Haiku R1 für Retro-Hardware: Betriebssystem nutzt NewOS als hybriden Systemkernel
Das Open-Source-Betriebssystem Haiku – vormals OpenBeOS – lehnt sich an BeOS an und nutzt den hybriden Systemkernel „NewOS“ als Basis. Das Betriebssystem ist dabei binärkompatibel zu dem im Jahr 2000 vorgestellten BeOS Release 5.0 und ermöglicht damit eine Fortführung der bereits 2001 eingestellten Plattform.
Haiku hält BeOS weiterhin am Leben
Haiku R1 Beta 4 kann jetzt von jedermann heruntergeladen und ausprobiert werden und baut nicht mehr auf dem Quellcode von BeOS auf, sondern wurde von Grund auf neu geschrieben. Das gesamte „Haiku-Projekt“ wird seit dem Jahre 2004 von einer gemeinnützigen US-Organisation getragen. Das Ziel von Haiku besteht darin, alte, speziell für BeOS geschriebene Programme unverändert ausführen und neue in unveränderter Weise erstellen zu können.
Der modulare Aufbau setzt auf „Kits“
Der modulare Aufbau von BeOS macht es möglich, dass Systemkomponenten für Haiku unabhängig voneinander entwickelt werden können.
Dabei geben die Entwickler dem Nachbau der ursprünglichen BeOS-Komponenten als freie Software den Vorzug vor neuen Entwicklungen.
Die einzelnen Komponenten werden unter Haiku als „Kits“ bezeichnet und stellen sich wie folgt dar:
Haiku R1 – Systemkomponenten („Kits“)
- App/Interface – entwickelt Interface Kit, Application Kit sowie das Support Kit.
- BFS – entwickelt das Be File System, das mit OpenBFS nahezu vollständig implementiert ist.
- Game – entwickelt das Game Kit.
- Input Server – entwickelt den Server, der Eingabegeräte (Tastatur, Maus etc.) und deren Kommunikation mit anderen Systembereichen handhabt.
- Kernel – entwickelt den Kernel, das Herz des Betriebssystems.
- Media – entwickelt den Audioserver und entsprechende APIs.
- MIDI – implementiert das MIDI-Protokoll.
- Network – schreibt Treiber für Netzwerkadapter und Netzwerk-relevante APIs.
- OpenGL – entwickelt die OpenGL-Unterstützung.
- Preferences – setzt die Möglichkeiten, Einstellungen am System vorzunehmen neu um.
- Printing – arbeitet am Drucksystem sowie Druckertreibern.
- Screen Saver – setzt die Bildschirmschonerfunktion um.
- Storage – entwickelt das Storage Kit und Treiber für benötigte Dateisysteme.
- Translation – entwickelt Module zum Lesen/Schreiben/Konvertieren unterschiedlicher Dateiformate.
Der Haiku-Systemkernel ist ein modularer Hybridkernel und eine Abspaltung („Fork“) von NewOS, ein vom Entwickler Travis Geiselbrecht geschriebener modularer Kernel, der auch ein virtuelles Dateisystem (VFS-Layer) sowie eine, wenn auch bislang nur rudimentäre, Unterstützung symmetrischer Multiprozessorsysteme (SMP) bietet.
Support für Wine und GTK 4
Mit dem Release der neuesten Beta 4, die soeben veröffentlicht wurde, erhält das freie Betriebssystem zudem Initialen Support für die freie Windows-Kompatibilitätsschicht Wine sowie für mit dem GUI-Toolkit GTK 4 geschriebene Anwendungen.
Erstmals bietet das Open-Source-Betriebssystem auch die Auswahl zwischen einem systemweiten Dark Mode und Light Mode sowie eine Vorschaufunktion für verschiedene Dateitypen über den hauseigenen Dateimanager „Tracker“. Die Release Notes versprechen zudem einen optimierten HiDPI-Support.
AMD Athlon und Pentium II reichen aus
Insbesondere der Blick auf die Systemanforderungen lässt die Herzen von Retro-Fans höher schlagen. Die 32-Bit-Version läuft bereits auf einem Intel Pentium II oder einem AMD Athlon und benötigt lediglich 384 MB Arbeitsspeicher. Die 64-Bit-Ausgabe hätte gerne eine etwas „modernere“ CPU und 2 GB RAM.
Haiku R1 Beta 4 ausprobieren
Die 32-Bit-Version Haiku R1 x86 (ISO) und der 64-Bit-Ableger Haiku R1 x86_64 (ISO) können ab sofort direkt beim Hersteller heruntergeladen und ausprobiert werden. Die entsprechenden Impressionen liefert der YouTube-Kanal „Riba Linux“.
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