Halbleiterproduktion: Der EU Chips Act lahmt und ist effektiv geschrumpft
Die ehrgeizigen Ziele der EU, moderne Halbleiterproduktion anzusiedeln, treffen auf die harte Realität: Das Tempo ist niedrig und das Budget effektiv geschrumpft. Nachdem Intel in dieser Woche bereits mit den Hufen scharte, weil sich der Bau in Magdeburg von 17 auf 30 Mrd. Euro verteuern soll, könnte TSMC gänzlich ablehnen.
Anspruch vs. Wirklichkeit
Firmen lassen sich die Neuansiedelung in der Regel staatlich versüßen, 30 bis 40 Prozent Bezuschussung durch öffentliche Gelder sind keine Seltenheit. Den größten Unternehmen der Halbleiterbranche wie Intel und TSMC ist das in der Regel sogar noch zu wenig, da viele Länder zuletzt die Kassen geöffnet haben, wurden nicht selten sogar 50 Prozent der benötigten Gelder durch die öffentliche Hand gestellt. Dies sorgte auch dafür, dass es nach der Entscheidung für einen Standort schnell los ging. Ein Beispiel ist das TSMC-Sony-Vorhaben in Japan, welches zügig gebaut und zwischenzeitlich sogar aufgewertet wurde.
In der EU geht es auch im Rahmen des EU Chips Act langsamer voran, die Inflation mit regelrecht explodierenden Kosten in vielen revanten Bereichen spielt dabei klar gegen einen Standort auf europäischem Boden. Die einmal geplante Summe des EU Chips Act von rund 43 Milliarden Euro ist am Ende wohl kaum noch die Hälfte wert, wie das Beispiel Intel zeigt: Inzwischen sollen hier doppelt so viel öffentliches Geld beigesteuert werden – weil die Kosten gestiegen sind und weil sich Intel in der Verhandlungsposition sieht. Entweder wird also der Fonds aufgestockt, oder dessen Möglichkeiten werden de facto halbiert.
Ohne mehr Geld wird der EU Chips Act nicht umsetzbar sein
Erneut sollen es Länder in Asien sein, die mit besseren Paketen die Standortfrage für Unternehmen zu ihren Gunsten steuern wollen. Neueste Medienberichte nennen einmal mehr Singapur. Das Land soll extrem gute Finanzierungspakete schnüren wollen, um noch mehr Halbleiterindustrie in den kleinen Stadtstaat zu locken. TSMC gibt sich wie immer diplomatisch und erklärt, dass kein Standort der Welt von vornherein ausgeschlossen wird, aber auch noch nichts entschieden sei. Die besten Karten hat aktuell jedoch ein Ausbau in Japan – hier läuft es dank Fördermitteln. Europa sei noch immer in Evaluierung, seit Jahren geht dieses Prozedere nun schon und wird so schnell nach letzten Berichten auch nicht enden.
Es dürfte in den kommenden Monaten kaum einfacher werden und, sofern sich die EU nicht bewegt, der EU Chips Act als Sturm im Wasserglas versiegen. Von den geplanten deutlichen Marktanteilen an High-End-Chip-Produktionen kann sich die Region dann definitiv verabschieden. Selbst die vor einem Jahr definierten Ziele von 20 Prozent Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion bis 2030 sind vorerst in weite Ferne gerückt.