Radeon RX 7900 XTX Customs im Test: Benchmarks, Lautstärke und sonstige Messungen
2/3Als Basis für die folgenden Benchmarks und Messreihen wurden dieselben Methoden angewandt und dieselbe Hardware genutzt wie beim aktuellen Testparcours für High-End-Grafikkarten, der auch im Test der AMD Radeon RX 7900 XTX sowie AMD Radeon RX 7900 XT eingesetzt wurde. Allerdings ist eine stark gekürzte Version der Benchmark-Suite benutzt worden, die ausführliche Variante hätte keine weiteren Erkenntnisse für diesen Custom-Vergleich gebracht, aber deutlich mehr Zeitaufwand erfordert. Als Treiber kam der Adrenalin 22.12.1 zum Einsatz.
- B1 = BIOS 1 (ab Werk aktiv)
- B2 = BIOS 2 (alternativ wählbar)
Benchmarks in Ultra HD
Die Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ stellt sich im Vergleich als das schnellste Custom-Design heraus. Viel schneller als andere Modelle oder gar die Referenz ist diese Variante mit dem schnellsten BIOS aber trotzdem nicht: Durchschnittlich 4 Prozent mehr FPS als bei AMDs Referenzdesign gibt es, mehr nicht. Und das gilt nur, solange das Primär-BIOS aktiviert ist, wenn es im Quiet-BIOS leiser sein soll, ist es ein Prozent.
Fast alle anderen Custom-Designs bzw. deren BIOS-Varianten tummeln sich in der engen Lücke zwischen Nitro+ und Referenz. Die Asus Radeon RX 7900 XTX TUF OC und die XFX Radeon RX 7900 XTX Merc 310 sind bis zu 2 Prozent schneller als die Referenzkarte, die PowerColor Radeon RX 7900 XTX Hellhound schafft maximal 1 Prozent.
Wird die Asus TUF mit dem Quiet-BIOS betrieben, bleibt die Leistung gleich. Auf den ersten Blick verwundert das, doch sind Takt und Verbrauch in beiden BIOS-Versionen identisch und die geringere Drehzahl hat offensichtlich keinen relevanten Einfluss auf die Temperatur bzw. die Temperatur keinen relevanten auf den Takt. Bei der XFX Merc 310 liegt die Leistung mit dem ab Werk aktiven OC-BIOS hingegen einen Prozentpunkt niedriger als mit dem Full-Power-Profil.
Die PowerColor Radeon RX 7900 XTX Hellhound ist mit dem alternativen Silent-BIOS das einzige Custom-Design, das 1 Prozent langsamer als die Radeon RX 7900 XTX im Referenzdesign ist. Diesen „Rückstand“ weiß sie bei der Lautstärke zu nutzen.
Lautstärke & Kühlung
Im Leerlauf unter Windows halten alle Grafikkarten die Lüfter an. Das entspricht gemessenen 28 Dezibel im Testraum.
Unter Last ist wiederum keine der getesteten Grafikkarten ohne weitere manuelle Eingriffe in die Lüftersteuerung oder den Verbrauch (alternativ UV) nur durch Einsatz des richtigen BIOS so leise zu bekommen wie die relativ kompakte PowerColor Hellhound: 30,0 Dezibel sind unter Spiele-Volllast der Spitzenwert in der Konkurrenz. Auch wer bei der Hellhound auf das „falsche“ BIOS setzt, bekommt noch immer ein rekordverdächtig leises Modell – 31,5 Dezibel gemessen in 40 cm Abstand.
Die Asus Radeon RX 7900 XTX TUF OC platziert sich mit dem alternativen BIOS mit gemessenen 31 Dezibel zwischen den beiden Betriebsmodi der Hellhound, das durfte mit Blick auf den Kühler mindestens erwartet werden. Auch die Sapphire Nitro+ kann mit dem alternativen BIOS, aber auch mit dem kaum lauteren Standard-BIOS leise sein (33,5 respektive 34,0 Dezibel), ohne PowerColors Höllenhund gefährlich zu werden. Sapphires Teufel steckt dabei im Detail: Anscheinend hat Sapphire zum Start der sowieso schon sehr spät finalisierten Nitro+ eine Hysterese vergessen. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Lüfter andauernd die Drehzahl ändert, was hörbar und für empfindliche Ohren auch nervig ist. Sapphire sollte hier noch einmal per Firmware nachhelfen.
Wer die Asus TUF Gaming OC im nicht schnelleren Standard-Modus betreibt, bekommt – in einem zum Testsystem der Redaktion vergleichbaren Umfeld – 36 Dezibel geliefert, was in Anbetracht der gleichbleibenden Leistung noch weniger sinnvoll erscheint als bei den anderen Modellen.
Mit Blick auf Leistung und Lautstärke (aber noch nicht auf die Temperaturen) ein wenig überzeugendes Bild gibt die XFX Merc 310 ab, die ab Werk mit 1.600 U/min Ziel-Drehzahl nur das Niveau des Referenz-Designs hält und mit dem Full-Power-BIOS bei 2.000 U/min dann allen Kontrahenten davonzieht, ohne in den Benchmarks an Platz 1 zu stehen.
Leise Kühler vs. Spulenrasseln
Die Kühlsysteme von PowerColor Hellhound und Asus TUF Gaming OC sind auf Wunsch echte Leisetreter, doch das allein reicht nicht für einen flüsterleisen Betrieb aus. Beide Testmuster wiesen auf einem von zwei Rechnern in der Redaktion eine ordentliche Portion Spulenrasseln auf – mehr als mittlerweile normal für High-End-Grafikkarten. Garantiert absolut silent-tauglich sind beide Grafikkarten also nicht.
Temperatur
Die Temperaturen liefern den Puzzle-Stein, der zum Abschneiden der XFX Merc 310 bisher gefehlt hat: Die (vergleichsweise) hohe Lautstärke unter Last führt zu sehr niedrigen Temperaturen im Test. Das wiederum bedeutet, dass Anwender durch manuelle Eingriffe in die Lüfterkurve in der Lage sind, auch die Merc 310 leiser laufen zu lassen, ohne bei den Temperaturen an kritische Grenzwerte zu stoßen. Interessant ist, dass sich beide BIOS-Versionen kaum voneinander unterscheiden, obwohl 400 U/min mehr Kühler-Drehzahl nur knapp 15 Watt mehr Verlustleistung bändigen müssen – offensichtlich kann das Kühlsystem von der deutlich höheren Lüfterdrehzahl nur unterproportional profitieren.
Was sonst noch auffällt?
- Die Hellhound erkauft sich ihre Spitzenwerte bei der Lautstärke über die Temperaturen, die allerdings weit davon entfernt bleiben, kritisch zu sein.
- Die viel größere und 700 Gramm schwerere Asus TUF liegt mit dem Quiet-BIOS auf ähnlichem Temperatur-Niveau, zwei Prozent mehr FPS gibt es dafür.
- Die Sapphire Nitro+ leistet mehr als die XFX Merc 310 bei geringerer Lautstärke und wird nur unwesentlich wärmer, der Kühler ist also als stärker zu bewerten.
Leistungsaufnahme
Mehr Takt benötigt – ceteris paribus – mehr elektrische Leistung. Das gilt auch für Navi 31, der bereits für seinen normalen Takt vergleichsweise viel verbraucht. Mit gemessenen 433 Watt benötigt die Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ klar am meisten elektrische Leistung. Das sind 79 Watt mehr als das Referenzdesign und auch 27 Watt mehr als die XFX Radeon RX 7900 XTX Merc 310, die mit 406 Watt im Full-Power-Modus (BIOS 2) am zweitmeisten benötigt – 14 Watt weniger sind es im Standard-OC-BIOS. Die Asus Radeon RX 7900 XTX TUF OC liegt mit 386 Watt in beiden BIOS-Versionen leicht darunter.
Die PowerColor Radeon RX 7900 XTX Hellhound ist wenig verwunderlich das sparsamste Modell im Test. Mit dem werksseitig aktiven OC-BIOS kommt die Grafikkarte auf 365 Watt und mit dem Silent-BIOS sind es gar nur 351 Watt und damit 3 Watt weniger als beim Referenzdesign. Mehr Leistung gibt es so zwar nicht, in Kombination mit einer nicht übertrieben stark gekühlten GPU aber eben den 1. Platz bei der Laustärkemessung.
Erwähnenswert ist damit der große Unterschied zwischen den zwei BIOS-Versionen bei der Radeon RX 7900 XTX Nitro+: 65 Watt Spreizung bietet kein anderes Modell per Dip-Switch.