Kindle Scribe im Test: Display und Quellenwahl

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Michael Schäfer
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Display-Helligkeit und -Ausleuchtung

Für das verbaute Panel zeichnet sich erneut der Spezialist für digitaler Tinte E-Ink verantwortlich. Die Eckdaten können sich dabei durchaus sehen lassen: So besitzt das, wie bereits beschreiben, 10,2 Zoll große Display eine Auflösung von 1.860 × 2.480 Bildpunkten. Während andere Anbieter von Readern und Tablets mit E-Ink-Panel wie das InkPad X (Test) und das InkPad Lite (Test), beide aus dem Hause PocketBook, sowie Huawei mit seinem MatePad Paper (Test) oder auch das Boox Note Air 2 von Onyx (Test) bei ähnlicher Bildschirmgröße deutlich mit der Auflösung heruntergehen mussten, schafft es Amazon beim Scribe die für E-Book-Reader bekannte Pixel-Dichte von 300ppi aufrechtzuerhalten. Auch wenn die anderen genannten Vertreter ein gutes Schriftbild auf die Anzeige zaubern konnten, ist der Unterschied im direkten Vergleich sofort zu erkennen. Somit kann der Testkandidat bei gleicher Qualität deutlich mehr Inhalte darstellen.

Das große Display des Kindle Scribe stellt deutlich mehr Inhalt dar
Das große Display des Kindle Scribe stellt deutlich mehr Inhalt dar

Sehr gute Beleuchtung

Während Tablets und normale Monitore eine Hintergrundbeleuchtung besitzen, welche durch die LCD-Schicht hindurch scheint, ist dies aufgrund der Bauweise von E-Ink-Panels nicht möglich. Daher besitzen diese eine Vordergrundbeleuchtung, welche über eine dünne Folie von den Seiten über das Panel verteilt wird. In dieser liegt auch der Grund für den kleinen Abstand zwischen Display-Scheibe und Darstellungsebene. Erstaunlicher ist beim Scribe in der Hinsicht, wie hell und vor allem wie gleichmäßig Amazon den neuen E-Book-Reader ausleuchten kann. Dafür sorgen die insgesamt 35 an den Seiten verbauten LED, mit denen sich die Beleuchtung in 24 Stufen einstellen lässt. Im Durchschnitt liegt die Helligkeit bei 126 cd/m² und schwankt lediglich von 122 cd/m² bis 132 cd/m². Das ist, gemessen an der Display-Größe, ein exzellenter Wert.

Helligkeitsverteilung des Kindle Scribe in cd/m²
123 126 132
122 126 128
125 123 126
Durchschnittshelligkeit: 126 cd/m²
Farbtemperatur: 6.400 Kelvin

Wie bereits der Paperwhite und der Oasis verfügt auch der Scribe über einen Blaulichtfilter, welcher die entsprechenden Anteile aus der Beleuchtung verringern soll. Während das Licht des Readers ungefiltert eine Farbtemperatur von 6.400 K aufweist, bemisst sich diese bei vollständiger Reduktion auf lediglich 2.700 K. Hierbei muss jedoch ein Rückgang der Helligkeit von bis zu 25 cd/m² in Kauf genommen werden, was aber ebenfalls noch einen guten Wert darstellt und in der Praxis kaum zum Tragen kommen dürfte.

Helligkeitsverteilung des Kindle Scribe in cd/m²
107 110 116
107 112 114
111 109 113
Durchschnittshelligkeit: 111 cd/m²
Farbtemperatur: 2.700 Kelvin

Auf Wunsch kann die Intensität der Beleuchtung auch automatisch über den verbauten Helligkeitssensor vorgenommen werden. Ob diese die jeweiligen Vorlieben des Nutzers genau treffen ist jedoch nicht immer gesichert.

Die Beleuchtung des Kindle Scribe ohne blaue Anteile
Die Beleuchtung des Kindle Scribe ohne blaue Anteile

Ein weiterer Unterschied zu den bisherigen Kindle-Readern ist der ins Display integrierte induktive Wacom-Digitizer, der die bereits beschriebene Stiftunterstützung ermöglicht. Die verwendete Umsetzung besitzt den weiteren Vorteil, dass für die Nutzung kein Strom benötigt wird. Nutzer kommen somit nicht in die Verlegenheit, plötzlich einen leeren Stift in der Hand zu haben.

Kindles hängen bei der Quellenwahl hinterher

Die Kindle-Lesegeräte dürften wohl die Vertreter ihrer Art mit der geringsten Formatunterstützung darstellen, daran hat sich auch in der jüngsten Vergangenheit nichts geändert. So wird das freie Format für digitale Bücher Epub nach wie vor nicht unterstützt, was dank des mittlerweile überwiegend genutzten weichen DRM-Verfahren, bei dem die Dokumente lediglich mit einem Wasserzeichen versehen und nicht mehr per Adobe-Konto freigeschaltet werden müssen, kein wirkliches Problem mehr darstellt. Durch diesen Umstand können entsprechende Dateien einfach per Software, so unter anderem über das frei erhältliche Calibre, oder per „Send to Kindle“ in das von den Kindles hauptsächlich verwendete AZW-Format umgewandelt werden. In dieser Hinsicht besitzen die Lesegeräte von Amazon sogar einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz bestehend aus PocketBook und Tolino, sie können das beste von zwei Welten miteinander verbinden – die Bücher von Amazon sind meist mit einem Kopierschutz versehen und können somit nicht so einfach für die Geräte der Mitbewerber konvertiert werden.

Der Kindle Scribe besitzt nur einen Schalter und einen Anschluss
Der Kindle Scribe besitzt nur einen Schalter und einen Anschluss

PDFs nur mit Einschränkungen

Eine PDF-Funktion ist nach wie vor kaum vorhanden, auch der Scribe erkennt im Grunde nur das Format und das war es dann auch schon – auch wenn sich der neue Kindle aufgrund seiner Größe für solche Dokumente förmlich anbietet. Wichtige Dinge wie eine Zuschneidefunktion, um weiße Ränder abzuschneiden und die Darstellung des eigentlichen Inhaltes zu vergrößern, fehlen immer noch.

Darüber hinaus muss bei der Verwendung aufgepasst werden: Soll das PDF-Dokument mit Notizen versehen werden, muss dieses zwingend über die bereits genannte „Send to Kindle“-Funktion an den Reader übertragen werden. Das gibt Amazon auch so deutlich auf seiner zum Scribe gehörenden Produktseite an. Das kann entweder per Email, der entsprechenden Amazon-Seite, Apps für mobile und stationäre Rechner sowie Browser-Erweiterungen geschehen. Einen Grund für die umständliche Handhabung nennt Amazon nicht. Es dürfte jedoch bezweifelt werden, dass es einen wirklichen gibt, denn die Konkurrenz kann entsprechende Dateien direkt beim normalen Aufspielen problemlose darstellen. Je nach Dokument kann es bei Nutzung der Funktion zudem zu Problemen in Sachen Datenschutz kommen, da es hier seitens Amazon zu einer Verarbeitung von Daten kommt.

Audio nur via Amazon Audible

Bei den Audio-Dateien werden ebenso nach wie vor nur die Dateien des eigenen Tochterunternehmens Audible unterstützt, andere Formate wie das deutlich weiter verbreitete MP3 bleiben auch weiterhin außen vor. Aber auch Amazons eigener Musikdienst wird der Zugang zum Scribe verwehrt.

An das eigene Öko-System angebunden macht es Amazon dem Nutzer jedoch sehr einfach, neues Lesefutter auf den Reader zu bekommen. Einmal mit dem eigenen Konto eingeloggt, stehen diesem alle bereits beim Online-Händler gekauften E-Books und Hörbücher in der eigenen Bibliothek zur Verfügung und müssen nur heruntergeladen werden. Das geht mit normalen E-Books, die meist nur ein paar Megabyte messen, sehr schnell, bei Hörbüchern kann das Unterfangen schon einmal etwas länger dauern. Darüber hinaus können sich Inhalte auch klassisch per USB-Verbindung auf den Scribe bringen lassen, was in den meisten Fällen jedoch eher für konvertierte Bücher infrage kommen dürfte. Bis vor einiger Zeit hat Amazon noch Kindles mit integrierter Mobilfunkanbindung angeboten, mit denen auch von Unterwegs für entsprechenden Nachschub gesorgt werden konnte. Dies müsste heute mit einem Hotspot über das Smartphone umgesetzt werden.