Externe USB-SSDs im Test: Corsairs Hitzkopf EX100U vs. WDs Papier-Schreib-Tiger P40
Zwei externe SSDs mit nominell hohen Transferraten über USB 3.2 Gen 2x2 müssen sich im Test der Redaktion beweisen: die Corsair EX100U mit 1,6 GB/s und die WD Black P40 mit 2 GB/s. Diese Höchstleistung gibt es in der Praxis auch am richtigen USB-Anschluss allerdings nur sehr selten und/oder sehr kurz.
Einleitung
Externe SSDs mit USB 3.2 Gen 2×2 und damit bis zu 20 Gbit/s sind weiterhin kein Massenphänomen, mit der EX100U fügte Corsair dem Marktsegment aber ein interessantes Produkt hinzu. Schon etwas länger erhältlich ist das WD Black P40 Game Drive, das auf dem Papier in der Spitze noch etwas schneller unterwegs ist.
Corsair EX100U im Detail
Leicht und kompakt in Kunststoff gehüllt
Mit Abmessungen von 79 × 37 × 11 mm ist die Corsair EX100U von der Fläche her kleiner als eine Kreditkarte, die nach ISO-Standard 7810 auf 86 × 54 × 0,76 mm kommt. Nur in der Höhe und damit am Ende auch im Volumen übertrifft der externe Speicher die Chipkarte deutlich. Das Gewicht der Corsair EX100U soll bei nur 22 g liegen, womit sie auch zu den leichtesten externen SSDs zählt.
Neben dem kompakten Formfaktor ist für das Gewicht auch das verwendete Gehäusematerial verantwortlich: Kunststoff. Was beim Gewicht einen Vorteil bringt, wird im späteren Verlauf des Tests allerdings einen Nachteil mit sich bringen – und zwar bei der Temperatur.
Schnell dank Phison „U18“
Corsair wirbt mit sequenziellen Übertragungsraten von maximal 1.600 MB/s beim Lesen und 1.500 MB/s beim Schreiben. Dafür muss das Host-System einen USB-Port mit mindestens 20 Gbit/s (USB 3.2 Gen 2x2) bieten – natürlich werden auch langsamere Ports unterstützt. Im Inneren werkelt keine NVMe-SSD mit Bridge-Chip, der die Signale ins USB-Protokoll übersetzt. Stattdessen kommt mit dem Phison PS2251-18 alias „U18“ ein nativer USB-SSD-Controller zum Einsatz. Phison hatte ihn mit bis zu 1.900 MB/s beworben, das Maximum wird hier also nicht erreicht.
1.600 MB/s sind dennoch deutlich mehr, als via USB 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) möglich ist. So erreicht etwa eine Crucial X8 Portable (Test) nur maximal 1.050 MB/s. Mit Thunderbolt 3 geht es hingegen noch schneller und zum Beispiel die Samsung Portable X5 (Test) bringt es auf 2.800 MB/s, ist allerdings weniger kompakt.
Lieferumfang
Zum Lieferumfang gehören Kabel mit Anschluss an USB-A oder USB-C. Standards zur hardwarebasierten Datenverschlüsselung werden nicht unterstützt. Zudem liegt keine Zertifizierung zum Schutz vor Staub und Wasser vor, wie es etwa bei der SanDisk Extreme Pro Portable der Fall ist.
WD Black P40 Game Drive im Detail
Größer und schwerer mit Aluminium
Mit 107 × 50,8 × 13 mm ist das P40 Game Drive ein gutes Stück größer und fast 3 cm länger. Das Gewicht ist mit rund 79 g deutlich höher, was auch daran liegt, dass beim Gehäuse Aluminium zum Einsatz kommt. Das schwerere Material hat den Vorteil der guten Wärmeleiteigenschaften.
Bis 2.000 MB/s mit NVMe-Technik
Bei gleicher externer Schnittstelle (USB 3.2 Gen 2x2) setzt Western Digital intern auf die NVMe-SSD SN560E mit PCIe 3.0 x4 und TLC-NAND. Per Bridge-Chip wird von PCIe auf USB „übersetzt“. Die maximalen Datentransferraten liegen laut Hersteller bei 2.000 MB/s lesend wie schreibend. Das Testmuster mit 500 GB soll noch 2.000 MB/s lesend und 1.950 MB/s schreibend schaffen. Die Leistungsklasse entspricht dem noch etwas größeren und schwereren P50 Game Drive, das bis heute nicht fehlerfrei über USB 3.2 Gen 2×2 funktioniert. So viel sei vorweg verraten: Diese Probleme traten mit dem P40 Game Drive nicht auf.
Lieferumfang
Dem P40 Game Drive liegen Anschlusskabel mit USB-A- und USB-C-Stecker sowie eine Kurzanleitung zur Installation bei. Wie bei der EX100U werden weder eine Datenverschlüsselung noch ein besonderer Schutz vor Umwelteinflüssen geboten. Ein zusätzliches Gimmick bildet aber die dezente RGB-Beleuchtung an den Flanken der SSD, die sich per Software (WD Dashboard) unter Windows individuell anpassen lässt.
Technische Eckdaten im Vergleich
Corsair EX100U | WD Black P40 Game Drive | SanDisk Extreme Pro Portable |
Crucial X8 Portable |
Samsung Portable T7 |
Samsung Portable X5 |
|
---|---|---|---|---|---|---|
Abmessungen (L × B × H) | 79 × 37 × 11 mm | 107 × 50,8 × 13 mm | 110,3 × 57,3 × 10,2 mm | 110 × 53 × 11,5 mm | 85 × 57 × 8,0 mm | 117 × 62 × 19,7 mm |
Gewicht | 22 g | 79 g | 79 g | 100 g | 58 g | 150 g |
Kapazitäten | 1 TB, 2 TB, 4 TB | 500 GB, 1 TB, 2 TB | 500 GB, 1 TB, 2 TB | 500 GB, 1 TB | 500 GB, 1 TB, 2 TB | |
Schnittstelle (extern) | USB 3.2 Gen 2x2 (20 Gbit/s) | USB 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) | Thunderbolt 3 | |||
Schnittstelle (intern) | PCIe/NVMe | |||||
Anschluss | USB Typ C zu Typ A/C | USB Typ C zu Typ C | ||||
Max. Transferrate | 1.600 MB/s | 2.000 MB/s | 1.050 MB/s | 1.050 MB/s | 2.800 MB/s | |
Controller | Phison PS2251-18 | Western Digital | SMI 2263 | Samsung | ||
NAND-Flash | ? | TLC | QLC | TLC | ||
Verschlüsselung | – | AES, 128 Bit | – | AES, 256 Bit | ||
Schutzart | – | IP55 | – | |||
Garantie | 3 Jahre | 5 Jahre | 3 Jahre |
Testergebnisse
Schreiben und SLC-Modus
Die Messungen ergeben, dass die EX100U lediglich etwa 20 GB mit vollem Durchsatz von 1,6 GB/s schreibt. Die nachfolgenden 300 GB werden nur noch mit 1,2 GB/s geschrieben, bis dann das niedrigste Niveau von rund 800 MB/s erreicht wird und sie in etwa auf Augenhöhe mit der Samsung T7 Portable Shield (Test) liegt.
Während die obigen Messungen synthetischen Charakter haben, zeigt sich im praktischen Einsatz beim Beschreiben über den Windows-Explorer ein schlechteres Bild. Nur kurz werden überhaupt 1.000 MB/s erzielt, bis die Leistung auf unter 700 MB/s abfällt. Beim dauerhaften Schreiben sinkt die Performance weiter.
Die Ursache: Relativ zügig erreicht die EX100U in ihrem eher isolierenden als bei der Wärmeableitung unterstützenden Kunststoffgehäuse 80 °C. Zum Schutz vor Überhitzung wird die Leistung gedrosselt.
Welches Temperaturniveau die EX100U mit ihrem Kunststoffgehäuse erreicht und wie dadurch die Transferraten einbrechen, veranschaulicht die nachfolgende Bilderstrecke mit Screenshots. Sobald die Temperaturschwelle von 80 °C erreicht ist, fällt die Transferrate von 700 MB/s auf unter 400 MB/s ab.
Die WD_Black P40 hat dieses Temperaturproblem nicht, denn sie wird in denselben Tests maximal 56 °C warm. Dafür stellt sich heraus, dass die auf der Packung versprochenen maximalen Schreibraten nur für weniger als 10 GB erreicht werden. Nach diesem damit sehr knapp bemessenen SLC-Modus liegen dann nur noch etwas über 300 MB/s an.
Transfers von mehreren 100 GB werden damit gut sechs Mal so lange benötigen wie ein kurzes Überschlagen anhand der auf der Verpackung angegebenen Transferraten in Aussicht gestellt hatte.
Lesen und Kopieren
Beim praktischen Lesen ist die Corsair EX100U mit USB 3.2 Gen 2×2 (20 Gbit/s) kaum schneller als Modelle mit USB 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s). Hier wird die schnellere Schnittstelle lange nicht ausgenutzt. Die WD_Black P40 holt deutlich mehr heraus und liegt über 60 Prozent in Front.
Beim Duplizieren des Steam-Ordners schneiden die vermeintlich schnellen USB-SSDs schlecht ab. Sowohl die P40 als auch die EX100U liegen hinter Modellen mit langsamerer Schnittstelle und damit auch hinter den Erwartungen.
PCMark und 3DMark
Auch beim PCMark schneidet die Corsair EX100U nicht gut ab. Statt im oberen Segment der USB-SSDs liegt sie mit nur 545 Punkten zwischen den beiden Varianten der Crucial X6 Portable. Sie ist damit langsamer als alle internen SATA-SSDs im Testfeld (über das + im Diagramm einblendbar).
Im 3DMark Storage Benchmark, der die Spieleleistung einer SSD prüft, fehlt es noch an Vergleichswerten aus der Gattung der externen SSDs. Allerdings spielen interne SSDs bereits mit PCIe 3.0 in einer ganz anderen Liga.
CrystalDiskMark
Hier zeigt sich wieder einmal deutlich: Das Ergebnis im Standardbenchmark CrystalDiskMark täuscht über die praktische Leistungsfähigkeit hinweg. Die Corsair EX100U erfüllt die Herstellerangabe von 1.600 MB/s im Benchmark lesend wie schreibend, auch die WD_Black P40 ist „pfeilschnell“. Dass dies im praktischen Einsatz aber ganz schnell nicht mehr erreicht wird, zeigen nur „echte“ Tests wie weiter oben.
Fazit
Mit ihrer Kompatibilität zu USB 3.2 Gen 2×2 stehen Corsair EX100U und WD_Black P40 auf dem Papier an der absoluten Leistungsspitze externer USB-SSDs. Doch wie so oft zeigt der ausführliche und daher sehr zeitraubende Test der Redaktion, dass in der Praxis bei weitem nicht alles so rosig aussieht.
Die vermeintlich blitzschnelle Corsair EX100U kann sich trotz der schnellen Schnittstelle in vielen Disziplinen nur mit langsameren Exemplaren wie der Samsung T7 Shield messen – schreibend wie lesend.
Die Hauptursache sind die hohen Temperaturen: Bei längerer Auslastung werden 80 °C erreicht und die Leistung der verbauten SSD wird stark gedrosselt, um Schäden durch Überhitzung zu verhindern. Die EX100U ist also ein Hitzkopf, der nur für kurze Zeit wirklich rennt. Wer öfter mehr als 10 bis 20 GB am Stück auf die externe SSD schreibt, kann gleich zu einem langsameren und günstigeren Modell greifen.
Die WD_Black P40 mit 512 GB ist lesend in der Tat auch in der Praxis schnell, sie hängt die EX100U oft deutlich ab. Sie erstmalig mit Spielen oder wiederholt mit größeren Datenmengen zu beschreiben, dauert aber ebenfalls viel länger, als es die Angaben auf der Verpackung vermuten ließen. Denn nach dem weniger als 10 GB großen SLC-Puffer schreibt das Laufwerk nur noch mit knapp über 300 MB/s statt fast 2.000 MB/s und in diesem Fall ist nicht die Temperatur dafür verantwortlich. Im Vergleich zur bis heute nicht zuverlässig am USB-3.2-Gen-2×2-Port nutzbaren WD_Black P50 hat die P40 den Testparcours immerhin absolut problemlos über diese Schnittstelle absolviert.
Die getestete Corsair EX100U mit 2 TB ist momentan ab 180 Euro oder 9 Cent pro GB zu haben. Für die WD_Black P40 mit 500 GB werden 116 Euro fällig, was sehr hohe 23 Cent pro GB bedeutet. In der 2-TB-Version ist die P40 mit rund 200 Euro wiederum ähnlich teuer. Mit mehr Speicherchips bestückt, dürfte die Schreibleistung der P40 mit 2 TB besser ausfallen.
ComputerBase hat die EX100U-SSD von Corsair und die WD_Black P40 von WD leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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