Ubisoft gibt Valve klein bei: Anno 1800 und Assassin's Creed kehren zurück zu Steam

Update Fabian Vecellio del Monego
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Ubisoft gibt Valve klein bei: Anno 1800 und Assassin's Creed kehren zurück zu Steam
Bild: Ubisoft

Nach Jahren der Abstinenz wagt sich Ubisoft mit einigen Spielen zurück auf Steam, darunter sind das mittlerweile am Ende seiner vierten Season angekommene Aufbaustrategiespiel Anno 1800 (Test) und Assassin's Creed Valhalla (Test). Die Rückkehr zu Valves Store-Platzhirsch liegt derzeit im Trend.

Ubisoft als Spielball zwischen Valve und Epic Games

Bereits knapp vier Jahre ist es her, dass Epic Games mit einem eigenen Store den Versuch begann, Valves Beinahe-Monopol auf den digitalen Vertrieb von PC-Spielen aufzubrechen. Von Anfang an waren eine höhere Provision für Spieleentwickler ein Lockmittel auf der Seite der Anbieter, während Kunden mit Gratis- und Exklusivspielen auf die neue Plattform gelockt werden sollten. Zu diesem Zweck war Epic Games bereit, den neuen Store jährlich mit bis zu 181 Millionen US-Dollar an größtenteils mit Fortnite: Battle Royale erwirtschafteten Einnahmen querzufinanzieren, wie aus dem Gerichtsverfahren mit Apple hervorging. Und die Wachstumsstrategie ging auf; Anfang des Jahres knackte der Epic Games Store die Marke von 500 Millionen Accounts.

Ein Publisher, der der aufstrebenden Plattform seit dem Jahr 2019 mit zumindest teilexklusiven Spielen Beihilfe leistete, war Ubisoft. Das Unternehmen ging mit Epic Games eine Partnerschaft ein, wonach die eigenen Spiele fortan nicht mehr auf Steam, sondern nur noch im Epic Games Store und Ubisofts eigenem Launcher Uplay – inzwischen umbenannt zu Ubisoft Connect – erscheinen sollten. Zunächst betroffen waren damals beispielsweise The Division 2 (Test) und Anno 1800, das in einem unüblichen Schritt erst zum Release von Steam entfernt wurde: Das Spiel war auf Valves Plattform zwar vorbestellbar und für die entsprechenden Käufer wurden auch alle nachfolgenden Inhalte bereitgestellt; ein Neuerwerb allerdings war vom 16. April 2019 an nicht mehr möglich.

Rückkehr zu Steam wird von Assassin's Creed angeführt

Nun jedoch plant Ubisoft die Rückkehr zu Steam, wie der Publisher in Schreiben gegenüber einigen englischsprachigen Publikationen bestätigt hat. Bereits vor zwei Wochen tauchten in einigen Steam-Datenbanken sowie Ubisoft-Connect-Dateien entsprechende Hinweise auf, nun aber ist der Schritt offiziell: Ubisoft „evaluiere ständig, wie die eigenen Spiele an unterschiedliche Zielgruppen gebracht werden könnten“, heißt es. Das vor zwei Jahren erschienene Assassin's Creed Valhalla wird am 6. Dezember 2022 erstmals auf Steam verfügbar werden, wie die bereits eingerichtete Shopseite zeigt. Das Angebot soll die vier verschiedenen Versionen „Standard Edition“, „Deluxe Edition“, Ragnarök Edition“ und „Complete Edition“ umfassen.

We’re constantly evaluating how to bring our games to different audiences wherever they are, while providing a consistent player ecosystem through Ubisoft Connect. Assassin's Creed Valhalla, Anno 1800 and Roller Champions are among the Ubisoft titles that will be releasing on Steam."

Ubisoft gegenüber PCGamer

Zu einem noch nicht genannten, späteren Zeitpunkt sollen Anno 1800 und das im Sommer 2022 gestartete Arcade-Sportspiel Roller Champions folgen. Auch der Steam-Release weiterer respektive zukünftiger Ubisoft-Spiele ist denkbar. Nach wie vor wird dabei aber aller Wahrscheinlichkeit nach gelten, dass Käufer der Steam-Version eines Ubisoft-Spiels weiterhin zusätzlich Ubisoft Connect benötigen – Steam fungiert quasi lediglich als Launcher für den Launcher, wenngleich mit dem Kauf die üblichen Annehmlichkeiten wie Valves Rückgaberichtlinien oder Steam-Achievements einhergehen.

Anno 1800 – Aufstieg der Neuen Welt
Anno 1800 – Aufstieg der Neuen Welt (Bild: Ubisoft)

Wieso der Publisher nach Jahren der Epic-Games- und Ubisoft-Connect-Exklusivität nun doch wieder zu Steam zurückkehrt, wird nicht offiziell begründet. Denkbar ist selbstredend, dass Epic Games zukünftig nicht mehr bereit ist, besagte Exklusivität lukrativ zu vergüten, aber das ist bloße Spekulation. Ubisoft begründete den Rückzug damals mit Valves „30-Prozent-Steuer“ – die allerdings bereits Ende 2018 aufgelockert wurde –, wohingegen Epic Games lediglich 12 Prozent Provision verlangt. Als wahrscheinlich kann derweil angesehen werden, dass Ubisoft dringend Verkäufe braucht, nachdem in diesem Jahr beinahe sämtliche Neuveröffentlichungen gescheitert sind respektive auf nachfolgende Jahre verschoben werden mussten. Der Verkaufsstart älterer Spiele auf einer neuen Plattform gegenüber einer bisher zumindest teilweise unerschlossenen Zielgruppe kann insofern aushelfen, gerade da es sich bei Steam nach wie vor um den mit Abstand größten Store mit den meisten Nutzern handelt.

Wo kaufst du Ubisoft-Spiele?
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    18,6 %

Ubisoft ist nach zahlreichen Fehlschlägen im Zugzwang

Als Paradebeispiel für die erwähnte Pannenserie Ubisofts mag das nach vernichtenden Rückmeldungen zu einer geschlossenen Beta-Testphase auf unbestimmte Zeit zurück ans Reißbrett gebrachte Die Siedler dienen, an dessen sowohl bei Fans als auch Kritikern unbeliebter Neuausrichtung der Publisher weiterhin festhält; aber auch anderweitig sah es zuletzt mau aus. Da das bereits im Vorfeld um Jahre verzögerte Arcade-Piratenspiel Skull and Bones abermals verschoben wurde – diesmal bis in den März 2023 – und nicht, wie geplant, am 8. November erschienen ist, stellt das zusammen mit Nintendo produzierte Mario + Rabbids: Sparks of Hope, das am 20. Oktober exklusiv für die Switch erschienen ist, Ubisofts einzige größere Neuerscheinung im zweiten Halbjahr dar. Im Sommer startete lediglich Roller Champions, wobei Ubisoft Ende Juli Gerüchte um eine baldige Einstellung zwar dementierte, aber weitere Verzögerungen bei neuen Inhalten einräumen musste.

Vor einigen Monaten wurde indes bekannt, dass das Open-World-Action-Adventure Avatar: Frontiers of Pandora um bis zu eineinhalb Jahre verschoben wird, während vier Entwicklungen bereits vor ihrer Veröffentlichung eingestellt wurden. Im Herbst wurden außerdem die Online-Dienste von vielen älteren Ubisoft-Spielen eingestellt. Auch die Remake-Neufassung von Prince of Persia: The Sands of Time hat nach einigen Verzögerungen derzeit keinen Releasetermin. Bereits Ende 2021 wurde darüber hinaus bekannt, dass Ubisoft mit einem gravierenden Mitarbeiterschwund zu kämpfen hat, der in einer Kette von internen Belästigungsskandalen, fehlender Aufarbeitung und einem kruden Krisenmanagement wurzelt.

Assassin's Creed Valhalla
Assassin's Creed Valhalla (Bild: Ubisoft)

All das hinterließ seine Spuren: Im Sommer 2018 kulminierte die Ubisoft-Aktie bei rund 100 Euro, seitdem geht es abwärts. Derzeit ist das Wertpapier zum Stückpreis von rund 27 Euro erhältlich. Auch die 300 Millionen Euro schwere Finanzspritze des chinesischen Investors Tencent konnte daran nichts ändern. Tencent hält inzwischen über 11 Prozent an Ubisoft SA.

Valve hat die Store Wars erfolgreich ausgesessen

Mit der Rückkehr zu Steam folgt Ubisoft derweil einem Trend, der schon Ende 2019 von EA losgetreten wurde: Immer mehr große Publisher, die einst zu eigenen Clients, Launchern oder Stores gewechselt sind, verkaufen inzwischen wieder auch oder gar nur auf Steam. Anfang des Jahres beerdigte Microsoft den Bethesda.net-Launcher des aufgekauften Publishers und wechselte zu Valves Plattform; erst kürzlich folgte Activision Blizzard mit Call of Duty: Modern Warfare II. Dafür tun musste Valve augenscheinlich nichts – allein die Kaufkraft der Steam-Nutzer wird für die entsprechenden Publisher letztlich das schwerwiegendste Argument gewesen sein. Steam stellt sich folglich an, Ende 2022 als Sieger der Store Wars hervorzugehen.

Update

Inzwischen sind auch Anno 1800 und gestern schließlich Watch Dogs Legion auf Steam erschienen. Noch bis zum 2. Februar 2023 ist das Hacker-Abenteuer überdies um 80 Prozent rabattiert zum Preis von 12 Euro zu erstehen. Die Rezensionen fallen vorerst mit lediglich 57 Prozent positiver Bewertungen gemischt aus; bei Assassin's Creed Valhalla zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Ursache der Kritik findet sich allerdings weniger bei den Spielen selbst als bei Ubisofts Store-Politik: Nun erscheinen die Spiele des Publishers zwar vermehrt wieder auch auf Steam; letztlich dient die Plattform aber lediglich als Launcher für Ubisofts eigenen Launcher Ubisoft Connect. Überdies wird moniert, dass der Publisher für die neu auf Steam hinzugefügten Spiele keine Steam-Errungenschaften eingerichtet hat.