Basemark GPUScore: In Vitro: Der erste Raytracing-Benchmark für Android-Smartphones
Abgesehen von Apple bieten alle großen Chip-Hersteller Smartphone-Prozessoren mit Unterstützung für Hardware-beschleunigtes Raytracing. Den ersten Benchmark mit entsprechenden Effekten hat jetzt Basemark mit dem GPUScore: In Vitro veröffentlicht. Die Hardware-Anforderungen fallen laut ersten Tests auf einem Galaxy S22 hoch aus.
Nachdem die Raytracing-Unterstützung auf leistungsfähigen Desktop-Grafikkarten mittlerweile als etabliert angesehen werden kann, zieht die Technologie langsam, aber sicher in immer mehr Mobilprozessoren für Smartphones ein. Imagination Technologies hat die CXT-GPU mit Raytracing-Unterstützung, bei Samsung und AMD ist es die Xclipse 920 mit RDNA 2, Arm hat diesen Sommer die Immortalis-G715 vorgestellt und Qualcomm ist vor Kurzem mit der Adreno 740 im Snapdragon 8 Gen 2 nachgezogen. Auch bei Apple soll es Bestrebungen in diese Richtung geben, angeblich sei Raytracing bereits für den A16 geplant gewesen, berichtete The Information im Dezember, Entwicklungsprobleme hätten diesem Plan letztlich aber im Weg gestanden.
GPUScore: In Vitro für Android-Smartphones
Für die neue Hardware wird unter Android mit dem GPUScore: In Vitro jetzt erstmals ein passender Benchmark angeboten. Die finnischen Entwickler von Basemark haben den Benchmark zur CES 2023 freigegeben und bieten diesen auch in einer kostenlosen Variante für jedermann an. Bislang verfügbare Benchmarks wie der 3DMark oder GFXBench machen auf mobilen Endgeräten noch keinen Gebrauch von Raytracing. Im März letzten Jahres hatte Basemark auch den GPUScore: Relic of Life als universellen Raytracing-Benchmark vorgestellt, nach wie vor ist die Software aber nur in den Versionen für Windows 10 und 11, Ubuntu 20.04 LTS und als Linux Flatpak verfügbar. Versionen für macOS, Android und iOS waren zwar ebenso geplant, jetzt gibt es aber erst einmal den neuen GPUScore: In Vitro ausschließlich für Android, der Raytracing für Reflexionen nutzt, während beim Relic of Life zusätzlich die globale Beleuchtung darüber abgewickelt wird.
Die Systemvoraussetzungen für mobiles Raytracing
Um den GPUScore: In Vitro auf dem eigenen Smartphone ausführen zu können, müssen gewisse Systemvoraussetzungen erfüllt werden. Dazu zählen etwa mindestens Android 12 mit Unterstützung von Vulkan 1.1 und neuer sowie des Zwischencodes SPIR-V. Vulkan Raytracing und die ETC2-Kompression müssen ebenfalls vom Gerät unterstützt werden, außerdem werden mindestens 3 GB einheitlicher Speicher vorgeschrieben.
- Android 12 und neuer mit Vulkan 1.1+ und SPIR-V Support
- Vulkan Raytracing Support
- 3 GB oder mehr Unified Memory
- ETC2 Compression Support
Benchmark simuliert sehr anspruchsvolles Spiel
Wie der Entwickler Basemark erklärt, soll der Benchmark ein Mobile Game mit sehr hohen Anforderungen inklusive mittels Raytracing erzielter Effekte simulieren. Dabei wird eine Innenraumsequenz in einem mittelalterlichen Setting gerendert respektive ausgegeben, deren Fokus auf Beleuchtung, Formen, Details und Materialien liegt, jedoch nicht auf großartigen Animationen. Raytracing wird von der Anwendung ausschließlich für die Reflexionen genutzt. Die Reflexionen werden dabei standardmäßig mit 60 Prozent der Auflösung des übrigen Renderings wiedergegeben, in der kostenpflichtigen Version des Benchmarks können aber auch 50 Prozent oder 100 Prozent eingestellt werden. Das nachfolgende Video zeigt die Benchmarksequenz in voller Länge.
Mit den Standardeinstellung sollen durchschnittlich 25 FPS auf Raytracing-fähigen Smartphones erreicht werden, die Ende 2022 auf den Markt kommen. In erster Linie dürften damit Geräte auf Basis des Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 und des MediaTek Dimensity 9200 gemeint sein. ComputerBase hatte vorab Zugriff auf den GPUScore: In Vitro und hat eine Reihe von Benchmarks in unterschiedlichen Auflösungen auf einem Samsung Galaxy S22 Ultra (Test) durchgeführt, das mit der Xclipse 920 ebenfalls eine GPU mit Raytracing-Unterstützung bietet. Geplant waren außerdem Benchmarks auf einem Redmagic 8 Pro mit Snapdragon 8 Gen 2, das Gaming-Smartphone steckte allerdings im Zoll fest und kann erst in den kommenden Wochen getestet werden.
Benchmarks auf Galaxy S22 Ultra mit RDNA-2-GPU
Die anvisierten 25 FPS beziehen sich auf die Standardeinstellung in 1080p bei 60 Prozent Auflösung für die Raytracing-Reflexionen. Mit einem Galaxy S22 Ultra ließ sich dieser Wert nicht ganz erreichen, der verbaute Exynos 2200 ist allerdings schon etwas älter und von der jüngeren Adreno 740 im Snapdragon 8 Gen 2 sind zumindest auf Basis der Rasterizer-Benchmarks höhere Werte zu erwarten.
Konkret lieferte die Xclipse-920-GPU auf Basis von AMD RDNA 2 durchschnittlich 20,7 FPS, minimal 15,5 FPS und maximal 29 FPS. Deutlich höhere Werte lassen sich bei einer Reduzierung der Auflösung auf 720p bei weiterhin 60 Prozent dieser Auflösung für die Raytracing-Effekte realisieren: Dann gibt der Benchmark im Durchschnitt über 40 FPS aus. Techniken wie DLSS oder FSR für eine Ausgabe in einer höheren Auflösung stehen auf Smartphones allerdings (noch) nicht zur Verfügung. In die entgegengesetzte Richtung mit den Auflösungen 1440p und 2160p liefert der GPUScore: In Vitro kaum mehr praxistaugliche Ergebnisse. Direktvergleiche gänzlich ohne Raytracing werden von dem Benchmark nicht unterstützt.
Der Benchmark bietet in der Corporate-Edition mehrere Modi, darunter den „Official“, wie er auch in der kostenlosen Variante zu finden ist. Unabhängig von der Auflösung und maximalen Bildwiederholfrequenz des Bildschirms wird dabei in 1080p gerendert. Dieses Verfahren ist vergleichbar mit den Offscreen-Tests des GFXBench. Im Official- sowie im Native-Modus mit nativer Auflösung des Smartphones lädt der Benchmark seine Ergebnisse online in das Powerboard 4.0 von Basemark, was für Geräte und Software unter Embargo allerdings mindestens suboptimal ist. Deshalb gibt es bei der kostenpflichtigen Version unter anderem auch einen Custom-Modus, der die Ergebnisse nicht hochlädt und der weitere Einstellungen am Benchmark wie unter anderem die Auflösung und RT-Auflösung bietet. Auch Phasen des Aufwärmens vorab sowie ein Stresstest sind in diesem Modus möglich.
Die Diagramme wurden um Benchmarks auf dem Gaming-Smartphone Redmagic 8 Pro erweitert, das den Snapdragon 8 Gen 2 mit ebenfalls Raytracing-fähiger GPU nutzt. Überraschend kommt dabei die Raytracing-Überlegenheit der RDNA-2-GPU im Galaxy S22 Ultra, nachdem Qualcomms Adreno-GPU bei der Rasterisation derzeit die höchste Leistung am Markt bietet. Der Snapdragon 8 Gen 2 ist dem Exynos 2200 zumindest in diesem Benchmark in jeder Auflösung bei der durchschnittlichen Leistung unterlegen.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Basemark unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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