Snapdragon X35: Reines 4G/5G-Modem soll deutlich günstiger und kleiner sein
Smartwatches, AR- und XR-Brillen, Notebooks, Überwachungskameras und ähnlich kompakte Geräte sollen sich künftig vergleichsweise kostengünstig mit 4G und 5G bestücken lassen. Mit dem Snapdragon X35 hat Qualcomm ein entsprechendes Modem-RF-System vorgestellt, das außerdem die alten Standards 2G und 3G fallen lässt.
Die Ausrüstung eines Endgerätes mit 5G kann nach wie vor mit hohen Kosten und Einschränkungen beim Formfaktor verbunden sein. Als günstigere und kleinere Alternative zu Gigabit-fähigen Lösungen wie dem eigenen Snapdragon X65 oder X70 hat Qualcomm im Vorfeld des MWC 2023 jetzt das Snapdragon X35 vorgestellt, das deutlich kleiner bauen und günstiger zu integrieren sein soll. Das Modem-RF-System eigne sich laut Hersteller damit zum Beispiel für Smartwatches, die bislang maximal mit LTE angeboten werden. Aber auch in AR- und XR-Brillen ist Platz Mangelware, sodass das X35 dieses Segment bedienen könnte. Die Lösung sei signifikant kleiner und energiesparender auch als bisherige LTE-Modems, wenngleich der Hersteller auf Nachfrage keine Angaben zu den Package-Abmessungen oder zum Verbrauch machte.
Auch IoT-Geräte wie smarte Überwachungskameras sollen sich mit dem X35 an das 5G-Netz anbinden lassen. Qualcomm nennt auch günstigere Fixed-Wireless-Access-Systeme (FWA) für 4G und 5G als Festnetzersatz sowie günstigere Notebooks als potenzielle Einsatzgebiete der neuen Lösung. Nicht selten sorgt die Ausstattung eines Notebooks mit Mobilfunk selbst heutzutage noch für Mehrkosten von mehreren Hundert Euro.
X35 nutzt NR-Light des 3GPP Release 17
Mit dem Snapdragon X35 bedient Qualcomm das sogenannte „NR-Light“-Segment, eine von dem Standardisierungsgremium der 3GPP ins Leben gerufene Kategorie von Lösungen zwischen einfachsten IoT-Modems und komplexen Gigabit-Lösungen etwa im Smartphone. NR-Light steht für New Radio Light, also 5G in vereinfachter Form und wird im 3GPP Release 17 definiert.
Reduzierte Fähigkeiten für geringere Kosten und Verbrauch
Dementsprechend kommt das Snapdragon X35 auch nicht an die Leistung der Spitzenmodelle von Qualcomm heran, die am Beispiel des Snapdragon X70 bereits die Marke von 10 Gbit/s erreicht haben und mittlerweile sogar mit einem eigenen KI-Prozessor bestückt sind. Das X35 unterstützt hingegen nur einen Carrier mit 20 MHz Bandbreite im Sub-6-GHz-Spektrum (FDD und TDD) und erlaubt darüber maximal 220 Mbit/s im Downlink und bis zu 100 Mbit/s im Uplink. Standard ist zudem lediglich eine Antenne für den Empfang respektive die Übertragung. Das X35 setzt auch auf eine vereinfachte Modulation von 256 QAM für den Down- und 64 QAM für den Uplink.
2G, 3G und Non-Standalone fliegen raus
An Komplexität verliert das Modem allerdings auch über den Verzicht auf die alten Standards 2G und das auch hierzulande nicht mehr genutzte 3G, denn das X35 ist ausschließlich für 4G und 5G ausgelegt. Qualcomm geht sogar noch einen Schritt weiter und unterstützt ausschließlich 5G Standalone (5G SA) und damit nicht mehr das vielerorts und auch in Deutschland noch genutzte 5G Non-Standalone (5G NSA), das noch den alten LTE-Core im Netzwerk nutzt und 5G nur aufseiten des Radios (New Radio) umsetzt. Das X35 nutzt somit eine direkte 5G-Anbindung ohne den bei 5G NSA benötigten Anker im LTE-Netz. Qualcomm unterstützt mit der neuen Lösung sowohl Datenverbindungen als auch das Telefonieren über 4G (VoLTE) und 5G (VoNR). Darüber hinaus integriert Qualcomm die Standortbestimmung mittels GNSS auf den Bändern L1 und L5 in das X35.
Einsatz in Endgeräten ab 2024
Neben dem Snapdragon X35 hat Qualcomm heute ein im Funktionsumfang noch weiter reduziertes Snapdragon X32 angekündigt, dazu aber keine weiteren technischen Details genannt. Beide Lösungen befinden sich laut Hersteller derzeit im Sampling und sollen im Verlauf des ersten Halbjahres 2024 in Endgeräten zum Einsatz kommen.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.