Nach Referenz- und Custom-Design-Duellen treten RX 7900 XTX und RTX 4080 mit OC-Taktraten gegeneinander an. AMDs Grafikkarte kann dabei mit großem Aufschlag auf die Leistungsaufnahme etwas mehr zulegen als Nvidias. Überraschend hoch liegt der maximale Takt von Navi 31: 3,5 GHz sind möglich, aber nicht in Spielen.
In diesem Artikel geht ComputerBase mit einer maximal übertakteten Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ (Test) sowie einer ebenso ans Limit gebrachten Asus GeForce RTX 4080 TUF OC der Frage nach, wie viel Takt und welche Leistungszugewinne zu welchen Kosten mit Luftkühlung ohne Modifkation an den Grafikkarten möglich sind. Bei AMDs Modell wird es dabei auch darum gehen herauszufinden, was es mit den in der Gerüchteküche lange kolportierten „locker mehr als 3,0 GHz“ auf sich hat, die in Spielen letztendlich weit verfehlt wurden.
Navi-31-OC: Sind 3,0 GHz+ möglich?
Zur Erinnerung: Die Radeon RX 7900 XTX hat offiziell einen Game-Takt von 2.300 MHz, der offizielle Boost liegt bei maximal 2.500 MHz. Im Test der Redaktion im Dezember hat AMDs Referenzdesign der Radeon RX 7900 XTX durchschnittlich mit 2.556 MHz gearbeitet, maximal lagen in einem Spiel durchschnittlich 2.715 MHz an, minimal 2.380 MHz. Die Spanne fiel wesentlich höher aus als bei RDNA 2.
Der Grund: Die Radeon RX 7900 XTX rennt in jedem Spiel an das von AMD gesetzte Power-Limit von 355 Watt – und zwar nicht zu knapp. Meistens muss die GPU den Takt deutlich reduzieren, um die Grenze nicht zu reißen. Selbst im besten Fall kann der theoretisch mögliche Takt um mehr als 100 MHz nicht gehalten werden.
Die Radeon RX 7900 XTX beziehungsweise die Navi-31-GPU benötigen für einen hohen Takt also erstaunlich viel elektrische Leistung und reagieren damit ganz anders als die RDNA-2-GPUs, auf denen ein höherer Takt nur einen geringen Einfluss auf die Leistungsaufnahme hat. Doch wie hoch kann der Takt einer Radeon RX 7900 XTX steigen, wenn das Power-Limit höher liegt?
Das Referenzdesign der Radeon RX 7900 XTX ist für diese Betrachtung nicht geeignet. Das Power-Limit lässt sich lediglich um 15 Prozent auf 408 Watt erhöhen. Den zusätzlichen Spielraum nutzt die Grafikkarte direkt aus, ohne dass die Taktraten signifikant steigen. Sie manuell anzuheben, hat quasi keinen Effekt, weil erneut das Power-Limit den Flaschenhals darstellt.
Die Basis für diesen Test ist stattdessen die Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ (Test). 433 Watt erlaubt die Grafikkarte bereits ab Werk in Spielen, mit maximiertem Power-Limit sind es etwa 500 Watt und damit deutlich mehr, als mit dem Referenzdesign möglich wäre. Entsprechend taktet die Grafikkarte bereits ab Werk ein gutes Stück höher und per Übertaktung ist dann nochmal mehr möglich.
Im Treiber lässt sich der Takt der Grafikkarte um 300 MHz auf die Einstellung 3.304 MHz anheben. Zwar ist es möglich, noch höhere Werte einzustellen, doch kommt in Spielen davon absolut nichts an und selbst von den 300 MHz verpufft das meiste wieder. Aber dennoch: Anders als die Referenzkarte bringt es bei der Radeon RX 7900 XTX Nitro+ durchaus noch etwas, händisch am Takt zu drehen – wenn 500 Watt Power-Limit gesetzt worden sind.
Stromverbrauch in Metro Exodus, Ultra HD – Gemessen mit PCAT
Stromverbrauch in Tiny Tina's Wonderlands – Gemessen mit PCAT
Im Schnitt arbeitet das maximal übertaktete Sapphire-Modell dann immerhin mit 2.832 MHz und damit um 278 MHz höher als das Referenzdesign. Für den um 11 Prozent erhöhten Takt muss die Leistungsaufnahme aber gleich um 41 Prozent gesteigert werden und dabei ist der Takt noch lange nicht am Maximum angekommen.
Über alle Spiele-Benchmarks lag der protokollierte Takt der Radeon RX 7900 XTX Nitro+ maximale bei kurzzeitig 3.047 MHz und damit noch einmal deutlich höher als der Schnitt. In einer separaten Messreihe, die mit geänderter Testszene nur zum Erstellen der Liniendiagramme diente, arbeitete die GPU sogar mit 3.155 MHz. Stabilitätsprobleme hatte das nicht zur Folge. Um diesen Takt auch in mehr Spielen unter höheren Lasten zu nutzen, reichen 500 Watt jedoch bei weitem nicht aus.
Den Speicher zu übertakten, kostet im Gegensatz zum GPU-OC kaum elektrische Leistung. Die Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ lässt einen um 1.000 MHz höheren Speicher-Takt und damit eine Frequenz von 11.000 MHz zu. Selbst ein noch höherer Takt ist möglich, doch werden einige (aber nicht alle) Spiele dann langsamer. Hier muss der Speicher Fehler auffangen, die durch den zu hohen Takt entstanden sind. Der höhere Speichertakt erhöht den Energiebedarf nicht nennenswert.
Die tatsächlichen durchschnittlichen Taktraten im Fractal Design Torrent
3.840 × 2.160
AMD Radeon RX 7900 XTX Werkszustand
Sapphire RX 7900 XTX Nitro+ Maximal übertaktet
CoD: Vanguard
2.458 MHz
2.724 MHz
Cyberpunk 2077
2.695 MHz
2.929 MHz
Cyberpunk 2077 + RT
2.493 MHz
2.812 MHz
Deathloop
2.666 MHz
2.836 MHz
Deathloop + RT
2.504 MHz
2.801 MHz
Doom Eternal
2.506 MHz
2.852 MHz
Doom Eternal + RT
2.534 MHz
2.906 MHz
Dying Light 2
2.584 MHz
2.882 MHz
Dying Light 2 + RT
2.471 MHz
2.799 MHz
F1 22
2.479 MHz
2.747 MHz
F1 22 + RT
2.380 MHz
2.668 MHz
Far Cry 6
2.654 MHz
2.936 MHz
Far Cry 6 + RT
2.679 MHz
2.957 MHz
Forza Horizon 5
2.529 MHz
2.815 MHz
Ghostwire: Tokyo
2.485 MHz
2.796 MHz
Ghostwire: Tokyo + RT
2.461 MHz
2.763 MHz
God of War
2.519 MHz
2.871 MHz
Halo Infinite
2.638 MHz
2.908 MHz
Metro Exodus Enhanced
2.483 MHz
2.756 MHz
Saints Row
2.673 MHz
2.858 MHz
Saints Row + RT
2.598 MHz
2.772 MHz
Shadow Warrior 3
2.521 MHz
2.867 MHz
Sniper Elite 5
2.600 MHz
2.945 MHz
Spider-Man Remastered
2.514 MHz
2.842 MHz
Spider Man Remastered + RT
2.575 MHz
2.885 MHz
Tiny Tina's Wonderlands
2.715 MHz
2.990 MHz
Durchschnitt
2.554 MHz
2.832 MHz
Ada-Lovelace-OC: kein Power-Limit-Thema
Nvidias Ada-Lovelace-Architektur verhält sich grundlegend anders als RDNA 3. Ab Werk stellt nicht das Power-Limit (Referenz: 320 Watt) den limitierenden Faktor dar, in den meisten Spielen wird es nicht einmal unter UHD (Durchschnitt: 289 Watt) erreicht. Wer auf der GeForce RTX 4080 also einfach nur dieses Limit erhöht, erhält in der Regel kein einziges MHz mehr – ganz anders als bei der Radeon. Im Schnitt taktet die GeForce RTX 4080 Founders Edition ab Werk in Spielen mit 2.725 MHz, mit spielespezifischen Messerergebnissen von 2.637 MHz bis 2.760 MHz fällt die Bandbreite vergleichsweise klein aus.
Die Nvidia GeForce RTX 4080 Founders Edition mit AD103-GPU im Test
Die für diesen Test genutzte Asus GeForce RTX 4080 TUF hat ebenso ein Power-Limit von 320 Watt, erhöht werden kann es auf 352 Watt. Das ist bereits für gute Übertaktungsergebnisse ausreichend – auf 348 Watt kam die Redaktion maximal in beiden Tests. Die Grafikkarte arbeitet dann mit durchschnittlich 2.944 statt 2.725 MHz. Das sind 8 Prozent mehr Takt für 20 Prozent mehr Energie und damit ein klar besseres Ergebnis als bei dem Konkurrenzmodell. Darüber hinaus bleibt die Taktspanne in den einzelnen Spielen mit 114 MHz gering, was erneut auf das weniger stark eingreifende Power-Limit hindeutet.
Die Asus GeForce RTX 4080 TUF Gaming OC
Das bedeutet aber eben auch, dass der auf der Asus-Grafikkarte um 123 MHz angehobene Takt das Limit der GPU darstellt. Bei noch höheren Frequenzen hat es Grafikfehler oder Abstürze gegeben. Der Takt der AD103-GPU auf der GeForce RTX 4080 liegt entsprechend recht nahe am Maximum (so wie es sein soll), während der Takt von Navi 31 auf der Radeon RX 7900 XTX noch weit vom Maximum entfernt ist – doch selbst mit 500 Watt kommt man schlicht und ergreifend nicht dort hin.
Der GDDR6X-Speicher lässt sich auf der Asus GeForce RTX 4080 TUF OC ebenfalls gut übertakten. Zusätzliche 1.256 MHz und damit eine Frequenz von 12.456 MHz sind problemlos möglich. Darüber kommt es vereinzelt zu Bildfehlern.
Die tatsächlichen durchschnittlichen Taktraten im Fractal Design Torrent
3.840 × 2.160
Nvidia GeForce RTX 4080 FE Werkszustand
Asus RTX 4080 TUF OC Maximal übertaktet
CoD: Vanguard
2.709 MHz
2.923 MHz
Cyberpunk 2077
2.760 MHz
2.970 MHz
Cyberpunk 2077 + RT
2.637 MHz
2.880 MHz
Deathloop
2.747 MHz
2.962 MHz
Deathloop + RT
2.742 MHz
2.947 MHz
Doom Eternal
2.644 MHz
2.871 MHz
Doom Eternal + RT
2.714 MHz
2.940 MHz
Dying Light 2
2.760 MHz
2.970 MHz
Dying Light 2 + RT
2.668 MHz
2.887 MHz
F1 22
2.760 MHz
2.970 MHz
F1 22 + RT
2.662 MHz
2.890 MHz
Far Cry 6
2.775 MHz
2.985 MHz
Far Cry 6 + RT
2.762 MHz
2.985 MHz
Forza Horizon 5
2.723 MHz
2.918 MHz
Ghostwire: Tokyo
2.713 MHz
2.946 MHz
Ghostwire: Tokyo + RT
2.760 MHz
2.970 MHz
God of War
2.728 MHz
2.947 MHz
Halo Infinite
2.760 MHz
2.973 MHz
Metro Exodus Enhanced
2.655 MHz
2.889 MHz
Saints Row
2.760 MHz
2.970 MHz
Saints Row + RT
2.760 MHz
2.970 MHz
Shadow Warrior 3
2.698 MHz
2.925 MHz
Sniper Elite 5
2.760 MHz
2.977 MHz
Spider-Man Remastered
2.745 MHz
2.947 MHz
Spider Man Remastered + RT
2.754 MHz
2.968 MHz
Tiny Tina's Wonderlands
2.707 MHz
2.954 MHz
Durchschnitt
2.725 MHz
2.944 MHz
OC-Spiele-Benchmarks in Ultra HD
Guardians of the Galaxy wurde aus den Benchmarks entfernt, da es auf der Radeon RX 7900 XTX aktuell unspielbar ruckelt. Das ist zwar eine wichtige Information für die generelle Beurteilung der Performance, aber hinderlich, um spezielle Aspekte der Leistungsfähigkeit herauszufinden.
Durch das Übertakten lassen sich aus der Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ gegenüber AMDs Referenzdesign 10 Prozent mehr Durchschnitts-FPS in Rasterizer- und 11 Prozent mehr FPS in Raytracing-Spielen herausholen. Das ist ein ordentlicher Sprung, zumal er nicht durch manuelles Anheben des von AMD definierten GPU-Takts, sondern durch die höhere maximale Leistungsaufnahme limitiert wird. Die GPU an sich könnte und dürfte noch weiter zulegen, aber eben nur durch eine endgültig wahnwitzige Leistungsaufnahme.
Die Asus GeForce RTX 4080 TUF OC wird dagegen durch die GPU und nicht durch die Leistungsaufnahme limitiert, mehr Takt bringt den Chip schlicht und ergreifend zu einem Absturz. Selbst wenn es sich in diesem Fall um ein durchweg „schlechtes Exemplar“ handeln sollte: durchweg 3,0 GHz hat in der Redaktion noch keine Ada-Lovelace-Karte bis jetzt geschafft. Das Potenzial für noch höhere Taktraten ist also ohnehin gering. Mit dem Ergebnis legt die Grafikkarte um 7 und 8 Prozent an AVG-FPS gegenüber Nvidias Founders Edition zu – ein ordentlicher Wert, auch wenn der Sprung geringer als bei der Radeon ist.
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
In den einzelnen Spielen schwanken die Ergebnisse dann je nach Titel ordentlich, was schlicht daran liegt, dass der Sprung gegenüber den Standard-Modellen davon abhängig ist, wie sehr die GPU-Power limitiert und wie sehr die zusätzliche Speicherbandbreite hilfreich ist.
So zeigt die Radeon RX 7900 XTX einen Sprung von 13 Prozent in gleich mehreren Titeln (Doom Eternal, Dying Light 2, Ghostwire: Tokyo, God of War, Shadow Warrior 5 und Sniper Elite 5), während die GeForce RTX 4080 maximal 11 Prozent in Sniper Elite 5 zulegt. In den meisten Spielen beträgt das Plus 9 Prozent.
Soweit zu den (OC-)Taktraten von Navi 31 auf der Radeon RX 7900 XTX sowie AD103 auf der GeForce RTX 4080 in Spielen. Die Suche nach Antworten auf Fragen zu den neuen Architekturen ist damit auch in Bezug auf den Takt aber noch nicht zuende.
OC-Taktraten unter Compute-Lasten
Vor einigen Tagen vermeldete ein Tweet auf Twitter, dass die Radeon RX 7900 XTX (und XT) bei Render-Anwendungen deutlich höher als in Spielen takten soll. ComputerBase-Leser hatten die Redaktion im Kommentar-Thread zum Radeon-RX-7000-Test darauf aufmerksam gemacht.
ComputerBase hatte bereits im Dezember auch Blender als Render-Programm mit den neuen Radeon RX 7000 im Test, damals aber nicht auf die Taktraten im Benchmark geachtet. Die Probe aufs Exempel im neuen Jahr zeigt: In Programmen ohne 3D-Grafik taktet Navi 31 in der Tat deutlich höher als in Spielen. Ob es sich dabei um Blender oder um andere Compute-Anwendungen handelt, ist egal – es darf nur keine 3D-Grafik in Echtzeit berechnet werden. Doch der Reihe nach.
Da das Thema Taktraten in Compute-Anwendungen neu ist, muss zunächst geklärt werden, wie sich andere Grafikkarten, allen voran RDNA 2, verhalten.
Als Testszenario kommt der Blender-Benchmark in der Version 3.4.0 zum Einsatz. Die Messungen werden im zweiten Testszenario, dem „Junkshop“, vorgenommen, da dieser die höheren Taktraten bei voller GPU-Last erzeugt.
Taktverlauf – Blender-Benchmark
Ada Lovelace taktet quasi wie in Spielen
Die GeForce RTX 4080 Founders Edition interessiert es nicht sonderlich, ob 3D-Grafik oder Compute gerendert wird. Im Blender-Test arbeitet die Founders Edition mit durchschnittlich 2.777 MHz, was zwar 52 MHz höher als im Schnitt ist, jedoch gibt es auch Spiele, die mit 2.775 MHz arbeiten. Allerdings fällt auf, dass während der Testreihe die Leistungsaufnahme bei gerade einmal 175 Watt lag, also noch einmal deutlich niedriger als in Games.
Etwas größer ist der Unterschied dann bei der voll ausgefahrenen Asus GeForce RTX 4080 TUF OC. Im Blender-Benchmark ist die Grafikkarte mit 3.043 MHz unterwegs, in Spielen werden durchschnittlich aber maximal 2.985 MHz erreicht. Die 58 MHz, die sich vermutlich aus geringeren GPU-Temperaturen und einer leichten Limitierung bei der GPU-Power zusammensetzen, sind dennoch nur ein kleiner Unterschied. Apropos Power: In dem Szenario benötigt die Grafikkarte 209 Watt, also 34 Watt mehr als die Founders Edition.
RDNA 2 legt in Compute leicht zu
AMD RDNA 2 zeigt in Form der XFX Radeon RX 6900 XT XTXH und damit einer der schnellsten Umsetzungen ein etwas anderes verhalten. Im Blender-Test liegt die GPU-Frequenz bei durchschnittlich 2.784 MHz – das sind immerhin 192 MHz mehr als Ende 2021 im Test in (älteren) Spielen. Mit 278 Watt wird das Power-Limit in Blender nichtsdestoweniger nicht erreicht.
RDNA 3 klettert mit OC auf bis zu 3,5 GHz
Die Radeon RX 7900 XTX und damit RDNA 3 beziehungsweise Navi 31 bringen einen im Blender-Benchmark dagegen zum Staunen – ganz gleich, welche Grafikkarte man sich anschaut. Das fängt bereits beim Referenzdesign an.
Mit durchschnittlich 3.070 MHz arbeitet der Proband in dem Test, das sind mal eben 516 MHz mehr als in Spielen – und auch deutlich mehr, als die Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ bei voller Übertaktung in Spielen erreicht. Maximal sind kurzfristig auch mal 3.086 MHz möglich. Zugleich beträgt die Leistungsaufnahme 308 Watt, was zwar mehr als bei der GeForce RTX 4080 und der Radeon RX 6900 XT XTXH ist, aber anders als in allen Spielen damit unter dem Power-Limit liegt. Hier kann die Radeon RX 7900 XTX vermutlich zum ersten Mal ihren vollen Takt ausfahren, ohne dass die GPU vom Power-Limit eingebremst wird.
Stromverbrauch im Blender-Benchmark – Gemessen mit PCAT
Knapp 3,1 GHz sind aber noch nicht im Ansatz das Limit, das in der Navi 31-GPU steckt. Denn die manuell übertaktete Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ arbeitet im Blender-Benchmark mit durchschnittlich 3.455 MHz – ein Takt, den andere GPUs, sei es auf Basis von RDNA 2 oder Ada Lovelace, zu keiner Zeit auch nur im Ansatz erreichen können. Navi 31 absolvierte mit diesem Takt völlig stabil einen mehrmaligen Durchlauf des Benchmarks. Der maximale Takt lag mit 3.482 MHz noch einmal etwas höher. Die Redaktion konnte der Grafikkarte einmal gar 3.548 MHz entlocken, jedoch lief die GPU mit diesem Takt nicht mehr stabil.
Für die 3.455 MHz benötigt die Radeon RX 7900 XTX 374 Watt. Das in Spielen limitiertende Power-Limit von 500 Watt wird demzufolge deutlich verfehlt. Gegenüber dem Referenzdesign steigt der Takt um 13 Prozent an und die Leistungsaufnahme um 21 Prozent.
Im Vergleich zur Radeon RX 6900 XT XTXH ist der Takt um 24 Prozent höher und die Leistungsaufnahme um 35 Prozent. In Spielen wiederum taktet die Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ mit manueller Übertaktung durchschnittlich um 9 Prozent höher als die Radeon RX 6900 XT mit Overclocking, da erstere massiv vom Power-Limit eingebremst wird. Die Radeon RX 7900 XTX als Referenzdesign taktet im Blender-Benchmark wiederum 20 Prozent höher als in Spielen, die Radeon RX 6900 XT dagegen nur um 7 Prozent.
Und damit fehlen den Navi-31-Ablegern im Vergleich zur Radeon RX 6900 XT in Spielen etwa 13 Prozentpunkte an Takt gegenüber Compute-Anwendungen, bei denen die GPU-Power keinen limitierenden Faktor darstellt. Das gilt natürlich nur, wenn RDNA 2 und RDNA 3 sich in der Theorie gleich verhalten, was aber aufgrund der neuen Erkenntnisse nicht unwahrscheinlich ist.
RDNA 3 verbraucht zu viel
Natürlich kann das gezeigte Verhalten der Radeon RX 7900 XT und der Radeon RX 7900 XTX durchaus geplant gewesen sein. Dass Lasten, die GPUs unterschiedlich fordern, unterschiedlich hohe Taktraten nutzen können, liegt im Rahmen der Möglichkeiten. Mit Blick auf das Verhalten in Spielen, wo ebenfalls nicht der Takt, sondern einzig und allein das Power-Limit (und damit Verbrauch/Kühlung) zu bremsen scheint, ist das allerdings nicht sehr wahrscheinlich.
Die gesamte Architektur auf einen Takt auszulegen, der in Spielen und damit dem Haupteinsatzgebiet von RDNA 3 zu keiner Zeit auch nur im Ansatz erreicht wird, kann darüber hinaus nicht AMDs Ziel gewesen sein. Denn es darf nicht vergessen werden, dass ein hoher Takt nur mit einer entsprechend langen Pipeline möglich ist – und eine lange Pipeline kostet Latenzen und damit schlussendlich Rechenleistung pro Takt. Wenn die Radeon RX 7900 XTX in Spielen also wirklich nur mit durchschnittlich 2.554 MHz arbeiten sollte, hätte AMD die Pipeline verkürzen und damit die Rechenleistung pro Takt steigern können.
Damit wären dann zwar keine Taktraten von deutlich mehr als 3,0 GHz in Compute-Anwendungen mehr sinnvoll, doch wäre die Spiele-Leistung eben besser – was für die GPU und deren eigentliches Einsatzgebiet deutlich sinnvoller gewesen wäre.
Nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, dass AMD von der erfolgreichen RDNA-2-Strategie abweichen und Compute- gegenüber Gaming-Leistung priorisieren wollte, die Wahrscheinlichkeit schätzt die Redaktion allerdings als gering ein.
Waren die Leaks doch korrekt?
Die Leaker, die bei Navi 31 von weit über 3,0 GHz und teils auch von 3,5 GHz berichtet haben, haben schlussendlich wahrscheinlich doch auf Basis korrekter Informationen davon gesprochen, denn Navi 31 kann diese Taktraten stabil erreichen. Vermutlich war ihnen beziehungsweise den Quellen nur nicht bewusst, dass die GPU dafür in Spielen viel zu viel Energie benötigen würde und der Takt daher nur in Sonderfällen anliegt. Das dürfte ursprünglich so eben vermutlich auch von AMD nicht geplant gewesen sein.
Fazit
Kann Navi 31 mit mehr als 3,0 GHz takten, so wie es die Gerüchteküche im Sommer 2022 verlauten ließ? Der OC-Vergleich der Radeon RX 7900 XTX Nitro+ von Sapphire gegen die GeForce RTX 4080 Founders Edition liefert darauf in den Compute-Tests eine überraschende Antwort: Ja, locker sogar – aber eben nicht in Spielen.
Navi 31 beherrscht 3,0 GHz+
Schon das Referenz-Design absolviert den Blender Benchmark mit mehr als 3,0 GHz ohne das Power-Limit zu reißen, die Sapphire Nitro+ liegt mit maximalen OC-Taktraten gar bei 3,5 GHz – ohne dem in Spielen bereits bei unter 3,0 GHz limitierenden 500-Watt-Power-Limit auch nur nahe zu kommen.
Die Leaker, die vor dem Launch von „deutlich mehr als 3,0 GHz“ gesprochen haben, hatten vermutlich doch Recht. Höchstwahrscheinlich ist beim Design von Navi 31 oder dessen Simulation wirklich etwas schiefgegangen, die GPU benötigt in Spielelasten viel mehr Energie als ursprünglich geplant und kann deswegen den hohen Takt dort nicht ausnutzen.
Natürlich beweist der Test dies nicht, doch anders ist es kaum zu erklären, dass Navi 31 mit derart hohen Taktraten stabil laufen kann, in Spielen aber mal eben 500 MHz darunter bleibt. Da RDNA 2 (und Ada Lovelace) sich völlig anders verhält, liegt es einfach nahe, dass sich so auch RDNA 3 eigentlich nicht verhalten soll.
RX 7900 XTX OC vs. RTX 4080 OC
Da die Radeon RX 7900 XTX ab Werk in Spielen also noch weit vom theoretischen GPU-Takt-Maximum entfernt ist, kann mit einer Unmenge an Energie etwas mehr Performance aus der Radeon RX 7900 XTX gequetscht werden als aus der GeForce RTX 4080, die deutlich näher am Limit arbeitet. Bis zu 11 Prozent mehr FPS gibt es durch das Übertakten der Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ gegenüber dem Referenzdesign, bei der Asus GeForce RTX 4080 TUF OC lassen sich leicht geringere 8 Prozent heraus holen. Dafür benötigt die GeForce dann aber eben auch nur 348 Watt anstatt 500 Watt.
Sinnvoll ist das Übertakten der Radeon RX 7900 XTX in diesem Ausmaß damit in der Regel nicht, denn abseits der Leistungsaufnahme fällt es auch dem Kühlsystem schwer, die GPU zu kühlen – ganz gleich, um welches Custom-Design es sich handelt. Bei der GeForce RTX 4080 ist dies dagegen kein Problem: 350 Watt sind für die riesigen Kühlsysteme der Partnerkarten eine Kleinigkeit.