US-Chiphersteller Wolfspeed: Neuer deutscher Standort im Saarland bestätigt

Update Volker Rißka
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US-Chiphersteller Wolfspeed: Neuer deutscher Standort im Saarland bestätigt
Bild: Wolfspeed

Übers Wochenende gab es mehrere Berichte, wonach der US-Chiphersteller Wolfspeed im Saarland eine Fab bauen könnte. Dabei bleiben jedoch Fragezeichen, denn zum einen passen einige der genannten Zahlen nicht so ganz, zudem baut Wolfspeed aktuell in den USA bereits massiv auf und aus. Am Ende dürfte es wie üblich ums Geld gehen.

Zulieferer für Elektroautos

Das größte Werk für Siliziumkarbid soll es werden, heißt es beispielsweise beim Handelsblatt. Dabei wird auch eine Summe von 2 Milliarden Euro und mehr in den Raum geworfen. Der SR berichtet ergänzend, dass bis zu 1.000 Arbeitsplätze entstehen könnten. Produktionsstart soll jedoch erst in vier Jahren sein, zuvor soll in den kommenden zwei Jahren erst einmal das Gelände freigeräumt werden, auf dem ein altes Kraftwerk steht.

Doch genau hier kommen erste Unstimmigkeiten zum Vorschein. Denn in den USA hat Wolfspeed im Herbst des vergangenen Jahres einen riesigen Komplex für die Herstellung von silicon carbide angekündigt, der eine Investitionssumme von nicht nur bis zu 5 Milliarden US-Dollar umfasst, sondern auch 1.800 Mitarbeiter neu anstellen soll. Dieses Projekt wird bereits seit einiger Zeit in den entsprechenden Investor-Berichten geführt, es soll die Kapazität der bisherigen kleineren Werke um den Faktor 10 oder mehr übertroffen werden. Dieser Neubau folgt der Inbetriebnahme eines weiteren neuen Komplexes im letzten Frühjahr.

Alles eine Frage des Geldes

Für die USA hatte sich Wolfspeed damals natürlich erneut auch wegen Subventionen entschieden. Laut Medienberichten wurden seinerzeit direkt 1,0 Milliarden bis 1,3 Milliarden US-Dollar vom Bundesstaat North Carolina an Subventionen zugesichert, Potenzial nach oben je nach Ausbaustufe ist weiterhin gegeben. Auch dürfte der US Chips Act hierfür geeignet sein, sodass am Ende mindestens 40 Prozent, wenn nicht gar bis zu 50 Prozent der Summe aus öffentlichen Geldern stammen könnte.

Genau diese Prozente müssen mit einer möglichen Ansiedlung in Deutschland wahrscheinlich ebenso einhergehen. Der Deckel liegt hier auf dem Papier in der Regel erst einmal bei 40 Prozent. Und hier beginnt der Streit oft erst, wie zuletzt bei Intel und dem geplanten Fab-Neubau in Magdeburg des Öfteren zur Sprache kam.

In Deutschland hatte Intel zuletzt mehr oder weniger Kritik an den Gegebenheiten und den Subventionen vermeldet, wenngleich hier alle Zahlen noch nicht in trockenen Tüchern sind. Dabei hat Intel in einem Interview mit der Zeit ziemlich übertrieben dargestellt, dass man mit bis zu 50 Cent Stromkosten pro Kilowattstunde hier einfach nicht arbeiten könne. Dass kein industrieller Großkunde in dieser Kategorie auch nur ansatzweise diese Preise zahlt, stellt der Bericht jedoch nicht klar. Das Säbelrasseln dient auch hier letztlich nur dazu, noch mehr Subventionen und Förderungen zu bekommen.

Update

Das Vorhaben ist nun offiziell bestätigt, wenngleich von offizieller Seite aus mit allen echten Zahlen und Fakten fast völlig geschwiegen wird. Wolfspeed betont, dass das Vorhaben von den EU-Förderungen abhängig ist, ZF ist als deutscher Partner mit im Boot. Die neue Fabrik im Saarland ist demnach Teil des weltweiten Ausbauprogramms des Herstellers im Wert von 6,5 Milliarden US-Dollar, die bisher in der Presse genannten Kosten für einen Neubau im Wert bis zu 3 Milliarden US-Dollar im Saarland gehen dann jedoch kaum auf, denn in den USA sind schon 5 Milliarden US-Dollar verplant. Bisher wurden auch mindestens 1.000 Arbeitsplätze genannt, immerhin hier gab Wolfspeed eine deutlich geringere Anzahl offiziell an: 600 Angestellte sollen es werden.

The European fab announcement is an important part of the company’s broader $6.5 billion capacity expansion effort, which includes opening of the company’s 200mm Mohawk Valley device fab in April 2022, and the construction of The John Palmour Manufacturing Center for Silicon Carbide, a 445-acre (180 hectare) Silicon Carbide materials facility in North Carolina, which will expand the company’s existing materials capacity by more than 10x.

The announcement was made at an event on the 35-acre (14-hectare) site of the planned fab, a former coal-fired power plant in Saarland, Germany.

Interessante Fakten gibt es jedoch zu den Ausmaßen. Auf nur 14 Hektar wird im Saarland gebaut, in den USA entstehen Werke, die 180 Hektar in Beschlag nehmen. Hier arbeiten dann aber auch 1.800 zusätzliche Leute. Mit den bekannten Fakten ist die Fabrik im Saarland eine wichtige Investition auch in den Standort Deutschland und die Zukunft, aber wird am Ende vermutlich nicht das Mega-Bauwerk, als das es hier und da gehandelt wurde und wird. Dafür spricht auch die anvisierte EU-Förderung, die man erhofft: Eine halbe Milliarde Euro. Angesichts des 40-Prozent-Deckels bei Förderungen oder auch etwas weniger, dürfte die Investitionssumme dann bei rund 1,5 bis im besten Fall vielleicht 2 Milliarden Euro liegen. 2023 soll der Bau beginnen, 2024 die erste Phase stehen.

So soll die neue Fab aussehen
So soll die neue Fab aussehen (Bild: ZF)