CLUP.chat: Gemeinsame Gruppenchats für WhatsApp, Signal & Telegram
Teil des von der EU verabschiedeten Digital Markets Acts (DMA) sind Vorgaben, die Messenger-Apps wie WhatsApp, Facebook-Messenger und iMessage zwingen, plattformübergreifende Chats zu ermöglichen. Mit dem Dienst CLUP.chat des Berliner Unternehmens CLUP.life ist dies zwischen WhatsApp, Signal und Telegram bereits jetzt möglich.
DMA erzwingt Interoperabilität
Der DMA gilt ab dem 2. Mai 2023 und muss es Nutzern von WhatsApp, iMessage und des Facebook-Messengers ermöglichen, jeweils die Nutzer der anderen Plattformen direkt zu erreichen, ohne auch diese App nutzen zu müssen. Nach einer Übergangsfrist von vier Jahren gilt dies nicht nur für persönliche Chats, sondern auch für Gruppenchats. Die EU möchte so verhindern, dass man faktisch zur Nutzung eines Dienstes gezwungen wird, weil die Mehrheit ihn bereits nutzt – zum Start von Signal wollten beispielsweise viele WhatsApp abschwören, um ihre Daten nicht an Meta (Facebook) weiterzugeben, und haben ihre Freunde zum Wechsel aufgefordert, sind dann aufgrund der vielen nur dort anzutreffenden Freunde aber doch bei WhatsApp geblieben und nutzen nun beide Dienste parallel. Anbieter wie Signal, Threema oder Telegram fallen jedoch noch nicht unter diese Pflicht, diese kleineren Anbieter können selbst entscheiden, ob sie sich der Interoperabilität mit der Konkurrenz öffnen oder nicht.
Die Pflicht zur Interoperabilität der Chat-Plattformen wird allerdings auch kritisch gesehen, da sie die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Messenger aufbrechen könnte. Da die Dienste nicht dieselbe Verschlüsselung nutzen, muss es eine gemeinsame Schnittstelle geben, die verschlüsselte Nachrichten in beide Richtungen übersetzen kann.
CLUP.chat verbindet Messenger
CLUP.chat ist ein Dienst, der es Benutzern bereits jetzt ermöglicht, Gruppenchats von WhatsApp, Signal und Telegram zu verbinden, indem ein Chat-Bot in Gruppenchats eingesetzt wird. Die Nachrichten in Gruppenchats werden über diesen automatisch zwischen den Messenger-Diensten synchronisiert. Weitere Messenger wie Discord, Skype, Threema, Slack und andere sollen in Zukunft folgen. Wie vom DMA angestrebt, müssen Benutzer keine zusätzlichen Messenger oder Apps installieren, sondern können weiterhin nur ihren bevorzugten Messaging-Dienst verwenden. Für Interessenten ist CLUP.chat ab sofort im Early Access kostenlos unter https://clup.chat verfügbar.
CLUP.chat ist nach eigenen Angaben weltweit der erste Dienst, der eine Kommunikation in Gruppenchats zwischen den Diensten gewährleistet, ohne die Metadaten der Nutzer plattformübergreifend zu teilen. Die Server von CLUP.chat stehen in Deutschland, die Daten unterliegen somit der DSGVO. Mit CLUP.chat erhält jedoch ein zusätzliches Unternehmen Zugriff auf personenbezogene Daten der Nutzer – inwiefern dies zukünftig bei einer von den jeweiligen Apps angebotenen Kommunikation untereinander nicht der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
Um den Dienst zu nutzen, muss man sich ein Benutzerkonto auf der Website erstellen. Der Dienst erstellt dann auf allen drei Plattformen eine neue Gruppe mit dem vom Benutzer eingegebenen Titel und stellt Einladungslinks für WhatsApp, Telegram und Signal zur neuen Gruppe bereit. Der jeweilige Link muss allerdings immer noch mit den Personen geteilt werden, die man erreichen möchte, und die nicht auf dem eigenen Messenger der Wahl vertreten sind, also etwa per SMS oder E-Mail. Die eingeladenen Personen müssen sich ihrerseits dann jedoch nicht bei CLUP.chat anmelden.
CLUP.chat hat Zugriff auf Nachrichten
Der Problematik, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an einer Stelle aufgebrochen werden muss, kann auch der neue Dienst nicht entgehen. Durch Hinzufügen des Chatbots erhält das Unternehmen die Profilinformationen aller Teilnehmer, also beispielsweise die Telefonnummern, Profilnamen, Profilfotos und Status-Nachrichten. Auch die Inhalte der Chat-Nachrichten werden offengelegt und die Chats gespeichert. Die Kommunikation zwischen den Nutzern und CLUP.chat erfolgt dann wiederum ausschließlich in verschlüsselter Form, die Nachrichten aller Nutzer werden jedoch auf den Servern des Unternehmens zunächst entschlüsselt und dann wieder passend zur jeweiligen Chat-Plattform verschlüsselt und an die jeweiligen Nutzer geschickt. Auf Rückfrage von ComputerBase erklärt das Unternehmen, dass die Daten ausschließlich verwendet werden, um den Service bereitzustellen. Die Daten gebe man zudem nicht an Dritte weiter (auch nicht anonymisiert oder aggregiert).
Aufgrund dieses Daten- und Nachrichtenflusses liegt es in der Verantwortung des Erstellers der Chatgruppen, seine Freunde, die er in die Gruppen einlädt, darüber zu informieren und ihre Einwilligung zur Datenweitergabe einzuholen. CLUP.life weist den Nutzer darauf in den Geschäftsbedingungen hin. Das Unternehmen arbeite derzeit daran, dass Nutzer zudem beim Betreten des Chats über den Prozess und die Datenschutzrichtlinien informiert werden und eine Übersicht angezeigt wird, welche Teilnehmer in den jeweiligen Gruppenchats der anderen Messenger-Dienste aktiv sind.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von CLUP.life unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.