Diablo 4 Beta angespielt: Konsolen-Ideen bringen den Spaß zurück
Diablo Immortal. Mehr als 80 Gigabyte Download für eine Beta. Überlastete Server. Die Vorfreude des Redakteurs auf das nächste Blizzard-Spiel: gleich Null. Aus der antizipierten Arbeit wird indes schnell Vergnügen. Schon nach ein paar Minuten scheint die Frage nach der Verfügbarkeit von Smartphones Jahrzehnte her zu sein.
Heute um 17:00 geht die Beta von Diablo IV in die zweite und abschließende Runde, sie endet kommenden Montagabend. Teilnehmen können dieses Mal alle, die Interesse an dem Spiel haben, nicht nur Vorbesteller.
Wie Rod Fergusson, General Manager Diablo Franchise, gegenüber ComputerBase am Mittwoch in Berlin erklärte, geht der Publisher von zwei bis fünf Mal so vielen Spielern wie am letzten Wochenende aus. Insbesondere am heutigen Freitagabend könnte es zu sehr langen Wartezeiten kommen, auch sei damit zu rechnen, dass die Server zur Fehlerbehebung immer wieder nicht erreichbar sind.
Das zweite Beta-Wochenende wird bereits Anpassungen und Verbesserungen beinhalten, die Blizzard als Erkenntnis aus dem ersten Wochenende gezogen hat. Dessen Build war ca. vier Wochen alt. Neben klassischen Bugfixes soll auch das Balancing bereits angepasst worden sein.
Erstmals an diesem Wochenende spielen können Betatester den Druiden und den Totenbeschwörer, die am letzten Wochenende noch außen vor waren. Wer letztes Wochenende bereits teilgenommen hat, kann dort fortfahren, wo er aufgehört hat – in der finalen Version von Diablo IV wird dieser Spielstand aber dann nicht mehr verfügbar sein.
Das Spiel ist über Blizzards Battle.net-Launcher erhältlich.
Max hat seinen Eindruck vom ersten Beta-Wochenende in der 12. Ausgabe CB-Funk in dieser Woche geschildert: Er fiel überwiegend positiv aus. Die Redaktion freut sich über weitere Teilnehmer an der letzten Sonntagsfrage zu Diablo IV, die auf handfesten Erfahrungen aus der Teilnahme an der Beta beruhen.
Den Eindruck erweckt Blizzard nicht etwa über verklärte Nostalgie, sondern durch eine Performance, die an Glanzzeiten heranzureichen verspricht. Diablo 4 wird nicht etwa mehr vom Alten, es wird ein Sprung weg von Traditionen. Vieles wirkt, als hätte Blizzard messerscharf auf das geschaut, was in Diablo schon immer anstrengend werden konnte. Dauerklicken, mühsames Earlygame, begrenzte Optionen zum Experimentieren mit Builds, die wieder zu Punkten 1 und 2 führen waren noch nie Spaßgaranten im Konzept.
Ballast fliegt raus
Folgerichtig fliegen sie in Diablo 4 hochkant. Dazu wird an einigen Stellen entschlackt. Die Charakterentwicklung wird auf Fähigkeitspunkte reduziert, die in einem Baum mit Basisfertigkeiten und Upgrade-Option angeordnet werden. Levelgrenzen scheinen zudem schneller zu fallen. Einige Upgrades und Unlocks sind zudem charakterübergreifender Fortschritt – eine gute Idee, um leichter mit mehreren Charakteren experimentieren zu können. Diablo 4 wirft damit effektiven Ballast ab. Dass im weiteren Verlauf Paragon-Level und spezielle Ausrüstung mit allerlei Modifikatoren dazukommen, verspricht ein angemessen komplexes Endgame. Auswirkungen lassen sich jedoch nicht beurteilen, da die Beta diesen Bereich ausspart. Vorsicht mahnt die Vergangenheit: Das Lategame-Balancing in Diablo 3 war zum Start eine Katastrophe.
Neben viele Level-Systeme tritt bewusstere Beute. Es fallen weniger, dafür nützlichere Gegenstände. Beute hat nun einen Wert – und um Beute ging es ursprünglich in Diablo. Die Itemjagd darf so wieder größeren Raum einnehmen. Und wie: Größere und kleinere Dungeons zieren die diesmal von Hand erstellte Welt, wo sich Monster, Bestien und Dämonen viel häufiger abwechseln. Dass sie mit anderen Spielern geteilt wird, wirkt organisch, zumal es lokale Events gibt, die zu Treffpunkten werden.
Ideen von der Konsole zünden
Im Kampf lehnt sich das neue Diablo an Spielkonsolen an, was unter anderem die seltsam nahe Kameraperspektive verrät. Das ist ungewohnt, aber ein Vorteil. Gegner tauchen in kleineren Pulks auf, dafür modifizieren sie das Schlachtfeld deutlicher mit ihren Fähigkeiten. Bewegung und Position gewinnen deshalb an Bedeutung, was die neue Ausweichrolle unterstreicht, die Charaktere aus der Gefahrenzone bringt. Fähigkeiten haben dabei angemessen Wucht und vermitteln ein Gefühl von Macht und Stärke, die dem Gameplay gut zu Gesicht stehen.
Zu erahnen ist hierbei das Bemühen um klassenspezifisches vorgehen. Zauberer haben nun eine kostenfreie Basis-Zauberfertigkeit, von deren Einsatz spätere Sprüche über Synergien weiter profitieren. So macht ein Feuerblitz zwar recht wenig Schaden, versetzt aber in Brand, wovon der große Feuerball nach einem Upgrade profitieren kann. Potentiell heißt das: Kein Skillpunkt kann grob sinnlos vergeben werden.
Auf den beiden spielbaren Weltenleveln war Diablo 4 als Zauberer ohnehin noch eine einfache Geschichte. Muss doch einmal geheilt werden, geht das per Knopfdruck, die Potenz von Tränken ist nun aber ein globales Upgrade, das bestimmt, ob ein „kleiner Heiltrank“ gegen Nasenbluten oder das große Modell gegen amputierte Gliedmaßen eingenommen wird. Entschlackung eben, aber an den richtigen Stellen. Ins Schwitzen bringen können Höllendiener den Spieler aber durchaus einmal: Bosse verdienen ihren Namen und sind Begegnungen, die sich vom normalen Spiel abheben.
Völlig überraschend kann Blizzard auch mit einer Story aufwarten, die im ersten Akt Interesse weckt. Lilith, die Fürstin des Hasses, wird als eigenständige Akteurin angekündigt, die aus den Lagern der ewigen Kontrahenten Himmel und Hölle ausbricht. Ihr korrumpierender Einfluss zieht sich sichtbar durch das Spiel und Mechaniken bis hin zu stimmungsvollen Dungeons – toll! Nebenaufgaben halten das Niveau jedoch nicht. In der Beta blieb es beim stupiden „Holen und Bringen“, das die Welt wenig ausfüllt.
Was auf trübe Gedanken bringen könnte, wird in der Beta einfach ausgeklammert. Mikrotransaktionen kommen hier in den Sinn. Außer einem Tutorial, das das Auffinden gekaufter Gegenstände erklärt, fehlt von Zusatzkäufen jede Spur. Sie sollen am Ende auch lediglich kosmetischer Natur sein, hatte Blizzard lange im Vorfeld versprochen.
Fazit: Soweit so gut
Ein Glück, dass niemand ein Smartphone hatte, als Blizzard danach gefragt hat. Diablo 4 entwickelt die Serie, soweit wie sich das anhand der Beta sagen lässt, mit vielversprechenden Ideen weiter. Im Mittelpunkt steht nun das, was schon immer den Reiz von Diablo ausgemacht hat, und das, was ihn schon immer hätte ausmachen sollen. Das ist die vielleicht überraschendste Erkenntnis: Mehr Story und mehr taktisches Repertoire wirken wie eine Frischzellenkur. Und so passiert das, was kaum absehbar war: Dass Diablo 4 immer wieder lockt, nur noch ein wenig mehr zu spielen.
Blizzard meldet sich endlich eindrucksvoll zurück, wenn das fertige Spiel dieses Niveau bis zum Endgame halten kann. Das wird sich aber erst am 6. Juni 2023 klären.
So gerne Blizzard Vorbestellungen haben sollte, so wenig sollten Spieler diesen Vertrauensvorschuss gewähren. Dass die Beta zuvorderst eine Demo, ein Appetithappen und ein Werbeprospekt ist, sollte klar sein. Gezahlt wird aber bei Lieferung – nicht, dass man am Ende doch ein Smartphone braucht.
Wie die Sonntagsfrage zur Diablo IV Beta gezeigt hat, stehen auch die meisten am Spiel interessierten ComputerBase-Leser Diablo IV vorerst positiv gegenüber. An der Sonntagsfrage, die weitere Umfragen enthält, kann weiterhin teilgenommen werden.
Am kommenden Wochenende (24. März 17:00 Uhr) öffnet die Beta noch einmal ihre Pforten: Dann für alle, die Interesse haben, nicht nur für Vorbesteller.
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