Synology DS923+ im Test: Das Ryzen-NAS kann viel, aber 10 GbE nur optional
Die Synology DS923+ setzt auf einen AMD Ryzen und bietet als Server erneut sehr viele Funktionen und Möglichkeiten. Schnelleres LAN, um die Leistung im Netzwerk auszunutzen, gibt es aber wieder nur mit einer 10-GbE-Steckkarte des Herstellers. M.2-SSDs lassen sich jetzt als Speicherpool nutzen, jedoch nicht ohne Einschränkungen.
Die Synology DS923+ ist das erste Modell der 23er-Generation. Der Netzwerkspeicher setzt auf einen AMD Ryzen R1600 als Hauptprozessor, vier Laufwerkseinschübe, zwei M.2-Steckplätze und zwei Gigabit-Netzwerkanschlüsse. Optional kann auch 10-Gigabit-Ethernet genutzt werden. Reicht das Ende 2022, um die Konkurrenz in Schach zu halten?
Die unverbindliche Preisempfehlung der Synology DS923+ liegt bei rund 630 Euro. Im Handel ist sie ab ca. 610 Euro erhältlich. Synology gewährt eine Garantie von drei Jahren, die auf fünf Jahre verlängert werden kann. Neben der DiskStation und dem externen Netzteil liegen der DS923+ Schrauben, eine Kurzanleitung und Netzwerkkabel bei. Festplatten, wahlweise im 2,5- oder 3,5-Zoll-Format, müssen in bevorzugter Speicherkapazität selbst beschafft werden – alternativ kann auf Bundles im Handel zurückgegriffen werden.
Unterschiede zwischen DS923+ und DS920+
Jetzt mit ECC-RAM
Die DS923+ ist der direkte Nachfolger der DS920+, was zeigt, wie lange kein neues Modell erschienen ist. Beide Modelle setzen auf 4 GB RAM, vier Laufwerkseinschübe, zwei Gigabit-LAN-Anschlüsse, zwei USB-3.0-Ports und einen eSATA-Anschluss. RAM-seitig ist beim neuen Modell allerdings DDR4-ECC-SODIMM an Bord, also Arbeitsspeicher mit Fehlererkennung, während in der DS920+ normaler DDR4-SODIMM verbaut wird.
Ryzen statt Celeron
Die Unterschiede liegen darüber hinaus im Hauptprozessor und in der Erweiterbarkeit. Nutzt die DS920+ noch den Intel Celeron J4125 mit vier Kernen und vier Threads bei einem Basistakt von 2,0 GHz, kommt in der DS923+ wie erwähnt der AMD Ryzen R1600 mit zwei Kernen, vier Threads und einem Basistakt von 2,6 GHz zum Einsatz.
Synology DS923+ | Synology DS920+ | |
---|---|---|
SoC: | AMD Ryzen R1600 x86 2,60 GHz, 2 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron J4125 x86 2,00 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
RAM: | 4.096 MB | |
Festplatteneinschübe: | 4 | |
S-ATA-Standard: | I/II/III | |
HDD-Format: | 2,5" & 3,5" | |
RAID-Level: | Einzellaufwerk, JBOD, RAID 0, RAID 1 RAID 5, RAID 5 + Hot Spare, RAID 6, RAID 10 |
|
M.2-Ports für SSD-Cache: | 2 | |
I/O-Ports: | 2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, 1 × eSATA PCIe-Slot |
2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, 1 × eSATA, ? |
Wake on LAN: | Ja | |
Verschlüsselung: | AES-256 (ordnerbasiert) | |
Lüfter: | 2 × 92 × 92 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
2 × 92 × 92 × 25 mm |
Netzteil: | 100 Watt (extern) | |
Maße (H×B×T): | 166,0 × 199,0 × 223,0 mm | |
Leergewicht: | 2,24 kg | |
Preis: | ab 559 € | ab 750 € |
10 GbE per Erweiterungskarte
Zudem verbaut Synology einen Erweiterungsslot für die hauseigene E10G22-T1-Mini. Dabei handelt es sich um ein 10-GbE-fähiges, RJ-45-basiertes Netzwerk-Upgrade-Modul, das an den PCIe-3.0-x2-Steckplatz an der Rückseite ansetzt. Da Synology keinen universellen PCIe-Steckplatz verbaut, der frei zugänglich ist, können keine anderen Erweiterungskarten genutzt werden. Die E10G22-T1-Mini unterstützt neben 10 Gbit/s auch Netzwerke mit 5 Gbit/s, 2,5 Gbit/s und 1 Gbit/s sowie 100 Mbit/s. Die DS920+ bietet keine Möglichkeit, 10-Gigabit-Ethernet über eine Erweiterungskarte nachzurüsten.
M.2-SSDs für Speicherpool, aber nur von Synology
Ein weiterer nicht unwesentlicher Unterschied offenbarte sich im Laufe des Tests, denn die DS923+ unterstützt M.2-SSDs zur Erstellung von Speicherpools, was bisher kein anderes NAS bei Synology ermöglicht – dort sind die M.2-Slots immer auf die Nutzung als SSD-Cache limitiert.
Allerdings gibt es eine gewaltige Einschränkung, denn für die Verwendung als Speicherpool müssen M.2-SSDs eingesetzt werden, die von Synology dafür freigegeben und als kompatibel gelistet werden. Sie wurden laut Hersteller eingehend für die Nutzung als Speicherpool getestet, wobei auch die Temperaturen eine Rolle spielen.
In der Liste der kompatiblen M.2-SSDs führt Synology aber nur die hauseigenen SNV3400 und SNV3410 mit jeweils 400 und 800 GB. Während bei 2,5- und 3,5-Zoll-Laufwerken, die nicht von Synology selbst stammen und als kompatibel geführt werden, lediglich eine Warnung erscheint, die sich übergehen lässt, kann ohne Synology-SSDs kein Speicherpool auf den M.2-Laufwerken erstellt werden. Hier greift der Hersteller also selbst bei der DS923+ durch und zwingt zum Kauf der eigenen Laufwerke, wenn man einen M.2-Speicherpool erstellen möchte.
Technische Details der Synology DS923+
Ryzen R1600 ohne Transcoding
Wie erwähnt, nutzt Synology bei der DS923+ den AMD Ryzen R1600 aus der Embedded-Familie, wie er unter anderem auch schon in der DS1522+ (Test) zum Einsatz kommt. Mit der Ryzen-Embedded-R2000-Serie ist schon seit letztem Jahr ein Nachfolger verfügbar. Bei der R1000-Serie kommen noch die originalen Zen-Kerne zum Einsatz, die beim R1600 mit maximal 3,1 GHz im Turbo takten können. Der eingesetzte Ryzen R1600 ist der einzige Prozessor der Serie, der keinen Grafikchip besitzt. Der R1600 kann mit einer TDP von 12 bis 25 Watt konfiguriert werden – wie er in der DS923+ eingestellt ist, bleibt offen. Die CPU bietet acht PCIe-Lanes, wobei zur Aufteilung in der DS923+ ebenfalls keine Informationen bekannt sind. Der L2-Cache des im FP5-Package produzierten R1600 ist 1 MB groß, der L3-Cache 4 MB.
Im Vergleich zum Intel Celeron J4125 in der DS920+ ergibt sich im Alltag für all jene ein Nachteil, die einen Plex-Media-Server auf dem NAS laufen lassen und Transcoding von Videos mit „High Efficiency Video Coding“ (HEVC), H.265, nutzen wollen. Dies wird durch den R1600 ohne GPU nicht in Hardware beschleunigt, so dass er dabei je nach Ausgangsmaterial, Bitrate und Auflösung schnell an seine Grenzen stoßen kann. 4K-H.265-Videos lassen sich in der Regel nicht ohne Aussetzer transkodieren, da ausschließlich die CPU die gesamte Arbeit übernehmen muss. Wer Videodateien zur Wiedergabe nicht auf dem NAS transkodiert, weil das Endgerät zur Beschleunigung der Wiedergabe eingesetzt werden kann, der kann diesen Aspekt allerdings vernachlässigen.
NASCompares erläutert in einem Video die Unterschiede und Probleme, die sich durch den Ryzen mit Plex ergeben.
Erweiterbare 4 GB ECC-RAM
Die 4 GB DDR4-ECC-SODIMM können auf bis zu 32 GB erweitert werden. Im Vergleich zur DS1522+ mit 5-Bays verbaut Synology ab Werk somit nur halb so viel RAM. Das einzelne verbaute RAM-Modul und der zweite RAM-Steckplatz sind über die Vorderseite der DS923+ zugänglich, wenn man die Laufwerksrahmen herausnimmt. Es kann somit zunächst ein einzelnes weiteres Modul oder auf Wunsch direkt zwei neue Arbeitsspeicher-Module eingesetzt werden.
Vier SATA-Laufwerke und zweimal M.2
Neben vier SATA-HDDs oder -SSDs mit 2,5 Zoll oder 3,5 Zoll auf den Laufwerksrahmen können zusätzlich zwei M.2-2280-Steckplätze für einen SSD-Speicherpool – unter oben genannten Einschränkungen – oder SSD-Cache mit NVMe-SSDs bestückt werden. Mit der Expansionseinheit DX517 von Synology ist es möglich, das NAS per eSATA um fünf Einschübe auf bis zu neun Speicherlaufwerke zu erweitern.
3,5-Zoll-Laufwerke können schrauben- und werkzeuglos über Klemmhalter auf den Laufwerksrahmen installiert werden. Die Rahmen sind aus Kunststoff und bietet kleine Gummipuffer, um Vibrationen der Laufwerke zu verhindern. 2,5-Zoll-Laufwerke müssen auf den Rahmen verschraubt werden. Die Laufwerksrahmen selbst werden nur in das NAS geschoben und rasten ein. Sie lassen sich mit einem speziellen Sechskant, der mitgeliefert wird, gegen das schnelle Herausziehen sichern. Auch die beiden M.2-Steckplätze an der Unterseite der DS923+ bieten eine schrauben- und werkzeuglose Montage über einen Klemmhalter.
Werden M.2-SSDs als SSD-Cache genutzt, können sie wahlweise als Lese-/Schreibcache oder als reiner Lesecache konfiguriert werden. Letzterer beschleunigt nur die Lesevorgänge vom NAS, indem Kopien von Dateien, auf die häufig zugegriffen wird, darauf gespeichert werden. Dies hat den Vorteil, dass anders als beim kombinierten Lese-/Schreibcache kein Datenverlust entstehen kann, da eben nur Kopien vorgehalten werden. Sofern sie als Schreib- und Lesecache konfiguriert werden, sind sie Teil des NAS-Gesamtspeichers, weshalb der SSD-Cache im DSM deaktiviert werden muss, bevor die SSDs wieder entnommen werden. Der Cache lässt sich deshalb ausschließlich als RAID 1 konfigurieren.
PCIe-Slot für das Netzwerk-Erweiterungsmodul
Zusätzlich zu den bereits genannten beiden Gigabit-LAN-Anschlüssen und dem PCIe-Erweiterungssteckplatz für die E10G22-T1-Mini mit 10 GbE verfügt die DS923+ über zwei USB-A-Anschlüsse – einen an der Vorder- und einen an der Rückseite. Beide Ports bieten eine maximale Bandbreite von 5 Gbit/s. Auf die Kopiertaste, mit der sich Inhalte auf Knopfdruck über vorher definierte Aktionen kopieren lassen, verzichtet Synology bei der DS923+ erneut.
Zwei 92-mm-Lüfter und ein externes Netzteil
Die DS923+ misst 166 × 199 × 223 mm bei einem Leergewicht von 2,24 kg. Neben dem Ein-/Ausschalter und dem USB-Anschluss sind fünf LEDs für den Status des NAS und die Laufwerke an der Vorderseite platziert.
Gekühlt werden System und verbaute Laufwerke über zwei 92 × 92 × 25 mm große Lüfter an der Rückseite des NAS. Sie lassen sich bei einem Defekt austauschen, da sie über einen herkömmlichen 3-Pin-Anschluss mit der Platine verbunden und nicht verlötet sind.
Das externe Netzteil der DS923+ liefert maximal 100 Watt und ist lüfterlos.
DSM 7.1 mit btrfs und Virtualisierung
Auf der Synology DS923+ läuft als Betriebssystem der DiskStation Manager (DSM) 7.1. Das Betriebssystem mit umfangreichen Funktionen und Optionen sowie einer einfachen und meist intuitiven Zugänglichkeit ist die Stärke der NAS-Systeme von Synology. Andere Unternehmen müssen sich daran messen lassen und vor allem bei günstigeren Herstellern ist der Unterschied oft eklatant.
Für die Inbetriebnahme des Systems kann nach der Installation der Laufwerke, der Verkabelung und dem Einschalten find.synology.com aufgerufen werden, um Zugriff auf die Benutzeroberfläche zu erhalten. Die aktuelle DSM-Version wird während der Installation auf Wunsch automatisch von Synology heruntergeladen, in einem abgetrennten internen Netzwerk kann aber auch auf eine Installationsdatei über USB zurückgegriffen werden.
Sofern ein RAID-Verbund für die Laufwerke gewählt wird, beginnt nach der Auswahl des RAID-Verbunds und der Einrichtung im Hintergrund die RAID-Synchronisation, in deren Verlauf das NAS uneingeschränkt genutzt werden kann, aber die Leistung womöglich etwas vermindert ist. Diese Synchronisation ist von der Laufwerksgröße abhängig und kann durchaus mehr als einen Tag in Anspruch nehmen. Als Laufwerkskonfigurationen werden Basic, JBOD, RAID 0, RAID 1, RAID 5, RAID 6, RAID 10 und Synology Hybrid RAID unterstützt. Sofern von einem anderen NAS-System des Herstellers auf die DS923+ gewechselt wird, bei der weniger Laufwerke eingesetzt wurden, oder sofern später der RAID-Typ etwa durch das Hinzufügen weiterer Laufwerke oder einer Expansionseinheit geändert werden soll, ist zu beachten, dass nur folgende Migrationen möglich sind: Basic zu RAID 1, Basic zu RAID 5, RAID 1 zu RAID 5 und RAID 5 zu RAID 6.
Als Dateisystem für die internen Festplatten kann btrfs oder ext4 genutzt werden, wobei nur btrfs als Copy-On-Write-Dateisystem eine Implementierung einer Integritätsprüfung, die die Datensicherheit erhöht und Datenkorruption verhindert, bietet. Darüber hinaus ermöglicht btrfs die Erstellung von Snapshots, so dass gelöschte Daten wiederhergestellt werden können.
Als Dateiprotokolle unterstützt die DS923+ SMB, AFP, NFS, FTP und WebDAV, wobei ab Werk mit 4 GB RAM bis zu 1.000 gleichzeitige Verbindungen unterstützt werden. Mit RAM-Upgrade sind es bis zu 2.000. Bei den Netzwerkprotokollen beherrscht das Modell SMB1 (CIFS), SMB2, SMB3, NFSv3, NFSv4, NFSv4.1, NFS Kerberized sessions, iSCSI, HTTP, HTTPs, FTP, SNMP, LDAP und CalDAV. Anwender können bis zu 2.048 lokale Benutzer und 256 Benutzergruppen für bis zu 512 Freigabeordner erstellen.
Viele zusätzliche Pakete, nicht alle aktuell
Der DSM 7.1 kann in seinen Funktionen modular deutlich erweitert werden, indem benötigte Funktionen über das Paketzentrum nach Bedarf installiert werden. Neben der Möglichkeit, Sicherungen von PCs oder anderen DiskStations im Netzwerk oder remote zu verwalten oder auch Cloud-Backups durchzuführen, kann das NAS obendrein zur Speicherung von privaten Dateien, Fotos und Videos eingesetzt werden. Darauf lässt sich dann bei Bedarf über Apps für iOS und Android zugreifen, wobei auch Fotos des Smartphones automatisch synchronisiert werden können. Mit Diensten wie einem Mailserver, einer Kontakt- und Notizverwaltung oder aber einem iTunes- oder Plex-Media-Server sind die Features längst nicht erschöpft.
Die DS923+ lässt sich darüber hinaus mit dem „Virtual Machine Manager“ zur Virtualisierung anderer Betriebssysteme wie Windows, Linux oder Virtual DSM aus dem NAS einsetzen. Mit Docker ist es außerdem möglich, Container auf dem NAS einzurichten, etwa um Netzwerk-Anwendungen auf dem NAS zu betreiben. Mit HomeAssistant, DIYHue und HomeBridge, um nur ein paar Beispiele zu nennen, können so auch Smart-Home-Anwendungen auf dem NAS ausgeführt werden.
Da Synology viele Pakete des Paketzentrums selbst pflegt und aktualisiert, gilt allerdings weiterhin, dass man oft nicht die aktuellste Version der Software erhält, was potenziell Sicherheitsrisiken darstellen kann. Eine Problematik, mit denen alle NAS-Hersteller zu kämpfen haben, da einzelne Pakete mitunter Monate oder gar Jahre nicht mehr aktualisiert wurden. MariaDB ist auf dem Stand von November 2021. Das Docker-Paket wurde seit Februar 2022 nicht aktualisiert, seither wurden immerhin 18 Updates freigegeben. Mit PHP 8.0 (8.0.23 von Anfang September 2022) und Python in Version 3.9.14 stehen zwar jeweils aktuelle Pakete mit Sicherheitspatches bereit, die aber nicht auf den neuesten Versionen basieren. PHP 8.1 und Python 3.11 werden auf dem NAS noch nicht als Pakete angeboten.