Umsatzeinbruch: Für Musk hat Twitter die finanzielle Trendwende erreicht
Turbulent waren die ersten sechs Monate, seit Elon Musk den Chefposten bei Twitter übernommen hat. Die Konsequenzen des Chaos: Laut Musk ist der Konzern nur noch 20 Milliarden US-Dollar wert. Er selbst hatte im Oktober noch 44 Milliarden US-Dollar bezahlt.
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Von der neuen Bewertung sprach Elon Musk in einem internen Memo, in dem er Mitarbeiter über den aktuellen Stand von Twitter informierte, berichtet unter anderem Zoë Schiffer vom Platformer-Newsletter. Die Bewertung von 20 Milliarden US-Dollar ist demnach die Grundlage für die Aktienzuteilung, die Mitarbeiter erhalten.
Mittlerweile befinde sich Twitter laut Musk aber wieder auf Wachstumskurs. Er sehe einen „klaren, aber schwierigen Weg“, der bis zu einer Marktbewertung in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar führen könne. Damit würde sich der Wert der aktuellen Zuteilungen mehr als verzehnfachen. Bei der Übernahme hatte Musk Twitter von der Börse genommen. Mitarbeiter können die Anteile – ähnlich wie bei anderen Musk-Firmen wie SpaceX – zu bestimmten Zeitpunkten verkaufen.
Musks radikale Änderungen und Umsatzverluste
Twitters tatsächlicher Marktwert ist seit dem Start der Übernahmeverhandlungen ein Streitpunkt. Musk erklärte mehrfach, dass er für Twitter „offensichtlich“ zu viel bezahlt habe. Lange Zeit versuchte er im letzten Jahr noch, aus dem Geschäft auszusteigen. Am Ende wurde er dann doch CEO, es war der Startschuss für Chaos bei der Geschäftspolitik und Entlassungswellen, die zu technischen Ausfällen führten.
Musk selbst spricht in dem internen Memo von „radikalen Änderungen“, die notwendig gewesen wären. Twitter sei vier Monate davon entfernt gewesen, kein Geld mehr zu haben. Allerdings war es sein Kurs, der einen Großteil der Werbekunden vergraulte – dazu zählt insbesondere die Unsicherheit, die er im Umgang mit fragwürdigen Inhalten, Hate Speech und Hetze sowie Fake-Konten zeigte.
Mehr als die Hälfte von Twitters Top-1.000-Werbekunden schalten infolge der Übernahme keine Werbeanzeigen mehr, ergeben Marktanalysen. Das hat Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn, allein im Dezember soll Twitter einen Einbruch um jeweils 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet haben. Musk will die rückläufigen Einnahmen durch einen rigorosen Sparkurs ausgleichen.
Twitter-Code öffentlich zugänglich
Trotz Musks neuem Optimismus reißen die Probleme derweil nicht ab. So wurde erst am Wochenende bekannt, dass Teile von Twitters Quellcode zeitweise auf GitHub abrufbar waren. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, meldet die New York Times. GitHub hat den Code mittlerweile entfernt.
Laut dem Bericht bemerkten Twitters Führungskräfte das Datenleck erst vor kurzem. Eine Sorge ist nun, dass Angreifer den Code verwenden, um Nutzerdaten zu erbeuten oder die Webseite lahmzulegen. Intern laufen Ermittlungen, man sucht noch den Verantwortlichen. Vor Gericht will Twitter zudem per Beschluss erwirken, dass GitHub Informationen über die Person preisgeben muss, die den Quellcode hochgeladen hat. Zudem sollen alle identifiziert werden, die den Quellcode heruntergeladen haben.
Das Quellcode-Datenleck reiht sich nahtlos in die Liste technischer Vorfälle der Musk-Ära ein. Zuletzt verursachte etwa ein Fehler bei einer neu programmierten API, dass viele Nutzer Twitter nicht verwenden konnten.
Twitter habe die finanzielle Trendwende in etwa erreicht, erklärte Musk in einem Interview mit der BBC, das live per Twitter Spaces übertragen wurde. In dem Gespräch äußerte er sich auch über die Zeit seit der Übernahme, die er als „Achterbahnfahrt“ beschreibt. Die Entscheidung für den Kauf von Twitter bezeichnet er nach wie vor als richtig, der „Schmerzpegel“ sei in den letzten Monaten aber sehr hoch gewesen. „Es war keine Party“, so Musk.
Musks Änderungskurs geht weiter
Was ebenso weiter voranschreitet, ist der Umbau von Twitter. Mittlerweile sind nur noch rund 1.500 Menschen bei dem sozialen Netzwerk beschäftigt. Vor der Übernahme waren es knapp 8.000. Finanziell profitiere das Unternehmen laut Musk zudem von zurückkehrenden Werbekunden – wobei abzuwarten ist, inwieweit sich diese Aussage von externen Analysten bestätigen lässt.
Zuletzt hat sich außerdem der Name des Unternehmens geändert, das Twitter offiziell betreibt. Es heißt nun X Corp. und untersteht Musks X Holding Corp., berichtet etwa Ars Technica. Der neue Name geht aus Gerichtsakten hervor. Es ist ein von Musk favorisierter Name und lässt sich als weiterer Hinweis für die Ziele interpretieren, die er bereits in der Vergangenheit verkündete. So will er aus Twitter eine Everything-App machen, die sich an der chinesischen WeChat-App orientieren soll. Neben Messenger-Diensten bietet diese etwa noch Zahlungsdienste.