Konzeptgeräte im Hands-on: Lenovo zeigt rollbares Notebook und Smartphone live
Zur Hausmesse Lenovo Tech World letztes Jahr noch nur im Stream zu sehen, hatte der Hersteller zum MWC in Spanien diesmal das rollbare Notebook und Smartphone für eine Betrachtung aus nächster Nähe im Gepäck. Beim Notebook fährt das OLED-Display aus dem Chassis nach oben, beim Smartphone von der Rückseite nach vorne und oben.
Lenovos Konzeptgeräte sind genau als solche zu verstehen und sollen die Möglichkeiten neuer Formfaktoren aufzeigen. Das Unternehmen fertigt die Geräte nach eigener Aussage in Handarbeit und sammelt dabei Erfahrung, wie sich der Aufbau weiter optimieren lässt und für welche Einsatzgebiete sich Geräte wie diese eignen. Deshalb fallen Angaben zur Ausstattung noch eher zurückhaltend aus, weil ohnehin noch nicht feststeht, ob und wenn ja, wie genau, wann und zum welchem Preis ein rollbares Notebook oder Smartphone in finaler Ausführung auf den Markt kommen könnte.
Rollbares Notebook verlängert sich auf 15,3 Zoll
Für das rollbare Notebook legt Lenovo den Fokus auf Produktivität etwa in Office-Anwendungen und gibt dem Anwender über das rollbare Panel auf Wunsch einen „zweiten Bildschirm“ zur Hand. Das rollbare OLED-Panel versteckt sich dabei zunächst im Chassis unterhalb der Tastatur, sodass auf den ersten Blick ein eher klassisch anmutendes Display im 4:3-Format mit 2.024 × 1.604 Pixeln zu sehen ist. In diesem Zustand kommt der Bildschirm auf eine Diagonale von 12,7 Zoll.
Die Wandlung zum verlängerten Bildschirm erfolgt über eine Schiebetaste auf der rechten Seite des Notebooks, sodass annähernd ausgeschlossen werden kann, dass die Taste aus Versehen etwa im Rucksack ausgelöst wird. Über die Taste lässt sich das OLED-Panel in der Vertikalen verlängern, sodass vollständig ausgerollt ein 8:9-Bildschirm entsteht. Anders ausgedrückt: In finaler Form erhält der Anwender zweimal die Fläche eines 16:9-Bildschirms mit dann 15,3 Zoll und 2.024 × 2.368 Pixeln. Auf diesem größeren Bildschirm lassen sich Inhalte dann entweder in zwei Windows-Fenstern übereinander positionieren, oder aber ein Inhalt wie etwa der Browser kann wie bei einem Desktop-Monitor mit Pivot-Funktion groß in der Vertikalen betrachtet werden.
ThinkBook-Gruppe entwickelt Konzeptgerät
Die Technik steckt derzeit in einem modifizierten ThinkBook-Chassis, weil das Konzeptgerät von dieser Arbeitsgruppe bei Lenovo entwickelt wurde. Das Design sei aber weder als final noch in seiner aktuellen Form als ausgereift zu betrachten. Wo das rollbare OLED-Panel am meisten belastet wird, ließ sich vor Ort zwar durchaus anhand kleinerer Dellen erkennen, ein Konzeptgerät wie dieses ist puncto Qualität allerdings nicht der Maßstab für ein später finales Modell. Das vor Ort gezeigte Gerät war nur aufgeklappt ausgefahren zu sehen, ein Seriengerät könnte sich beim Schließen automatisch einrollen, erklärte ein Sprecher, konkret sei bei diesem Produkt allerdings noch kaum etwas.
Rollbares Smartphone nutzt rundherum verlaufendes Display
Gleiches gilt für das von Motorola gezeigte rollbare Smartphone, das zunächst im kompakten Formfaktor von 5 Zoll daherkommt, bei Bedarf aber auf 6,5 Zoll wachsen kann, indem sich auf Knopfdruck ein um das Gerät verlaufender, rollbarer OLED-Bildschirm von der Rückseite nach vorne schiebt, sodass sich der auf der Vorderseite sichtbare Anteil des Panels auf von den genannten 5 auf 6,5 Zoll im 22:9-Format vergrößert. Motorola will mit dieser Bauweise die Vorteile eines kompakten Smartphones mit denen eines Telefons mit großem Bildschirm verbinden.
Apps können größeres Display auslösen
Der Bildschirm lässt sich zum einen zwar manuell über eine seitliche Taste bereits auf dem Homescreen ausfahren, das Smartphone ist aber insofern intelligent, als dass es je nach Anwendung automatisch in den größeren Modus wechseln kann. YouTube zum Beispiel wurde mit dem Lagesensor verknüpft, sodass beim Drehen des Smartphones zum Breitbildformat automatisch der Bildschirm ausfährt und damit eine größere 22:9-Ansicht bietet. Diese Funktion steht auch in die entgegengesetzte Richtung zur Verfügung.
In Gmail hat Lenovo das Gerät so eingerichtet, dass das Erstellen einer neuen E-Mail ebenfalls den Bildschirm ausfährt, damit mehr Platz für den Inhalt und die Tastatur zur Verfügung steht. Grundsätzlich sollen sich alle Funktionen des Smartphones aber auch in der kompakten Ansicht nutzen lassen – dann mit etwas weniger Raum für den Inhalt. Für die Kamera fungiert das rundherum verlaufende OLED-Panel als rückseitiger Sucher, damit sich auch die fotografierte Person vor einer Aufnahme sehen und ausrichten kann. Optional lässt sich rückseitig eine Smile-Aufforderung etwa für Kinder anzeigen.
Display versteckt auch Lautsprecher und Selfie-Kamera
Mit dem größeren Anteil des Bildschirms nach unten abgelegt, verwandelt sich der rückseitige Anteil zum Always-on-Bildschirm, der Benachrichtigungen anzeigt und Funktionen wie das Annehmen von Anrufen übernimmt. Motorola hat sich noch nicht konkret dazu entschieden, welche Apps und Funktionen man auf dem kleinen Bildschirm laufen lassen könnte. Wird ein eingehender Anruf auf dem primären Bildschirm angenommen, fährt dieser ein paar Millimeter auf die Rückseite, um wiederum vorne den oberen Lautsprecher zum Telefonieren und daneben die Selfie-Kamera sichtbar zu machen, falls man zu einem Videotelefonat wechseln möchte.
Wie beim rollbaren Notebook ist auch das rollbare Smartphone weiterhin nur ein „Proof of Concept“, mit dem Lenovo neue Formfaktoren ausloten möchte. Dazu zählt auch, wie man für ein Smartphone dieser Art eine Schutzhülle konstruieren müsste, um das Gerät schützen, aber gleichzeitig vollständig nutzen zu können. Diese Schutzhülle, die den rollbaren Bildschirm an der Unterseite abdeckt, wollte das Team vor Ort jedoch nicht abnehmen. Das eigenständige Bedienen des Smartphones war den Anwesenden ebenso untersagt.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Lenovo unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.