Rebranding und Neuauflagen: Alte Technik mit neuem Namen – (wann) ist das legitim?
Quasi seit dem Anbeginn der Hardware legen Hersteller Produkte unter aktualisiertem Namen neu auf. Die Tragweite der damit mitunter einhergehenden Vor- und Nachteile kann sehr unterschiedlich ausfallen – ist Rebranding also bedingt in Ordnung? Oder hält die Community kategorisch nichts davon?
Neuauflagen älterer Technik sind nichts Neues
Aus der Sicht eines Herstellers kann es mitunter viele Vorteile haben, in ein vermeintlich neues Produkt tatsächlich ältere Hardware zu stecken. Beispielsweise können Entwicklungs- und Produktionskosten gespart werden und ohnehin ergeben sich durch eine entsprechende Bündelung des Angebots häufig logistische, ökonomische oder aber auch ökologische Vorteile: Wenn ein gleiches oder zumindest ähnliches Produkt über einen langen Zeitraum und in größerer Masse produziert hat, kommt es schnell zu positiven Skaleneffekten.
GCN und Kepler woll(t)en nicht sterben
Ein Beispiel liefern Grafikkarten. Während sowohl AMD als auch Nvidia im High-End-Bereich stets darum bemüht sind, die Vorteile neuer Technik möglichst schnell verkaufen zu können, lassen die günstigeren Grafikbeschleuniger einer neuen Generation häufig sehr lange auf sich warten – oder bleiben ganz aus. Das niedrigere Leistungsniveau wird schließlich bereits von der vorherigen Generation bedient, deren Fertigung etabliert und im Laufe der Zeit günstiger geworden ist. Den Herstellern kommt das gelegen.
Nur bei der Vermarktung gibt es ein Problem: Kunden kaufen in der Regel lieber neue Produkte. Die Lösung liegt auf der Hand; die erprobte Hardware erhält einen neuen Namen. Bei AMD wurde beispielsweise die altgediente GCN-Grafikarchitektur über mehrere Generationen bis hin zu RX 550 und RX 560 beinahe unverändert mitgeschleift, während Nvidia beinahe die gesamte Kepler-Architektur in zwei Generationen führte. Oder wer erinnert sich noch an die Radeon-HD-8000-Serie für OEMs?
Alte Kerne in neuen Prozessoren
Und auch in der Gegenwart finden sich Beispiele. Da wären etwa der kürzlich erschienene Core i5-13400F (Test), der gemäß Namensgebung zur Rocket-Lake-Generation gehört, in dem Intel aber die Golden-Cove-Kerne der Alder-Lake-Architektur arbeiten lässt. Mit 6 P- und 4 E-Cores entspricht der 13400F letztendlich einem Core i5-12600K mit niedrigerem Takt, wird als „neue“ CPU aber teurer verkauft.
Und zur CES hat AMD Anfang des Jahres Ryzen 7000 Mobile vorgestellt. Und der Name lässt zwar an Zen 4 denken, tatsächlich werden aber ebenso Zen 3+, Zen 3 und Zen 2 verbaut. Das von AMD im 4. Quartal 2022 eingeführte neue Namesschema klärt den wissenden darüber zwar auf, aber ebenso groß ist das Architektur-Sammelsurium bei der iGPU; hier kommen sowohl RDNA 3, RDNA 2 als auch die altgediente Vega-Architektur zum Einsatz und das erklärt das Namensschema nicht.
Serie | Klassen | Ansatz | Zen-Architektur/iGPU | Kerne |
---|---|---|---|---|
Ryzen 7045 „Dragon Range“ | HX | Chiplet-I/O-Die | Zen 4 (5 nm)/RDNA 2 | 6 – 16 |
Ryzen 7040 „Phoenix“ | HS, U | APU (monolithisch) | Zen 4 (4 nm)/RDNA 3 | 6 – 8 |
Ryzen 7035 „Rembrandt-R“ | Zen 3+ (6 nm)/RDNA 2 | 4 – 8 | ||
Ryzen 7030 „Barcelo-R“ | U | Zen3 (7 nm)/Vega | 6 – 8 | |
Ryzen 7020 „Mendocino“ | Zen 2 (6 nm)/RDNA 2 | 2 – 4 |
Die Redakteure Jan und Fabian nahmen die besagten CPUs zum Anlass, in der am Mittwoch erschienenen 4. Episode 2023 von „CB-Funk – der ComputerBase-Podcast“ über Sinn und Unsinn derartige Rebrands zu sprechen und steuern auch ihre eigene Meinung zum Thema bei.
CB-Funk lässt sich nicht nur über den eingebetteten Podigee-Player abspielen, sondern auch bequem in Podcast-Apps hören. Bereits verfügbar sind Spotify, Apple Podcasts, über Google Podcasts und Deezer. In weitere Podcast-Player lässt sich CB-Funk bereits via RSS einbinden. Die entsprechende URL lautet: https://computerbase.podigee.io/feed/mp3.
Geht Rebranding für euch in Ordnung?
Aber schon im Podcast geäußert wurde auch die Frage: Was hält die Community davon? Alte Hardware mit neuem Namen – prinzipiell ein Unding oder eigentlich vollkommen akzeptabel, wenn ein paar Dinge beachtet werden?
In der zweiten Umfrage sind nun diejenigen Leser gefragt, für den derartige Neuauflagen nicht per se ein K.-o.-Kriterium darstellen: Unter welchen Voraussetzungen ist ein Rebranding für euch legitim? Gibt es einen konkreten Knackpunkt oder spielen mehrere Facetten eine Rolle? Falls es Aspekte gibt, die nicht als Antwortmöglichkeiten zur Wahl stehen, würde sich die Redaktion über entsprechende Kommentare freuen.
Ein bereits genannter Aspekt ist wiederum die Kommunikation: Ist es hilfreich, wenn Hersteller offen darüber informieren, wann und wo ältere Technik unter neuem Namen verkauft wird, so wie es AMD beispielsweise bei Ryzen 7000 Mobile versucht? Oder ist das lediglich der Versuch, entsprechenden Anschuldigungen vorzubeugen und die Hinweise sowie das Bewusstsein über potenzielle Konsequenzen kommen im Endeffekt gar nicht bei den Käufern an, für die die betroffenen Produkte relevant sind?
Abschließend folgt die Frage, ob ihr einmal selbst nur vermeintlich neue Hardware gekauft habt, in der – vielleicht sogar wider eures Wissens – ältere Technik steckte. Und wenn ja; welche Produkte waren das? Die Redaktion freut sich auf entsprechende Kommentare und eure konkreten Einschätzungen, wieso das Rebranding in diesem Fall (nicht) in Ordnung ging.
Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht
Die Redaktion freut sich wie immer über fundierte und ausführliche Begründungen zu euren Entscheidungen in den Kommentaren zur aktuellen Sonntagsfrage. Wenn ihr ganz andere Ansichten vertretet, die von den Umfragen im Artikel nicht abgedeckt werden, schreibt es bitte in die Kommentare. Auch Ideen und Anregungen zu inhaltlichen Ergänzungen der laufenden oder zukünftigen Umfragen sind gerne gesehen.
Leser, die sich noch nicht an den vergangenen Sonntagsfragen beteiligt haben, können dies gerne nachholen – die Umfragen laufen stets über eine Dauer von 30 Tagen und Voraussetzung zur Teilnahme ist lediglich ein kostenloser ComputerBase-Account. Insbesondere zu den letzten Sonntagsfragen sind nach wie vor spannende Diskussionen im ComputerBase-Forum zugange.
Die letzten zehn Sonntagsfragen in der Übersicht
- TV- und Video-Streaming: Welche Streaming-Dienste nutzt ihr und was kostet das?
- Der perfekte PC-Bildschirm: Wie sieht euer Display-Setup am PC (im Traum) aus?
- Die CES 2023 im Rückblick: Was sind eure High- und Lowlights aus Las Vegas?
- Luxusgut Gaming-PC: Ist ein High-End-Rechner im Jahr 2023 noch vertretbar?
- Weihnachtsfrage: Welche Technik liegt bei euch (im Traum) unter dem Baum?
- Nvidia vs. AMD: Wie steht ihr zum Start von GeForce RTX 4000 und Radeon RX 7000?
- Upstream, Downstream, Ping: Wie gut ist eure Internetverbindung zuhause?
- Nutzt ihr noch SMS? Und wenn Ja, wie?
- Wie, wann und wo kauft ihr neue Spiele?
- Was denkt die Community über Raytracing in Spielen?
Motivation und Datennutzung
Die im Rahmen der Sonntagsfragen erhobenen Daten dienen einzig und allein dazu, die Stimmung innerhalb der Community und die Hardware- sowie Software-Präferenzen der Leser und deren Entwicklung besser sichtbar zu machen. Einen finanziellen oder werblichen Hintergrund gibt es dabei nicht und auch eine Auswertung zu Zwecken der Marktforschung oder eine Übermittlung der Daten an Dritte finden nicht statt.