Künstliche Intelligenz: Microsoft entlässt für KI-Ethik verantwortliches Team
Die Entlassungswelle im Tech-Sektor macht auch vor Microsoft nicht halt. Betroffen ist allerdings auch das Team, das im Bereich der Künstlichen Intelligenz für Ethik und Gesellschaft verantwortlich ist. Es muss komplett gehen, berichtet der Platformer-Newsletter.
In der Spitzenzeit im Jahr 2020 umfasste dieses Team rund 30 Mitarbeiter. Dazu zählten Entwickler, Designer und Philosophen. Seitdem wurde die Anzahl der Stellen aber bereits zusammengestrichen, im Oktober 2022 waren nach Umstrukturierung nur noch 7 Mitarbeiter übrig.
KI-Regularien und Produktdesign
Aufgabe des Teams war, Microsofts KI-Grundsätze in das Produktdesign zu übertragen. Aufgestellt werden diese Vorgaben von dem Büro für verantwortliche KI, das weiterhin existiert. Direkt in die Entwicklung involviert war das Team für KI-Ethik laut dem Platformer-Bericht aber nicht. Vielmehr sensibilisierte es die Entwickler-Teams und klärte über Risiken auf. So sollte es gewährleisten, dass KI-Grundsätze auch in die Produkte übertragen werden. Zuletzt identifizierte es etwa die Risiken, die von der Integration der GPT-Sprachmodelle in Microsofts Produktportfolio ausgehen.
In einer Stellungnahme erklärte Microsoft, die „bahnbrechende Arbeit“ des Teams zu schätzen. Es habe einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit KI-Lösungen im Konzern geleistet. Mittlerweile habe man unternehmensweit die Anzahl der Mitarbeitenden erhöht, die verantwortlich für die Umsetzung der KI-Grundsätze sind.
Microsoft hat sich verpflichtet, KI-Produkte und -Erfahrungen sicher und verantwortungsbewusst zu entwickeln. Das erfolgt durch Investitionen in Menschen, Prozesse und Partnerschaften, die diesen Aspekt priorisieren.
Stellungnahme Microsoft
Im Klartext bedeutet das: Ein eigens für KI-Ethik zuständiges Team ist nicht mehr erforderlich.
Microsoft und die KI-Entwicklung: „Sehr, sehr hoher Druck“
Nach Informationen von Platformer herrscht bei Microsoft intern aber ein „sehr, sehr hoher Druck“, um die jeweils aktuellen GPT-Modelle von OpenAI in die Produkte zu integrieren. Diese Strategie soll direkt von CTO Kevin Scott und CEO Satya Nadella ausgehen. Das Resultat ist bekannt: Microsoft befeuerte in den letzten Wochen und Monaten den KI-Hype, in hohem Tempo erfolgte die ChatGPT-Integration in die Produktpalette. Am meisten profitierte bislang die Chat-Suche in Bing.
Ein Preis der Geschwindigkeit sind aber auch die Probleme, mit denen Microsofts KI-Chat zu kämpfen hat. Dazu zählen fehlerhafte und skurrile bis bizarre Antworten, die der Bot produziert. Um die Schwierigkeiten zu umgehen, limitierte Microsoft die Anzahl der Suchanfragen – die Anzahl der Chat-Fragen pro Sitzung liegt derzeit bei 15.
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Intern rumort es aber an weiteren Stellen. Letztes Jahr betraf das etwa den Bing Image Creator, der auf OpenAIs Dall-E-Modell basiert und Bilder anhand von Texteingaben generieren kann. Die Preview-Version startete in einigen Ländern, ausgereift war das Produkt laut dem Platformer-Bericht aber noch nicht. Intern wurde vor potenziellen Folgen gewarnt, wenn generierte Bilder zu stark den Werken von Künstlern ähneln. Ebenso ist noch offen, wie es zu bewerten ist, wenn komplexe KI-Modelle mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert werden. Getty Images klagt deswegen bereits gegen den KI-Bildgenerator Stable Diffusion.
Entlassungswelle rollt über Tech-Industrie
Entlassungen finden derweil in der kompletten Tech-Industrie statt. Bei Microsoft sollen es insgesamt rund 10.000 Mitarbeiter sein, die gehen müssen. Meta hat erst heute verkündete, nochmals rund 10.000 Mitarbeiter zu kündigen und 5.000 offene Stelle nicht zu besetzen.
Berüchtigt ist mittlerweile Elon Musk für seinen Kahlschlag bei Twitter. Zu den weiteren Unternehmen, die Stellen streichen, zählen unter anderem aber auch Amazon, Google, Intel oder Dell.