Rode NT1 5th Gen im Test: Dank XLR, USB und gutem Klang ein echtes Allround-Mikrofon
Mit dem NT1 5th Gen schnürt der Mikrofonspezialist Rode ein solides Paket, das durch die Kombination aus XLR- und USB-Anschluss zudem universell einsetzbar ist. Es hat mit knapp 300 Euro zwar seinen Preis, kann dafür aber sowohl in klanglichen Aspekten wie auch bei der Ausstattung überzeugen.
Design, Verarbeitung und Preis
Mit seinem eher konservativen Design erfüllt die nunmehr fünfte Generation des bekannten und 1991 erstmals vorgestellten NT1 in Gestaltungsfragen alle Voraussetzungen des klassischen Studio-Mikrofons. Der 190 mm lange und 50 mm breite Korpus mündet in ein für die Gerätegattung etwas typisches eckiges Schutzgitter, das die eigentliche Aufnahmeeinheit schützt.
Das komplett aus kratzfestem Aluminium gefertigte Gehäuse vermittelt einen hochwertigen Eindruck und macht das NT1 5th Gen zwar äußerst robust, mit 311 g aber auch nicht unbedingt leicht. Letzteres dürfte jedoch im Grunde keine Rolle spielen, ist das Großmembran-Kondensatormikrofon doch eher für den Verbleib in festen Halterungen als für die Nutzung in der Hand konzipiert. Generell muss die Verarbeitung als tadellos bezeichnet werden, etwas anderes darf für einen UVP von 299 Euro allerdings ohnehin nicht erwartet werden. Neben dem schwarzen Testgerät ist das Modell auch in Silber erhältlich.
Wie bereits beim NT-USB+ (Test) zeigt lediglich ein kleiner goldener Punkt, von welcher Seite aus das Mikrofon die Signale entgegennimmt. Weitere Regler oder Anschlüsse für unter anderem ein Monitoring über einen Kopfhörer finden sich daran nicht.
Bei dem NT1 5th Gen handelt es sich um ein sogenanntes Dual-Connect-Mikrofon, das sowohl einen klassischen analogen wie auch einen digitalen Anschluss bietet. Diese wurden in Form eines XLR- und USB-Anschlusses realisiert, die sich beide am unteren Ende des Mikrofons wiederfinden und bei denen der USB-Port im Grunde direkt in die analoge Schnittstelle eingearbeitet wurde. Das kann jedoch mehr Nach- als Vorteile nach sich ziehen: So wird das äußere Erscheinungsbild zwar nicht durch einen weiteren Anschluss in Mitleidenschaft gezogen, dickere USB-Stecker finden jedoch keinen Platz und bergen bei zu großem Kraftaufwand zudem die Gefahr, dass sich die Anschlüsse für das XLR-Kabel verbiegen. Eine räumlich getrennte Umsetzung wäre hierbei somit die deutlich bessere Wahl gewesen.
Sehr viele Beigaben
Beim Zubehör zeigt sich Rode sehr spendabel: So ziert den Packungsinhalt eine massive und ebenfalls aus Metall gefertigte Spinne, mit der das Mikrofon sozusagen out of the box entkoppelt und vor Vibrationen geschützt betrieben werden kann. Für die Verbindung mit einem entsprechenden Mikrofonarm stehen die üblichen Gewindegrößen 3/8 Zoll und 5/8 Zoll bereit. Das Mikrofon ist dabei zusätzlich sicher mit der Spinne verschraubt, womit es auch kopfüber hängend genutzt werden kann. Das bedeutet aber ebenso, dass das neue NT1 im Auslieferungszustand nicht ohne die mitgelieferte Spinne genutzt werden kann. Einen Adapter mit entsprechendem Gewinde zu finden, dürfte zwar kein Problem darstellen, müsste aber eben zusätzlich erworben werden. Die professionelle Ausrichtung wird obendrein davon getragen, dass dem Mikrofon kein Tischständer beiliegt, auch wenn der USB-Anschluss eine mobile Nutzung nahelegt.
Beim Zubehör ist aber noch lange nicht Schluss. Für bessere Aufnahmen legt der Hersteller dem Packungsinhalt einen Popschutz in klassisch runder Ausführung bei, der sich leicht an die Entkopplungseinheit schrauben lässt. Eine leichte Stoffhülle soll das Mikrofon zudem beim Transport schützen. Auch Kabel liefert Rode mit – und zwar nicht zu knapp: Ein 3 m langes USB-C- und ein 6 m langes XLR-Kabel in stabiler Ausfertigung sorgen für die nötige Verbindung. Sollte der XLR-Stecker eines anderen Kabels einmal zu locker im Anschluss sitzen, legt der Hersteller dafür einen kleinen Gummiring bei, der den Sitz festigen soll.
Diese Umstände machen das Paket somit auch für Einsteiger interessant – sofern sie der Preis nicht abschreckt. Bei den ganzen Dreingaben mutet es dann jedoch wieder etwas seltsam an, dass Rode für das auf beiden Seiten mit einem USB-C-Stecker versehene Kabel keinen Adapter auf USB A mitliefert – nicht jeder genutzte Rechner oder jedes verwendete Notebook ist so neu, dass es bereits einen solchen Anschluss verbaut hat. Hier muss der Käufer selbst für einen entsprechenden, wenn auch nur ein paar Euro teuren Adapter sorgen.
Verbaute Technik
Rode hält auch beim neuen NT1 an der 1 Zoll großen und mit Gold bedampften Großmembrankapsel fest. Sie soll dabei für einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz sorgen und das Mikrofon somit zu einem Universalgerät machen, das den Bogen von Stimmaufnahmen über eine Vielzahl von klassischen akustischen Instrumenten wie Klavier oder Gitarre bis hin zu Schlagzeug und Perkussion schlagen soll. Gegenüber der Urversion konnte das Eigenrauschen noch einmal auf 4 dB gesenkt werden, was es laut Unternehmensangaben zum rauschärmsten Studio-Kondensatormikrofon der Welt machen soll. Der Grenzschalldruckpegel liegt laut Angaben bei 142 dB SPL, wobei der entsprechende Klirrfaktor nicht mit angegeben wird.
Als Richtcharakteristik kommt beim NT1 5th Gen die Nierenform zum Einsatz, die sich vor allem für solche Szenarien eignet, in denen nur ein Sprecher vor dem Mikrofon sitzt. Hierbei werden vornehmlich von vorne auf das Mikrofon treffende Signale verarbeitet, von den Seiten kommende Informationen werden dagegen zu einem großen Teil bereits von der Konstruktion her gefiltert.
Eine Stummschaltung besitzt das Mikrofon nicht, hier muss zwingend der Weg über die genutzte Software gegangen werden, wobei die Gefahr besteht, dass entsprechende Tastaturanschläge oder ein Mausklicken zu hören sein werden.
Theoretisch keine Übersteuerung möglich
Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim NT1 5th Gen um ein Dual-Connect-Mikrofon, das analog wie auch digital betrieben werden kann. Letzteres bedeutet somit, dass die Umwandlung des Signals im Klangaufnehmer selbst erfolgen muss, um es anschließend per Kabel an den Rechner, das Notebook oder eventuell auch das Tablet oder Smartphone zu senden. Dies erfolgt beim Testkandidaten intern mit einer Auflösung von 32 Bit bei einer Abtastrate von bis zu 192 kHz. Die hohe Auflösung soll zumindest mathematisch Verzerrungen unmöglich machen. Ein reines Normalisieren in der jeweiligen DAW-Software soll bei falschen Gain-Einstellungen oder digitalem Clipping ausreichend sein, um ein störungsfreies Material zu erhalten.
Da das Mikrofon in diesem Modus lediglich mit der für USB-Anschlüsse typischen Spannung von 5 V arbeitet, ist der Ausgangspegel im Vergleich zur analogen Verwendung generell erst einmal nicht sehr hoch. Um das Signal entsprechend zu verstärken, greift Rode auf den eigenen „Revolution Preamp“ zurück, der eine hochwertige Signalverstärkung bei erneut niedrigem Rauschen ermöglichen soll. Über den integrierten DSP („Digital Signal Processor“) kann mittels der hauseigenen Streaming- und Podcast-Software „Connect“ das Signal nachbearbeitet und mit diversen Filtern, darunter sowohl ein Low-Cut-Filter wie auch eine Rauschunterdrückung, oder auch einem Kompressor belegt werden. Darüber hinaus eignet sich die Software im kleineren Rahmen für das Mischen von mehreren Quellen.
Entsprechende Funktionen müssen bei analoger Nutzung von der eigenen DAW („Digital Audio Workstation“) übernommen werden. Dafür wird der Nutzer wiederum mit einem deutlich besseren Pegel belohnt, für den beim genutzten Audio-Interface jedoch eine Phantomspeisung von 48 V vorausgesetzt wird.
Klang
In der Praxis hat das NT1 5th Gen sowohl analog wie auch digital einiges zu bieten. Obwohl für einen vernünftigen Pegel der Vorverstärker bei USB-Nutzung um einiges angehoben werden muss, liegt die Qualität beider Eingänge sehr nahe beieinander. Auf der anderen Seite sollte bei analoger Nutzung wegen der Phantomspeisung beim Audio-Interface von der Pad-Funktion, die das Signal um einige Dezibel senkt, Gebrauch gemacht werden. So lässt sich die Eingangslautstärke wesentlich besser justieren und vor Übersteuerungen schützen.
Klanglich kann sich der Testkandidat gerade beim digitalen Ausgang in den Hörproben nur knapp vor dem NT-USB+ behaupten, das sich zudem gegenüber Plosivlauten etwas weniger anfällig zeigt. Wer zudem Wert auf eine wärmere Stimmabbildung legt, wird mit dem neuen NT1 ebenfalls besser bedient. Es klingt ein wenig voller und weniger drahtig als der mit 210 Euro deutlich günstigere Vertreter aus selbem Hause, präsentiert dabei aber ebenso eine gesunde Mischung der einzelnen Frequenzanteile. Das M 90 Pro X von beyerdynamic (Test) spielt sowohl preislich wie auch klanglich in gleicher Liga, bildet die Stimme aber mit deutlich mehr Hochtonanteilen ab. Für eine gleichermaßen warme Abbildung müsste bei diesem also nachjustiert werden. Darüber hinaus besitzt genanntes Mikrofon nur einen XLR-Anschluss und ist damit weniger flexibel.
Teilweise etwas zu feinfühlig
Dass Rode dem Set einen Popschutz beilegt, kommt nicht von ungefähr. So zeigt sich der Testkandidat bei kurzen Abständen von 5 und 10 cm, bei der eine vollere Stimmabbildung erreicht werden kann, recht empfindlich. Erst mit genanntem Filter lässt sich das Mikrofon auch aus der geringen Entfernung gut besprechen. Rode selbst gibt keine Auskunft über einen optimalen Abstand zwischen Sprecher und Mikrofon.
Der Gefahr der genannten Störungen kann zwar mit einem größeren Abstand zum Klangaufnehmer entgegengesteuert werden, dann nimmt jedoch ebenso die jeweilige Raumakustik immer größeren Einfluss auf das aufgenommene Signal und der jeweilige Raumhall tritt mehr und mehr in Erscheinung. Bei einer entsprechend eingerichteten Umgebung dürfte das weniger ein Problem darstellen, bei normalen Räumen kann dies durchaus zu einer Verschlechterung des Klanges führen. Hier kann, zumindest bei USB-Betrieb, zwar mit den Software-seitigen Klangverbesserern nachgeholfen werden, doch auch diesen sind Grenzen gesetzt.
Bei den Störgeräuschen verhält sich der Proband nicht besonders auffällig und damit im erwarteten Rahmen. So können tieffrequente Störungen aufgrund der etwas stärkeren Aufnahme von Tieftönen mehr zur Geltung kommen, als es bei anderen Mikrofonen der Fall ist. Sie halten sich aber immer noch in Grenzen. Einiges davon kann mit entsprechenden Filtern wiederum zumindest eingedämmt werden, dabei können aber ebenso die tieferen Stimmenanteile verloren gehen. Anders schaut es mit Tastatur- oder Mausgeräuschen aus: Sie werden hörbar deutlicher übernommen und können dabei für eine geringere Verständlichkeit der Stimme sorgen.
Beispielaufnahmen: Rode NT1 5th Gen
Beispielaufnahmen der Konkurrenten
Beispielaufnahmen: Rode NT-USB+
Beispielaufnahmen: beyerdynamic M 90 Pro X
Beispielaufnahmen: beyerdynamic M 70 Pro X
Beispielaufnahmen: Elgato Wave:3
Beispielaufnahmen: Elgato Wave DX
Beispielaufnahmen: Neat King Bee
Beispielaufnahmen: Neat Worker Bee
Beispielaufnahmen: HyperX Procast
Beispielaufnahmen: SPC Gear SM950
Fazit
Das neue NT1 wird seinem Ruf auch in der nunmehr fünften Generation gerecht und bietet eine sehr gute Stimmaufnahme bei einer hochwertigen Verarbeitung. Die Integration eines USB-Anschlusses kann einen deutlichen Zugewinn in Sachen Flexibilität darstellen, die Position des Ports ist dabei aber eher ungünstig gewählt – bei zu großen USB-Kabeln können die Pins für den XLR-Anschluss in Mitleidenschaft gezogen werden.
Rode legt seinem neuen Mikrofon einiges an Zubehör bei: Neben einer Spinne aus Metall finden sich ein Popschutz und ausreichend lange Kabel in der Verpackung. Das kann das NT1 5th Gen somit ebenso zu einem guten Einsteigerpaket werden lassen – vorausgesetzt, der Interessent ist bereit, dafür 299 Euro über die (virtuelle) Ladentheke zu reichen.
Klanglich hat der neue Vertreter aus dem Hause Rode ebenfalls einiges zu bieten, soll dieser doch mit Stimm- und Instrumentaufnahmen ein großes Spektrum abbilden. Zumindest Stimmenaufnahmen meistert der Kandidat im Test mit Bravour, wobei sie warm und mit allen nötigen Frequenzanteilen abgebildet werden. Wer das Mikrofon vorrangig digital und per USB nutzen will, könnte mit dem deutlich günstigeren NT-USB+ vielleicht besser bedient sein, das jedoch keine Spinne mit sich führt und daher von Hause aus erst einmal nicht entkoppelt ist. Ein Tischständer hätte dem Paket zudem ebenso gut zu Gesicht gestanden, gerade bei der Nutzung von mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets. Wenn der Hersteller diese Szenarien nicht auch ins Auge gefasst hätte, wäre der USB-Anschluss irgendwie unnötig.
Auf geringer Distanz hat das NT1 5th Gen mit einigen Defiziten in Form von Plosivlauten zu kämpfen, was die Nutzung eines Popschutzes, zumindest wenn eine tiefere und wärmere Stimmabbildung erwünscht ist, unabdingbar macht. Ansonsten zeigt sich der Klangaufnehmer gegenüber Störgeräuschen wohlwollend und verhält sich hier wie die meisten Konkurrenten: Tieftönige Störungen werden zwar mit abgebildet, lassen sich aber meist zumindest teilweise filtern. Lediglich hohe Töne wie Tastaturgeräusche fallen stärker ins Gewicht.
Trotz der kleinen Mängel schnürt Rode beim NT1 5th Gen in seiner Gesamtheit ein überzeugendes Paket, das jedoch mit knapp 300 Euro seinen Preis hat.
-
Ja
-
Nein
ComputerBase wurde das NT1 5th Gen leihweise von Rode für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.