Radeon RX 7900 XTX & XT im Test: Lautstärke, Temperatur, Leistungsaufnahme
5/7Lautstärke & Kühlung
Das Referenzdesign der Radeon RX 7900 XTX erzielt beim Spielen eine Lautstärke von 39,5 dB bei 1.740 Umdrehungen pro Minute, während die Radeon RX 7900 XT auf 38,5 dB bei 1.765 Umdrehungen kommt – hier macht sich der größere Lüfterdurchmesser akustisch bei gleicher Drehzahl negativ bemerkbar.
Damit haben beide Referenzkarten einen vergleichbaren Geräuschpegel und sind beim Spielen aus einem geschlossenen Gehäuse nicht unangenehm herauszuhören, rauschen aber gut wahrnehmbar vor sich hin. Für einen Silent-PC sind die Modelle nicht geeignet und auch der, der auf einen leisen PC achtet, sollte sich eher nach einem Custom-Design umsehen. Für die meisten Spieler stellt die Lautstärke allerdings kein Problem dar.
Im Vergleich zu den anderen Grafikkarten zeigt sich, dass die konkurrierende GeForce RTX 4080 mit 37,5 dB minimal leiser ist, wobei der Founders-Edition-Lüfter ein im Messwert nicht abgebildetes störendes Betriebsgeräusch hat. Hier sind die Radeon-Lüfter überlegen, bei denen man eigentlich nur ein Lüfterrauschen hört, auch wenn es nicht gleichmäßig ist, sondern immer kurzzeitig raufgeht und wieder abebbt.
Gegenüber der Vorgängergeneration sind die neuen Grafikkarten vergleichbar laut. Ja, die Radeon RX 6800 XT ist mit 32,5 dB klar leiser, doch das hier nicht getestete Referenzdesign der Radeon RX 6900 XT ist mit 40 dB noch einmal etwas lauter.
Radeon RX 7900 XTX und Radeon RX 7900 XT weisen das bei High-End-Grafikkarten verbreitete Spulenrasseln in einer üblichen Dosis auf, was bei genauem Hinhören auch aus einem geschlossenen Gehäuse auffällt. Das Geräusch ist nicht aufdringlich, aber vorhanden. Bei schnellen Grafikkarten ist das seit Jahren die Regel.
Der Fan-Stop macht auf der RX 7900 XT Probleme
Erwähnt werden muss noch eine Eigenheit der Radeon RX 7900 XT. Während die XTX-Version auf dem Windows-Desktop immer brav den Fan-Stop aktiviert hat, wollte dies bei der Radeon RX 7900 XT einfach nicht gelingen. Die Grafikkarte lässt die Lüfter stur mit 450 Umdrehungen weiterrotieren, was zwar sehr wenig ist, aber eben doch aktive Ventilatoren bedeutet. Auch die Radeon RX 7900 XTX lässt den Lüfter mit etwa 500 Umdrehungen für rund 10 Minuten nach einer Lastphase rotieren, schaltet dann aber ab – was bei der XT selbst nach einem Neustart nicht passiert ist. Auf einem anderen System (Ryzen 7 7700X) hat der Fan-Stop einmal plötzlich doch funktioniert, aber eben nur einmal. Ansonsten liefen die Ventilatoren auch dort immer weiter. Trotz mehrfacher Nachfrage bei AMD konnte bis jetzt noch nicht geklärt werden, was es mit dem Verhalten auf sich hat.
Temperaturen unter Last
AMD achtet bei den High-End-Referenzkarten mit RDNA 3 auf niedrige Temperaturen. Die Radeon RX 7900 XTX kommt beim Spielen gerade mal auf eine Edge-Temperatur von 73 °C, der Hotspot liegt bei 88 °C. Das ist noch weit vom kritischen Bereich entfernt: Die Edge-Temperatur darf 100 °C, der Hotspot 110 °C betragen, bevor die Grafikkarte heruntertaktet. Auch der GDDR6-Speicher ist mit 92 °C im grünen Bereich, hier sind 108 °C das Limit. Der Speicher ist damit am ehesten „gefährdet“, zu überhitzen, wobei er allerdings am besten auf eine höhere Lüfterdrehzahl reagiert: Erhöht die Grafikkarte die Lüfterdrehzahl, fällt die Speichertemperatur mehr als die GPU-Temperatur.
Die Radeon RX 7900 XT bleibt trotz des kleineren Kühlers etwas kühler, hier ist schlicht die geringere Leistungsaufnahme von Vorteil. Die Edge-Temperatur der Referenzkarte liegt bei geringen 67 °C, der Hotspot bei nur 79 °C. Das sind niedrigere Werte als bei den High-End-Varianten der RDNA-2-Generation. Der Speicher erreicht wiederum auch auf der Radeon RX 7900 XT ca. 92 °C, was aber wenig verwundert, denn abseits der Kapazität gibt es keinen Unterschied.
Leistungsaufnahme: Spiele, YouTube, Desktop
Auf dem Windows-Desktop benötigen Radeon RX 7900 XTX und Radeon RX 7900 XT mit 19 bzw. 17 Watt im Durchschnitt deutlich mehr elektrische Leistung als die Vorgängergeneration. Die Radeon RX 6900 XT hat sich zum Beispiel noch mit 9 Watt zufriedengegeben. Die GeForce RTX 4080 zieht mit 19 Watt zwar gleich viel Energie, ein Rückschritt ist das zum Start aber dennoch. Womöglich hängt das mit den Chiplets zusammen, die auch auf Ryzen-CPUs die Leistungsaufnahme im Idle-Modus ein wenig höher ausfallen lassen.
Davon unabhängig reagieren beide RDNA-3-Modelle auch nervös auf dem Desktop. Mit Nvidias PCAT-Messsystem zeigt sich auf den ersten Blick, dass die Radeon RX 7900 XT eigentlich 14 Watt benötigt, es jedoch alle paar Sekunden immer Spikes von rund einer halben Sekunde mit bis zu 45 Watt gibt – auch wenn auf dem Windows-Desktop absolut nichts passiert. Bei der Radeon RX 7900 XTX liegt der Grundverbrauch eigentlich bei 16 Watt, die Spikes gehen jedoch bis auf 55 Watt hinauf. Das hat RDNA 2 so noch nicht gemacht. Möglicherweise können neue Treiber hier Abhilfe schaffen.
Multi-Monitor gut, YouTube schlecht
Positives gibt es dagegen über den Multi-Monitor-Betrieb zu berichten, in dem die zwei Grafikkarten einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Anstatt 39 Watt wie bei der Radeon RX 6900 XT genehmigt sich die Radeon RX 7900 XT nur 19 Watt und setzt sich damit gar an die Spitze des Testfeldes. Die Radeon RX 7900 XTX ist mit 23 Watt nicht weit davon entfernt und liegt damit auf dem Niveau der GeForce RTX 4080.
Bei der Wiedergabe eines 4K60-Videos auf YouTube gerät RDNA 3 dann aber völlig außer Kontrolle, satte 71 bzw. 80 Watt benötigen die zwei Grafikkarten im Vergleich zu rund 30 Watt bei RDNA 2. Damit belegen die neuen GPUs mit Abstand die letzten Plätze, wobei es sich bei dem Verhalten eigentlich nur um einen Fehler im Treiber handeln kann. Auf Nachfrage hat sich AMD dazu allerdings bis zum Fall des Embargos nicht geäußert. Die GeForce RTX 4080 genehmigt sich wie RDNA 2 30 Watt.
Bei einem HDR-Video steigt der Verbrauch auf 77 Watt respektive bleibt bei 80 Watt, liegt damit aber zumindest nicht mehr so viel höher als bei der Radeon RX 6900 XT, die auf 61 Watt kommt. Dies ist jedoch nur ein schwacher Trost, zumal die GeForce RTX 4080 lediglich 45 Watt benötigt.
Leistungsaufnahme in Games
Beim Spielen landen die RDNA-3-Grafikkarten ziemlich genau da, wo es AMD angegeben hat: Die Radeon RX 7900 XT benötigt 306 Watt unter Volllast und damit genau 10 Watt mehr als die Radeon RX 6900 XT. Die Radeon RX 7900 XTX kommt derweil auf 354 Watt und damit 65 Watt mehr als bei der konkurrierenden GeForce RTX 4080. Bei der Messreihe hat die Radeon RX 7900 XT kurzzeitig einen maximalen Verbrauch von 335 Watt gezeigt, die Radeon RX 7900 XTX meldete maximal 396 Watt.
Im FPS-Limit reagiert RDNA 3 nicht gut
Wird ein FPS-Limiter von 144 FPS in Doom Eternal bei der Messreihe in Ultra HD hinzugeschaltet, ändert sich bei den RDNA-3-Radeons gar nichts, nur die Radeon RX 7900 XTX zieht mit 345 Watt minimal weniger. Ganz anders sieht es bei der GeForce RTX 4080 aus, die mit 222 Watt ihren Verbrauch um genau 100 Watt drosselt. Das ist insofern interessant, als dass das Verhalten bei den Vorgängergenerationen noch andersherum gewesen ist. Dort hat RDNA 2 immer stark auf ein FPS-Limit reagiert, Ampere dagegen kaum.
Das zeigt, dass RDNA 3 offenbar recht unflexibel beim Power-Management geworden ist oder zumindest zum Start noch ist, zumal RTX 4080 und RX 7900 XTX von einem vergleichbaren FPS-Niveau kommen. Die GeForce setzt den Limiter in einen geringeren Verbrauch um, die Radeon nicht. Das hängt vermutlich auch damit zusammen, dass RDNA 3 für den anvisierten Takt ziemlich viel Energie benötigt, während Ada Lovelace ihn mit weniger Aufwand erreicht.
In WQHD ohne einen FPS-Limiter ändert sich bei der Leistungsaufnahme der Radeon RX 7900 XT und der Radeon RX 7900 XTX wenig. Wird das FPS-Limit hinzugeschaltet, sinkt der Verbrauch auf 226 respektive 248 Watt. Für dieselbe Leistung brauchen die RDNA-3-Karten immer noch ein paar Watt mehr als der RDNA-2-Vorgänger, was – wenn man bedenkt, dass RDNA 3 deutlich mehr Leistung einsparen kann als RDNA 2 – ein klarer Rückschritt ist. Die GeForce RTX 4080 genehmigt sich für den gleichen Test nur noch 139 Watt.
Die RX 7900 XTX regelt den Takt sichtbar bei 355 Watt
Und das zeigt sich dann auch im mit Nvidias PCAT-System erstellten Verlaufsdiagramm. Während die Radeon RX 7900 XT ihren Takt offenbar ganz gut mit den maximal erlaubten 315 Watt unterbringt und daher kaum Schwankungen bei der Leistungsaufnahme zeigt, wird die Radeon RX 7900 XTX mit ihren zusätzlichen Ausführungseinheiten ein wenig nervös, um ihre durchschnittlichen 355 Watt einhalten zu können. Der Verbrauch steigt und fällt andauernd, da die interne Telemetrie Takt und Spannung andauernd anpassen muss, um das anvisierte Power-Limit zu halten.
Energieeffizienz in FPS pro Watt
RDNA 2 ist eine effizientere Architektur als Ampere, im Duell RDNA 3 gegen Ada Lovelace kommt hingegen Nvidia klar als Sieger ins Ziel. Die Radeon RX 7900 XTX liefert in Ultra HD zwar 18 Prozent mehr Performance pro Watt als die Radeon RX 6900 XT, die GeForce RTX 4080 ist aber noch einmal 31 Prozent effizienter und spielt damit in einer anderen Effizienzliga. Da in WQHD die Nvidia-Grafikkarte die Leistungsaufnahme besser reduziert, steigt der Vorsprung bei weniger Pixeln auf 36 Prozent an.
Die Radeon RX 7900 XT arbeitet in Ultra HD 1 Prozent weniger effizient als die Radeon RX 7900 XTX, in WQHD ist das kleinere Modell dagegen um 3 Prozent effizienter.
Kommt ein FPS-Limiter zum Einsatz, sieht es für RDNA 3 nochmal etwas schlechter aus. Die GeForce RTX 4080 liefert in Ultra HD bei 144 FPS 55 Prozent mehr FPS pro Watt als die Radeon RX 7900 XTX, in WQHD und damit dem Worst-Case-Szenario sind es gar 78 Prozent. Doch dieser Niederlage nicht genug: Auch RDNA 2 ist plötzlich effizienter als RDNA 3. Die Radeon RX 6900 XT kommt 17 Prozent effizienter als die Radeon RX 7900 XTX und 4 Prozent effizienter als die Radeon RX 7900 XT ins Ziel – ein groteskes Ergebnis.