Prototyp auf der CES: NanoLED-Technik als potenzielle Display-Revolution
Die Firma Nanosys, die Quantum-Dot-Materialien zur Verbesserung von LCD- und OLED-Displays entwickelt hat, will künftig auch MicroLEDs damit ausrüsten. Doch viel radikaler ist der nächste Schritt: Displays, die allein auf selbst leuchtende Quantum Dots setzen. Nanosys nennt dies NanoLED und demonstrierte die Technik auf der CES.
So funktioniert ein NanoLED-Display
NanoLED, so der Markenname der neuen Display-Technik des kalifornischen Unternehmens Nanosys, ist etwas ganz anderes als LCD, OLED oder MicroLED. Die sonst bei den besagten Techniken nur ergänzend wirkenden Quantum Dots bilden bei NanoLED nämlich selbst eine RGB-Leuchtdiode und damit besteht ein Pixel praktisch allein aus Quantum Dots.
Der Entwickler spricht auch von „electroluminescent quantum dot displays“. Die Quantum Dots werden also von Elektrizität zum Leuchten angeregt und nicht von einer anderen Lichtquelle, was „photoluminescent“ genannt wird.
Eine Grafik veranschaulicht, wie vergleichsweise simpel ein solches NanoLED-Display aufgebaut ist. Die deutlich reduzierte Anzahl an nötigen Ebenen im Display soll zumindest in der Theorie die Produktionskosten senken. Nanosys spricht von der Möglichkeit, „kostengünstige, langlebige und flexible Displays zu drucken und jedes Objekt, ob groß oder klein, zu verpacken“. Die nach eigenen Angaben „bahnbrechende“ Technik werde „überall auf der Welt verfügbar sein und unglaubliche Innovationen in allen Branchen ermöglichen“, heißt es überschwänglich auf der Homepage.
Our ultimate goal is to lower the production barrier for truly disruptive technology and to unlock the possibility of being able to print low cost, durable and flexible displays, and wrap any object, big or small. This technique will be inexpensive and available anywhere around the globe, allowing for incredible innovation across all industries including wearables, events, multimedia entertainment, architecture, and more.
Nanosys über NanoLED
Prototyp auf der CES
In diese Euphorie stimmt CNET-Autor Geoffrey Morrison mit ein und berichtet von einer Demonstration eines Prototypen mit der „streng geheimen“ Display-Technik auf der CES 2023.
Demnach handelte es sich um ein Display mit 6 Zoll in der Diagonale, das „flach wie ein bunt leuchtendes Stück Papier“ auf dem Tisch lag und über jede Menge Kabel mit diversen Leiterplatten verbunden war. Dem Autor wurde nicht erlaubt, detaillierte Aufnahmen zu veröffentlichen, weshalb nur ein verschwommenes Bild den Prototypen zeigt.
Viel Potenzial (in der Theorie)
Wie Morrison schreibt, besitzt die Technik ein großes Potenzial, zumindest in der Theorie. Displays könnten damit nicht nur einfacher und günstiger hergestellt werden, sondern auch dünner und energieeffizienter ausfallen. In puncto Bildqualität sollen NanoLED-Displays mindestens mit QD-OLED-Displays mithalten. Zudem sei die Technik universell einsetzbar: vom kleinsten VR-Headset-Display, über Smartphone-Screens bis hin zu großen Fernsehern.
Produktionspartner will bald mehr verraten
Erst in einigen Monaten soll ein noch nicht namentlich genannter Herstellungspartner mehr über die Technik sprechen. Dann also sind nähere Details zu erwarten.
Vergleich mit QDEF, QD-OLED und MicroLED
In weiteren Grafiken werden die Unterschiede zu den bisherigen Implementierungen der Quantum-Dot-Materialien von Nanosys deutlich. Bei QDEF (quantum-dot enhancement film) liegen die Quantum Dots als dünne Schicht vor, die das Farbspektrum der lediglich blauen (Mini-)LEDs der Hintergrundbeleuchtung erweitert, während die eigentlichen Pixel von Flüssigkristallen (LCD) gebildet werden.
Bei den neuen Quantum-Dot-OLED-Displays (QD-OLED), die von Samsung produziert werden, wird eine Matrix aus Quantum Dots von den blauen OLEDs angeregt, emittiert andere Wellenlängen des Lichts und sorgt so dafür, dass die Subpixel neben Blau auch Rot und Grün (RGB) darstellen.
Die bereits als OLED-Nachfolger gehandelte MicroLED-Technik, die statt organischen Leuchtdioden eben anorganische Leuchtdioden für die Pixel nutzt, kombiniert Nanosys ebenfalls mit Quantum Dots, die aber in diesem Fall direkt in die winzigen Leuchtdioden integriert werden. Auch diesem Ansatz spricht das Unternehmen ein großes Potenzial zu:
Wir perfektionieren und reduzieren die Kosten für die Herstellung von MicroLEDs, was Displays mit wahnsinniger Helligkeit und Auflösung ermöglicht. Mit Quantenpunkten werden wir in der Lage sein, die kleinsten Pixel zu produzieren, wodurch alles von gigantischen Videowänden bis hin zu den kleinsten Kontaktlinsen-Displays und Augmented-Reality-Geräten kommerziell zugänglich wird
Nanosys über MicroLED mit integrierten Quantum Dots
Über Nanosys
Im Jahr 2001 im kalifornischen Milpitas gegründet, hat sich Nanosys zum führenden Entwickler und Hersteller von Quantom-Dot-Materialien für die Display-Branche gemausert. Zu den Abnehmern gehören große Display-Hersteller wie LG oder Samsung. Mittlerweile sollen mehr als 900 Produkte die QD-Technik von Nanosys nutzen, die sich über 60 Millionen Mal verkauft habe. Das Unternehmen hält nach eigenen Angaben mehr als 900 Patente.
Für die Entwicklung von MicroLED- und NanoLED-Technik hat Nanosys im Sommer 2022 weitere Finanzspritzen in Höhe von über 50 Millionen US-Dollar von Investoren erhalten.
Wie Flat Panels HD berichtet, hatte Nanosys einmal im Vorfeld erklärt, dass mit der Marktreife von NanoLED nicht vor 2025 oder 2026 zu rechnen sei. Wie anfangs auch bei OLEDs soll die Farbe Blau ein limitierender Faktor sein: Zunächst müsse die Lebensdauer von blauen Quantum Dots gesteigert werden, diesbezüglich mache Nanosys inzwischen Fortschritte.
Zudem soll der Display-Hersteller Sharp seinerseits einen NanoLED-Prototypen mit 6 Zoll Diagonale und 540 × 960 Pixeln (176 ppi) gezeigt haben, weshalb das japanische Unternehmen als heißer Kandidat für den Herstellungspartner von Nanosys gilt. Doch auch Samsung und TCL sollen in Richtung NanoLED forschen.