Xeon W-3400 und W-2400: Intels neue Profi-CPUs mit voll ausgestatteter Plattform
Sapphire Rapids-WS ist da. Als Intel Xeon W-2400 und 3400 treten sie mit 6 bis 56 Performance-Kernen (P-Cores) zu Preisen von 359 bis 5.889 US-Dollar an. Beide CPU-Serien sitzen im gleichen Server-Sockel LGA 4677, die Xeon W-2400 sind jedoch in fast jeder Hinsicht nur so etwas wie ein halbierter Xeon W-3400.
Sapphire Rapids für einen Sockel
Die Xeon W-3400 als Flaggschiff-Serie für die Single-Sockel-Systeme sind den bereits vorgestellten Xeon Platinum in vierter Generation, Codename Sapphire Rapids-SP, sehr ähnlich. Es steckt der gleiche Sapphire-Rapids-Chip unter der Haube, der nur für den jeweiligen Markt leicht angepasst wurde, die wichtigsten Parameter sind jedoch identisch.
56 Kerne, 105 MByte L3-Cache und Acht-Kanal-Speicher zeigen auch beim Workstation-Prozessor der 3400er Reihe, dass der XCC-Prozessor-Die (eXtreme Core Count) genutzt wird. Bei den 2400ern legt die Kern-Cache-Bestückung nahe, dass der MCC-Die (Medium Core Count) genutzt wird, der theoretisch bei 34 Kernen endet, in den Xeon W-2400 aber zum Start nur mit maximal 24 Kernen genutzt wird.
Einschnitte gibt es bei der kleinen Serie allerdings bei den PCIe-Lanes und der Speicherunterstützung: Nur noch 64 statt 112 Lanes, und vier Speicherkanäle für maximal 2 TByte RDIMM statt acht Kanäle für 4 TByte DDR5-Speicher nach RDIMM-Standard.
Der W790-Chipsatz als Z790 für Profis
Die Workstation-Plattform nutzt als begleitenden Chipsatz für die Prozessoren keinen Ableger aus dem Server, sondern vielmehr kombiniert Intel Server-Prozessoren mit dem Desktop-Chipsatz. Der W790 ist letztlich ein Z790 auf Steroiden, bei dem alles aktiviert ist, was das Silizium hergibt, denn die klassischen Desktop- und Notebook-Chips lassen je nach Zielgruppe immer irgendetwas missen. Insgesamt 38 HSIO-Lanes stehen zur Verfügung, die für 16 PCIe-4.0-Lanes, 8 PCIe-3.0-Lanes, diverse USB-Ports bis zum Standard 3.2 Gen 2 (20 Gb/s) und weitere Dinge wie LAN, WLAN und Sound genutzt werden.
Workstation-Kunden kommen so in den Genuss des am besten ausgestatteten Chipsatzes von Intel. Denn die regulären neuen Xeon-SP auf Basis von Sapphire Rapids-SP müssen mit dem C741-Chipsatz Vorlieb nehmen, der auf einer Vorgängergeneration basiert und so zum Beispiel nur PCIe 3.0 bietet. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die CPU-Generation fast zwei Jahre zu spät erscheint.
Intel-Benchmarks: Cherry Picking
Im Gepäck hat Intel wie bei jedem Produktstart auch erste Benchmarks. Diese sehen wie üblich sehr gut aus, allerdings ist der Gegenspieler auch ziemlich alt: ein Xeon W-3275 mit 28 Kernen. Gegen den fast vier Jahre alten Prozessor hat ein neuer Xeon w9-3495X mit 56 Kernen leichtes Spiel, nicht nur die Anzahl der Kerne ist verdoppelt worden, sondern auch der L3-Cache ist fast 3 Mal so groß und der Takt höher und das Speicherinterface breiter.
Interessanterweise überspringt Intel bei den Benchmarks die Serie Intel Xeon W-3300 auf Basis von Ice Lake völlig – das hinterlässt einen faden Beigeschmack, zumal Intel selbst die Fakten für den bisherigen Expert Workstation Processor, so wie der Hersteller auch den Neuling nennt, weiterhin online verfügbar hat. Zum Start der Xeon W-3300 hieß es auch schon, dass er gegenüber einem Xeon W-3275 um bis zu 45 Prozent schneller ist. Die neuen Zahlen für einen Xeon W-3400 heute wären also weniger hoch ausgefallen, von den propagierten „bis zu 120 Prozent schneller“ würde deutlich weniger übrig bleiben.
Modellpalette
Die Modellvielfalt ist letztlich überraschend groß, aber wie üblich wird es nicht jede CPU in jedes Marktsegment schaffen. In der 3400er Serie sind beispielsweise vier der sieben Modelle unlocked (X), aber nur drei davon kommen auch als Boxed-Prozessor in den Handel – ausgerechnet das Flaggschiff nicht. Die Non-X-CPUs wird es nur als Tray-Ware geben, sie zielen primär auf den Markt der fertig konfigurierten Systeme und nicht der Bastellösungen
Intel lässt den Vergleich mit den Xeon W-3300 zwar weg, doch ComputerBase wird diese in der Übersicht mit aufführen. Denn wie sie zeigt, ist schon das zweitstärkste Modell der neuen Generation mit weniger Kernen unterwegs als das letzte Flaggschiff. Und auch die beworbenen 4 TByte maximale RAM-Bestückung gab es mit Ice Lake-W schon.
Kerne/Threads | Takt (Basis) | Turbo (1 Kern) | max. Speicher | TDP | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|
Xeon w-3400 (Sapphire Rapids-WS/Sapphire Rapids-112L) | ||||||
Xeon w9-3495X | 56/112 | 1,9 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 350 W | 5.889 USD |
Xeon w9-3475X | 36/72 | 2,2 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 300 W | 3.739 USD |
Xeon w7-3465X | 28/56 | 2,5 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 300 W | 2.889 USD |
Xeon w7-3455 | 24/48 | 2,5 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 2.489 USD |
Xeon w7-3445 | 20/40 | 2,6 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 1.989 USD |
Xeon w5-3435X | 16/32 | 3,1 GHz | 4,7 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 1.589 USD |
Xeon w5-3425 | 12/24 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 1.189 USD |
Xeon W-3300 (Ice Lake-SP/Ice Lake-W) | ||||||
Xeon W-3375 | 38/76 | 2,5 GHz | 4,0 GHz | 4 TB DDR4-3200 | 270 W | 4.499 USD |
Xeon W-3365 | 32/64 | 2,7 GHz | 4,0 GHz | 4 TB DDR4-3200 | 270 W | 3.499 USD |
Xeon W-3345 | 24/48 | 3,0 GHz | 4,0 GHz | 4 TB DDR4-3200 | 250 W | 2.499 USD |
Xeon W-3335 | 16/32 | 3,4 GHz | 4,0 GHz | 4 TB DDR4-3200 | 250 W | 1.299 USD |
Xeon W-3323 | 12/24 | 3,5 GHz | 4,0 GHz | 4 TB DDR4-3200 | 220 W | 949 USD |
Xeon W-3200 (Cascade Lake-SP/Cascade Lake-W) | ||||||
Xeon W-3275M | 28/56 | 2,5 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W | 7.453 USD |
Xeon W-3275 | 28/56 | 2,5 GHz | 4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 205 W | 4.449 USD |
Xeon W-3265M | 24/48 | 2,7 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W | 6.353 USD |
Xeon W-3265 | 24/48 | 2,7 GHz | 4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 205 W | 3.349 USD |
Xeon W-3245M | 16/32 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR4-2933 | 205 W | 5.002 USD |
Xeon W-3245 | 16/32 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 205 W | 1.999 USD |
Xeon W-3235 | 12/24 | 3,3 GHz | 4,5 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 180 W | 1.398 USD |
Xeon W-3225 | 8/16 | 3,7 GHz | 4,4 GHz | 1 TB DDR4-2666 | 160 W | 1.199 USD |
Xeon W-3223 | 8/16 | 3,5 GHz | 4,2 GHz | 1 TB DDR4-2666 | 160 W | 749 USD |
Bei den Xeon W-2400 kommen alle vier Unlocked-CPUs als Boxed-Variante, vier weitere kleine Lösungen gibt es als Tray-CPU. Hier ist der echte Vorgänger tatsächlich die W-2200-Familie aus dem Jahr 2019, denn eine W-2300-Lösung hatte sich Intel mit den Ice-Lake-CPUs gespart. Die Unterschiede fallen nun deshalb etwas größer aus.
Kerne/Threads | Takt (Basis) | Turbo (1 Kern) | max. Speicher | TDP | Preis | |
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Xeon w-2400 (Sapphire Rapids-WS/Sapphire Rapids-64L) | ||||||
Xeon w7-2495X | 24/48 | 2,5 GHz | 4,8 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 225 W | 2.189 USD |
Xeon w7-2475X | 20/40 | 2,6 GHz | 4,8 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 225 W | 1.789 USD |
Xeon w5-2465X | 16/32 | 3,1 GHz | 4,7 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 200 W | 1.389 USD |
Xeon w5-2455X | 12/24 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 200 W | 1.039 USD |
Xeon w5-2445 | 10/20 | 3,1 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 175 W | 839 USD |
Xeon w3-2435 | 8/16 | 3,1 GHz | 4,5 GHz | 2 TB DDR5-4400 | 165 W | 669 USD |
Xeon w3-2425 | 6/12 | 3,0 GHz | 4,4 GHz | 2 TB DDR5-4400 | 130 W | 529 USD |
Xeon w3-2423 | 6/12 | 2,1 GHz | 4,2 GHz | 2 TB DDR5-4400 | 120 W | 359 USD |
Xeon W-2200 (Cascade Lake-W) | ||||||
Xeon W-2295 | 18/36 | 3,0 GHz | 4,8 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 165 W | 1.333 USD |
Xeon W-2275 | 14/28 | 3,3 GHz | 4,8 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 165 W | 1.112 USD |
Xeon W-2265 | 12/24 | 3,5 GHz | 4,8 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 165 W | 944 USD |
Xeon W-2255 | 10/20 | 3,7 GHz | 4,7 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 165 W | 778 USD |
Xeon W-2245 | 8/16 | 3,9 GHz | 4,7 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 155 W | 667 USD |
Xeon W-2235 | 6/12 | 3,8 GHz | 4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 130 W | 555 USD |
Xeon W-2225 | 4/8 | 4,1 GHz | 4,6 GHz | 1 TB DDR4-2933 | 105 W | 444 USD |
Xeon W-2223 | 4/8 | 3,6 GHz | 3,9 GHz | 1 TB DDR4-2666 | 120 W | 294 USD |
Wie deutlich wird, gibt es bei den neuen Prozessoren in der Mitte eine gewisse Schnittmenge, kleinere Xeon W-3400 bedienen ein ähnliches Umfeld wie große Xeon W-2400. Hier kommt es deshalb darauf an, was der Kunden neben einer ähnlichen Anzahl an Kernen noch benötigt, allem voran das verdoppelte Speicherinterface und viele zusätzliche PCIe-Lanes.
Das hat wiederum durchaus Auswirkungen auf die Wahl der passenden Hauptplatine mit entsprechenden Kosten. Wie Asus beispielsweise zum Start mit zwei Lösungen zeigt, gibt es mitunter deutliche Unterschiede. Beide Boards sind für beide CPU-Familie geeignet, jedoch nicht unbedingt dafür prädestiniert. Mehr dazu in der separaten News: Pro WS-790/790E Sage: Profi-Mainboards von Asus bieten schlicht Maximales.
Xeon-SP wildern im Gebiet der W-2400
Die größten Modelle der kleineren Workstation-Prozessoren sind aber nicht immer interessant. 24 Kerne für fast 2.200 US-Dollar, und selbst 16 Kerne für fast 1.400 US-Dollar sind viel Geld. Auch die Ausstattung der Modelle ist nicht überragend, Intel hat mitunter eine bessere CPU sogar im eigenen Portfolio. Denn von den klassischen Xeon-SP gibt es auch Modelle, die explizite Single-Sockel-Lösungen sind: Ein Xeon Gold 6414U bietet für 2.300 US-Dollar 32 Kerne und 80 PCIe-Lanes samt Acht-Kanal-Speicher-Unterstützung, der kleinere Xeon Gold 5412U das gleiche bei 24 Kernen für nur 1.113 US-Dollar. Den einzigen echten Bonus, den die Workstation-CPUs haben, ist etwas mehr Takt, da die TDP aber quasi gleich ausfällt, bleibt im Alltag abzuwarten, was sinnvoller ist. Es dürfte auf den Einsatzzweck ankommen.
Offiziell startet laut Intel bereits ab morgen die Vorbestellphase über Partner, mit einer Verfügbarkeit wird ab März gerechnet.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Intel unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.