Seagate: Desaströses Quartal und neue HAMR-Versprechen
Der schlechteste Umsatz seit Jahren, unterm Strich ein Verlust sowie eine gerade noch zweistellige Marge: Für den HDD-Hersteller Seagate sieht es wirtschaftlich alles andere als rosig aus. Doch dieses Jahr sollen sie endlich kommen, die ersten wirklich kommerziell relevanten HAMR-Festplatten mit 30 TB und mehr.
Das schlechteste Quartal seit vielen Jahren
Am 30. Dezember 2022 endete das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2023 von Seagate. Im Earnings Call musste der CEO Dave Mosley brachiale Einbußen im Geschäft verkünden. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr von 3,1 Milliarden US-Dollar auf 1,9 Milliarden US-Dollar, was das schlechteste Quartalsergebnis seit über 10 Jahren bedeutet. Die Bruttomarge sank von 30,4 Prozent auf nur noch 13,0 Prozent. Unterm Strich bleibt ein Verlust von 33 Millionen US-Dollar stehen, das erste Minus seit dem Jahr 2016.
Vor allem die allgemein schwierige Wirtschaftslage mit geringer Nachfrage durch Krisen und Inflation, aber auch Kosten zur Reduzierung von Schulden sowie für den Ende Oktober angekündigten Abbau von rund 3.000 Stellen drücken das Ergebnis nach unten.
Die Hoffnungen liegen auf HAMR
Dennoch blickt der CEO positiv in die Zukunft und zwar auf neue Produkte. Während die herkömmlichen Festplatten mit PMR-Technik um weitere 10 Prozent beim Speicherplatz pro Magnetscheibe zulegen sollen, hier deutet Mosley Kapazitäten von etwa 25 TB und etwas mehr an, soll es dieses Jahr zum Durchbruch der HAMR-Technik aus der Experimentierphase kommen.
Sogar etwas früher als letztes Jahr angekündigt, sollen im „Juni-Quartal“, also dem vierten Geschäftsquartal, das Ende Juni 2023 endet, endlich die HAMR-Festplatten mit „30+“ TB starten. Was das konkret bedeutet, bleibt aber abzuwarten, denn die Geschwindigkeit, mit der die Serienfertigung hochgefahren wird, hänge davon ab, wie die Ausbeute und der Zeitrahmen für die Kundenqualifizierung ausfallen. Nach einem breiten Marktstart im Sommer klingt dies jedenfalls noch nicht.
Diese erste kommerzielle Generation mit HAMR-Technik, nach dem Testballon mit 20 TB zuvor, soll die Speicherkapazität pro Magnetscheibe auf 3 TB und mehr anheben. Dementsprechend ist zunächst ein 10-Platter-Design für 30 TB zu erwarten. Im Labor will Seagate sogar schon 5 TB pro Disk erreicht haben.
Aktuell ist Seagate bei 20 TB mit PMR und CMR (Conventional Magnetic Recording) sowie 22 TB mit PMR und SMR (Shingled Magnetic Recording) im Markt angekommen. Bei ebenfalls 10 Scheiben liegt die Kapazität pro Disk entsprechend bei 2 TB und 2,2 TB.
WD und Toshiba (erstmal) ohne HAMR
Western Digital findet hingegen, dass die Zeit für HAMR noch nicht gekommen sei und setzt stattdessen auf eine Zwischenlösung mit elektronischer Verstärkung (ePMR) sowie einem NAND-Baustein für Metadaten (OptiNAND). Damit konnte Western Digital schon auf 22 TB mit CMR und 26 TB mit SMR erhöhen.
Toshiba setzt hingegen auf die Mikrowellentechnik MAMR und erreicht damit derzeit 20 TB. Langfristig plant aber auch Toshiba mit HAMR-Festplatten.