Synology DS223 im Test: Das NAS für den Standard-Nutzer
Die neue Synology DS223 ist das NAS für all jene, die in erster Linie einen Netzwerkspeicher mit Extras suchen. Mit schnellerem ARM-SoC und einem Preis von rund 285 Euro ist sie der DS218 vorzuziehen und verrichtet tadellose Arbeit. Wer mehr Funktionen benötigt, greift weiterhin zu einem x86-NAS und wartet auf die DS223+.
Die Synology DS223 ist schon das dritte neue NAS von Synology aus der neuen Generation und beerbt die inzwischen fünf Jahre alte DS218 (Test), zu der es bislang keinen direkten Nachfolger gab. Wie die Synology DS723+ bietet das NAS Platz für bis zu zwei Laufwerke.
Die Synology DS223 ist ab heute zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 284,40 Euro erhältlich. Sie ist somit deutlich günstiger als die zuletzt erschienene DS723+ (Test) und die DS923+ (Test), die sich mit leistungsfähigerer Hardware in Form eines AMD Ryzen und Aufrüstmöglichkeiten an enthusiastischere Nutzer richten, dafür aber Preise von 520 Euro (DS723+) und 630 Euro (DS923+) haben.
Neben dem NAS legt Synology der DS223 ein externes 60-Watt-Netzteil, ein LAN-Kabel, eine Kurzanleitung und Schrauben zur Befestigung von 2,5-Zoll-Laufwerken bei. Laufwerke sind wie üblich nicht Teil des Lieferumfangs, der Handel bietet aber entsprechende Bundles an.
Ist die Synology DS223 somit das neue NAS für „den kleinen Mann“, den „Otto-Normal-Nutzer“ bzw. all jene, die einen lokalen Netzwerkspeicher suchen, auf dem sie Backups einrichten und Fotos und Videos sichern können, oder das NAS ohnehin nur alleine im Home-Office nutzen?
Die Technik in der DS223
Neuer SoC mit 1,7 GHz
Auf den Realtek RTD1296 in der DS218 folgt mit der DS223 der Realtek RTD1619B. Offensichtlichste Änderung ist der Taktsprung der weiterhin 4 Kerne von 1,4 GHz auf maximal 1,7 GHz. Beide SoC bieten 64 Bit und setzen auf die ARMv8-Architektur. Um Unterschiede zu finden, muss man versuchen, mehr über die eingesetzten Kerne herauszufinden, was sich als schwieriger erweist als gedacht. Während der Realtek RTD1296 vier Cortex-A53-Kerne besitzt, kommen beim Realtek RTD1619B vier Cortex-A55-Kerne zum Einsatz. Beide werden in 12 nm gefertigt, der RTD1619B kann theoretisch aber zwischen 1,1 und 1,7 GHz variabel takten, während der RTD1296 fest auf 1,4 GHz begrenzt ist. Ob Synology diese Möglichkeit nutzt, ist noch nicht bekannt.
Der Wechsel von Cortex-A53 auf Cortex-A55 verspricht aber durchaus mehr Leistung. Auch wenn weiterhin ein Dual-Issue-Design mit einer achtstufigen In-Order-Pipeline eingesetzt wird, finden sich viele Veränderungen im Backend, die dafür sorgen, dass nun separate Ausführungseinheiten für Read- und Write-Operationen eine parallele Ausführung dieser Aufgaben im SoC erlauben. Verglichen mit dem Cortex-A53 ist der Cortex-A55 deshalb rund 18 Prozent schneller bei Integer- und 38 Prozent schneller bei Float-Berechnungen.
TDP fällt von 13 auf 5 Watt
Die TDP des Realtek RTD1619B beträgt 5 Watt, was besonders interessant ist, da die TDP des RTD1296 noch bei 13 Watt liegt. Im Bereich der Leistungsaufnahme könnte es mit dem neuen Modell somit Verbesserungen geben, obwohl die Cortex-A55-Kerne bei gleichem Takt eigentlich eine etwas höhere TDP aufweisen als die Cortex-A53-Kerne. Durch die höhere Leistung ist der Cortex-A55 aber 15 Prozent effizienter.
Weiterhin mit 2 GB DDR4 (Non-ECC)
Zudem unterstützt der RTD1619B maximal 4 GB Arbeitsspeicher, während das Maximum beim RTD1296 offiziell bei 2 GB liegt. Synology nutzt aber auch bei der DS223 wie schon vor fünf Jahren bei der DS218 weiterhin 2 GB DDR4 (Non-ECC), der vom Nutzer auch nicht aufgerüstet werden kann.
Ein Gigabit-Netzwerkanschluss
Als NAS aus der Value-Serie von Synology setzt die DS223 auf einen einzelnen Netzwerkanschluss, dessen maximale Geschwindigkeit bei 1 Gbit/s liegt. Obwohl wahrscheinlich auch die DS223 mitunter Nutzen aus einem schnelleren LAN-Anschluss ziehen könnte, ist der Einsatz des 1-GbE-Ports bei diesem NAS noch zu verkraften, da sein Einsatzzweck weit weniger ambitioniert ist und so auch besser zu der in Privathaushalten meistens vertretenen Netzwerkgeschwindigkeit passt.
Synology DS223 | Synology DS218 | Synology DS220+ | |
---|---|---|---|
SoC: | Realtek RTD1619B ARMv8 1,70 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Realtek RTD1296 ARMv8 1,40 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron J4025 x86 2,00 GHz, 2 Kern(e), 2 Thread(s) |
RAM: | 2.048 MB | ||
Festplatteneinschübe: | 2 | ||
S-ATA-Standard: | I/II/III | ||
HDD-Format: | 2,5" & 3,5" | ||
RAID-Level: | Einzellaufwerk, JBOD, RAID 0, RAID 1 | ||
M.2-Ports für SSD-Cache: | – | ||
I/O-Ports: | 1 × 1-Gbit-LAN 3 × USB 3.0, ? |
1 × 1-Gbit-LAN 1 × USB 2.0, 2 × USB 3.0, ? |
2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? |
Wake on LAN: | Ja | ||
Verschlüsselung: | AES-256 (ordnerbasiert) | AES-256 (ordner- und laufwerksbasiert) | |
Lüfter: | 1 × 92 × 92 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
||
Netzteil: | 60 Watt (extern) | ||
Maße (H×B×T): | 165,0 × 108,0 × 232,7 mm | 165,0 × 108,0 × 233,2 mm | 165,0 × 108,0 × 232,2 mm |
Leergewicht: | 1,28 kg | 1,30 kg | |
Preis: | ab 265 € | 268,90 € | 330,60 € |
Keine Upgrade-Optionen auf 10 GbE oder mit M.2
Während die DS723+ und DS923+ über einen proprietären PCIe-Erweiterungssteckplatz verfügen, über den das RJ-45-Netzwerkupgrade-Modul Synology E10G22-T1-Mini installiert werden kann, bietet die DS223 solche Extras nicht. Auch M.2-Steckplätze an der Unterseite des NAS, um einen SSD-Cache oder gar einen SSD-Speicherpool mit zwei NVMe-SSDs aufzusetzen, besitzt die DS223 nicht.
Dreimal USB und eine Kopiertaste
Während bei der DS723+ nur noch ein einziger USB-Anschluss übrig geblieben ist, verfügt die DS223 über insgesamt drei USB-A-Buchsen (USB 3.2 Gen 1). Zwei sind an der Rückseite platziert, einer an der Vorderseite. Für den USB-Port an der Vorderseite ist bei der DS223 auch wieder die bekannte Kopiertaste vertreten. Ist ein Speichermedium mit dem vorderen USB-Anschluss verbunden, können über die Kopiertaste im DiskStation Manager vorab definierte Backup-Vorgänge ausgelöst werden.
Ein ratternder Lüfter
Auch wenn Synology minimal abweichende Abmessungen zwischen DS223 und DS218 ausweist, setzt die DS223 auf das Gehäuse der DS218 mit Abmessungen von 165,0 × 108,0 × 232,7 mm. Das Gewicht ist mit 1,28 kg ebenfalls nahezu identisch. An der Vorderseite des NAS sind neben den LEDs für den Status des Systems und der Laufwerke, der Ein-/Ausschalter, ein USB-Anschluss und die Kopiertaste platziert.
Gekühlt werden System und Laufwerke über einen einzelnen Lüfter an der Rückseite, der 92 × 92 × 25 mm misst. Negativ im Test ist allerdings aufgefallen, dass dieser Lüfter unabhängig von seiner Drehzahl leicht rattert. In ruhigen Umgebungen und unmittelbarer Nähe zum NAS ist dies hörbar und störend. Ob es sich um einen Einzelfall handelt, lässt sich nicht nachvollziehen. Wer das NAS am Arbeitsplatz auf dem Tisch einsetzen möchte, sollte diesen Punkt aber im Hinterkopf haben.
Werkzeuglose Montage der Laufwerke
Die DS223 ist mit zwei herausziehbaren Laufwerksrahmen ausgestattet, die über Haltebügel aus Kunststoff erneut eine werkzeug- und schraubenlose Montage von 3,5-Zoll-Laufwerken ermöglichen. Lediglich für 2,5-Zoll-Laufwerke müssen weiterhin Schrauben genutzt werden. Anders als bei NAS-Modellen der +-Serie wie der neuen DS923+ und DS723+ sind die Laufwerksrahmen nicht zugleich die Vorderseite des NAS, sondern bei der DS223 ist eine zusätzliche Abdeckplatte davorgesetzt, die über Gummipuffer hält. Auch die Möglichkeit, die Laufwerke rudimentär mit einem Schlüssel gegen das schnelle Herausziehen zu sichern, ist bei der DS223 nicht gegeben.
Der offiziell maximale Speicherausbau liegt bei 36 TB, also zwei 18-TB-Laufwerken. Im Test stellen aber auch zwei 20-TB-Laufwerke in Form der Seagate IronWolf Pro 20 TB kein Problem dar und funktionieren ohne Einschränkung.
DSM 7.1 mit btrfs
Am Betriebssystem DiskStation Manager (DSM) 7.1 der Synology DS223 hat sich seit dem Test der DS723+ bzw. DS923+ nichts geändert, weshalb an dieser Stelle auf den betreffenden Abschnitt im Test der DS923+ verwiesen wird. Seit Jahren kann btrfs bei Synology auch mit ARM-NAS-Systemen genutzt werden, dies ist also keine Neuerung der DS223, sondern die DS218 kann dies ebenfalls seit DSM 6.2. Alternativ kann für die internen Laufwerke ext4 genutzt werden. Für externe Datenträger ist es möglich, btrfs, ext4, ext3, FAT32, NTFS, HFS+ oder exFAT einzusetzen. Im Test kommt DSM 7.1.1-42962 Update 3 zum Einsatz. Als Laufwerkskonfigurationen stehen beim Einsatz von zwei Laufwerken Basic, JBOD, RAID 0 und RAID 1 zur Auswahl. RAID 5, 6 und 10 sind mit zwei Laufwerken anders als bei der DS923+ mit vier Laufwerken nicht möglich.
Weniger Software-Pakete auf ARM
Zu beachten ist allerdings, dass die DS223 mit ARM weniger Software-Pakete nutzen kann als ein x86-basiertes NAS von Synology. Anwendungen wie Plex – ein Support folgt vielleicht später, vorab führte auch eine manuelle Installation nicht zum Erfolg – oder gar der Virtual Machine Manager und eine Virtualisierung anderer Betriebssysteme stehen auf der DS223 nicht zur Verfügung. Schmerzlich vermissen werden viele aber vor allem Docker, um Container auf dem NAS ausführen zu können – etwa für die Smart-Home-Steuerung. Die Optionen, die die DS223 bietet, sind trotzdem vielfältig.
Die DS223 ist in erster Linie für Heimanwender gedacht. Mit Synology Photos bietet der Hersteller für diese Nutzergruppe einen zentralen Speicherort für Fotos und Videos vom Smartphone und anderen Quellen, so dass sich Fotos auch automatisch über eine App auf das NAS sichern lassen. Sortier- und Suchfunktionen sowie Freigabeoptionen erlauben es, ausgewählte Inhalte direkt von der DiskStation mit Freunden oder Familie zu teilen.
Die DS223 kann darüber hinaus in gängige Cloud-Speicherdienste wie Google Drive, Dropbox und Microsoft OneDrive integriert werden, um Dateien automatisch abseits der „Private Cloud“ auf dem NAS selbst mit Cloud-Diensten zu synchronisieren und von dort abzurufen.
Die DS223 unterstützt auch die Synology Surveillance Station, um mit Netzwerkkameras einen „Network Video Recorder“ (NVR) aufzusetzen.