The Callisto Protocol: Vom ruckelnden Desaster zur wirtschaftlichen Katastrophe

Update 3 Fabian Vecellio del Monego
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The Callisto Protocol: Vom ruckelnden Desaster zur wirtschaftlichen Katastrophe
Bild: Krafton

The Callisto Protocol wurde bereits vor der heutigen Veröffentlichung kritisiert: Elementare Inhalte des Survival-Horrorspiels seien von vornherein hinter Season Pass und DLCs versteckt, lautete der Vorwurf. Zum Start adressieren negative Rezensionen aber ein anderes Thema: Das Spiel ruckele auf dem PC nur so vor sich hin.

Inhaltlich ganz okay, technisch eine Katastrophe

Auf Metacritic erreicht das erste Spiel des von Publisher Krafton neu gegründeten Striking Distance Studios im Fall der PC-Version immerhin einen Metascore von 75 Punkten; der User Score startet erst morgen Mittag. Gemeinhin wird dem Horrortitel nachgesagt, eine dichte Atmosphäre sowie opulente Gore-Effekte zu bieten und durchaus als geistiger Nachfolger der Dead-Space-Spiele durchzugehen. The Callisto Protocol verpasse es aber, dieses Potenzial in ein tatsächlich herausragendes Horrorspiel umzusetzen, insbesondere das Kampfsystem mache überhaupt keinen Spaß. Darüber hinaus sei die Story nicht sonderlich mitreißend. Da das Spiel außerdem von recht kurzer Dauer sei und kaum Wiederspielwert biete, sehen die meisten Rezensenten von einer Empfehlung ab.

Wesentlich drastischer fällt das Urteil der Steam-Nutzer aus. Auf Valves Plattform fallen derzeit nur knapp 30 Prozent der rund 3.000 Bewertungen positiv aus; The Callisto Protocol wird „größtenteils negativ“ aufgenommen. Die Rezensionen heben zwar auch die besagten inhaltlichen Schwächen des Titels und im Fall der deutschen Sprachausgabe Übersetzungsfehler sowie emotionslose Sprecher hervor, maßgeblich sind aber technische Probleme: „The Stuttering Protocol“, so heißt es mitunter, ruckele nur so vor sich hin. Dabei spiele es keine Rolle, ob Raytracing genutzt werde oder nicht und welche Grafikoptionen, welche API oder welche Hardware verbaut sei – auch mit einer GeForce RTX 4090 (Test) mache das Spiel aufgrund der schlechten Leistung einfach keinen Spaß, erklären verärgerte Käufer.

Es handelt sich mutmaßlich um ein altbekanntes Problem

Dabei fallen die Bildraten offenkundig nicht einmal schlecht aus – mit einer GeForce RTX 4080 (Test) beispielsweise seien im Ultra-Preset und in UHD abseits vereinzelter Framedrops durchaus dreistellige Bildwiederholraten zu erreichen. The Callisto Protocol stottere aber dennoch, unter anderem die Shader-Kompilierung wird verantwortlich gemacht. Die Problematik beim Frame-Pacing ist bei der zum Einsatz kommenden Unreal Engine 4 ein ständiger Begleiter und sorgte in der Vergangenheit bereits häufiger für Frust.

So ist es zwar auf Konsolen kein Problem, einem Spiel bereits kompilierte Shader beizufügen, da die Hardware auf den Systemen immer identisch ist – dementsprechend berichten Spieler der PlayStation- oder Xbox-Fassung nicht von derartigen Rucklern. Auf dem PC sieht das aber bekanntlich anders aus, daher werden die Shader für gewöhnlich immer während des Spiels auf dem eigenen System kompiliert. Im Fall von The Callisto Protocol äußert sich das augenscheinlich in teils störenden Hakern, die zuletzt beispielsweise auch Stray (Test) heimsuchten. Damals sorgte ein Patch im Nachgang an die Veröffentlichung für Besserung.

Ohne ein solches Update sei The Callisto Protocol auf dem PC derzeit nicht nur keine Empfehlung wert, sondern de facto nicht spielbar, monieren zahlreiche Steam-Nutzer. Ob und wann ein solcher Patch folgen wird, ist derzeit aber noch unklar – Entwickler Striking Distance hat sich bislang nicht zur Problematik geäußert.

Systemanforderungen für The Callisto Protocol
Minimal Empfohlen Max Ultra
Prozessor AMD Ryzen 5 2600
Intel Core i5-8400
AMD Ryzen 5 3600
Core i7-8700
AMD Ryzen 7 2700X
Intel Core i7-9700K
AMD Ryzen 9 3900X
Intel Core i9-9900K
Arbeitsspeicher 8 GB RAM 16 GB RAM
Grafikkarte AMD Radeon RX 580
Nvidia GeForce GTX 1060
AMD Radeon RX 5700
Nvidia GeForce GTX 1070
AMD Radeon RX 6700 XT
Nvidia GeForce RTX 2070
AMD Radeon RX 6900 XT
Nvidia GeForce RTX 3080
Speicherplatz 75 GB HDD 75 GB SSD
API DirectX 11 DirectX 12
Betriebssystem Windows 10 64 Bit
Update

Wie der Entwickler bekannt gegeben hat, soll in wenigen Stunden ein Patch ausgeliefert werden, der die Leistung verbessern soll. Ob das Ruckeln damit auf allen Systemen abgestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Man sei sich der Probleme, die einige Nutzer auf dem PC erfahren, jedoch bewusst, so der Entwickler.

Update

Inzwischen ist das versprochene Update erschienen. Wie zahlreiche ComputerBase-Leser im Forum bestätigen, wird das Ruckeln durch die Shader-Kompilierung wesentlich reduziert, wenngleich es sich noch nicht um eine perfekte Lösung handele. Problemlos spielbar sei The Callisto Protocol nun aber auch auf dem PC, heißt es einvernehmlich. Nach wie vor störend seien wiederum die furchtbare deutsche Synchronisierung – gemeinhin wird empfohlen, auf die englische Text- und Sprachausgabe zurückzugreifen – sowie ein deutlich auffallendes Kantenflimmern bei Verwendung von FSR 2.0.

Die Redaktion dankt der Community für die zahlreichen Hinweise und Berichte, die zu diesem Update geführt haben.

Update

The Callisto Protocol kommt auch sechs Wochen nach Release und einigen Patches nicht unbedingt gut an. Der Metascore der PC-Version liegt bei 68/100 Punkten, der User Score gar nur bei 5,3/10 Punkten. Auf Steam fallen nur 61 Prozent der Rezensionen positiv aus, bei den kürzlichen Bewertungen sind es immerhin 69 Prozent. Somit mag das vermehrte Aufkommen von Berichten, Publisher Krafton sei mit den Verkaufszahlen und letztlich dem Umsatz unzufrieden, nicht überraschen.

Krafton, eine südkoreanische Holding-Gesellschaft, hatte die Entwicklung von The Callisto Protocol mit den nur zu diesem Zweck gegründeten respektive eingekauften Striking Distance Studios seit dem Jahr 2020 mit rund 196 Milliarden Won (umgerechnet rund 146 Millionen Euro) finanziert und ursprünglich mit 4 bis 5 Millionen verkauften Exemplaren bis Ende 2023 kalkuliert. Die revidierten Prognosen gehen aber nun nur noch von rund 2 Millionen Verkäufen aus, wie aus der Wertpapier-Bewertung südkoreanischer Analysten hervorgeht. Bereits eine grobe Rechnung zeigt: Selbst, wenn The Callisto Protocol den europäischen Verkaufspreis von rund 60 Euro dauerhaft halten könnte, hätte sich die Entwicklung mit Einnahmen von hypothetischen 120 Millionen Euro nicht amortisiert. Tatsächlich wird das Spiel aber auf Steam schon jetzt mit einem Rabatt von 20 Prozent verkauft – außerhalb eines Steam-Sales wohlgemerkt.