Bowflex VeloCore im Test: Spinning Bike mit Display legt sich in die Kurve
Mit dem VeloCore bringt Bowflex das Spinning Bike, mit dem man sich beim Training tatsächlich in die Kurve legen kann, nach Deutschland. Auf dem integrierten 16 oder 22 Zoll großen Display läuft die eigene Trainingsplattform JRNY mit vielen digitalen Trainingsmöglichkeiten. Hard- und Software wachsen immer weiter zusammen.
Das Spinning Bike legt sich in die Kurve
Das Bowflex VeloCore ist ein besonderes Spinning Bike, denn es bietet nicht nur einen 16 oder 21 Zoll großen Touchbildschirm, auf dem man geführte Trainingsvideos und Streamingdienste wiedergeben kann, sondern man kann sich beim Kardio-Training mit dem Indoor-Fahrrad tatsächlich in die Kurve legen (Leaning-Funktion), um zusätzliche Körperpartien im Core und an den Armen zu trainieren. Während die Basis sicher stehen bleibt, neigt sich ein Teil des VeloCore mit dem Fahrer zur Seite.
Mit 16- oder 22-Zoll-Display
Nachdem Bowflex schon den Max Trainer mit dem Max Trainer M9 (Test) digital aufgerüstet und um einen integrierten Bildschirm für die eigene Trainingsplattform JRNY erweitert hatte, wird bei den Spinning Bikes nun der gleiche Weg vollzogen. Das VeloCore ist wahlweise als VeloCore 16 oder VeloCore 21 verfügbar, wobei sich beide Modelle einzig in der Größe des Displays unterscheiden – es ist entweder 16 (15,6) oder 22 (21,5) Zoll groß. Auch der Marktführer Peloton setzt auf ein Display an den eigenen Geräten, diese Entwicklung überrascht somit nicht. Seit dem Schwinn IC8 (Test) hat sich somit aber viel getan, denn das neue Spinning Bike ist nun ebenfalls voll in die digitale Trainingsplattform JRNY integriert.
Bowflex setzt dabei weiter auf den Trend, dass immer mehr Menschen zuhause Sport treiben und nicht mehr ins Fitnessstudio gehen – eine Entwicklung, die durch die Coronapandemie deutlich beschleunigt wurde. Auf leistungsfähige Geräte fürs Training wollen viele dabei jedoch nicht verzichten. Das VeloCore ist vor Kurzem in Deutschland gestartet und markiert das Topmodell im Bereich der Indoor-Cycles des Herstellers.
Das VeloCore 16 kostet 2.499 Euro, das VeloCore 22 mit 22-Zoll-Display hingegen 2.799 Euro. Käufer erhalten eine zwölfmonatige Mitgliedschaft der JRNY-App kostenlos zum Kauf, die regulär mit 15,99 Euro im Monatsabo oder 159,99 Euro im Jahresabo zu Buche schlagen würde.
Viele digitale Möglichkeiten
Auf dem Display des VeloCore laufen Android und die JRNY-Plattform des Unternehmens. Letztere bietet zahlreiche Video-Workouts mit Trainern, die den Nutzer durch unterschiedlichste Programme führen. Länge und Anspruch variieren und können selbst ausgewählt werden, um immer ein passendes Training zu finden. Mit Explore The World kann auch mit dem VeloCore durch virtuelle Welten geradelt werden. Dem Nutzer steht es aber auch frei, andere Anbieter wie Zwift oder Peloton zu nutzen.
Möchte man ein normales Programm ohne Video-Workout absolvieren, kann auch ein Streaming-Anbieter verwendet werden, um beim Training eine Serie oder einen Film zu gucken. Neben Netflix stehen erneut Disney+ und Prime Video zur Verfügung. Die entsprechenden Abonnements sind unabhängig von der JRNY-Mitgliedschaft.
Aufbau und Maße
Doch bevor man loslegen kann, muss das VeloCore aufgebaut werden. Dafür sollte man sich Hilfe holen, denn der massive Rahmen sorgt für ein Gesamtgewicht von 67,6 kg für das VeloCore 16. Die Abmessungen liegen bei 151,8 × 61,2 × 133,6 cm (L × B × H), für ausreichend Platz muss somit gesorgt werden, zumal für den Lean-Modus mindestens 30 cm zu jeder Seite freigehalten werden müssen – Bowflex empfiehlt eine freie Fläche von 2,1 × 1,5 m. Das maximale Benutzergewicht des stabilen VeloCore beträgt 150 kg.
Beim Aufbau unterscheidet sich das VeloCore vom IC8 dahingehend, dass Bowflex nun alle Schrauben und Unterlegscheiben schon an passender Stelle vormontiert hat. So kann man sie zwar nicht verwechseln und das Heraussuchen wird erspart, andererseits muss man jede Schraube nun zunächst lösen, wenn man ein Teil montieren möchte, um sie dann wieder einzudrehen. Die Anleitung ist erneut sehr gut und erklärt auch auf Deutsch jeden Aufbauschritt mit detaillierten Grafiken und Hinweisen, worauf jeweils geachtet werden muss. Die zentrale Einheit des VeloCore ist wieder vollständig vormontiert, so dass sich der Aufbau abseits von Kleinteilen auf die Stabilisatoren, den Lenker, den Sattel inklusive Stütze, die Pedale und das Display samt Displaystange beschränkt. Das alles lässt sich in weniger als einer Stunde problemlos zusammenfügen, nur beim Bildschirm muss auf die Verbindung der Kabel und ihr Verstauen in den Rohren geachtet werden, damit sie nicht gequetscht oder beschädigt werden.
Der Lenker lässt sich vertikal verstellen, der Sattel sowohl horizontal als auch vertikal, um auch den Abstand zwischen Sattel und Lenker an die Körpergröße anpassen zu können. Die Pedale sind erneut für die Verwendung von Fahrradschuhen mit Cleats geeignet. Die mitgelieferten Cleats sind SPD-kompatibel.
Die Konsolenhalterung mit dem Display ist getrennt vom restlichen Teil des VeloCore gehalten, so dass sich der Bildschirm beim Training nicht mit in die Kurve neigt. Das VeloCore wird mit Kurzhanteln geliefert, die das Training unterstützen und direkt am VeloCore verstaut werden können. Getränke können in zwei Flaschenhaltern platziert werden.
Die Schwungmasse des VeloCore wiegt 18 kg und wird über einen Riemen vom Nutzer angetrieben. Das Gewicht sorgt in Verbindung mit dem Eigengewicht des Rahmens für eine gute Laufruhe und Stabilität beim Fahren. Anders als beim IC8 sitzt das Schwungrad nun hinten.
Als letzter Schritt des Aufbaus, nachdem das VeloCore über die Justierfüße ausgerichtet wurde, muss das externe 60-Watt-Netzteil verbunden werden.
Um das VeloCore leichter verrücken zu können, ohne Schäden am Boden zu hinterlassen, sind erneut Rollen am vorderen Stabilisator verbaut. Kippt man das Spinning Bike von hinten darauf, lässt es sich leicht rollen, allerdings muss dabei darauf geachtet werden, dass es nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Einrichten der JRNY-Trainingsplattform
Ist das VeloCore angeschlossen, schaltet es sich automatisch ein und es kann mit der Einrichtung begonnen werden. Das VeloCore benötigt wie der Max Trainer M9 zwingend eine WLAN-Verbindung, die im ersten Schritt hergestellt werden muss. Anschließend wird automatisch das System aktualisiert. Im Anschluss daran kann sich entweder in einen vorhandenen JRNY-Account eingeloggt oder direkt auf dem Gerät ein neuer Account erstellt werden.
Auch wenn man bereits einen JRNY-Account besitzt und andere Geräte von Bowflex genutzt hat, steht am Anfang der Nutzung des VeloCore nun ein Fitnesstest, bei dem man sich – angeleitet durch den virtuellen Trainer – möglichst lange in unterschiedlichen Zielbereichen der Burn-Rate bewegen muss. Anhand dieses Ausgangswerts werden erste persönliche Empfehlungen zu Trainingsprogrammen gegeben, die sich im Laufe der Zeit dem eigenen Trainingsverhalten anpassen.
Die grundlegende Einrichtung ist damit bereits abgeschlossen und man kann entweder frei aus allen Trainingsprogrammen und -arten wählen oder sich von den Vorschlägen der JRNY-Plattform leiten lassen.
Ein Blick auf Technik und Ausstattung
16-Zoll-Touchdisplay
Die 16-Zoll-Konsole integriert erneut ein Android-Tablet mit JRNY-Launcher und setzt auf eine nicht näher spezifizierte „HD-Auflösung“. Farbwiedergabe und Schärfe des Displays sind gut. Wer jedoch ein iPad Pro erwartet, wird nicht bedient. Dass Inhalte etwa in Explore the World nicht gestochen scharf aussehen, liegt an den Inhalten, nicht am Bildschirm. Auch um das Display des VeloCore 16 ist ein für aktuelle Tablets zu breiter schwarzer Rahmen, der allerdings kleiner ausfällt als beim Max Trainer M9.
Lautsprecher oder Bluetooth-Audio
Um die medialen Möglichkeiten des VeloCore akustisch zu untermalen, ist unterhalb des Displays eine zum Nutzer ausgerichtete Stereo-Lautsprecher-Leiste platziert, die fürs Training einen guten Klang liefert. Alternativ kann der Nutzer über Bluetooth eigene Kopfhörer verbinden und den gesamten Sound des VeloCore darauf ausgeben lassen. Auch in die andere Richtung kann aber eine Verbindung hergestellt werden, um Musik vom Smartphone auf dem VeloCore auszugeben. Das Gerät wird in den Bluetooth-Einstellungen als „Bowflex Speakers“ angezeigt. Überträgt man eigene Musik auf das VeloCore, gehen die Ansagen des (virtuellen) Trainers beim Workout nicht verloren.
Was weiterhin nicht funktioniert, ist das Ersetzen des VeloCore-Bildschirms gegen ein eigenes Tablet, auf dem die JRNY-App installiert ist, die sich dann direkt mit dem Spinning Bike verbindet. Wer dies plant, ist mit dem VeloCore 16 oder VeloCore 21 aber auch schlicht falsch beraten.
Tasten am Gehäuse
Zusätzlich zum Touchscreen setzt Bowflex auch beim VeloCore auf Tasten an der Rückseite der Konsole. Anstatt oben sind sie nun auf der rechten Seite platziert. Neben einem Ein-/Ausschalter kann hierüber erneut die Lautstärke gesteuert und zum Startbildschirm gesprungen werden. Im Alltag sind die Tasten aber quasi nicht relevant.
Halterung für Tablet oder Smartphone
Direkt unterhalb des Displays ist erneut ein Medien-Rack installiert, in das sich ein Smartphone oder Tablet stellen lässt, wenn man es während des Trainings in irgendeiner Form nutzen möchte. An der Seite der Konsole ist wieder ein USB-Anschluss verbaut, beispielsweise um das Smartphone während des Trainings aufzuladen. Ein iPad ließ sich im Test hierüber nämlich erneut nicht aufladen, da die Leistung des Anschlusses zu gering ist.
Herzfrequenz-Armband statt Handsensoren
Wie beim Bowflex Max Trainer M9 (Test) ist auch beim VeloCore ein Bluetooth-Herzfrequenz-Armband im Lieferumfang enthalten, das direkt mit dem Gerät verbunden werden kann und am Arm getragen wird. Zusätzlich ist es möglich, einen Brustgurt zur telemetrischen Herzfrequenzmessung zu erwerben und zu verbinden.
Handpulssensoren, wie es sie beim M9 gibt, setzt Bowflex beim VeloCore nicht ein. Das Armband wird somit wichtiger als bei den Max-Trainer-Modellen des Unternehmens und sollte beim Training genutzt werden, um automatisch zusätzliche Daten zu erfassen. Eine Smartwatch wie eine Apple Watch kann nicht direkt mit dem Gerät verbunden werden, auch wenn sie parallel natürlich eingesetzt werden kann, um Daten zu erfassen. Geladen wird das Armband über die beiliegende magnetische Ladeschale, die sich über Kontakte verbindet.
In die Kurve lehnen und Widerstand einstellen
Die Funktion, den Widerstand über ein magnetisches Bremssystem einstellen zu können, ist beim VeloCore wie beim IC8 über einen Drehknauf umgesetzt. Bowflex passt das Design hier allerdings den anderen Geräten unter dieser Marke an. Der Drehknauf ist somit dem des M9 ähnlich und nicht mehr so rund wie beim IC8, das unter der Marke Schwinn läuft. Über den Drehknauf lassen sich insgesamt 100 Widerstandsstufen manuell einstellen, was eine sehr feine Anpassung erlaubt. Um den Widerstand zu erhöhen, wird der Widerstands-Einstellknopf im Uhrzeigersinn gedreht. Um ihn zu verringern, wird er gegen den Uhrzeigersinn gedreht – hierüber wird der Abstand des Magneten zum Schwungrad verändert, was den Widerstand beziehungsweise die Bremswirkung anpasst. Durch diese Magnettechnik entstehen weder Geräusche, noch kommt es zu Verschleiß durch Abrieb.
Das Highlight des VeloCore ist aber der Lean-Sperrknopf vor dem Drehknauf für den Widerstand. Über den Lean-Knopf kann das VeloCore ver- und entriegelt werden. Die Neigefunktion des VeloCore ist gesperrt, wenn der Knopf nach oben gezogen wird. Durch ein hörbares Klicken rastet die Verriegelung ein. Dafür muss das VeloCore in senkrechter Position stehen, geneigt lässt es sich nicht einrasten. In die Kurve legen beziehungsweise die Lean-Funktion aktivieren kann man, indem man mit der flachen Hand den Knopf herunterdrückt. Während des Trainings kräftig auf den Knopf zu schlagen, um sich dann in die Kurve zu lehnen, hat durchaus seinen Reiz.
Arme und Bauchmuskeln werden beansprucht
Dass es einen Trainingseffekt hat, sich in die Kurve zu lehnen, merkt man schon bei den ersten Einsätzen des VeloCore und dem Entsperren der Lean-Funktion. Arme, seitliche Bauchmuskulatur und Rumpf arbeiten gegen den Widerstand, den das Rad aufbaut, wenn man sich nach rechts oder links lehnt. Die Lean-Funktion kann das persönliche Training so zweifellos erweitern, verbessern und zusätzliche Körperbereiche trainieren, die bei einem Spinning Bike sonst gänzlich vernachlässigt werden.
Laut einer Studie, die Bowflex in Auftrag gegeben hat, liegt der Energieverbrauch mit Neigemodus rund 14 Prozent über dem des starren Modus und sorgt für eine höhere Herzfrequenz.
Das VeloCore kann allerdings nicht exakt das Gefühl zu erschaffen, das entsteht, wenn man sich mit einem Fahrrad in die Kurve legt. Dies hat zwei Gründe: Einerseits arbeitet man beim Fahrrad nicht derart gegen einen Widerstand an, der das Fahrrad wieder in die Ausgangsposition versetzen möchte. Andererseits ist der Widerstand der Neigefunktion des VeloCore immer gleich, egal welcher Widerstand für die Pedale eingestellt wurde und wie „schnell“ man gerade fährt. So sind Bewegungen auf dem VeloCore möglich, die in einem wilden Hin-und-her-Wippen mit dem Spinning Bike resultieren können, was man beim normalen Fahrradfahren aber nicht machen würde oder könnte.
Das soll aber keineswegs davon ablenken, dass die Funktion eine echte Bereicherung ist – auch abseits des Trainingseffektes – und viel Spaß macht. Denn beim normalen Trainieren, bei dem es nicht um das Neigen geht, ist es mitunter ebenfalls angenehmer, das VeloCore zu entsperren und ihm so ein natürliches leichtes Spiel nach rechts und links zu geben – denn auch ein Fahrrad ist nicht starr in seiner Achse gefangen, wie es auf Spinning Bikes sonst üblich ist. So rüttelt man auch nicht mehr am gesamten Gestell, wenn man viel Kraft einsetzt und stärker in die Pedale tritt.
Die Trainingsarten auf dem VeloCore
Das VeloCore bietet mehrere verschiedene Trainingsarten, von denen sich einige wenige Programme und Strecken auch ganz ohne Abonnement nutzen lassen. Ein adaptives Training, bei dem sich die Programme an das eigene Leistungsniveau anpassen, gibt es dann aber nicht. Neben dem Training anhand von (mitunter adaptiven) Programmen mit vorgegebenem Streckenprofil können Video-Workouts mit Trainern genutzt oder aufgezeichnete Video-Strecken aus aller Welt in Explore the World genutzt werden.
Bei allen Workouts wird das Trainingsprofil aufgezeichnet und in einer Historie gesammelt. Wird das Herzfrequenz-Armband genutzt, wird auch dieser Verlauf festgehalten. Über eine Smartwatch lassen sich keine Daten während des Trainings auf der JRNY-Plattform aufzeichnen, sie können nur zusätzlich und unabhängig von JRNY genutzt werden. JRNY unterstützt aber beispielsweise Apple Health, so dass absolvierte Trainings hinterher in der App angezeigt und gewertet werden.
Video-Workouts
Die Video-Workouts mit Trainern sind das Herzstück der JRNY-Plattform. Im Stil von Apple Fitness+ (Test) gibt ein Trainer Anweisungen, während er das Workout selbst auf einem VeloCore durchführt. Die Anweisungen beziehen sich dabei in erster Linie darauf, in welchem Bereich die Burn-Rate liegen soll, nicht aber auf den konkreten Widerstandswert, der durch die Workouts auch nicht automatisch angepasst wird. So hat man als Nutzer immer auch die Möglichkeit, das eigene, individuelle Leistungsniveau zu berücksichtigen. Diese Videos lassen sich auf Wunsch musikalisch untermalen, denn anders als bei Fitness+ koppelt Bowflex sie nicht fest mit Musik, auf die die Trainer und das Programm reagieren. Die Video-Workouts sind insgesamt etwas steriler als bei Apple und werden immer nur von einem Trainer durchgeführt, nicht von einer Gruppe.
Während Apple bei Fitness+ die Video-Inhalte nach einem festen Rhythmus erweitert, ist dies bei JRNY nicht der Fall. Ob, wann und wie viele Videos hinzukommen, ist vorher nicht klar, da Bowflex die Workouts auf immer neue Kategorien bzw. Geräte erweitert und dann zunächst hierfür neue Videos bereitstehen, die ohne ein solches Gerät aber nicht zugänglich sind. Ein fester Zeitplan und die Berücksichtigung alle Kategorien und Produkte wären wünschenswert. So sucht man sich schon nach relativ kurzer Zeit eine Handvoll Videos aus, die man immer wieder nutzt, da einem dort Trainer und Programm am meisten zusagen – Workouts lassen sich in JRNY nicht umsonst als Favoriten markieren. Zuletzt hat Bowflex aber zahlreiche Videos für unterschiedliche Geräte neu hinzugefügt.
Nicht alle Videos – aktuell sogar noch die Minderheit – machen von der Neigefunktion des VeloCore Gebrauch. Über die Beschreibungen und Filter lässt sich jedoch vor dem Start eines Workouts gezielt eines auswählen, in dem die Funktion aktiv genutzt oder gerade nicht verwendet wird.
Explore the World
Auch auf dem VeloCore kann das vom Bowflex Max Trainer bekannte Explore the World genutzt werden. Hier kann der Nutzer gefilmte Strecken auf der ganzen Welt nachfahren, wobei sich die Geschwindigkeit des Videos an die eigene Geschwindigkeit auf dem VeloCore anpassen lässt, wenn man dies möchte.
Die Strecken sind zahlreich und es stehen Routen von verschiedensten Regionen der Welt zur Auswahl. Auch auf dem VeloCore hat man dabei aber immer wieder das Gefühl, dass man die virtuellen Strecken viel zu langsam durchfährt. Denn selbst wenn man ordentlich in die Pedale tritt, fliegt die Umgebung nicht virtuell an einem vorbei, sondern spult nur langsam vor einem her. Die Videoqualität der Aufnahmen ist zudem nur gut, aber nicht sehr gut.
Ob man in diesen Videos die Neigefunktion nutzt oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Da man eine fest vorgegebene, aufgezeichnete Videostrecke entlangfährt, hat das Neigen keinerlei Auswirkung auf das Video. Kurven werden weiterhin vollautomatisch durchfahren.
Programme mit Neigeerkennung
Die Programme sind die klassischen Trainingsprogramme, die man schon von alten Ergometern mit LED-Display kennt. Man durchläuft vorgegebene Trainingsprofile, bei denen im Verlauf die Intensität des Trainings mehrfach variiert wird. Der virtuelle Coach gibt Anweisungen und man kann vorab passende Profile auswählen und nach Dauer filtern.
Diese klassischen Trainingsprofile sind auf der JRNY-Plattform allerdings um den Aspekt erweitert worden, dass sie sich dem Leistungsniveau des Nutzers im Laufe der Zeit anpassen – adaptive Workouts. Ein Programm, das mit mehr Training in einigen Monaten noch einmal durchlaufen wird, fordert vom Nutzer somit eine höhere Burn-Rate als beim Kauf und der ersten Übungseinheit auf dem VeloCore.
Bei diesen Programmen hat Bowflex ebenfalls bereits die Unterstützung für das Neigen auf dem VeloCore eingebaut, die auch eine Erkennung der Position des VeloCore beinhaltet. In einer Grafik des Oberkörpers leuchten die Körperpartien auf, die gerade beansprucht werden, wenn man sich auf dem VeloCore zur Seite neigt. Diese funktioniert schnell und zuverlässig und visualisiert das eigene Training, indem auch angegeben wird, in welchem Verhältnis man sich beim Training nach rechts oder links gelehnt hat. So lässt sich darauf achten, beide Seiten im Training gleichermaßen zu belasten.
Netflix, Prime Video und Disney+
Wer bei diesen Programmen nicht nur Musik zur Untermalung nutzen will, kann die Programme auf dem VeloCore auch mit Filmen und Serien von Streamingdiensten wie Netflix, Prime Video und Disney+ kombinieren. Wird ein normales Trainingsprogramm gestartet, fragt die Plattform immer ab, ob ein Streamingdienst verwendet werden soll. Die Filme und Serien werden beim Training dann von einer schmalen Leiste überlagert, in der der Nutzer Informationen wie beispielsweise den eingestellten Widerstand, die verbrannten Kalorien und die Trainingsdauer sieht.
Wie erwähnt, müssen die jeweiligen Abonnements der Streamingdienste unabhängig von der JRNY-Plattform erworben werden. Auf dem VeloCore muss man sich bei erstmaliger Nutzung lediglich mit seinem Account anmelden. Positiv ist, dass Bowflex die Apps der Streamingdienste aktuell hält und ständig Updates für die Apps einspielt, so dass es keine Inkompatibilitäten oder Probleme gibt, wenn sie ihrerseits Neuerungen einführen. Da man die JRNY-Oberfläche nicht verlassen kann, ist es nämlich nicht möglich, App-Updates zu installieren, auch wenn die App-Oberfläche der Streamingdienste der der normalen Android-Apps entspricht. Etwaige auf den Plattformen mit dem eigenen Account gekaufte Inhalte lassen sich auch beim Training über das VeloCore abspielen.
Training mit JRNY abseits des VeloCore mit Motion-Tracking
Wie schon im Test des Bowflex Max Trainer M9 geschrieben, hat Bowflex die JRNY-App in den letzten Jahren enorm ausgebaut und um neue Kategorien erweitert. Dazu gehören auch Workouts völlig losgelöst und abseits der eigenen Trainingsgeräte.
Das freie Training ohne Geräte ermöglicht beispielsweise Yoga, Pilates und Krafttraining in geführten Video-Workouts. Sie stehen allen Abonnenten der App unabhängig von einem erworbenen Trainingsgerät zur Verfügung.
Eine erst Anfang 2023 eingeführte Funktion ist das neue Motion-Tracking in der JRNY-App für das Krafttraining. Über die Kamera im Tablet des Nutzers prüft die App die Bewegungen des Nutzers beim Training, zählt automatisch die Wiederholungen und gibt Hinweise auf die Körperhaltung. Gerade bei Letzterem fragt man sich bei derartigem Training ohne wandfüllenden Spiegel zuhause immer wieder, ob man die Übungen eigentlich gut ausführt. Wie erwähnt, lässt sich dieses Motion-Tracking aber nur über ein Tablet mit Kamera nutzen, nicht mit dem VeloCore.
Die Konkurrenz von Garmin und Peloton
Das Velocore kostet mit 2.500 Euro nicht nur genauso viel wie das Peloton Bike+, sondern steht mit dem Display und den Workouts auf dem und abseits des Spinning Bikes auch in direkter Konkurrenz damit. Das Peloton Bike+ bietet zu diesem Preis zwar ein 24-Zoll-Display, das sich zudem drehen und so sinnvoller auch für Workouts abseits des Bikes nutzen lässt, die Peloton-Mitgliedschaft ist mit rund 40 Euro monatlich aber ein zusätzlicher, erheblicher Kostenfaktor, der bei Bowflex geringer aus- und anfänglich ganz wegfällt. Zudem ist man mit dem Peloton Bike+ fest an die App von Peloton gebunden und es lassen sich keine anderen Trainings-Apps mit dem Bike+ nutzen – bei Bowflex ist dies mit dem VeloCore hingegen möglich, selbst Peloton lässt sich einsetzen.
Doch es gibt weitere Konkurrenz wie beispielsweise das Garmin Tacx NEO Bike Plus. Das Ende 2022 neu vorgestellte „Smart-Bike“ bietet Funktionen wie „Road Feel“ für eine Simulation des Untergrundes, auf dem gefahren werden soll, durch Vibrationen und eine Bergabfahrtssimulation, was ein realistisches Fahrgefühl simulieren soll. Das Garmin-Bike simuliert zudem Steigungen von bis zu 25 Prozent und setzt auf programmierbare Schaltgriffe, so dass damit das Schaltgefühl von Shimano- oder SRAM-Schaltungen nachgeahmt werden kann. Das NEO Bike Plus lässt sich mit allen Trainings-Apps nutzen, die Bluetooth oder ANT+ unterstützen. Zudem ist es möglich, die Kurbelarmlänge zwischen 165 und 175 mm in fünf Stufen anzupassen. Das Tablet muss allerdings ebenso wie die Pedale separat erworben werden, sofern nicht bereits vorhanden, denn das Tacx NEO Bike Plus hat nur ein integriertes 4,5-Zoll-Display und zwei USB-Ladebuchsen. Mit diesen Funktionen und einem Preis von 3.999,99 Euro richtet sich das Garmin Tacx NEO Bike Plus aber ohnehin an eine professionellere Zielgruppe.
Fazit
Es gelingt Bowflex mit dem VeloCore tatsächlich, ein anderes, intensiveres Trainingsgefühl als mit klassischen Spinning Bikes zu erzielen. Durch den Neigemodus werden Arme, Rumpf und Bauchmuskulatur zusätzlich beansprucht. Selbst wenn man den Neigemodus nicht exzessiv nutzt, um sich in die Kurve zu lehnen, ist ein leicht kippender Rahmen angenehmer als ein starres Ergometer. Die Workouts, in denen das Neigen von den Trainern genutzt wird, könnten den Spaßfaktor, den das Betätigen des „Notfall-Knopfes“ zweifellos hat, noch etwas mehr in den Fokus rücken. Das Gefühl bei gelöster Arretierung des Rahmens kommt zwar dem echten Fahrradfahren näher und teils auch nahe, ist körperlich aufgrund des aufgebauten Widerstands aber intensiver.
Die digitalen Möglichkeiten mit der JRNY-Plattform wachsen stetig. Ein klarer Plan für das Hinzufügen von Videos, wie ihn Apple bei Fitness+ nutzt, wäre für Kunden aber hilfreich, denn viele neue Videos sind nicht für alle Nutzer ersichtlich, da die jeweilige Workout-Kategorie nur freigeschaltet wird, wenn man ein passendes Gerät von Bowflex mit JRNY gekoppelt hat. Hierin unterscheidet sich JRNY eben auch maßgeblich von Plattformen wie Apples Fitness+, bei dem es nicht um die Trainingsgeräte geht, die Apple gar nicht anbietet, sondern nur um die Workouts. Abonnenten von JRNY auch in die anderen Kategorien blicken und sie gegebenenfalls zusätzlich mit Geräten anderer Hersteller nutzen zu lassen, könnte allerdings eine durchaus sinnvolle Perspektive für den Hersteller sein.
Mit den klassischen Programmen, Trainer-geführten Video-Workouts, Streamingdiensten auf dem Display und Landschaften in Explore the World werden in jedem Fall viele unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben bedient, so dass jeder das für ihn passende Workout auf dem VeloCore findet. Zudem lässt sich das VeloCore erneut mit Apps wie Zwift samt Echtzeitdatenübertragung oder Peloton nutzen, worauf im Test nicht noch einmal explizit eingegangen wurde – Details finden sich im Test des Schwinn IC8.
Der Aufbau des VeloCore 16 gelingt im Test schnell und unkompliziert, die Verarbeitung ist gut und sehr stabil. Sattel und Lenker, der fast schon zu viele Haltepositionen bietet, können über Schnellverschlüsse stufenlos eingestellt werden – viele andere Bikes haben nur feste Einraststellen. Die Funktionen können über die Android-Konsole durch Updates stetig erweitert werden. Der Riemenantrieb sorgt in Kombination mit dem magnetischen Widerstand für das Schwungrad für ein leises Laufgeräusch, so dass man es beim Training nicht mit lauter Musik überdecken muss.
Es ist davon auszugehen, dass Bowflex an einem Modell arbeitet, bei dem der Bildschirm des VeloCore wie beim Peloton Bike+ gedreht werden kann. Derzeit lässt er sich nur neigen, um ihn an die Position des Nutzers auf dem Spinning Bike anzupassen, kann so aber kaum für die Workouts abseits des VeloCore verwendet werden. Da Bowflex anders als manch anderer Hersteller von Spinning Bikes nicht von der Software-Seite kommt, sondern von den Fitness-Geräten, hat das Unternehmen bei der App zwar enorme Fortschritte gemacht, bietet aber noch nicht die beste App auf dem Markt. Hier muss weiter in Inhalt und Qualität investiert werden – wie es Bowflex macht –, um die JRNY-Plattform weiter zu verbessern.
Auch wenn der Trend, zuhause zu trainieren, aktuell weiter zunimmt, muss man sich der immensen Investition bewusst sein, die mit einem Spinning Bike wie dem VeloCore 16 einhergeht. Das VeloCore 16 kostet 2.499 Euro, das VeloCore 22 mit größerem 22-Zoll-Display hingegen 2.799 Euro. In diesem Preis ist auch die Innovation berücksichtigt, die Bowflex mit der Neigefunktion und den Neigesensoren leistet, deren Daten in das Training einfließen. Um das VeloCore nur gelegentlich zu nutzen und in der Ecke verstauben zu lassen, ist es definitiv nicht nur zu schade, sondern auch zu teuer – Gleiches gilt allerdings für das Abo vom Fitnessstudio – und benötigt zu viel Platz, denn den muss man schließlich erstmal zur freien Verfügung haben.
ComputerBase wurde das VeloCore 16 von Bowflex leihweise zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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