Halbleiterfertigung in Indien: Konglomerat Tata Group will 90 Milliarden USD investieren
Indiens Tata Group will in den kommenden Jahren massiv in die Halbleiterfertigung investieren. Das Land macht dort gerade die ersten Schritte, bisher wird jedes Know-How als auch die Chips selbst importiert, oft im Land dann zu einem Produkt vollendet und dann wieder exportiert.
Indien soll so zu einem wichtigen Hersteller in der Halbleiterindustrie werden, gibt sich Tata Sons Chairman Natarajan Chandrasekaran zuversichtlich. Ob sie dabei den Weg ganz allein gehen, bleibt jedoch fraglich, denn echte Erfahrung haben sie nicht. Vermutlich wird es bei den ersten Projekten deshalb auf eine Partnerschaft mit etablierten Firmen aus der Branche hinauslaufen, berichtet Nikkei.
Tata hat im Juni dieses Jahres bereits eine Partnerschaft mit Renesas für Halbleiterdesign und die daraus resultierende Entwicklung angekündigt. Sie blicken nun primär auf die ersten Schritte in der Fertigung, aber eine echte Chipfertigung inklusive allen Belichtungsschritten der Wafer ist ein ganz anderes Kaliber als Test & Assembly, was in Ländern wie Indien aber auch in den Nachbarländern wie Malaysia und Vietnam durchaus an der Tagesordnung ist.
Indien will und braucht eigene Fabs
Mit Spannung werden die Schritte Indiens und der beteiligten Firmen in dem Bereich verfolgt. In Indien lebten im Jahr 2021 geschätzt fast 1,4 Milliarden Menschen, der Markt wird aufgrund der vielen Menschen neben China als einer der wichtigsten für die Zukunft angesehen. Dennoch importiert das Land bisher die meisten High-Tech-Produkte und nahezu alles, was mit Chips zu tun hat, aus anderen Ländern. Umgerechnet rund 10 Milliarden US-Dollar wurden in einem ersten Schritt durch die Regierung in Indien bewilligt. Damit soll der Grundstein für heimische Chip-Produktionen gelegt und entsprechende Anreize für größere Firmen geschaffen werden. Langfristig will Indien deutlich mehr Geld in den Bereich investieren, bis zu 30 Milliarden US-Dollar könnten es laut letzten Berichten nun werden.
Die Tata-Gruppe beschäftigt weltweit fast eine Million Angestellte in rund 100 Firmen. Bekannt ist sie unter anderem für Tata Motors, zu der Land Rover und Jaguar gehören, den größten Teil des Mischkonzerns stellt aber die Tata Consultancy Services mit über 600.000 Angestellten und auch multiplen deutschen Standorten. Insgesamt hat die Gruppe im letzten Jahr einen Umsatz von knapp 130 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, die geplanten Investitionen von 90 Milliarden US-Dollar über fünf Jahre sind deshalb nicht unmöglich. Der Einstieg ins Chipgeschäft würde sich für die eigene Autosparte gut machen, 90 Prozent der verkauften Elektroautos in Indien kommen von Tata Motors, die bisher auf Chips aus dem Ausland angewiesen sind.