Portal with RTX im Test: Die RTX-4000-Techdemo im Grafikkarten-Benchmark
Mit Portal with RTX erhält ein weiterer Klassiker ein Raytracing-Remake. Die realistische Berechnung von Licht und Schatten hat allerdings ihren Preis: Ohne DLSS stemmt nur die RTX-4000-Serie WQHD (und höher), RTX 2000 und Radeon RX 6000 sind komplett raus. Portal with RTX ist damit zurzeit mehr Techdemo denn Spiele-Remake.
Portal with RTX im Überblick
Portal with RTX wird am 8. Dezember um 15 Uhr als kostenloses DLC für Inhaber der Urversion erscheinen und lässt sich auf Steam bereits seit ein paar Tagen der Wishlist hinzufügen.
Das erste Mal mit RTX Remix
Die Raytracing-Neuauflage wurde mit dem zu Nvidias Hausmesse GTC vorgestellten Modding-Tool RTX Remix erstellt, das ältere Spiele teils automatisiert aufpolieren, mit höher aufgelösten Texturen und Features wie Raytracing versehen kann. RTX Remix soll später auch als kostenloses Tool für die Community angeboten werden.
Raytracing übernimmt die gesamte Beleuchtung
In Portal with RTX wurden mit RTX Remix neben den Reflexionen, der Beleuchtung und den Schatten auch höher auflösende Texturen und Modelle, die realistisch auf das Raytracing reagieren, umgesetzt. Raytracing ist dabei nicht wie bei den meisten anderen Implementierungen ein optischer Zusatz, der bei ausgewählten Effekten zum Einsatz kommt; Raytracing ist hingegen die Grundlage für die gesamte Beleuchtung und deren Interaktion mit der Welt. Innerhalb von Portal with RTX kann Raytracing deshalb auch nicht konfiguriert werden. Bei jedem Start über die Steam-Oberfläche können Spieler allerdings zwischen der klassischen und der neuen Variante wählen.
Kein Vergleich zum Original
Der optische Fortschritt gegenüber dem Original ist gewaltig, wenngleich sich im Vorfeld der Freigabe auch Stimmen häuften, die die Effekte in Teilen als zu übertrieben ansahen. Beim Rätseln in der Redaktion fiel die neue Beleuchtung und deren Reflexion auf Objekten wie den oft zu bewegenden Würfeln aber überwiegend positiv auf.
Neben den viel realistischeren Lichteffekten haben darauf auch die deutlich höher auflösenden Texturen einen Einfluss, die allerdings auch den Stil der Level ändern. 1:1 das alte Spiel ist Portal with RTX nicht mehr.
Die ersten Gehversuche wurden in der Redaktion mit einer GeForce RTX 4080 unternommen, weil sie gerade im System verbaut war. Zu Hause dürfte es aktuell den wenigsten Spielern so gehen. Und wer aus Gewohnheit erst einmal ohne KI-Upsampling mit WQHD oder gar UHD einsteigen will, wird selbst auf den schnellsten Ampere-Grafikkarten von einer schönen, aber ruckelnden Grafik begrüßt.
Benchmarks mit und ohne DLSS
ComputerBase hat Portal with RTX mit ausgewählten Grafikkarten getestet, ein angekündigter Day-0-Patch mit Fehlerbehebungen war noch nicht eingespielt. Die Anzahl der genutzten Modelle ist klein, mehr war in Anbetracht der aktuellen Arbeitslast allerdings nicht drin – und eventuell auch nicht notwendig. Sofern in der Community Interesse besteht, kann dieser Artikel nach Veröffentlichung des DLCs aber um einen Community-Benchmark erweitert werden, die genutzte Demo sollte auch in der finalen Version als Grundlage für konsistente Benchmarks noch nutzbar sein.
Benchmarks Portal Urversion
Das originale Portal aus dem Jahr 2007, wie es auch heute noch ohne den Raytracing-DLC mit DirectX-9-Rendering bei Steam zu bekommen ist, läuft quasi überall. Die Probe aufs Exempel bringt mit der 2 CU „starken“ iGPU im Ryzen 7 7700X über 40 FPS in UHD, über 80 FPS in WQHD und knapp 140 FPS in FHD zum Vorschein. Eine RTX 4090 liegt in allen drei Auflösungen bei um die 1.000 FPS, in dem Fall limitiert die CPU und nicht die Grafikkarte. Bei Portal with RTX sieht das anders aus.
Benchmarks Portal RTX ohne DLSS
Nvidias Systemvoraussetzungen für Portal with RTX haben nicht übertrieben: Portal with RTX frisst GPU-Leistung zum Frühstück und das nicht zu knapp. Schon in Full HD verfehlt eine RTX 3080 Ti ohne DLSS die 60-FPS-Marke deutlich und die Turing-Grafikkarte GeForce RTX 2070 scheitert an 10 FPS. Offensichtlich keine Sekunde aufgewandt wurde für die Unterstützung der Radeon RX 6000 mit RDNA 2, denn selbst das Topmodell erreicht in FHD keine 5 FPS.
In höheren nativ gerenderten Auflösungen ist Portal with RTX auf der RTX 3000 quasi unspielbar, selbst die RTX 4080 scheitert schon in WQHD klar an 60 FPS und die RTX 4090 in UHD an der 30-FPS-Hürde. Der GeForce RTX 3080 Ti geht in dieser Auflösung der 12 GB große Grafikspeicher aus, sie bricht regelrecht ein.
Benchmarks mit DLSS
Nvidias Lösung für die ohne Upsampling sehr niedrige Leistung vieler GeForce RTX: Portal with RTX kommt sowohl mit DLSS Super Resolution (vormals DLSS 2) als auch DLSS Frame Generation (beides zusammen vermarktet als DLSS 3). Für andere Grafikkarten gibt es TAA und NIS, aber beide retten RDNA 2 auch nicht mehr und sind damit nicht mehr als ein störender Eintrag im Optionsmenü.
Nachfolgende Screenshots zeigen jeweils die Bildqualität in nativer Auflösung, mit DLSS Super Resolution (Quality) und aus dem Original mit maximalen Details – jeweils in UHD respektive mit Zielauflösung UHD (DLSS).
DLSS kann sich in Portal with RTX grundsätzlich sehen lassen, wobei die Redaktion nur einen Blick auf DLSS Super Resolution Quality und Frame Generation geworfen hat. Gravierende Darstellungsprobleme sind dabei nicht aufgetreten. Deutlich besser präsentiert sich die Bildstabilität (Kantenglättung), die mit DLSS Quality besser aussieht als mit nativer Auflösung. Etwas weniger opulent wirken wiederum Lichthöfe und die auf Glasscheiben häufig anzutreffenden Lichtbrechungen, die DLSS zu glatt zu spülen scheint.
DLSS 2 a.k.a. Super Resolution lässt die FPS auf kompatiblen GeForce RTX bereits um den Faktor 2 ansteigen, was die RTX 3080 Ti in jeder Auflösung bis auf 10 Prozent an die RTX 4090 ohne DLSS heranrücken lässt. Die RTX 2070 rettet auch DLSS 2 Quality selbst in Full HD nicht.
Nvidia GeForce RTX 4000 kann darüber hinaus DLSS Frame Generation in Portal with RTX nutzen, was die FPS noch einmal deutlich, wenn auch nicht um den Faktor 2 ansteigen lässt. Um die Latenz, die von Frame Generation nicht positiv beeinflusst wird, möglichst niedrig zu halten, nutzt Portal with RTX auch Reflex.
Weil Nvidia Frame Generation als neuen Bestandteil von DLSS 3 exklusiv für Ada Lovelace anbietet – der Hintergrund soll technischer Natur sein –, sind auch GeForce RTX 2000 und RTX 3000 in dieser Hinsicht außen vor.
Benchmarks mit und ohne „SER“
Im ausladenden Entwickler-Menü von Portal with RTX (Shift + Einfügen im Spiel, nicht im Hauptmenü) findet sich im Reiter „Rendering“ unter „Pathtracing“ eine interessante Option: „Shader Execution Reordering“ (SER).
Dahinter versteckt sich der Ein-Aus-Schalter für die wesentliche Verbesserung der RT-Hardwareeinheiten von Ada Lovelace gegenüber Ampere. Alle Details finden sich im Artikel zur Vorstellung der Ada-Lovelace-GPU-Generation.
Kurz zusammengefasst: SER kann bei aktivem Raytracing die ankommenden Rays scannen, die aus ihrem Auftrittspunkt abgeleiteten auszuführenden Programme (Shader) analysieren und dann so sortieren, dass möglichst immer dieselben Shader gleichzeitig ausgeführt werden, auch wenn sie eigentlich aus unterschiedlichen Rays stammen. Das soll die Auslastung der ALUs gegenüber dem Vorgänger Ampere erhöhen. Nvidia nannte zur Vorstellung Leistungsvorteile aus SER von bis zu 44 Prozent in Cyberpunk 2077 mit Overdrive-RT-Preset, bis zu 29 Prozent in Portal with RTX und bis zu 20 Prozent in Racer RTX.
In Portal with RTX lässt sich der Nutzen aus der Anpassung jetzt von RTX-4000-Inhabern erstmals gezielt nachvollziehen. ComputerBase hat dabei sowohl auf einer RTX 4090 als auch auf einer RTX 4080 gut 10 Prozent Leistungszuwachs ermittelt, während sich die Ampere-Grafikkarte RTX 3080 Ti wie erwartet unbeeindruckt von der Einstellung zeigte.
Fazit
Portal with RTX erscheint am 8. Dezember als kostenloser DLC für alle Inhaber des Titels auf Steam. Das ist auch gut so, denn nur die wenigsten Inhaber eines PCs mit einer GPU, die Hardware-Raytracing beherrscht, werden mehr als ein paar Gehversuche in diesem Modus unternehmen; zu hoch fallen die Anforderungen aus.
Nur wer eine neue GeForce RTX 4090 (Test), eine RTX 4080 (Test) oder ein High-End-Modell der letzten GeForce-Generation sein Eigen nennt, kann ohne DLSS in Full HD flüssig spielen. Mit DLSS 2 Quality (seit Vorstellung von DLSS 3 als DLSS Super Resolution Quality bezeichnet) verschiebt sich diese Grenze leicht, aber eine RTX 3080 Ti kommt in WQHD immer noch nicht auf 60 FPS; in UHD sind es mit DLSS Quality nicht einmal 25 FPS. Selbst RTX 4080 und RTX 4090 kommen erst mit DLSS 3, also der Kombination aus DLSS Super Resolution („DLSS 2“) und Frame Generation (neu mit DLSS 3, exklusiv auf RTX 4000), in hohen Auflösungen in flüssig spielbare Gefilde.
Positiv ist, dass Portal mit DLSS Super Resolution und DLSS Frame Generation sehr gut harmonisiert und die Upscaling-Algorithmen daher zumindest im getesteten Quality-Setting ohne Bedenken aktiviert werden können, denn Vor- und Nachteile gegenüber dem nativen Rendering halten sich optisch die Waage.
Einen Schatten wirft das Abschneiden der AMD Radeon RX 6900 XT(XH) auf Portal with RTX: Dass AMDs RDNA-2-Generation in Raytracing-Titeln nicht mit Ampere und erst recht nicht mit Ada Lovelace mithalten kann, ist bekannt. Aber dass das RDNA-2-Topmodell in Full HD unspielbare 3,6 FPS abliefert und damit nur knapp ein Drittel der FPS einer GeForce RTX 2070, zeugt am Ende abermals davon, was Portal with RTX Ende 2022 im Kern ist: Eine Technologie-Demo für Inhaber der schnellsten GeForce-RTX-Grafikkarten und kein mit viel Liebe in die Moderne geholter Klassiker, der auf jeder kompatiblen Hardware möglichst optimal laufen soll.
ComputerBase hat den Zugang zu Portal with RTX von Nvidia unter NDA zur Verfügung gestellt bekommen. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.