Seagate Exos 2X18: Neue HDD mit 550 MB/s dank Dual-Aktor (Mach.2) enthüllt
Ohne öffentliche Ankündigung hat Seagate weitere Festplatten (HDD) mit der neuen Dual-Actuator-Technik „Mach.2“ in sein Programm aufgenommen. Die Exos 2X18 sollen damit die Leistung der Exos X18 verdoppeln. Warum der Hersteller aber nur bedingt von „SSD-Leistung“ sprechen kann, klärt der Artikel.
Hinter dem Markennamen „Mach.2“ verbirgt sich die sogenannte Multi-Actuator-Technologie; in diesem Fall ist Dual-Actuator treffender. Der Actuator, zu deutsch Aktor, ist ein mechanischer Arm, an dem die Lese-/Schreibköpfe einer Festplatte sitzen, die über die rotierenden Magnetscheiben bewegt werden. Bisher war ein einzelner Aktor für alle Köpfe üblich.
Doch Seagate hat bereits vor fast fünf Jahren das Konzept mit zwei unabhängig voneinander agierenden Aktoren formuliert. Damit werden zwei parallele Zugriffe ermöglicht, was die Leistung der HDD zumindest in der Theorie verdoppelt. In einer Demonstration schaffte ein Prototyp somit 480 MB/s beim sequenziellen Datentransfer. Die Bemusterung der ersten Mach.2-HDDs erfolgte bereits vor drei Jahren. Mit der Exos 2X14 erschien 2021 schließlich das erste Endprodukt.
Seagate stellt die Exos 2X18 vor
Wie die Website Blocks and Files entdeckt hat, hat Seagate mit der Exos 2X18 nun weitere HDDs mit dieser Technik zumindest in seine öffentlichen Produktseiten aufgenommen und damit praktisch offiziell gemacht. Zur Verfügbarkeit oder dem Preis liegen allerdings noch keine Informationen vor.
Das Datenblatt (PDF) liefert aber schon die Eckdaten. Demnach ist das 18-TB-Modell in zwei logische Einheiten von je 9 TB unterteilt. Varianten mit 16 TB (2 × 8 TB) gibt es ebenfalls.
554 MB/s sind SSD-Niveau, die IOPS aber lange nicht
Für eine HDD mit 7.200 U/min soll die Exos 2X18 bisher unerreichte 554 MB/s schaffen. Das entspricht erwartungsgemäß in etwa dem doppelten Maximum einer Exos X18, die mit 270 MB/s spezifiziert ist. Zugleich erhöhen sich auch die IOPS beim wahlfreien Lesen und Schreiben von vormals 170/550 (Exos X18) auf nun 304/560 (Exos 2X18), wenngleich hier keine Verdoppelung vorliegt. Die durchschnittliche Latenz liegt zudem weiterhin bei 4,16 ms.
Dass Seagate jetzt mit „SSD-Leistung in einer 18 TB- und 16 TB-Lösung“ wirbt, ist somit nicht ganz richtig. Bei sequenziellen Transfers wird mit rund 550 MB/s zwar nun das Niveau von SATA-SSDs erreicht, doch liegt die HDD bei den IOPS und auch den Latenzen noch Welten selbst hinter den langsamsten SSDs zurück.
Dennoch ist eine solche Beschleunigung von HDDs längst überfällig. Die Speicherkapazitäten von Festplatten wachsen nämlich weitaus schneller als deren Durchsatzraten. Zumindest das sequenzielle Befüllen wird somit signifikant beschleunigt.
Ein theoretischer Vergleich mit SSDs
Zur Veranschaulichung hat die Redaktion die vorliegenden Werte einer einzelnen Exos X18 in Benchmarks der Einfachheit halber schlicht verdoppelt, um zu zeigen, wo die Exos 2X18 im theoretischen Bestfall im Leistungsvergleich mit SSDs stehen würde.
Bei den sequenziellen Tests im CrystalDiskMark wäre die Exos 2X18 zwar auf Augenhöhe mit SATA-SSDs wie der Crucial MX500 oder der Samsung 870 Evo. Doch bei den wahlfreien Tests bliebe sie, insbesondere beim 4K-Lesen, weiterhin weit abgeschlagen. Die Hochrechnung im PC-Mark birgt allerdings Tücken, da sich die Latenz eigentlich nicht halbieren dürfte.
Die Leistungsaufnahme steigt
Die üblichen Parameter zur Einstufung der Zuverlässigkeit (MTBF, AFR) sind gegenüber der Exos X18 unverändert. Allerdings steigt die Leistungsaufnahme und zwar deutlich. So benötigt die Exos 2X18 im Leerlauf bereits rund 8 Watt, während sich die Exos X18 mit maximal 5,8 Watt begnügt. Im aktiven Betrieb stehen vormals maximal 9,9 Watt nun bis zu 13,5 Watt gegenüber. Die Mehrleistung gibt es keineswegs zum Nulltarif.
Der ursprüngliche Artikel hatte die im vergangenen Jahr eingeführte Exos 2X14 als erstes Modell mit der Multi-Actuator-Technik nicht berücksichtigt. Die Meldung wurde entsprechend geändert.