214 Tage Inventar: Micron versinkt im Speicher und verschiebt EUV
Micron macht auch zum Jahresende nicht vor bösen Überraschungen halt. Der Hersteller versinkt sprichwörtlich im Speicher, der dazu stets noch deutlich günstiger wird und korrigiert deshalb weiter die Aussichten nach unten, was auch eine Verschiebung der Einführung von EUV-Lithografie einbezieht.
Es geht weiter deutlich bergab
Micron trifft es in der aktuellen Krise bei den Speicherherstellern auf den ersten Blick am deutlichsten – aber eventuell sind sie auch so offen mit der Thematik wie kein anderer. Die koreanischen Branchenriesen und direkten Mitbewerber Samsung und SK Hynix lassen sich kaum in die Karten blicken und erklären oft noch, dass alles rosig sei, wenn die Zahlen doch längst etwas anderes aussagen.
Microns Zahlen zeigen nach unten, und das weiterhin sehr deutlich. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 47 Prozent zurück, auch gegenüber dem vorangegangen Quartal heißt das nochmals einen Rückgang von 39 Prozent, sodass man am Ende bei rund 4,1 Milliarden US-Dollar landete. Jeder Geschäftsbereich gab dabei nach, jedoch die einen mehr und die anderen weniger und resultierten am Ende erstmals seit langer Zeit wieder in einem Verlust. Vor einem Jahr hatte man in drei Monaten noch fast 2,5 Milliarden US-Dollar Gewinn erzielt.
Vor allem das DRAM-Geschäft, Microns wichtigstes Segment, leidet unter der aktuellen Krise. Es wird dabei nicht nur viel weniger verkauft, auch der durchschnittliche Preis (ASP) sinkt weiterhin deutlich. Bei DRAM lag er um über 20 Prozent niedriger als im letzten Quartal, bei NAND sieht es aber kaum besser aus. Und deshalb trifft der Rückgang letztlich auch jeden von Microns Bereichen, vor allem das mobile Segment aber auch das Geschäft mit Speicher und NAND für PCs und Server.
214 Tage Inventar und weitere Einsparmaßnahmen
Weitere Einsparungen sollen für die Zukunft greifen. CAPEX wird weiterhin nach unten korrigiert, auf nun noch 7 bis 7,5 Milliarden US-Dollar im Fiskaljahr 2023. Bei DRAM wird der kürzlich offiziell vorgestellte Prozess 1-beta wie geplant in Großserie verzögert eingeführt, 1γ (1-gamma) folgt nun erst 2025. Genau dieser Schritt sollte erstmals EUV als Belichtungsquelle nutzen, damit ist dies offiziell noch einmal verspätet.
Denn zum Ziel hat das unter anderem, von dem riesigen Inventarbestand herunter zu kommen. Dieser hat einen Warenwert von rund 8,4 Milliarden US-Dollar und ist umgerechnet 214 Tage hoch. Der Wert liegt damit noch einmal viel höher als bisher gedacht und auch prognostiziert, im letzten Quartal waren es „nur“ 139 Tage. Und die Spitze sei laut Micron noch immer nicht erreicht, das aktuelle Quartal sollte sie darstellen und dann langsam wieder abflachen. Alle Einsparmaßnahmen und geringere Waferstarts greifen zu langsam, um dort schnell entgegenzusteuern. Deshalb erwartet Micron auch für das neue Quartal einen nochmals geringeren Umsatz, wenngleich auch hier dann die Talsohle erreicht sein soll.