Radeon RX 7900 XTX & XT im Test: Das Referenzdesign der RX 7900 XT(X) im Detail
2/7“Die Referenz“ für 1.149 und 1.050 Euro
Die Referenzmodelle der Radeon RX 7900 XTX und der Radeon RX 7900 XT wird es sowohl von AMD selbst im eigenen Shop als auch von sämtlichen Boardpartnern geben. Letztere werden ihre eigenen Aufkleber auf die Grafikkarten kleben, davon abgesehen gibt es aber keinerlei Unterschiede. Die Radeon RX 7900 XTX soll ab 1.149 Euro erhältlich sein, die Radeon RX 7900 XT ab 1.050 Euro.
AMD hat für die schnellsten RDNA-3-Grafikkarten ein neues Referenzdesign entwickelt, das sich bezüglich des Kühlers an der Vorgängergeneration orientiert. Die Optik ist zum Beispiel fast gleich geblieben, primär ist die Farbgebung anders. Beide neuen Grafikkarten sind nun völlig schwarz, einzig drei rot gefärbte Kühlfinnen sorgen für etwas Farbe. Die silberne Farbgebung von RDNA 2 gibt es nicht mehr. Für etwas Farbe sorgt lediglich eine simple, weiße LED-Beleuchtung, die es jedoch nur bei der mit 24 GB GDDR6 bestückten Radeon RX 7900 XTX gibt. Die einfachere, 20 GB tragende Radeon RX 7900 XT bleibt dunkel.
Während die dunkle Optik einfach und schlicht bleibt, ist die Haptik durchaus hochwertig. AMD verzichtet auf Plastik, stattdessen wird sowohl bei der Backplate als auch bei der Vorderseite Aluminium als Material verwendet. Darüber hinaus machen beide Grafikkarten einen sehr stabilen Eindruck, bei der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern. An die beispiellose Qualität von Nvidias Founders-Edition-Modelle bei der RTX-4000-Serie kommen AMDs Gegenstücke allerdings nicht heran. Gegenüber quasi sämtlichen Custom-Designs wird sich AMDs Eigenentwicklung hingegen nicht verstecken müssen – im Gegenteil sogar.
Gegenüber RTX 4000 wirken Kühler und Grafikkarte winzig
Die 2,5 Slots hohen Kühler orientieren sich sehr an dem Design der RDNA-2-Referenzkarten, unterscheiden sich aber durchaus – darüber hinaus sind auch die Kühler der RX 7900 XTX und XT nicht ganz identisch. Bei der Dicke von 2,5 Slots gibt es zwar keine Unterschiede, jedoch ist der Kühler der Radeon RX 7900 XT zum Beispiel 28 cm lang und 11,5 cm hoch, während das Pendant der Radeon RX 7900 XTX auf größere 29 cm bzw. 12,5 cm kommt.
Im Vergleich zu den Founders-Edition- und Partner-Modellen der GeForce RTX 4080 wirken beide neuen Radeons absolut mickrig – dadurch passen sie allerdings in jedes moderne Gehäuse. Die kleine Größe bedeutet dabei nicht, dass AMD am Material gespart hat, denn beide Exemplare sind überraschend schwer. Die Radeon RX 7900 XT bringt 1.510 g auf die Waage, die Radeon RX 7900 XTX gar 1.810 g. Da ist die viel größere RTX 4080 FE gar nicht so viel schwerer.
Das Gewicht liegt primär am neuen Kühlkörper, der zwar Ähnlichkeiten zu der alten Version, aber eben auch Unterschiede aufweist. So gibt es eine um 10 Prozent vergrößerte Vapor-Chamber, die direkt über der Navi-31-GPU platziert ist. Darüber hinaus wurde der Kühlkörper neu designt, der nach wie vor die gesamte Vorderseite der Karte bedeckt, aber die Kühlfinnen deutlich enger setzt – entsprechend gibt es mehr. Außerdem hat AMD die Wärmeleitpaste ausgetauscht, um die Kühlleistung und die Haltbarkeit zu verbessern.
Auch die Lüfter unterscheiden sich zwischen XTX und XT
Auch bei den Lüftern unterscheiden sich die zwei Referenzkarten. Die Radeon RX 7900 XT kommt mit drei im Durchmesser 78 mm großen Ventilatoren daher, die Radeon RX 7900 XTX setzt dagegen auf einen größeren Durchmesser von 83 mm. Beim Lüfterverhalten gibt es eine Merkwürdigkeit: Die Exemplare der XTX halten bei niedrigen Temperaturen auf dem Desktop an, die der XT drehen dagegen mit 450 Umdrehungen immer weiter – auf verschiedenen Systemen. Ob dies so gewollt ist oder nicht, konnte die Redaktion trotz mehrmaligem Nachfragen bei AMD noch nicht klären. Neu ist ebenso ein Sensor, der direkt bei den Lüftern sitzt und die Temperatur der einsaugenden Luft misst. Dieser nutzt entsprechend die Umgebungstemperatur des Gehäuses, um die Lüftersteuerung der Grafikkarten zu optimieren. Der neue Sensor wird aktuell nicht für externe Tools oder im Radeon-Treiber abgebildet.
AMDs Referenzkarten halten sich bezüglich Taktraten und Leistungsaufnahme natürlich an die eigenen Vorgaben, Überraschungen gibt es entsprechend keine. Erwähnenswert ist, dass auf beiden Grafikkarten das Power-Limit um 10 Prozent reduziert oder alternativ um 15 Prozent erhöht werden kann.
Die Leistungsaufnahme kann nun als Ganzes angezeigt werden
Da die RDNA-3-Grafikkarten anders als ältere AMD-Modelle nicht mehr nur die Leistungsaufnahme der GPU messen können, sondern nun auch wie Nvidia-Grafikkarten den Strombedarf der gesamten Grafikkarte (mit leichten Abweichungen), bezieht sich das Power-Limit jetzt auf die gesamte Grafikkarte. Die Radeon RX 7900 XT hat damit eine maximale TBP von 362 Watt (Standard: 315 Watt), die Radeon RX 7900 XTX von 390 Watt (Standard: 355 Watt). Damit geht AMD sogar über die Spezifikationen der Stromanschlüsse hinaus, denn beide 3D-Beschleuniger setzen auf zwei traditionelle 8-Pin-Anschlüsse – maximal 375 Watt wären damit inklusive PCIe-Slot erlaubt. Ein Problem ist dies erfahrungsgemäß allerdings nicht. Das 14-lagige PCB auf der XTX hat insgesamt 20 Spannungswandlerkreise. Die XT hat ein minimal kürzeres PCB, weitere Angaben dazu gibt es nicht.
Bei den Monitoranschlüssen sind beide Varianten identisch. Sowohl die Radeon RX 7900 XTX als auch die Radeon RX 7900 XT können Bildschirme über zwei DisplayPorts 2.1 (UHBR13.5) und einen HDMI-2.1-Ausgang ansteuern. Darüber hinaus kann ein Monitorsignal über USB Typ C (DP 2.1) ausgegeben werden.
Merkmal | AMD RX 7900 XTX Referenzdesign |
AMD RX 7900 XT Referenzdesign |
|
---|---|---|---|
Karte | PCB-Design | AMD | |
Länge, Breite | 29,0 cm, 12,5 cm | 28,0 cm, 11,5 cm | |
Stromversorgung | 2 × 8-Pin | ||
Kühler | Design | Referenz, 2,5 Slots | |
Kühlkörper | Vapor-Chamber Alu-Kern/Radiator |
||
Gewicht | 1.810 g | 1.510 g | |
Lüfter | 3 × 83 mm (axial) | 3 × 78 mm (axial) | |
Lüfter abgeschaltet (2D) | Ja | Nein (Bug?) | |
Anlaufdrehzahl | 600 Umdrehungen | – | |
Takt |
GPU-Game | 2.300 MHz | 2.000 MHz |
GPU-Boost | 2.500 MHz | 2.400 MHz | |
Speicher | 11.000 MHz | ||
Speichergröße | 24 GB GDDR6 | 20 GB GDDR6 | |
Leistungsaufnahme | Standard TGP | 355 Watt | 315 Watt |
Max./Min. TGP | +15/-10 Prozent | ||
Anschlüsse | 2 x DisplayPort 2.1 DSC 1 x HDMI 2.1 1 × USB-C |
Testsystem und Testmethodik
Die neuen Grafikkarten von AMD und Nvidia stellen mit ihrer massiv höheren Rechenleistung gänzlich andere Anforderungen an einen Testparcours, den die Redaktion deswegen nicht nur völlig umgebaut, sondern speziell für die neue Generation optimiert hat. Das schlägt sich in den teilnehmenden Grafikkarten, den genutzten Auflösungen und den verwendeten Grafikdetails nieder. Sämtliche Benchmarks wurden entsprechend in den letzten Wochen mit aktuellen Treibern neu erstellt, zusätzlich kommen die neuesten Spiele zum Einsatz. Mit all den Änderungen (Details) ist der Parcours perfekt zum Testen schneller Grafikkarten geeignet – die aktuelle Generation ist aber des Öfteren mal mehr und mal weniger überfordert. Das ist so gewollt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch der normale Grafikkarten-Testparcours wieder aktualisiert werden.
ComputerBase hat die Radeon RX 7900 XTX und die Radeon RX 7900 XT über die vergangenen sechs Tage ausführlich getestet. Zum Einsatz kamen das folgende Testsystem und eine gegenüber älteren Artikeln angepasste Methodik in einem neuen Testparcours, der explizit auf die Next-Gen-Grafikkarten ausgerichtet worden ist.
Als Prozessor ist im Testsystem auch weiterhin der Intel Core i9-12900K (Werkseinstellung) verbaut, der auf einem Asus ROG Maximus Z690 Apex seinen Dienst verrichtet. 32 GB Speicher (2 × 16 GB DDR5-5400, 40-40-40-84) stehen der CPU zur Verfügung. Als Betriebssystem ist Windows 11 mitsamt allen verfügbaren Updates auf einer NVMe-SSD (PCIe 4.0) installiert. Resizable BAR ist auf allen Grafikkarten aktiviert. Als Netzteil fungiert das Asus ROG Thor Platinum II mit 1.200 Watt, das mit einem 12VHPWR-Stecker daherkommt, der „Ich liefere 600 Watt!“ signalisiert. Falls die Grafikkarte so einen Anschluss bietet, wird dieser entsprechend genutzt (4090, 4080, 3090 Ti).
Beim Gehäuse setzt die Redaktion auf ein Fractal Design Torrent, das auf einen maximalen Luftfluss setzt – und dies ist für Grafikkarten mit mehr als 350 Watt auch notwendig, wie die Redaktion bereits im Juli herausgearbeitet hat. Allen Interessenten an einer neuen Grafikkarte sei der folgende Artikel noch einmal wärmstens ans Herz gelegt:
Im Gehäuse wird die werkseitig verbaute Lüfterbestückung genutzt, die Drehzahlen wurden aber deutlich reduziert. Genauere Details dazu und zum Testsystem allgemein finden sich in der folgenden Tabelle.
Komponente | ||
---|---|---|
Prozessor | Intel Core i9-12900K, nicht übertaktet | |
CPU-Kühler | Noctua NH-D15S (140 mm bei ~800 U/min) | |
Motherboard | Asus ROG Maximus Z690 Apex (BIOS: 1720) | |
Arbeitsspeicher | 2 × 16 GB Corsair Vengeance, DDR5-5400 40-40-40-84-2T |
|
Netzteil | Asus ROG Thor Platinum II (1.200 Watt, semipassiv, 80Plus Platinum) | |
SSD | 1 × Patriot Viper VP4100, 1 TB, NVMe, PCIe 4.0 (OS und Spiele) 1 × Crucial P1, 1 TB, NVMe, PCIe 3.0 (Spiele) |
|
Gehäuse | Fractal Design Torrent | |
Lüfter | 2 x 180-mm-Lüfter, ~500 U/Min. an der Vorderseite 3 x 140-mm-Lüfter, ~800 U/Min. am Boden |
Als Treiber kam auf allen Radeon-Grafikkarten der Adrenalin 22.9.1 zum Einsatz, während auf der GeForce RTX 3060 Ti und der GeForce RTX 3070 der 516.94 installiert gewesen ist. Die größeren GeForce-3000-Modelle wurden mit dem GeForce 522.25 getestet, der auch die neuen DirectX-12-Optimierungen für mehr Leistung im API-Overhead enthält. Die GeForce RTX 4090 wurde mit dem GeForce 521.90 getestet, die GeForce RTX 4080 mit dem GeForce 526.72 – die Treiber hat Nvidia der Presse vor dem Launch unter NDA bereitgestellt. Bei der Radeon RX 7900 XTX und der Radeon RX 7900 XT kam der Beta-Treiber „22.40.00.57“ zum Einsatz.
AMD | Nvidia |
---|---|
Radeon RX 6700 XT, 2.428 MHz | GeForce RTX 3060 Ti FE, 1.884 MHz |
Radeon RX 6800, 2.122 MHz | GeForce RTX 3070 FE, 1.905 MHz |
Radeon RX 6800 XT, 2.151 MHz | GeForce RTX 3080 FE, 1.758 MHz |
Radeon RX 6900 XT, 2.168 MHz | GeForce RTX 3080 Ti FE, 1.702 MHz |
XFX Radeon RX 6900 XT XTXH, 2.455 MHz | Asus GeForce RTX 3090 Strix OC, 1.789 MHz |
GeForce RTX 3090 Ti, 1.950 MHz | |
Radeon RX 7900 XT, 2.482 MHz | |
Radeon RX 7900 XTX, 2.477 MHz | GeForce RTX 4080 FE, 2.653 MHz |
GeForce RTX 4090 FE, 2.721 MHz | |
Taktraten-Durchschnitt nach 20 Minuten Aufheizen für weitere 10 Minuten in Doom Eternal, Ultra HD |
Der Testparcours wurde für Ada Lovelace und RDNA 3 angepasst
Full HD ist für eine der neuen Grafikkarten keine Herausforderung mehr, daher fällt die Auflösung bei den Benchmarks weg. Die Änderung gilt nur übergangsweise bei dem Sonderparcours, der auf Ada Lovelace und RDNA 3 optimiert worden ist. Zu einem späteren Zeitpunkt wird 1.920 × 1.080 zurückkehren. Die kleinste Auflösung ist WQHD, in 1.920 × 1.080 werden die neuen Grafikkarten entsprechend nur noch schneller sein. Darüber hinaus wird in Ultra HD getestet und bei den schnellsten Modellen auch erstmals in 5.120 × 2.880, um sie maximal möglich auszulasten. Raytracing wird allerdings nur in 2.560 × 1.440 und 3.840 × 2.160 hinzugeschaltet. Die Detailstufen der Spiele werden für WQHD und Ultra HD auf das Maximum geschraubt, in 5.120 × 2.880 werden sie teilweise reduziert.
Die Spiele-Auswahl wurde für den Testparcours angepasst, auch die neuesten Titel wie Spider-Man Remastered sind nun vertreten. Die Grafikdetails wurden gegenüber dem „normalen“ Parcours angezogen, sodass bis inklusive Ultra HD die Detailstufe immer beim Maximum liegt – das war vorher nicht in jedem Titel der Fall. Während der generelle Testparcours aufgrund der hohen Anforderungen vor allem bei den Raytracing-Details Rücksicht auf langsamere GPUs nimmt, geht der neue Parcours in die Vollen – da sowohl Ada Lovelace als auch RDNA 3 deutlich mehr Raytracing-Performance als die Vorgänger haben. Maximale RT-Details gibt es zwar nicht in jedem Titel, aber in vielen. Die genauen Grafikeinstellungen hat die Redaktion in einer Tabelle zusammengefasst.
Grafikdetails | |
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Call of Duty: Vanguard | Ultra-Preset + aktives Tessellation |
Cyberpunk 2077 | bis Ultra HD Ultra-Preset, bei 5K Mittel-Preset RT: Ultra-Preset |
Deathloop | Ultra-Preset RT: AO Qualität + Sonnenschatten |
Doom Eternal | Ultra-Alptraum-Preset RT: Reflexionen „Ein“ |
Dying Light 2 | bis Ultra HD Hoch-Preset, bei 5K Mittel-Preset RT: GI, Schatten, AO, Reflexionen „Ein“ |
F1 22 | Ultrahoch-Preset, AO CACAO RT Schatten + AO + Reflexionen „Hoch“ |
Far Cry 6 | Ultra-Preset, HD-Texturen RT: Schatten und Reflexionen „Ein“ |
Forza Horizon 5 | Extrem-Preset, TAA, SSAO Ultra, Reflexionen/SSR „Extrem“ |
Ghostwire: Tokyo | Maximale Grafikdetails RT: Reflexionen „Hoch“ + Culling „Hoch“ |
God of War | Ultra-Preset + Reflexionen „Ultra+“ |
Guardians of the Galaxy | Ultra-Preset RT: Reflexionen „Ultra“ + transparente Reflexionen „Ein“ |
Halo Infinite | Ultra-Preset |
Metro Exodus Enhanced | Extrem-Qualität, Hairworks + PhysX + VRS „Aus“, Tessellation „Ein“ RT: „Ultra“ + Reflexionen |
Saints Row | Ultra-Preset RT: Ultra AO |
Shadow Warrior 3 | Hoch-Preset, FX CAS „Niedrig“ |
Sniper Elite 5 | Ultra-Preset |
Spider-Man Remastered | Maximale Grafikdetails RT: Auflösung + Geometrie auf „Sehr hoch“, Sichtweite auf „10“ |
Tiny Tina's Wonderlands | Badass-Preset |
AMD FSR 2.x und Nvidia DLSS 2.x sind mittlerweile wichtig
Neu ist zu guter Letzt, dass die aktuellen Upsampling-Techniken von AMD und Nvidia eine größere Rolle in dem Artikel spielen. DLSS 2.x und FSR 2.x sind in modernen Spielen kaum noch wegzudenken und bei Raytracing-Nutzung oft ein Muss. Da die Qualität gegenüber den ersten Versuchen von Upsampling mittlerweile massiv verbessert worden ist und gerade in hohen Auflösungen oft die Qualität der nativen Auflösung erreicht und teils gar überschritten wird, gibt es eine separate Messreihe, die in der Zielauflösung 3.840 × 2.160 bei aktiviertem Raytracing GeForce-Grafikkarten mit DLSS 2.x und Radeons mit FSR 2.x miteinander vergleicht. In beiden Fällen wird die Stufe „Qualität“ und damit eine Renderauflösung von 2.560 × 1.440 verwendet.