Marketing-Spielereien: Intel stichelt gegen AMD (und die Genoa-Speicherprobleme)
Nachdem sich bei AMD sogar CTO Mark Papermaster zu den Speicherproblemen bei Genoa äußern musste, stichelt Intel jetzt mit Marketing-Folien. Die Botschaft: Xeon mit Sapphire Rapids ist die aktuell beste Wahl. Dass fast ein Dutzend Steppings dafür nötig waren und die Plattform viel zu spät kam, setzt Intel dabei als Ass ein.
Bestätigt: Genoas Speichercontroller zickt
Charlie Demerjian von Semiaccurate berichtete früh von Problemen bei AMDs neuen Zen-4-Epyc-CPUs „Genoa“, kürzlich sogar legte er in mehreren Berichten noch einmal nach. Daraufhin konnte selbst AMD dem Thema nicht mehr aus dem Weg gehen, die Nummer 2 im Konzern, CTO Mark Papermaster, bestätigte die Problematik und erklärte, dass es adressiert werde und ein Fix später zur Verfügung stehen wird. Wann und wie genau das vonstatten gehen wird, blieb offen. Im Raum steht das 2. Quartal, Charlie Demerjian geht vom 2. Halbjahr aus.
Speicher-Vollausbau bisher nur theoretisch möglich
Laut AMD betrifft das Problem nur eine kleine Anzahl an Kunden, nämlich die, die den Einsatz von 2 DIMMs pro Speicherkanal nutzen. Dieser Modus ist aktuell laut Bericht quasi unbenutzbar. Die meisten Kunden würden allerdings ohnehin nur 1 DIMM per Channel einsetzen, beschwichtigt AMD. Die von AMD gerne beworbene maximale Speicherkapazität kann so aber nicht erreicht werden.
Mit bis zu 96 Kernen auf Zen-4-Basis und modernsten I/O-Schnittstellen bleibt AMDs Genoa-Architektur nichtsdestoweniger – und für die meisten Kunden sicherlich in der Tat ohne Einschränkung durch den Speicher-Controller – ein sehr gutes Produkt, das Intel zum Handeln zwingt.
Intel wittert wieder Morgenluft
Wenig verwunderlich nutzt Intel die von höchster Ebene bei AMD bestätigten Probleme für die eigenen Zwecke aus. Neues Marketing-Material erklärt dem interessierten Kunden, wie gut mit Intel Sapphire Rapids nun alles läuft.
Der Status quo, der bis dato ohne bekannten Fehler daherkommt, sollen die knapp zwei Jahre Verspätung wettmachen, denn der Chip hatte ebenfalls viele Probleme, unzählige Steppings waren zur Fehlerbehebung notwendig. Vor dem aktuellen Hintergrund sieht Intel genau das allerdings als Stärke und Vorteil für den Kunden und bläst damit in ein bekanntes Horn: Man wolle die Probleme zuerst intern lösen, bevor das Produkt in den Handel entlassen wird, erklärte der Hersteller bereits im letzten Spätsommer und Herbst.
Dass Intel es sich am Ende als weiterhin unangefochtener und in vielen Firmen gesetzter Marktführer auch ein Stück weit leisten konnte Sapphire Rapids so lange zu verzögern um Fehler auszumerzen, bleibt dabei außen vor. Doch die feste Verankerung im Server-Ökosystem, aus dem Intel Xeon nach wie vor und bei vielen Firmen aus dem OEM- und ODM-Bereich, aber auch bei Kunden nicht einmal ansatzweise wegzudenken ist, spielt dem Konzern vollends in die Karten.
Am Ende entscheiden die Kunden
Am Ende werden die Zahlen der kommenden Monate zeigen, was fernab des Marketings realisiert wird – sowohl bei Intel als auch bei AMD. AMD konnte sich hier zuletzt nach stetigem Aufstieg gut behaupten, Intel musste auch bei Xeons massiv Federn lassen, der Umsatz ging um 33 Prozent zurück, der Gewinn wurde fast genullt.