Mehr Leistung: Micron stattet erste SSD mit 232-Layer-NAND aus
Bereits im Sommer hatte Micron mit der Serienfertigung seines 232-Layer-3D-NAND begonnen, doch erst jetzt erscheint die erste SSD-Serie mit dem neuen Speicher. Die an OEM-Systeme für Verbraucher gerichtete Micron 2550 liefert mehr Leistung, aber überraschend nicht mehr Speicherkapazität als der Vorgänger.
Schnellerer NAND für mehr Leistung
In die Fußstapfen der Micron 2450, die trotz PCIe 4.0 nur 3.600 MB/s beim Lesen und 3.000 MB/s beim Schreiben schafft, tritt nun die Micron 2550 mit deutlich höherer Leistung von bis zu 5.000 MB/s lesend und 4.000 MB/s schreibend. Die IOPS bei wahlfreien 4K-Zugriffen steigen leicht auf bis zu 550K/600K beim Lesen/Schreiben. Unverändert sind wiederum die Latenzen von 50 µs beim Lesen und 12 µs beim Schreiben (im SLC-Cache).
Statt des 176-Layer-TLC-NAND kommt nun erstmals der neue 232-Layer-TLC-NAND zum Einsatz. Dieser bietet nicht nur mehr Zellschichten (Layer) für eine höhere Speicherdichte, sondern dank des 6-Plane-Designs sowie der auf maximal 2.400 MT/s beschleunigten Schnittstelle auch deutlich mehr Leistung. Zudem hat sich die Speicherkapazität pro Die von zuvor 512 Gbit auf nun 1.024 Gbit oder 1 Tbit erhöht.
Weniger Chips statt mehr Kapazität
Vor diesem Hintergrund überrascht, dass die Micron 2550 dennoch erneut nur maximal 1 TB Speicherplatz aufweist. Entsprechend hat sich die Anzahl der nötigen Speicherchips aber halbiert. Der schnellere Speicherdurchsatz sorgt dafür, dass dennoch die Leistung nicht abnimmt, sondern sogar steigt.
Im PCMark will Micron glänzen
Micron rühmt sich damit, dass die 2550 im PCMark 10 besser abschneidet als die in der Grafik nicht benannte Konkurrenz, doch bleibt die Aussage vorerst ohne unabhängigen Beleg im Raum stehen. Dass sich Hersteller bei solchen Vergleichen zudem stets die Rosinen herauspicken, sollte jedem klar sein.
Weniger Strom und drei Formate
Bei der Leistungsaufnahme gibt es ebenfalls Verbesserungen. So spricht Micron im Datenblatt der 2550 (PDF) nun von weniger als 2,5 Milliwatt im Schlafmodus (PS4). Im „wachen“ Leerlauf (active Idle) sollen es weniger als 150 Milliwatt sein; das ist ein großer Sprung von den <400 mW, die im Datenblatt (PDF) der 2450 stehen. Die Leistungsaufnahme beim Lesen soll wiederum unverändert weniger als 5,5 Watt betragen.
Bei den Total Bytes Written (TBW) gibt es einen kleinen Rückschritt, denn das kleinste 256-GB-Modell der 2550-Serie ist nur mit 150 TB Schreibvolumen spezifiziert (180 TB bei der 2450), während die Varianten mit 512 GB und 1 TB erneut 300 TB und 600 TB aufweisen.
Bei der Formatauswahl gibt es keine Änderungen. Auch die Micron 2550 wird mit 80 mm, 42 mm oder 30 mm Länge angeboten. Mit den winzigen Platinen können also auch sehr kompakte Systeme bestückt werden.
Die Zeit für PCIe 5.0 ist noch nicht reif
Übrigens sieht Micron die Zeit für PCIe 5.0 bei SSDs noch nicht gekommen und beruft sich auf eine Studie, die für 2023 und 2024 noch äußerst geringe Stückzahlen mit der neuen Schnittstelle erwartet. PCIe 4.0 werde mindestens bis zum Jahr 2026 noch den Löwenanteil ausmachen.
Schnelle SSDs mit PCIe 5.0 werden voraussichtlich erst nur die High-End-Segmente bei Client- und Server-Anwendungen bedienen. Im Verbrauchermarkt haben die angekündigten Produkte bereits Verspätung.
Micron macht die Rechnung ohne YMTC aus China
Micron rühmt sich damit, dass die 2550 die weltweit erste Client-SSD sei, die mit NAND-Flash mit mehr als 200 Layern ausgeliefert wird.
Ein erst kürzlich erschienener Bericht der Chipanalysten von Techinsights sieht das aber anders: Diese haben eine SSD aus China (Hikvision HikSemi CC700) untersucht und dabei den neuen 232-Layer-TLC-NAND von YMTC entdeckt. Aus Sicht von Techinsights ist daher YMTC Micron bei der Verfügbarkeit von 200+ Layer-NAND in einem Endprodukt zuvor gekommen.