bekannt ist; auch Nvidia verwendete die Bezeichnung im Rahmen der Vorstellung der Turing-Grafikkarten. Die Sache hatte allerdings einen Haken: Die Strahlen benötigen sehr viel zusätzliche Rechenleistung, was sich im Test der GeForce RTX 2080 Ti und RTX 2080 zeigte.
Eine weitere Hürde war, dass entsprechende Spiele mit Raytracing-Implementierung zu Beginn rar gesät waren – bis Anfang 2020 kamen lediglich fünf Triple-A-Produktionen auf den Markt, in denen die Strahlen ihren Einsatz leisteten. Knapp zwei Jahre später sieht das jedoch gänzlich anders aus: Nicht nur, dass Raytracing aus vielen aktuellen Blockbuster-Veröffentlichungen kaum noch wegzudenken ist – populär sind unter anderem die Umsetzungen in Cyberpunk 2077 (Test), Metro Exodus Enhanced (Test) oder zuletzt A Plague Tale: Requiem (Test) –, auch in ältere Spiele hält die Technik mit Neufassungen Einzug, beispielsweise Mitte Dezember 2022 in The Witcher 3.
Mit jeder Generation ein bisschen mehr Leistung
Und da die Raytracing-Ausführungseinheiten in GeForce-Grafikkarten mit der RTX 4090 (Test) und RTX 4080 (Test) inzwischen in der dritten Generation angekommen sind, bei AMD mit der Radeon RX 7900 XT(X) zumindest Generation Zwei vor der Tür steht und alternative Upscaling-Algorithmen wie DLSS Super Resolution (Test), DLSS 3 mit Frame Generation (Test), FSR 2 (Test) oder XeSS immer häufiger ihren Weg in neue Videospiele finden, ist es auch um die Leistung mit Raytracing inzwischen wesentlich besser bestellt: Während vor vier Jahren häufig selbst mit High-End-Grafikkarten noch zwischen Raytracing und flüssigen Bildwiederholraten gewählt werden musste, sind heute mitunter dreistellige FPS mit Raytracing-Effekten in UHD möglich. Und der Großteil der ComputerBase-Community spielt nach wie vor in einer niedrigeren Auflösung, wie die letzte Sonntagsfrage gezeigt hat.
Wie wichtig ist euch Raytracing?
Nichtsdestoweniger greift die Hälfte der Leser noch nicht auf die Strahlen zurück – woran liegt das? Fehlt es an der geeigneten Hardware? Inzwischen bieten zwar Nvidia, AMD und Intel Grafikkarten, die Raytracing in Echtzeit in Hardware beschleunigen können, aber wie hoch ist der Anteil der verschiedenen GPU-Generationen? Die Raytracing-Leistung hat sich bei Nvidia mit jeder neuen Grafikarchitektur merklich verbessert und auch AMD stellt entsprechende Optimierungen in Aussicht.
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Ja, ich habe eine Ada-Lovelace-Grafikkarte vom Typ GeForce RTX 4000 verbaut.
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Ja, in meinem System werkelt eine Ampere-GPU der RTX-3000-Baureihe.
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Ja, bei mir kommt mit einer GeForce RTX 2000 der Turing-Architektur die erste Raytracing-Generation zum Einsatz.
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Ja, ich habe eine RDNA-2-Grafikkarte der Radeon-RX-6000-Serie installiert.
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Ja, eine ARC-Grafikkarte der Alchemist-Generation beschleunigt die Strahlen bei mir.
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Nein, mein PC unterstützt kein hardwarebeschleunigtes Raytracing.
Achtet ihr beim Kauf auf Raytracing?
Darauf aufbauend folgt die Frage, wie wichtig die Raytracing-Leistung für euch beim Kauf einer neuen Gaming-Grafikkarte ist: Haben die Strahlen Priorität oder ist nach wie vor die Rasterizing-Leistung am wichtigsten? Und wie hoch ist der Anteil an Nutzern, denen Raytracing beim Kauf neuer Hardware noch immer völlig egal ist?
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Ja, eine hohe Raytracing-Leistung ist mir bei einer neuen Grafikkarte sehr wichtig.
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Ja, ich achte schon auf die Leistung bei Raytracing, aber die Rasterizer-Leistung ist wichtiger.
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Nein, die Raytracing-Leistung ist für mich beim Kauf einer Grafikkarte nebensächlich. Unterstützt werden sollten die Strahlen aber schon.
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Nein, Raytracing ist mir beim Kauf einer neuen Grafikkarte völlig egal. Die Karte muss meinetwegen auch gar kein hardwarebeschleunigtes Raytracing bieten.
Die gleiche Frage ist auch auch bezüglich des Kaufverhaltens bei Videospielen interessant. Insbesondere große Einzelspieler-Blockbuster fahren immer häufiger opulente Raytracing-Effekte auf, aber kommt das bei den Spielern an? Ist der Einsatz der Strahlen vielleicht sogar ein wichtiges Argument zum Kauf – oder spielt er gar keine Rolle? Die Redaktion würde sich auch über Kommentare freuen, in welchen Spielen euch Raytracing besonders gefallen hat und auf welche Neuerscheinung mit Raytracing-Implementierung ihr euch bereits freut.
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Ja, ich suche gezielt nach Spielen, die grafisch neue Maßstäbe setzen – und dazu gehört auch ein umfangreicher Raytracing-Support.
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Zwar bevorzuge ich Spiele, die neue Grafikeffekte wie Raytracing umsetzen; ich würde einen Titel aber nicht deswegen kaufen.
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Wenn ein Spiel, das mich interessiert, Raytracing bietet, ist das ein weiterer Pluspunkt – mehr aber nicht.
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Ob ein neues Game mit Raytracing daher kommt oder nicht ist mir völlig gleich – das ist für mich kein Kriterium.
Welche Raytracing-Effekte sind euch welche Kompromisse wert?
Falls ein Spiel Raytracing bietet, stellt sich im Grafikmenü häufig die Frage, welche Effekte aktiviert werden sollen und auf welche verzichtet werden kann. Wie setzt ihr bei verschiedenen zur Möglichkeit stehenden Raytracing-Modi eure Präferenzen; in welchem Szenario haben die Strahlen eurer Meinung nach das größte Potenzial? Oder seid ihr von allen bisherigen Raytracing-Umsetzungen beeindruckt?
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Raytracing-Reflexionen und -Lichtbrechungen haben es mir angetan.
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Meiner Meinung nach profitiert die Globale Beleuchtung von den Strahlen besonders.
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Ich mag insbesondere die mit dem Einsatz von Raytracing realistischer gewordene Umgebungsverdeckung.
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Die durch Raytracing präziser gezeichneten Schatten finde ich toll.
Häufig ist bei Aktivierung mehrerer oder aller Raytracing-Effekte auf hoher Detailstufe aber nach wie vor die Leistung das Problem – und die letzte Sonntagsfrage hat gezeigt, dass die Community gerne mit hohen oder gar maximierten Details spielt. Wer allerdings nicht über eine High-End-Grafikkarte der letzten Generation oder gar bereits eine Ada-Lovelace-GPU verfügt, der muss insbesondere in hohen Auflösungen Kompromisse eingehen. Aber in welche Richtung: Geht die Grafikpracht über alles, ist Raytracing wichtiger als die restlichen Grafikeinstellungen oder kommen die Strahlen zugunsten der FPS doch gar nicht infrage?
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Die grafische Qualität eines Spiels geht für mich über alles – solange die Bildwiederholrate zumindest spielbar bleibt (30-60 FPS), drehe ich Raytracing so hoch wie möglich.
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Mir ist Raytracing durchaus wichtig, aber ich versuche dennoch hohe Bildraten (60-100 FPS) zu erreichen und regele dementsprechend andere Grafikeinstellungen runter.
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Mir ist Raytracing durchaus wichtig, aber ich versuche dennoch hohe Bildraten (60-100 FPS) zu erreichen und regele die Raytracing-Einstellungen dementsprechend runter – sonstige Grafikeinstellungen gehen vor.
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Ich schalte Raytracing nur zu, wenn ich ohnehin bei maximierten Grafikeinstellungen sehr hohe Bildwiederholraten (100 FPS oder mehr) erreiche.
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Ich käme niemals auf die Idee, Raytracing einzuschalten – die FPS gehen eindeutig vor!
Eine strahlende Zukunft oder ein jähes Ende?
Abschließend will die Redaktion wissen, ob die Community für Raytracing eine Zukunft sieht: Werden sich die Strahlen lang- oder gar kurzfristig durchsetzen? Oder bleibt es bei einer temporären Erscheinung, die bald wieder zugunsten des klassischen Rasterizer-Renderings verschwinden wird?
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Ja, Raytracing wird in der Zukunft als Standardmodell für das gesamte Rendering von Videospielen fungieren.
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Ja, Raytracing beginnt schon jetzt, für Beleuchtung, Schatten und Reflexionen zum Mittel der Wahl zu werden.
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Na ja, der Einsatz von Raytracing-Effekten wird zunehmen, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
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Vielleicht, aber nicht in der aktuellen Umsetzung – für die sehe ich keine Zukunft.
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Nein – bei Raytracing in Spielen insgesamt handelt es sich um eine bloße Modeerscheinung, die schon bald wieder verschwinden wird.
Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht
Die Redaktion würde sich sehr über fundierte und ausführliche Begründungen zu euren Entscheidungen in den Kommentaren zur aktuellen Sonntagsfrage freuen. Wenn ihr ganz andere Favoriten habt, schreibt es bitte in die Kommentare.
Leser, die sich noch nicht an den letzten Sonntagsfragen beteiligt haben, können dies gerne nachholen. Insbesondere zu den letzten Umfragen laufen nach wie vor spannende Diskussionen im ComputerBase-Forum.
Die letzten zehn Sonntagsfragen in der Übersicht
- Grafikeinstellungen, Presets, Bildausgabe und Peripherie
- Setzt ihr noch auf Luft oder schon auf Wasser?
- Wollt ihr mehr über effiziente oder sparsame Hardware lesen?
- Ist eure Schmerzgrenze beim Gaming-PC erreicht?
- GTA I & II oder lieber San Andreas, Vice City & GTA V?
- Welche Schulnoten gebt ihr AMDs AM5-Plattform aktuell?
- Ist der Stromverbrauch neuer Hardware noch zeitgemäß?
- Wie geht die Rechnung von Ada Lovelace für Nvidia aus?
- Wie bewertet ihr die Trennung der beiden GPU-Spezialisten?
- Vom Saugroboter zum Haushaltsandroiden?