Messe am Ende: Die E3 2023 findet nicht statt
Bis zuletzt glaubte Veranstalter Entertainment Software Association offiziell fest an eine Wiedergeburt der ehemals wichtigsten Fachmesse für Videospiele. Nun kommt es, wie es kommen musste: ganz anders. Die E3 2023 wird ersatzlos gestrichen; sowohl die Messe vor Ort in Los Angeles als auch digitale Formate entfallen.
Die E3 2023 fällt aus
Auch in diesem Jahr findet die Electronic Entertainment Expo nicht statt, wie zunächst IGN von ESA-Mitgliedern erfahren hat, die von der Organisation per E-Mail über die Absage unterrichtet wurden. Kurze Zeit später folgte die offizielle Bestätigung per Twitter. In einer Stellungnahme wird die Entscheidung damit begründet, dass die Vorbereitungen auf die Messe viele Publisher überfordere. Intern sei jedoch schlicht und ergreifend von fehlendem Interesse an der E3 die Rede, wie IGN anmerkt. Zwar sei die E3 nach wie vor ein „geliebtes Event“, die diesjährige Ausgabe hätte aber unmöglich Größe und Einfluss der Spieleindustrie repräsentieren können.
This was a difficult decision because of all the effort we and our partners put toward making this event happen, but we had to do what’s right for the industry and what’s right for E3. We appreciate and understand that interested companies wouldn’t have playable demos ready and that resourcing challenges made being at E3 this summer an obstacle they couldn’t overcome. For those who did commit to E3 2023, we’re sorry we can’t put on the showcase you deserve and that you’ve come to expect from ReedPop’s event experiences.
Entertainment Software Association (ESA)
Das Ende für die Marke Electronic Entertainment Expo bedeute das nicht, betont die ESA – der Veranstalter wolle weiterhin an zukünftigen E3-Events arbeiten. Von einer E3 2024 spricht die Organisation aber explizit nicht und auch den unerschütterlichen Glauben an die Zukunft der Messe beteuert die ESA nicht erneut. Gut möglich also, dass die einst größte Fachmesse der Gaming-Branche in der Art und Weise, wie sie von vor der Coronavirus-Pandemie bekannt war, nie wiederkehren wird.
Die E3 liegt schon länger im Sterben
Nachdem die E3 im Jahr 2020 pandemiebedingt abgesagt wurde, es im Jahr 2021 nur ein Online-Event gab und die E3 2022 zwar stattfinden sollte, dann aber doch vollständig ausgefallen ist, sollte es im Jahr 2023 wieder eine Präsenz-Messe in Los Angeles geben. Die ESA glaubte zuletzt noch fest an einen Erfolg, Branchengrößen aber nicht. Nach und nach wurde bekannt, dass Sony, Microsoft, Nintendo und zuletzt Ubisoft der Messe fernbleiben wollen. Sony war bereits in den letzten Jahren nicht mehr dabei, während Microsoft im Jahr 2019 eine Parallelveranstaltung im Microsoft Theater direkt gegenüber des Los Angeles Convention Center abhielt.
Für kleinere Entwickler stellen wiederum die immer höher steigenden Standgebühren eine Belastung dar, sodass die Flucht zu anderen Veranstaltungen und Kanälen auf der Hand liegt. Indie-Publisher Devolver Digital beispielsweise baute zuletzt Zelte auf einem Parkplatz neben dem Messegelände auf.
Exklusive oder alternative Events übernehmen
Derartige Gegenveranstaltungen zur gleichen Zeit oder gar abseits der immensen Nachrichtenflut zum Messezeitraum stellen für Hersteller und Publisher eine immer attraktivere und auch üblichere Alternative zu den etablierten Fachmessen dar, gebührt einer exklusiven Präsentation doch ungeteilte Aufmerksamkeit. Und auch rein virtuelle Kanäle spielen eine immer größere Rolle: Bereits in den vergangenen Jahren grub das Summer Game Fest der E3 zunehmend das Wasser ab und gilt inzwischen mitunter als aufstrebender Nachfolger. Für die Unternehmen sind derartige Online-Formate vorteilhaft, können auf diesem Weg doch Kosten gesenkt und kritische Nachfragen seitens Journalisten vor Ort umgangen werden. An die Stelle einer Messe, deren Inhalte von der Fachpresse aufbereitet und analysiert publiziert werden, tritt ein Werbe-Livestream, der sich direkt an die Kunden richtet – Social Media lässt grüßen.
Auch in diesem Jahr wird das Summer Game Fest stattfinden, der Start ist für den 8. Juni 2023 angesetzt. Wenige Tage später folgt am 11. Juni Microsoft mit einer Veranstaltung zu Xbox und Bethesda, in der es unter anderem um Starfield gehen wird. Es ist gut möglich, dass auch Marken von Activision Blizzard eine Rolle spielen werden. Am 23. August folgt schließlich die Gamescom in Köln, die als größte und nunmehr wichtigste internationale Fachmesse für Videospiele verbleibt.