Autonomes Fahren: Ford zieht sich vorerst aus Level-4-Entwicklung zurück
Ford zieht sich vorerst aus der Entwicklung autonomer Fahrzeuge nach Level 4 zurück, wie aus einem jetzt publik gemachten Brief an die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hervorgeht. Nach vorherigen Aussagen des Unternehmens war dieser Schritt absehbar. Der Fokus liege laut Ford aktuell auf Level 2 und 3.
Im Sommer 2022 wurde publik, dass General Motors, das unter anderem Marken wie Chevrolet, Buick, GMC und Cadillac vereint, im Februar desselben Jahres sowie Ford bereits im Juli 2021 um Ausnahmegenehmigungen bei der US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit NHTSA für die Erprobung von Level-4-Fahrzeugen gebeten hatten. Beide Unternehmen wollten für Ride-Sharing- und Lieferdienste eine Flotte in Größe des gesetzlichen Maximums von jeweils 2.500 Fahrzeugen betreiben.
Ford zieht Anfrage für Genehmigung zurück
Diese Anfrage gegenüber der NHTSA hat Ford jetzt allerdings zurückgezogen, wie ein von Reuters-Berichterstatter David Shepardson veröffentlichter Brief an die Behörde aus dem Februar dieses Jahres zeigt. Darin erklärt das Unternehmen, die mit einer Laufzeit von zwei Jahren geforderte Ausnahmegenehmigung nicht mehr zu benötigen. Der Weg zu vollständig autonomen Fahrzeugen im großen Maßstab mit profitablem Geschäftsmodell sei laut Ford noch ein sehr langer.
Deshalb sei es zumindest aktuell vernünftiger, sich kurzfristig gesehen auf die Entwicklung von Level-2- und Level-3-Systemen zu fokussieren, die keine Ausnahmegenehmigungen der NHTSA voraussetzen. Level-4-Systeme, wie sie bei Waymo (Test) zum Einsatz kommen, können nämlich fahrerlos betrieben werden.
Level 3 wie etwa beim Drive Pilot von Mercedes-Benz (Test) oder in Zukunft beim Kia EV9 belässt den Fahrer im Auto, erlaubt aber, die Lenkung vollständig an das Auto abzugeben, während der Fahrer sich legal mit anderen Dingen wie Video und Spielen beschäftigen darf. Level 2 respektive die Ausbaustufe Level 2+ (Test) erlaubt ebenso das dauerhaft freihändige Fahren, der Fahrer muss das Verkehrsgeschehen aber durchgängig überwachen.
Schritt war nach Argo-AI-Auflösung absehbar
Der fürs Erste erfolgte Ausstieg Fords aus der Level-4-Entwicklung kommt allerdings nicht gänzlich überraschend. Zum Beispiel wurde das 2016 von ehemaligen Google- und Uber-Entwicklungsleitern gegründete und von Ford und Volkswagen finanziell unterstütze Start-up Argo AI für autonomes Fahren letztes Jahr aufgelöst und ging danach in beide Unternehmen auf. Im Rahmen der Ankündigung der Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2022 hatte Ford erklärt, dass die strategische Entscheidung getroffen wurde, Kapitalausgaben für die Level-4-Entwicklung von Argo AI einzustellen und die Gelder stattdessen für die interne Entwicklung von Level-2- und Level-3-Systemen zu nutzen.
Schon damals hieß es, dass vollständig autonome und vor allem profitable Fahrzeuge noch „a long way off“ seien, also in noch weiter Ferne liegen würden. Für Level 4 müsse man unter Umständen zudem keine eigenen Technologien entwickeln, merkte Ford an. Die Zukunft für Level 4 sehe Ford jedoch weiterhin optimistisch, hieß es damals.