Rode NT-USB+ im Test: Mikrofon überzeugt bei Klang und Preis

Michael Schäfer
71 Kommentare
Rode NT-USB+ im Test: Mikrofon überzeugt bei Klang und Preis

Das NT-USB+ zeichnet sich nicht nur durch eine sehr gute Stimmabbildung über alle Frequenzen hinweg aus, sondern auch über eine überzeugende Verarbeitung bei einem guten Preis. Dennoch gibt es durchaus Anlass zur Kritik, denn in einigen Bereichen hätte Rode bessere Entscheidungen treffen können.

Design und Verarbeitung

Rode geht beim neuen NT-USB+ den Weg des Unscheinbaren. Komplett in Schwarz gehüllt, präsentiert sich das Kondensatormikrofon somit relativ schlicht. Vom unspektakulären Erscheinungsbild sollten sich potenzielle Käufer jedoch nicht abschrecken lassen, denn mit Metall als vorwiegendes Material vermittelt der Testkandidat einen hochwertigen Eindruck. Die Verarbeitung ist über alle Strecken hinweg sehr gut, das NT-USB+ wirkt wie aus einem Guss gefertigt. Das massive Äußere schlägt sich mit 540 g jedoch ebenso in einem nicht geringen Gewicht nieder. Mit einer Länge von 18,4 cm ist es auch nicht unbedingt als klein zu bezeichnen.

Das NT-USB+ von Rode
Das NT-USB+ von Rode

Das Mikrofon wird direkt von vorne besprochen, ein kleiner goldener Punkt weist dem Nutzer die richtige Ausrichtung. Ist es angeschlossen, leuchtet zusätzlich die Front in einem dezenten Blau. Seitlich findet der Sprecher zwei Drehregler, von denen sich einer für die Monitor-Mischung zwischen dem Mikrofonsignal und den restlichen Quellen, der andere für die Ausgabelautstärke des darunter liegenden Kopfhöreranschlusses verantwortlich zeigt. Ein Regler für die Aufnahmelautstärke ist dagegen genauso wenig vorhanden wie eine Stummschaltung. Der USB-C-Anschluss ist derweil am unteren Ende des Klangaufnehmers platziert. Ein entsprechendes Kabel legt der Hersteller dem Set zwar bei, es weist jedoch auf beiden Seiten einen USB-C-Stecker auf. Das dürfte zwar für die mobile Nutzung an Smartphones, Tablets und neueren Notebooks von Vorteil sein, dass Rode aber dem mit einem UVP von 209 Euro versehenen Mikrofon keinen entsprechenden Adapter auf USB-A beilegt, darf dann schon als recht kniepig bezeichnet werden.

Das NT-USB+ setzt auf einen USB-C-Anschluss am unteren Ende
Das NT-USB+ setzt auf einen USB-C-Anschluss am unteren Ende

Zur Nutzung stellt Rode einen kleinen Tischständer bereit, wahlweise lässt sich das NT-USB+ auch an einen Mikrofonarm schrauben. Ein Gelenk, mit dem der Klangaufnehmer ausgerichtet werden kann, stellt dabei die Verbindung zwischen den beiden Halterungen und dem Mikrofon dar. Ein Adapter für die verschiedenen Gewindegrößen von 3/8 Zoll auf 5/8 Zoll liegt dem Lieferumfang ebenfalls bei. Gleiches gilt für den Popschutz, dessen Handhabung der Hersteller jedoch einfacher hätte gestalten können. So muss für die Anbringung zunächst die Halterung abgeschraubt, der Filter über das Gewinde gesteckt und die Halterung wieder aufgeschraubt werden. Sollte sich das NT-USB+ bereits auf einem Mikrofonarm befinden, wird das Ganze zu einer recht umständlichen Prozedur – bei anderen Anbietern wird ein Schutz einfach aufgesteckt und entweder mechanisch oder magnetisch gehalten.

Zum Paket gehört auch ein Tischfuß
Zum Paket gehört auch ein Tischfuß

Eine Möglichkeit zur Entkopplung bietet der Testkandidat nicht. So offerieren weder der Tischständer noch die Anbringung an einen Mikrofonarm generell einen eigenen Schutz vor eventuell durch Vibrationen hervorgerufene Störgeräusche. Das wird vor allem auf den Tisch gestellt schnell deutlich, bereits ein Aufstützen auf die Unterlage kann schnell mit einem hörbaren Rumpeln zur Kenntnis genommen werden. Bei Mikrofonarmen kommt es auf die Hochwertigkeit der Ausführung an, manche Exemplare verfügen bereits hier über entsprechende Schutzvorkehrungen. Aufgrund der seitlichen Bedienelemente kann aber ebenso wenig zu einer universalen Spinne gegriffen werden.

Verbaute Technik

Rode stattet das NT-USB+, wie bereits beschrieben, mit einer Kondensatorkapsel aus, die eine Größe von einem halben Zoll besitzt und werbewirksam den Zusatz „goldbedampft“ erhält. Den Frequenzgang gibt der Hersteller mit 20 Hz bis 20 kHz an, die internen Wandler verarbeiten das Signal mit einer Auflösung von 24 Bit bei einer Abtastrate von 48 kHz. Der integrierte Klangprozessor stellt darüber hinaus zusätzliche Funktionen wie einen Hochpassfilter, eine Rauschunterdrückung, einen Kompressor und weitere Optimierungen zur Verfügung, die über die mitgelieferte Software aktiviert werden können. Auf letztere geht dieser Test später noch genauer ein.

NT-USB+ besitzt einen Kopfhörerausgang sowie Einstellungen für das Monitoring Regelung
NT-USB+ besitzt einen Kopfhörerausgang sowie Einstellungen für das Monitoring Regelung

Als Charakteristik kommt beim NT-USB+ die Niere zur Anwendung. Das bedeutet, dass hauptsächlich der von vorne kommende Schall aufgenommen wird – von der Seite oder von hinten an die Kapsel gelangende Signale werden dagegen weitestgehend abgeschirmt. Das hat zur Folge, dass der Klangaufnehmer hauptsächlich für Einzeleinsprecher, die genau vor dem Mikrofon sitzen, genutzt werden sollte. Bei mehreren Teilnehmern sollte dagegen lieber zu einer anderen Richtcharakteristik gegriffen werden. Darüber hinaus kann es bei der verwendeten Technik zum sogenannten „Nahbesprecheffekt“ kommen: Je näher sich der Sprecher vor dem Mikrofon befindet, desto ausgeprägter werden die tiefen Anteile der Stimme aufgenommen.

Software für verschiedene Szenarien und Plattformen

Rode bietet für seine Mikrofone verschiedene kostenlose Applikationen an, welche die Nutzung komfortabler gestalten sollen. Da wäre zunächst Rode Control zu nennen, das sowohl für Windows und macOS als auch für Android und iOS zur Verfügung steht. Mit der Software können verschiedene Funktionen des Mikrofons zur Klangoptimierung aktiviert werden, darunter ein High-Pass-Filter, der wahlweise nur Signale über 75 Hz und 150 Hz weiterleitet, ein Kompressor, eine Rauschunterdrückung und der Aural Exciter, der die Stimme klarer macht. Auch der Big Bottom, der für eine Verstärkung der tiefen Frequenzen sorgt, wäre noch zu nennen. Alles in allem gehen die verschiedenen Optimierungen dabei sehr dezent zu Werke, was final nur für einen geringen Effekt sorgt. Die jeweilige Stärke der Funktion lässt sich nicht einstellen. So kann für den Anfang durch die Applikation zwar das eine oder andere etwas verbessert werden, Anwender sollten jedoch zügig auf reine Softwarelösungen umsteigen, die dann deutlich mehr Einfluss ermöglichen und zudem das Rohmaterial unangetastet lassen.

Die Applikation Rode Central bietet einige Funktionen zur Klangbearbeitung
Die Applikation Rode Central bietet einige Funktionen zur Klangbearbeitung

Mit Rode Connect stellt der Hersteller dagegen eine kostenlose Software zur Aufnahme von Podcasts und Streams für macOS und Windows zur Verfügung. Sie hilft vor allem bei der Abmischung von bis zu vier verschiedenen Quellen. Gleichzeitig bietet sie ein paar Klangeffekte, um die eigenen Aufnahmen eventuell etwas aufzulockern. Fertige Aufnahmen kann die Applikation zudem direkt für eine Vielzahl von Streamingdiensten optimieren. Rode Connect funktioniert für sich selbst jedoch nur lokal, alle Teilnehmer müssen somit am selben Rechner angeschlossen sein. Es besteht aber die Möglichkeit, über einen virtuellen Kanal andere Programme mit einzubinden.

Rode Reporter ist dagegen, wie der Name schon vermuten lässt, eine mobile App, mit der auch von unterwegs Aufnahmen in Rundfunkqualität erstellt werden können sollen. Die sowohl für Android wie auch für iOS erhältliche Software soll dabei intuitiv zu bedienen sein, was aufgrund der geringen Ausstattung auch nicht schwerfällt. So besitzt das Programm zwar Zugriff auf die bereits im Vorfeld genannten Klangoptimierungen, aber nicht einmal eine Möglichkeit, die jeweiligen Aufnahmen schneiden zu können. Das aufgenommene Material kann darüber hinaus in verschiedenen Bitraten komprimiert oder unbearbeitet gespeichert werden. Der Austausch soll sich dabei ebenso einfach gestalten.

Der Rode Reporter eignet sich für unterwegs, besitzt aber wenige Funktionen
Der Rode Reporter eignet sich für unterwegs, besitzt aber wenige Funktionen

All die genannten Programme können ebenso dazu genutzt werden, das NT-USB+ mit der aktuellen Firmware zu versorgen. Die aktivierten Funktionen lassen sich darüber hinaus auf dem Mikrofon speichern, damit sie auf allen Plattformen sofort zur Verfügung stehen.

Klanglich überzeugend

Rode gibt beim NT-USB+ keinen optimalen Abstand zwischen Mikrofon und Quelle an, aber wie so oft sollte auch im vorliegenden Fall die Distanz mindestens 10 cm betragen. Näher werden die tieferen Anteile der Stimme zwar noch etwas kräftiger abgebildet, trotz Popschutz reagiert die Kondensatorkapsel dabei aber immer noch recht empfindlich auf Plosivlaute – ohne den Schutz sollte erst ab einem Abstand von rund 20 cm gearbeitet werden. Darüber hinaus hätte der Pegel des Mikrofons ruhig etwas höher ausfallen können – selbst bei geringem Abstand muss er zu drei Viertel geöffnet sein, um bei normaler Sprachlautstärke eine vernünftige Abbildung der Stimme zu erreichen.

Das NT-USB+ besitzt auch einen Popfilter, aber keine Entkopplung
Das NT-USB+ besitzt auch einen Popfilter, aber keine Entkopplung

Klanglich bildet das NT-USB+ die Stimme gut ab, auch wenn sie an manchen Stellen, gerade wenn mit geringem Abstand eingesprochen wird, etwas gepresst klingt. Dafür sorgt das Mikrofon für ein gutes Verhältnis zwischen den einzelnen Frequenzen, womit kein Bereich zu kurz kommt. Diesen Umstand lässt die Konkurrenz oftmals vermissen. Entweder wurde viel Wert auf das gelegt, was gemeinhin gerne als „Radiostimme“ beschrieben wird, also eine warme und damit tiefe Abbildung der Stimme, oder eben auf die hohen Frequenzanteile. Das NT-USB+ schafft beides und wirkt dadurch recht „lebhaft“.

Je weiter sich der Sprecher vom Mikrofon entfernt, desto mehr nimmt die jeweilige Raumakustik Einfluss auf das aufgenommene Signal. Da macht der Testkandidat ebenfalls keine Ausnahme. Somit wird auch in diesem Fall mit zunehmender Distanz die Stimme dünner und der Raumhall nimmt zu. Hier kann zwar mit den eingebauten Klangverbesserern nachgeholfen werden, da sie jedoch, wie bereits geschrieben, recht dezent zu Werke gehen, dürfen keine enormen Veränderungen erwartet werden. Hier sollte, wenn möglich, per Software in der Postproduktion nachgebessert werden.

Mit Störgeräuschen kann das NT-USB+ recht gut umgehen, dabei kommt es jedoch auch auf die Art der Störungen an. Gegenüber tieferen Frequenzen zeigt es sich meist unbeeindruckt, zur Not kann dabei noch mit dem angeführten Low-Cut-Filter nachgebessert werden. Hohe Töne, wie im vorliegenden Fall Tastaturgeräusche, werden dagegen deutlich hörbar aufgenommen.

Beispielaufnahmen: Rode NT-USB+

Rode NT-USB+ - Clean - 5 cm
Rode NT-USB+ - Clean - 10 cm
Rode NT-USB+ - Clean - 20 cm
Rode NT-USB+ - Clean - 50 cm
Rode NT-USB+ - Störgeräusche
Rode NT-USB+ - Störgeräusche - Low Cut 75
Rode NT-USB+ - Störgeräusche - Low Cut 150
Rode NT-USB+ - Clean - Popschutz - 5 cm
Rode NT-USB+ - Clean - Popschutz - 10 cm
Rode NT-USB+ - Clean - 10 cm + Kompressor + Aural Exciter + Big Bottom

Beispielaufnahmen der Konkurrenten

Beispielaufnahmen: HyperX Procast

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Beispielaufnahmen: Elgato Wave DX

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

beyerdynamic M 90 Pro X

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

beyerdynamic M 70 Pro X

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Neat King Bee II

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Neat Worker Bee II

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Neat Bumblebee II

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Beispielaufnahmen: Blue Yeti

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Dockin MP1000

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Dockin MP2000

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

SPC Gear SM950

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

SPC Gear SM950T

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Roccat Torch

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Fazit

Das NT-USB+ von Rode bietet bei einem UVP von 209 Euro ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Die Verarbeitung lässt dabei keinen Grund zur Kritik aufkommen und die verwendeten Materialien, vorwiegend Metall, sind hochwertig. Optisch setzt der Hersteller eher auf Understatement als auf viel „Bling-Bling“, was nicht selten nur über die geringen inneren Werte hinwegtäuschen soll.

Davon besitzt das Mikrofon aber reichlich und sie können sich auch sehen beziehungsweise hören lassen. So zeichnet sich das NT-USB+ als guter Allrounder aus, der für eine voluminöse Stimme mit gut abgebildeten tiefen Frequenzen sorgt, dabei aber auch die hohen Frequenzanteile nicht vergisst. Aus diesem Grund lässt sich der Klangaufnehmer vielseitig einsetzen und liefert stets gute Ergebnisse – wenn der Abstand zwischen Mikrofon und Stimme nicht zu gering ist, denn andernfalls kann es trotz Popschutz schnell zu hörbaren Plosivlauten kommen.

Rode NT-USB+

Von einem „Studioklang zu Hause“, wie es die Werbung verheißungsvoll verlauten lässt, ist das NT-USB+ dann aber doch ein gutes Stück entfernt – irgendwo muss sich der höhere Preis von entsprechendem Equipment auch rechtfertigen. Und obwohl das neue Mikrofon aus dem Hause Rode einen überzeugenden Klang bietet, fehlen dennoch eben einige Dinge, die bei solchen Modellen mittlerweile einfach vorausgesetzt werden.

So bietet der Testkandidat keine Entkopplung in Form einer Spinne, was sowohl bei Verwendung des mitgelieferten Tischständers wie auch auf einen Mikrofonarm geschraubt schnell zur Übertragung von Vibrationen und daraus entstehenden Störgeräuschen führen kann. Rode bietet zwar eine Reihe von USB-Kabeln für das NT-USB+ an, aber keine entsprechende Vorrichtung. Die Position der Bedienelemente verhindert dabei allerdings den Griff zu einer entsprechenden Universallösung.

Ebenso hätte der Popschutz einfacher zu montieren sein müssen. Andere Hersteller bieten hier leichter zu handhabende Steckmöglichkeiten oder einfach das Halten per Magnet. Beim NT-USB+ muss das Mikrofon immer erst von der Halterung gelöst werden, bevor der Schutz vor Plosivlauten angebracht oder abgenommen werden kann.

Auch zeigt sich der Hersteller an mancher Stelle recht knauserig: So liegt dem Mikrofon zwar ein USB-Anschlusskabel bei, es besitzt jedoch auf beiden Seiten einen USB-C-Stecker. Diese Lösung hat bei der mobilen Nutzung an Smartphones oder Tablets durchaus ihre Vorteile, nützt dem Käufer aber nichts, wenn sein Rechner daheim ist oder das Notebook nur über USB-A-Anschlüsse verfügt. So muss hier zusätzlich für ein anderes Kabel gesorgt werden, ein Adapter für ein paar Cent hätte den Umstand deutlich einfacher gestaltet.

Wer aber mit den Beeinträchtigungen leben kann, erhält mit dem NT-USB+ von Rode ein sowohl klanglich wie auch von der Verarbeitung her qualitativ hochwertiges Mikrofon zu einem guten Preis.

ComputerBase wurde das NT-USB+ leihweise von Rode für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.