Resident Evil 4 (PC) im Test: Spielkritik und Fazit
4/4Wie gut ist Resident Evil 4 (2023)?
Resident Evil 4 ist eines dieser Spiele, die auf dem goldenen Thron des Klassiker-Adels sitzen. In diesem Fall heißt das: Mehr Action und die Verbindung von Horror mit albernem Humor, aber vor allem die „Erfindung“ des modernen Third-Person-Shooters lassen den Capcom-Titel zum Meisterwerk werden, das als eines der einflussreichsten Spiele seines Jahrzehnts gehandelt wird. Eine Modernisierung ist in diesem Umfeld ein Ritt auf Messers Schneide. Und Capcom liefert.
Inhalt und Gameplay kommen an
Mit Remakes der Resident-Evil-Serie hat der Publisher Erfahrung, die sich auszahlt. Tester sind begeistert: „Besser geht es nicht“, freuen sich Eurogamer und Informer in gleichlautender Formulierung, denn das neue Spiel behalte bei, was gut war, und überarbeite zielsicher alles andere. Genannt werden vor allem drei Bereiche: Das deutliche Zurückfahren von Quicktime-Events, die durch das Parieren von Angriffen mit dem Nahkampf-Messer ersetzt werden, überarbeitete Bosskämpfe und die Level vor allem am Ende des Spiels, die stärker verändert wurden. Mit Ex-Cop Leon nun eine Präsidententochter aus den Fängen einer seltsamen, von Parasiten infizierten Sekte zu retten, macht deshalb wieder Spaß.
Viele Tester wie etwa The Sixth Axis heben darüber hinaus das bessere Pacing, die Einbindung von Nebenaufgaben und, überraschend, eine verbesserte Erzählung hervor, die mit mehr Charakterentwicklung glänzt. Dabei wird von Rock, Paper, Shotgun vor allem die neue Rolle von Ashley gelobt, die im Original regelmäßig nervte, bei Twinfinite der etwas düsterer Ton. Auch im Kampf gegen die Kultisten legt Capcom nach. Eine agilere Steuerung, die nun seitliche Bewegung erlaubt, wird hier gekoppelt mit schnelleren, aggressiveren Gegnern. Wie befriedigend sich das grafisch aufgewertete Erledigen der Kontrahent anfühlt, vergisst kaum ein Bericht zu erwähnen.
Wenn Kritik geäußert wird, dann mehrheitlich an Dingen, die ein Remake nicht zu verändern vermag. Gefechte liefen nach einem Schema ab, das vom original Resident Evil 4 an bis zuletzt im Remake des zweiten und dritten Serienteils modifiziert worden sei, um jetzt wieder im Remake eingesetzt zu werden – der Kreis schließt sich. In diesem Fall kann diese eine Eigenschaft aber nicht mehr revolutionär neu sein und das Gefühl etwas Bahnbrechendes zu erleben schwerlich genauso wiederaufleben lassen, bemerkt der GameInformer. Im Grunde sogar sei es nun andersherum: Für PC Games N sind alle Spiele, die Resident Evil 4 inspiriert habe, zur Inspiration für das Remake geworden.
Trotz solcher Beobachtungen hat Capcom in Händchen für Remakes, fasst die richtigen Stellen an und verbessert das Original mit sicherem Blick. Fans kommen am Remake deshalb schwer vorbei und werden hervorragend versorgt. In den Zwischentönen deutet sich jedoch auch an, dass ohne Klassiker-Kenntnis „nur“ ein sehr gutes Actionspiel verkauft wird. Auch das spricht Bände über die Qualität der Neuauflage.
Publikation | Wertung |
---|---|
Dual Shockers | 7/10 |
Eurogamer | Empfehlung |
GameInformer | 9.5/10 |
GameSpew | 9/10 |
GameSpot | 10/10 |
PCGamesN | 8/10 |
Rock, Paper, Shotgun | Empfehlung |
The Sixth Axis | 10/10 |
Twinfinite | 4.5/5 |
Metacritic (PS5) | Presse: 93/100 Nutzer: - |
Fazit
Capcom hat mit Resident Evil 4 wieder einmal ein sehr gutes Remake abgeliefert. Der vermutlich beste Teil der Serie wurde mustergültig in die Moderne überführt. Auch die Technik kann sich sehen lassen. Das gilt allerdings „nur“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn die PC-Version läuft noch nicht gänzlich rund.
RT, FSR 2, VRAM und Haker sind die Baustellen
Es gibt zum Start noch eine ganze Reihe, wenn auch eher kleine Baustellen. Das fängt bei der enttäuschenden Raytracing-Umsetzung an, denn mehr als kaum sichtbare Reflexionen gibt es nicht. Hier war Resident Evil Village mit der guten RT-Beleuchtung noch deutlich besser ausgestattet. Wer auf Raytracing im Remake verzichtet, verpasst hingegen so gut wie nichts.
Ebenso Verbesserungswürdig ist die Umsetzung von AMDs FSR 2, das in Sachen Rekonstruktion und Details zwar alles richtig macht, bei der Bildstabilität aber schwer zu kämpfen hat und dort bei gleicher Auflösung teils schlechter als das spieleigene TAA abschneidet – das sollte eigentlich nicht passieren. FSR 2 ist zwar nicht unbrauchbar in „Resi 4“, hat gegenüber der nativen Auflösung aber klar das Nachsehen, was eher ungewöhnlich ist.
Erwähnenswert sind darüber hinaus Nachladeruckler, mit denen das Remake durchweg zu kämpfen hat. Immer wenn die Engine Teile des Levels nachlädt, hakt das Spiel unabhängig von der Hardware spürbar. Darüber hinaus ist das Spiel rigoros bei VRAM-Knappheit: Es stürzt schlicht mit einer Fehlermeldung ab. Grafikkarten mit 8 GB sind für Raytracing selbst in Full HD bei ansonsten maximierten Details zu gering ausgestattet und mit 10 GB VRAM gibt es in Ultra HD Probleme. Ab 16 GB läuft das Spiel durchweg fehlerfrei, eventuell sind auch 12 GB ausreichend – das ist noch nicht geklärt.
Vor allem RDNA 3 hat einen starken Auftritt
Das klingt jetzt alles viel negativer als es ist, denn wirklich problematisch ist keines der Probleme – es sind einfach nur verhältnismäßig viele. Denn die Performance des Remakes ist eigentlich gut, einen High-End-Rechner benötigt es für Resident Evil 4 nicht. Vor allem AMDs neue RDNA-3-Grafikkarten fühlen sich in dem Spiel pudelwohl, doch auch die älteren Radeon-RX-6000- und GeForce-RTX-3000-Ableger liefern hohe Frameraten ab – einzig Intels Arc-Grafikkarten haben das Nachsehen und fallen spürbar zurück; Nein, Intel hat mit den aktuellen Treibern zwar viele, aber bei weitem noch nicht alle Probleme behoben.
Die Grafikkarte wird allerdings oftmals gar nicht die limitierende Komponente in Resident Evil 4 sein – der Prozessor aber auch nicht. Denn vor allem in Szenen mit hohen Anforderungen an den Rechnern limitiert zumindest laut Auslesetools weder die GPU, noch die CPU. Vermutlich liegt hier eher eine Engine-Limitierung vor. Das werden die Entwickler hoffentlich noch angehen, am besten zusätzlich zu den Kritikpunkten weiter oben.
Viele Baustellen, aber keine wirklich störenden Probleme
Ja, Resident Evil 4 hat auf dem PC noch mit so einigen Schwächen zu kämpfen. Anders als bei vielen anderen Neuvorstellungen zuletzt sind das aber eher kleine Probleme, die den Spielspaß kaum bis gar nicht beeinflussen. Daher spricht auch jetzt schon nichts gegen den Griff zur PC-Fassung. Nur muss man eben auf ein paar Dinge achten, damit alles so wie gewünscht läuft.
ComputerBase hat Resident Evil 4 von Publisher Capcom zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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