Telefahren mit 5G und L4S: Ericsson, Telekom und Vay zeigen Auto-Bring-Service
Zum MWC 2023 demonstrieren der Netzausrüster Ericsson, der Netzbetreiber Deutsche Telekom und das auf Telefahrten spezialisierte deutsche Start-up Vay, wie sich ein Elektrofahrzeug über das 5G-Netz unter Zuhilfenahme von L4S (Low Latency Low Loss Scalable) fernsteuern lässt. Vay darf seit Februar ohne Person im Fahrzeug fahren.
Die Idee von Vay ist folgende: Über den Mobilitätsservice können sich Anwender ein Elektrofahrzeug reservieren, das anschließend von einem Telefahrer ohne Fahrer im Auto bis zur Haustür des Kunden gebracht wird. Der Kunde absolviert anschließend eigenständig seine geplante Fahrt, steigt aus und übergibt das Fahrzeug erneut an einen Telefahrer, der sich um den Parkvorgang kümmert oder das Auto anderen Nutzern zur Verfügung stellt. Das bisherige Laufen zu einem gebuchten Car-Sharing Auto entfällt damit, ebenso lässt sich am Zielort direkt aussteigen, ohne einen Parkplatz suchen zu müssen, der potenziell mit weiteren Kosten verbunden ist.
Vay darf seit Dezember ohne Testfahrer fahren
Vay hatte im Dezember des letzten Jahres erstmals eine Ausnahmegenehmigung der Stadt Hamburg für telegefahrene Testfahrten ohne Sicherheitsfahrer erhalten, deren Grundlagen ein positives Gutachten des TÜV Süd war. Damit ist Vay das erste Unternehmen in Europa, das eine Ausnahmegenehmigung für Testfahrten ohne Fahrer im Auto auf öffentlichen Straßen erhalten hat. Zuvor war das Unternehmen für mehr als drei Jahre mit ferngesteuerten Elektrofahrzeugen auf öffentlichen Straßen in Berlin und Hamburg unterwegs – allerdings noch mit Sicherheitsfahrer.
Anfang dieses Monats war erstmals ein vollelektrische Auto von Vay ohne Sicherheitsfahrer in Hamburg unterwegs. Die Fahrzeugkontrolle übernimmt dabei ein Telefahrer, der an einer Telefahrstation mit Lenkrad und Pedalen sitzt, die laut Vay nach den Standards der Automobilindustrie entwickelt wurden.
L4S soll Stauung im Netz vermeiden
Zum MWC in Spanien zeigen Ericsson, Telekom und Vay am Stand des schwedischen Netzausrüsters, wie diese Telefahrten über das 5G-Netz abgewickelt werden. Eine Schlüsseltechnologie dabei sei L4S (Low Latency Low Loss Scalable), das auf einem IETF-Standard basiert und derzeit von der 3GPP als Arbeitspunkt für den bevorstehenden Release 18 standardisiert wird.
L4S ist dabei neben Technologien wie dem Network Slicing, das ein physisches Netz in mehrere logische Netze unterteilt, um Slices mit garantierter Bandbreite und Latenz zur Verfügung zu stellen, eine Methode, um zeitkritische Anwendung im 5G-Netz abzuwickeln. Bei L4S werden die Datenpakete bei einer temporären Stauung markiert und informieren damit eine zeitkritische Anwendung darüber, dass eine Anpassung der Datenrate erforderlich ist, um die Stauung zu beseitigen. Deutsche Telekom und Ericsson hatten diesbezüglich bereits im Mai 2021 ein Whitepaper (PDF) veröffentlicht.