Quantencomputer: Intel veröffentlicht SDK für breiteren Software-Zugang
Quantencomputer sind noch immer für viele Anwender Böhmische Dörfer. Doch in Zukunft sollen sie große Dinge vollbringen, Intel bietet dafür jetzt ein erstes SDK an. Das Ziel ist klar: skalierbare und kommerziell nutzbare Quantencomputer. Dennoch wird eine breite Annahme solcher Systeme noch viele Jahre benötigen.
Die Hardware für moderne Quantencomputer ist wie so oft bei neue Projekten nur eine Seite der Medaille. Ohne passende Software nützt bekanntlich selbst die stärkste Hardware nichts, auch bietet sie oft noch ein extremes Optimierungspotenzial. Mit einem ersten öffentlichen „full-stack“ Quantum Software Development Kit (SDK) will Intel nun mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. In erster Linie aber soll der Zugang für Entwickler deutlich vereinfacht werden, damit sich im Laufe des nächsten Jahrzehnts Quantencomputer wirklich sinnvoll nutzen lassen.
Und das beginnt schon bei der Programmiersprache: C++ und ein intuitives Nutzerinterface sollen die ersten Schritte erleichtern. 150 Beta-Tester haben zur Verbesserung vor der Veröffentlichung der Version 1.0 beigetragen und seien dabei explizit auf Wünsche der kleinen Community eingegangen, heißt es vom Leidos Innovation Center (LInC) als eines des beteiligten Unternehmen.
Intel will so viel wie möglich aus eigener Hand bereitstellen und im Markt der Quantencomputer künftig ein Wörtchen mitreden. Dabei trumpft der Hersteller nicht mit den großen Zahlen bei Qubits & Co wie etwa bei IBM auf, sondern will das Drumherum solcher Systeme fördern. Dazu zählen sowohl Hardware-Bauteile als nun eben auch Software. Daran arbeiten selbstverständlich auch alle anderen Anbieter – was am Ende von Erfolg gekrönt sein wird, ist noch nicht absehbar. Aktuell geht es Intel sprichwörtlich noch immer um die allerersten Schritte auf einem sehr langen Weg bis zur Kommerzialisierung, für die Quantencomputer mit Millionen Qubits benötigt werden. Heute ist die Branche erst bei dreistelligen Werten angelangt, in diesem Jahr könnte ein erstes System vierstellige Qubits bieten; IBM arbeitet daran.
Intel fertigt Quantum-Chips mit EUV
Intels Ansatz in der Hardware sind seit einigen Jahren die Spin Qubits. Neben den klassisch supraleitenden Qubits will Intel diese als Alternative auf Basis von Silizium anbieten. Auch Spin Qubits können den Zustand der Superposition erreichen, allerdings bei 50 mal wärmeren Umgebungstemperaturen.
Der wesentliche Vorteil der Spin Qubits liegt in der zugrundeliegenden Fertigung und damit dem gesamten System. Gefertigt auf klassischen 300-mm-Silizium-Wafern und damit in den bestehenden Fabriken, die es bereits weltweit gibt, sehen sie aus wie ganz normale Chips, die nicht nur einen Größenvorteil und den besseren Zusammenhalt bieten. Intel hat laut eigenen Angaben eine Produktionslinie genau für diese Chips reserviert, zuletzt wurden dort die Wafer bereits mit EUV belichtet. Die Yield-Rate soll bei über 95 Prozent gelegen haben, was für eine neue Produktion extrem hoch ist, Rückschlüsse auf den Vergleich zu klassischen „Nanometer-CPUs“ gibt es jedoch keine.
Extrem wichtig bleibt aber die Simulation, bevor Entwickler ihre Software an echten Quantencomputern testen können, betonte Intel erneut. Diese gibt es nur in geringer Stückzahl und jede Minute der Nutzung sei extrem teuer, sodass den Simulationen viel beigemessen werden muss. Vor allem in der Physik und angrenzenden Bereichen sieht Intel die ersten Anwendungsfälle.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Intel unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.