Snapdragon 7+ Gen 2 im Benchmark: Qualcomm schließt die Lücke zu den Flaggschiffen
Mit dem Snapdragon 7+ Gen 2 hat Qualcomm jüngst ein neues Smartphone-SoC knapp unterhalb der Premium-Serie vorgestellt, das in vielen Bereichen dem Snapdragon 8+ Gen 1 zu entsprechen scheint. Erste Benchmarks des Snapdragon 7+ Gen 2 bestätigen diesen Eindruck und katapultieren den Chip vor ehemalige Flaggschiffe der Konkurrenz.
Qualcomm bewirbt den Snapdragon 7+ Gen 2 unter anderem mit 50 Prozent mehr CPU-Leistung und 100 Prozent mehr GPU-Leistung im Vergleich zum Snapdragon 7 Gen 1. Gleich vorweg: Für den entsprechenden Vergleich hatte die Redaktion bislang kein Smartphone vorliegen. Im Preisvergleich ist das Xiaomi 13 Lite derzeit das einzige hierzulande offiziell verfügbare Smartphone, das dieses System-on-a-Chip nutzt.
Erster Cortex-X-Kern für Snapdragon-7-Serie
Den auf dem Papier beworbenen Leistungszuwachs generiert der neue Chip über einen Prime-Core auf Basis des Arm Cortex-X2 mit bis zu 2,91 GHz. Bislang hatte Qualcomm beim Snapdragon 7 Gen 1 einen der insgesamt vier Cortex-A710 für diese Aufgabe auserkoren und diesen mit 2,4 GHz statt 2,36 GHz betrieben. Erstmals kommt bei Qualcomm damit Arms größter CPU-Kern außerhalb der Snapdragon-8-Serie zum Einsatz. Drei Performance-Cores auf Basis des Cortex-A710 mit maximal 2,49 GHz und vier Efficiency-Cores des Typs Cortex-A510 mit bis zu 1,80 GHz runden die CPU ab. Dieser Aufbau lässt starke Parallelen zum Snapdragon 8+ Gen 1 erkennen, der die jeweils selbe Anzahl von gleichen Arm-Kernen mit höheren 3,2 GHz, 2,75 GHz und 2,0 GHz betreibt.
Der Snapdragon 8+ Gen 1 (Test) war letzten Sommer eine Ausbaustufe des Snapdragon 8 Gen 1, die neben mehr Takt für CPU und GPU vor allem aufseiten der Fertigung eine wichtige Veränderung mitbrachte: Statt Samsungs 4LPX- kam TSMCs N4-Prozess zum Einsatz, den auch der Snapdragon 8 Gen 2 und jetzt der Snapdragon 7+ Gen 2 nutzt.
CPU-Leistung knapp hinter Snapdragon 8(+) Gen 1
Mit der aufgebohrten CPU bewegt sich der Snapdragon 7+ Gen 2 im Geekbench bei der Single-Core-Messung knapp hinter dem Snapdragon 8 und 8+ Gen 1, aber weit vor dem Snapdragon 778G, 778G+, 888, Samsung Exynos 990 und 2200 sowie Google Tensor G2. Die Multi-Core-Messung attestiert dem Chip im Rahmen der Messabweichung die praktisch gleiche Leistung wie ein Snapdragon 8+ Gen 1. Die Messungen hat ComputerBase im Rahmen des MWC 2023 auf einem Qualcomm Reference Design (QRD) mit 12 GB LPDDR5 und 256 GB UFS 3.1 und vom Hersteller vorinstallierten Benchmarks durchgeführt.
GPU schließt Lücke zu den Flaggschiffen
Wie viel die Adreno-GPU des Snapdragon 7+ Gen 2 vom Snapdragon 8(+) Gen 1 geerbt hat, lässt sich mangels konkreter Aussagen von Qualcomm und einer allgemeinen Verschwiegenheit des Herstellers in diesem Bereich nicht sagen. Fest steht aber: Die neueste Architektur mit Hardware-Raytracing und AV1-Decoding nutzt exklusiv der Snapdragon 8 Gen 2 (Benchmarks). Sollte es sich aber um die gleiche GPU wie im Snapdragon 8(+) Gen 1 handeln, dann wird diese im Snapdragon 7+ Gen 2 entweder mit weniger aktiven Execution Units, geringerem Takt oder einer Kombination aus beidem betrieben, wie die Benchmark-Ergebnisse nahelegen.
Der Snapdragon 7+ Gen 2 schafft es aber, die große Lücke zur Premium-Baureihe von Qualcomm zu schließen und dabei auch einige ehemalige Flaggschiffe zu überholen. Die GPU ist zum Beispiel schneller als die AMD/Samsung-Grafikeinheit im Exynos 2200 des Galaxy S22 Ultra oder die Arm-GPU im Tensor G2 des Pixel 7 Pro. Qualcomm schiebt sich auch vor den Snapdragon 778G(+) und 888 sowie A13 Bionic des iPhone 11 Pro Max. Anders als bei der CPU bleibt jedoch ein größerer Abstand zum Snapdragon 8(+) Gen 1.
Fazit
Qualcomm liefert mit dem Snapdragon 7+ Gen 2 eine Art Snapdragon 8(+) Gen 1 mit Luftmengenbegrenzer ab, der nicht ganz mit Vollgas fahren darf. Die bislang größere Lücke zu den Flaggschiffen schließt der Chip aber erfolgreich und überholt dabei sowohl bei CPU als auch GPU viele Topmodelle des letzten Jahres. Fraglich bleibt, was der Chip einen Smartphone-Hersteller im Einkauf kosten wird und wie viele Geräte den Snapdragon 7+ Gen 2 deshalb tatsächlich nutzen werden, nachdem der Snapdragon 7 Gen 1 nur in homöopathischen Dosen am Markt zu finden war. Die größere IP von Arm und die moderne Fertigung bei TSMC dürften den Preis nach oben treiben, mit der stärkeren GPU und Details wie dem Modem und Bildprozessor (ISP) kann Qualcomm dank Lösungen aus eigener Hand aber gegensteuern. Erste Smartphones mit Snapdragon 7+ Gen 2 sollen noch diesen Monat von Realme und Redmi vorgestellt werden.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.