Sony PS VR2 für PS5 im Test: Das VR-Headset macht PC-Spieler neidisch
Die PlayStation VR2 ist ein technisch überzeugendes VR-Headset, das sich selbst vor der High-End-Konkurrenz aus dem PC-VR-Bereich nicht verstecken muss. Insbesondere die neuen OLED-Displays gehören zur absoluten Spitzenklasse. Trotz diverser, selbst auferlegter Einschränkungen legt Sony damit die Messlatte höher.
Ein Virtual-Reality-Headset (nur) für PlayStation-Fans
Im Laufe des Testprozesses musste eine eigentliche offensichtliche Erkenntnis beim Redakteur reifen: Um die PS VR2 bewerten zu können, müssen zwei Kriterien angelegt werden. Wie gut ist das Headset an sich? Wie gut ist die Kombination aus PlayStation 5 und PS VR2? Dies ist nun keine bahnbrechende Entdeckung, erklärt aber, warum das Fazit für die PS VR2 trotz eindeutiger Stärken so uneindeutig bleiben muss. Auf dem Papier ist die PS VR2 nämlich ganz klar das beste (Mainsteam-)VR-Headset auf dem Markt und muss sich selbst vor deutlich teureren Modellen wie der Valve Index nicht verstecken. Der eigene Vorgänger in Form der PS VR1 wird so klar geschlagen, dass der Vergleich fast schon lächerlich wirkt. Das ist nicht PlayStation 4 gegen PlayStation 5, sondern PlayStation 2 gegen PlayStation 5. Die Details gibt es in den folgenden Abschnitten. Aber schon mal vorweg: Die Bildqualität ist Spitzenklasse. Die Einrichtung, die Einfachheit und allgemein die Umsetzung sind sehr intuitiv. Die Einstiegshürde in VR ist daher so niedrig wie nie zuvor. Und (vielleicht am wichtigsten): Die PS VR2 leistet sich keine Patzer! Die Ergonomie stimmt, der Sound ist gut, das Tracking funktioniert. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Warum fällt es dann so schwer, zu einem eindeutigen Fazit zu kommen? Warum blieb das Headset beim Redakteur, außer zum Testen, unbenutzt liegen? Das Problem liegt am PlayStation-Anteil der PlayStation VR2, genauer gesagt an der Philosophie hinter der PlayStation. Auch dazu später mehr, aber mit einem kurzen Vorgeschmack: kaum Spiele und Software, deutlich höhere Preise und erst recht keine Free2Play-Angebote. Dazu wenig Einstellmöglichkeiten, Multiplayeroptionen hinter einer Paywall und keine Spracheinstellung, ohne die Sprache der Konsole umzustellen.
Die PlayStation VR2 in der Übersicht
Aber erst mal einen Moment durchatmen, bevor es ans Eingemachte geht. Zunächst der Überblick, worum es bei der PS VR2 eigentlich geht: Die PlayStation VR2, kurz PS VR2, ist – wenig überraschend – der Nachfolger der PlayStation VR1. Der Vorgänger erschien 2016 als Sonys Antwort auf die erste Welle an PC-VR-Headsets und wirkte schon zu dem Zeitpunkt ein bisschen wie eine Notlösung, bei der die eigentlich nicht dafür geeigneten PlayStation-Move-Controller und -Kameras zum Tracking herhalten mussten. Zusätzlich war die Konsole selbst nicht ausreichend für den Anschluss des Headsets vorbereitet und es wurde eine externe Anschlussbox benötigt. Mit der PS VR2 und der PlayStation 5 hat Sony hier vorausgeplant und liefert ein deutlich runderes Gesamtpaket.
Die Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger
Im Direktvergleich mit dem Vorgänger ist außer dem grundlegenden Design eigentlich nichts gleichgeblieben. Das Tracking funktioniert nun nicht mehr über externe Kameras, sondern über die vier Kameras im Headsets selbst. Sie scannen fortlaufend die Umgebung und können so verfolgen, wie sich das Headset im Raum bewegt. Gleichzeitig erkennen sie die neuen PlayStation-Sense-Controller und erlauben es, auf einen Seethrough-Modus umzuschalten, in dem die reale Umgebung virtuell und in Grautönen im Headset angezeigt wird. Die Bildschirme und Linsen wurden ersetzt und bieten nun eine deutlich höhere Bildqualität. Um die höheren Anforderungen zu stemmen, die mit der besseren Bildqualität einhergehen, beschränkt Sony die PS VR2 ausschließlich auf die Nutzung mit der PlayStation 5 und auf Grund der neuen Trackingmöglichkeiten und Controller sind nur Spiele mit der PS VR2 kompatibel, die explizit dafür entwickelt wurden. Eine Abwärtskompatibilität ist nicht vorhanden.
Neue Konkurrenz durch Quest und Co
Waren bei der ersten Generation noch die PC-VR-Headsets von Oculus/Meta und HTC/Valve die direkten und einzigen Gegenspieler, ist der VR-Markt heute deutlich breiter gefächert. Neben neuen Optionen für den PC wie etwa die Valve Index oder die HP Reverb G2 gibt es inzwischen sogenannte Standalone-VR-Headsets. Diese müssen für die Nutzung nicht mit einem PC oder einer Konsole verbunden werden, sondern setzen auf ein mobiles SoC, das die Grafikberechnung direkt auf dem Headset ermöglicht. Besonders erfolgreich ist mit diesem Ansatz das Unternehmen Meta mit der Quest-Serie, aber auch Hersteller sind in der Sparte aktiv. Insbesondere, aber nicht nur für Einsteiger sind diese Headsets eine echte Alternative, da sie kabellos, ohne zusätzliche Hardware und zu einem günstigeren Preis den Einstieg in die virtuelle Realität ermöglichen. Im Test von ComputerBase wurde die erste Quest dann auch mit dem Titel Die erste Konsole unter den VR-Headsets bezeichnet. Preislich steht die PlayStation VR2 mit 599 Euro damit zwischen den erschwinglicheren Alternativen auf der einen Seite (Pico 4 ab 595 Euro) und den weiterentwickelten PC-VR-Headsets, die im Fall der Valve Index knapp über 1.000 Euro kosten.
Die Bildschirme sind das Highlight
Aber zunächst einmal zum absoluten Highlight der PS VR2: Die neuen OLED-Bildschirme übertreffen nicht nur den Vorgänger, sondern praktisch jede Konkurrenz aus dem PC-VR-Lager – von den mobilen Kontrahenten wie Meta Quest 2 oder Pico 4 gar nicht erst zu sprechen. Endlich sind dunkle Hintergründe wirklich dunkel und helle Lichter scheinen dafür umso heller. Sony selbst spricht hier von HDR-Displays, liefert aber keine genauen Daten zum Kontrast und aktuell liegt ComputerBase auch nicht das Equipment vor, um hier aussagekräftige Messungen durchzuführen. Subjektiv ist der Eindruck jedoch hervorragend. Gleiches gilt für die Farbdarstellung. Sie könnte sich bei genauer Messung zwar eventuell als zu knallig herausstellen, macht im Headset aber einen tollen Eindruck. Im Direktvergleich wirkt das Bild der Valve Index fast ein bisschen blass und grau.
Hohe Auflösung, aber keine Pancake-Linsen
Und die guten Nachrichten zum Bildeindruck gehen weiter. Das Bild ist nämlich nicht nur kontrastreich und farbenfroh, sondern überzeugt auch bei der Bildschärfe. Sony spendiert der PS VR2 rund die vierfache Pixelanzahl der ersten PS VR. Mit 2.000 x 2.040 Pixeln pro Auge liegt die PS VR2 auf Augenhöhe mit der HP Reverb und schlägt sowohl die Meta Quest 2 als auch teurere Alternativen wie die Valve Index oder die Meta Quest Pro. Eine vergleichbare Auflösung liefert die Pico 4. Im Vergleich zur Pico 4 und Meta Quest Pro setzt Sony jedoch nicht auf die neueste Linsentechnologie, sogenannte Pancake-Linsen, sondern bleibt bei klassischen Fresnel-Linsen. Dies führt dazu, dass das Bild zum Rand hin schneller unscharf wird – hier liefert die deutlich günstigere Pico 4 mehr. Apropos Bildrand: Das Field of View wird von Sony mit 110° horizontal angegeben, was sich auch ungefähr mit den Erfahrungen im Test deckt. Damit ist der Hersteller in diesem Bereich zwar nicht Spitzenreiter, schwimmt aber im oberen Mittelfeld mit und wird nur von deutlich teureren Headsets übertroffen. Hier hilft der PS VR2, dass der Abstand zwischen Linsen und Augen einstellbar ist und sich somit für die meisten Nutzer das Field of View optimieren lässt. Sony selbst macht hier keine Angaben zu den IPD-Einstellmöglichkeiten, Messungen von Realovirtual sprechen jedoch von einem einstellbaren Pupillenabstand von 58 bis 73 mm.
Meta Quest 2 | Valve Index | PS VR1 | PS VR2 | |
---|---|---|---|---|
Gewicht | 470 g | 760 g | 600 g | 560 g |
Display | LCD mit RGB | OLED | ||
Auflösung (pro Auge) | 1.720 × 1.890 @ 72, 80, 90, 120 Hz |
1.440 × 1.600 @ 80, 90, 120, 144 Hz |
960 x 1.080 @ 90, 120 Hz |
2.000 x 2.040 @ 90, 120 Hz |
SoC | Snapdragon XR2 Gen 1 6 GB RAM |
– | ||
Kompatibel mit | Standalone, PC |
PC | PlayStation 4, PlayStation 5 |
PlayStation 5 |
Audio | Integriert, 1 × 3,5 mm |
Integriert, 1 × 3,5 mm |
1 × 3,5 mm | Integriert, 1 × 3,5 mm |
IPD-Einstellung | Mechanisch 58, 63, 68 mm |
Mechanisch 58–70mm |
Software 58-70 mm |
Mechanisch 58-73mm |
Ein beeindruckender Vorzeigetitel
Mit Horizon Call of the Mountain gibt es einen Vorzeigetitel, der von der Grafik und dem Design her wie gemacht ist, um die Stärken der PS VR2 zu betonen. Die knalligen, bunten Umgebungen mit hellem Sonnenschein und dunklen Schatten beeindrucken selbst nach langjähriger VR-Erfahrung. Und die Kombination aus Detailreichtum und der Möglichkeit, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, erlauben keinen Zweifel am Vorteil der höheren Auflösung. Die Grafik ist dabei zwar nicht zwangsläufig besser als beispielsweise in Half Life: Alyx am PC und opfert ein wenig realistisches Grau und Braun, schafft aber schon in der Introsequenz einen Wow-Effekt.
Eye-Tracking ja, variabler Fokus nein
Ein neues Feature der PS VR2 fällt hingegen nicht auf. Das sogenannte Foveated Rendering, bei dem nur der Bereich des Bildes mit vollen Details berechnet und scharf dargestellt wird, auf den gerade geschaut wird. Dies reduziert in der Theorie die benötigte Rechenleistung, ohne die wahrgenommene Bildqualität zu reduzieren. Im Test gelingt das so gut, dass das Feature komplett unbemerkt arbeitet. Hier können und sollten sich kommende VR-Headsets inspirieren lassen. Mehr Performance ohne Qualitätseinbußen wird immer gern gesehen.
Womit die PS VR2 trotz Eye-Tracking nicht aufwarten kann, ist ein variabler Fokus. Insbesondere Meta spricht regelmäßig über die Notwendigkeit eines variablen Fokus. Vor allem bei langen Spielesessions könnte dieses Feature in Zukunft zu weniger Belastung und Ermüdung der Augen führen.
Der richtige Sitz ist entscheidend
Die bisherigen Beschreibungen der Bildqualität kommen mit einer deutlichen Einschränkung: Nur wenn das Headset genau richtig sitzt und die Linsen exakt an der richtigen Stelle sind, ist das Bild klar. Und hier geht es anders als bei anderen Headsets, zumindest gefühlt, wirklich um Millimeter. Ein bisschen zu hoch oder ein bisschen schief – und das ganze Bild wirkt verschwommen und unscharf. Zum Glück ermöglicht es der vom Vorgänger bekannte Mechanismus, das Headset sehr intuitiv an den eigenen Kopf anzupassen, und hält, einmal angepasst, meistens zuverlässig. Nur wenn der Kopf deutlich in den Nacken gelegt wurde, verrutschte das Headset im Test. Leider kam gerade diese Bewegung beim Klettern in Horizon Call of the Mountain überdurchschnittlich oft vor. Im Vergleich mit anderen Headsets kann die Lösung von Sony überzeugen, sticht aber nicht als besonders gut hervor. Insbesondere die Valve Index und die HP Reverb G2 waren im Test noch bequemer. Dafür ist die PS VR2 eines der leichtesten Headsets und kommt zusätzlich mit dem flexibelsten, dünnsten und leichtesten Kabel, das zudem am anderen Ende nur einen einzigen USB-C-Anschluss benötigt. Je nach eigenem Spielbereich könnte es jedoch gerne noch etwas länger sein, wenn Sony schon keine komplett kabellose Lösung anbietet.
Nicht für große Nasen
Zum Thema passender Sitz muss noch erwähnt werden, dass die PS VR2 bei einem ausgeprägten Riechorgan schnell an ihre Grenzen beziehungsweise an das Gesicht des Nutzers stößt. Teilweise kann dem zwar Abhilfe geschaffen werden, wenn der Linsen-Augen-Abstand erhöht wird, dann leidet aber das Field of View. Abgesehen davon gelingt es dem Headset im Test mit den verwendeten Gummipolstern gut, sich an verschiedene Gesichter anzupassen. Dabei kann Sony Streulicht nahezu komplett ausblenden und trotzdem für eine Luftzirkulation im Gesichtsbereich sorgen. Dank dieser wird das Headset selbst bei längerem Tragen nicht warm oder unangenehm und zusätzlich bleiben die Linsen völlig klar und beschlagen nicht. Neben dem Problem mit dem Sitz um die Nase herum leistet sich der Hersteller noch eine weitere Schwäche bei der Kompatibilität mit Sehhilfen. Schon mit einer mittelgroßen Brille gelingt das Auf- und Absetzen nur bedingt und die Brille stößt schnell von innen gegen die Linsen. Je nach Sehstärke und Brillenform kann dies den Spielspaß tatsächlich massiv einschränken. Hier bieten jedoch Dritthersteller Linseneinsätze.
Insgesamt kann die Ergonomie der PS VR2 überzeugen und wird in verschiedenen Testberichten und Nutzerbewertungen nahezu einhellig gelobt. Das spricht für die gute Anpassbarkeit, was sich in unserem Test bestätigt.
Haptisches Feedback
Neben dem Headset selbst liefert Sony ein neues Paar Controller mit. Und bevor es hier um irgendetwas anderes geht: Endlich bietet ein Hersteller haptisches Feedback, das sich nicht nach einem 100-Euro-Smartphone aus dem Jahr 2015 anfühlt. Alleine diese Eigenschaft katapultiert die Controller spielend in die Top 3 der VR-Controller. Dass dazu auch die Ergonomie stimmt, das Tracking funktioniert und sogar grundlegendes Handtracking eingebaut ist, erledigt den Rest. Kritikpunkte müssen da schon gesucht werden. Meckern auf hohem Niveau gibt es beim Handtracking, das bei Valve einfach noch einmal ein ganzes Stück präziser umgesetzt ist. Hier müssen sich PS-VR2-Nutzer mit genauem Tracking für Daumen und Zeigefinger zufriedengeben, während die übrigen Finger nicht genau dargestellt werden. Der einzige echte Kritikpunkt besteht bei den großen Trackingringen um die Controller herum. Sie wirken im Test nicht ganz so stabil und solide wie beispielsweise von HTC oder Valve bekannt und dürften einen Konflikt mit der Wand nicht unbedingt gewinnen. Hier musste Sony vermutlich einen Mittelweg zwischen Gewicht und Materialeinsatz finden.
Wer sich an dieser Stelle über den fehlenden Abschnitt zum Controllertracking wundert, wird enttäuscht werden. Das Tracking ist bei der PS VR2 technisch an einem Punkt angekommen, an dem auch die Inside-out-Lösung ohne externe Stationen einfach funktioniert. Ja, Aussetzer können irgendwie provoziert werden, treten aber beim normalen Spielen nicht mehr auf. Damit sind die PS-VR2-Sense-Controller eines der heimlichen Highlights des Headsets und leisten sich, bei vorsichtiger Benutzung, keine Patzer. Geladen werden sie über USB-C und ausreichend USB-Anschlüsse sind an der Konsole selbst vorhanden.
Die zweitbesten Kopfhörer
Die PS VR2 kommt mit einem Paar In-Ear-Kopfhörer, die fest mit dem Rahmen verbunden werden können und zusätzlich bei Nichtbenutzung am Headset selbst verstaut werden können. Klanglich werden damit alle Lösungen mit im Headset oder Kopfband integrierten Lautsprechern meilenweit abgehängt. Und hier geht es nicht um Hi-Fi-Geschwurbel von wegen: „Der Bass ist im mittleren Bereich etwas unterbetont, ich empfehle übrigens reine Goldkabel …!“ Sonys In-Ear-Lösung liefert Bass, die integrierten Lösungen nicht. Sonys Ansatz macht Spaß und klingt nach Musik, wenn es nach Musik klingen soll. Zusätzlich ist die Umsetzung denkbar einfach und bequem. Teilweise sogar zu bequem, denn im Test kam es wiederholt vor, dass die Kopfhörer praktisch vergessen und beim Absetzen des Headsets etwas unsanft aus den Ohren gerissen wurden. Noch besser machen das nur Valve und HP mit den frei vor den Ohren schwebenden Kopfhörern, die dafür, im Guten wie im Schlechten, nicht von der Umgebung abschirmen. Einzig echter Kritikpunkt ist das Fehlen einer Lautstärkeregelung direkt am Headset.
Nie war der Einstieg leichter
Neben all den technischen Feinheiten, die sich Sony für die PS VR2 einfallen ließ, könnten die Softwareseite und sonstige potentielle Hürden leicht in Vergessenheit geraten. Und der Hersteller selbst tut alles dafür, dass das passiert – und zwar im Guten. Das fängt schon beim Einrichtungsprozess an. Sofern die PlayStation selbst schon eingerichtet ist, besteht letzterer aus dem Einstöpseln des Kabels und dem einmaligen Verbinden der Controller mit der Konsole. Das war's.
Den Spielbereich erkennt das Headset im Test zuverlässig selbst und damit steht dem Losspielen nichts im Weg. Zusätzlich kann die Konsole über die VR-Controller gestartet werden, sodass man einfach nur das Headset aufsetzen muss und einen Knopf zum Anschalten betätigt. Praktisch ist dabei auch, dass die letzten gespielten Titel mit extrem kurzen Ladezeiten direkt dort fortgesetzt werden können, wo am Tag davor aufgehört wurde. Und wenn es mal kein VR-Spiel sein soll, ist die Bildqualität der PS VR2 gut genug, um auch mal ein klassisches Spiel auf der virtuellen Leinwand zu spielen, solange man sich dabei keine 4K-OLED-Qualität erhofft. Wenn hier ein Kritikpunkt besteht, dann der, dass es für absolute VR-Neulinge kein allgemeines VR-Tutorial und keine Einführung zu den grundlegenden Mechaniken gibt.
Die PlayStation limitiert technisch und bei der Software
Mit all den Vorteilen, die sich aus der engen Verbindung von PlayStation und VR-Headset ergeben, kommt leider auch eine ganze Reihe Nachteile. Das fängt mit technischen Einschränkungen an und geht über die Software bis hin zur Preisgestaltung.
Schon zum Release fast zu fordernd
Die PS VR2 kann aktuell und voraussichtlich auch in der nächsten Zukunft nur an der PlayStation 5 genutzt werden. Damit ist die verfügbare Rechenleistung natürlich auf die der PlayStation 5 beschränkt und die limitiert schon beim Release der PS VR2. So laufen die beiden größten Titel, Horizon Call of the Mountain und Gran Turismo 7, beide lediglich mit 60 FPS und werden nur durch künstliche Frames auf die nativen 120 Hz des Headsets umgerechnet. Diesen Kompromiss gibt es zwar zum Teil auch am PC, hier sind jedoch mehr Einstellungsmöglichkeiten und die Option auf neuere und leistungsfähigere Hardware vorhanden, um den eigenen Ansprüchen entsprechende Ergebnisse zu erzielen.
Zusätzlich zu dem Kompromiss, den die 60 FPS ohnehin darstellen, gab es im Test zumindest bei Horizon Call of the Mountain hin und wieder kurze Ruckler. Insbesondere bei einem Spiel, das für viele den VR_Einstieg markieren wird, sollte das nicht sein, denn jedes Stocken erhöht die Chance auf Motion-Sickness. Einen Kontrapunkt hierzu liefert der Entwickler von Pavlov VR, einem der erfolgreichsten VR-Shooter. Seiner Aussage nach erlaubt die besser optimierte Hardware der PlayStation 5 höhere Frameraten – selbst im Vergleich zu modernen Gaming-PCs.
Nicht unerwähnt bleiben darf hier aber der Vergleich zu den Standalone-Geräten. Diese müssen mit deutlich weniger Rechenleistung auskommen und zusätzlich noch stärker auf den Stromverbrauch achten. Im Vergleich dazu bietet die PS VR2 rein optisch deutlich mehr.
Ein (am Anfang) begrenztes Softwareangebot und hohe Folgekosten
Quizfrage: Wie oft musste im Test Horizon Call of the Mountain als Beispiel herhalten? Antwort: zu oft. Das liegt leider nicht daran, dass es sich dabei um so ein herausragendes Spiel handelt, sondern vielmehr, dass aktuell noch die Alternativen fehlen. Für Rennspielfans gibt es noch Gran Turismo 7, das insbesondere mit einem physischen Lenkrad zusammen in allen Tests einen hervorragenden Eindruck hinterlässt.
Abgesehen davon sind eine Reihe kleinerer Spiele und einige Bekannte von anderen Plattformen wie No Man's Sky und The Walking Dead: Saints & Sinners verfügbar. Der Spielekatalog für die erste Generation PS VR ist nicht automatisch mit der PS VR2 kompatibel. Im Gegensatz zum Angebot für den PC oder sogar für den Meta Quest Store wirkt das Angebot zum Release damit beinahe schon abschreckend. Hinzu kommt, dass die angebotenen Spiele im Schnitt deutlich teurer sind als für den PC und es zumindest zum Testzeitpunkt praktisch keine Free2Play-Titel gab. Zwei Beispiele dafür sind Rec Room und VRChat, die sich beide konstant in den Most-Popular-Charts bei SteamVR halten und auf der PlayStation aktuell fehlen. Obendrein wird die PlayStation-typische Gebühr für Online-Multiplayer fällig. Beides zusammen führt den günstigeren Einstiegspreis bei regelmäßiger Nutzung schnell ad absurdum.
Allgemeine Einschränkungen
Wie in der Einleitung erwähnt, leidet (und profitiert) auch die PS VR2 unter den allgemeinen Designentscheidungen der PlayStation 5. Vor allem für PC-VR-Nutzer könnten manche der Entscheidungen überraschend wirken. Zumindest im Test fiel direkt am Anfang völlig überraschend und negativ auf, wie wenig Einstellungsmöglichkeiten es gibt. Als offensichtlichstes Beispiel sei dabei die fehlende Spracheinstellung genannt. Hier wird einfach die voreingestellte Sprache der Konsole übernommen und kann nur durch eine Änderung der Systemsprache angepasst werden. In diesem Fall stört Sonys Idee, alles so einfach und zugänglich wie möglich zu gestalten, das tatsächliche Spiel-Erlebnis. Andere Beispiele sind die eingeschränkte Unterstützung von nutzererstellten Inhalten und die fehlende Abwärtskompatibilität.
Fazit: Empfehlenswert
Nach all diesen Details bleiben die Fragen: Für wen ist die PlayStation VR2? Und für wen eher nicht?
Wer schon mit der PS VR1 Spaß hatte, eine PlayStation 5 ergattern konnte, meistens an dieser spielt und schon einige Games aus dem Start-Line-up spannend findet, kann mit dem Nachfolger nichts falsch machen. VR ist noch jung genug, dass die Unterschiede zwischen den Generationen gigantisch sind. Hier ist zwar der höhere Preis schmerzlich, aber das Gesamtpaket dafür deutlich besser. Ähnliches gilt für alle, für die nur die technischen Einschränkungen den Spaß an der PS VR1 verdorben haben.
Nicht für PC-VR-Enthusiasten
Auch auf der anderen Seite des Spektrums ist die Antwort klar. Wer schon in ein VR-Setup am PC investiert hat und die Vorteile der offeneren Plattform zu schätzen weiß, wird zwar einige Male neidisch auf die Bildqualität der OLED-Displays der PS VR2 schielen, das Thema dann aber schnell abhaken.
Für alle anderen ein guter Kompromiss
Für alle, die zwar VR gegenüber nicht grundsätzlich abgeneigt sind und schon eine PlayStation 5 besitzen oder in Betracht ziehen, ist die PlayStation VR2 der bis dato beste Kompromiss aus Einsteigerfreundlichkeit, sinnvollen Funktionen und technischer Ausgereiftheit. Zumindest, wenn da nicht die Preisfrage wäre. Das Headset kostet (knapp) mehr als die PlayStation selbst. Trotzdem liefert aktuell kein anderes Modell für die verbaute Hardware ein vergleichbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer weder eine Konsole noch einen Gaming-PC sein Eigen nennt, aber den Einstieg in die virtuelle Realität wagen will, sei hier auf die Meta Quest 2 oder die Pico 4 verwiesen.
Und was ist mit den Spielen?
Wenn Sony und die Spieleentwickler die bessere Hardware der PlayStation 5 und PS VR2 zum Anlass nehmen, die PlayStation VR2 mindestens so umfangreich zu unterstützen wie die erste Generation, oder hier gar noch eine Schippe drauflegen, dürfte im Laufe der Jahre genug für alle dabei sein. Das gilt auch, wenn der Softwarekatalog vermutlich nie den Umfang dessen erreichen wird, was am PC zur Auswahl steht.
Trotz Einschränkungen eine Empfehlung
Auch wenn der Test gezeigt hat, dass die PlayStation VR2 nicht perfekt ist, hat sie sich als VR-Headset eine Empfehlung verdient. Die entscheidenden Punkte hierfür sind: Erstens leistet sich die PS VR2 keine eindeutigen Schwächen und ist technisch in jedem Bereich an der Spitze mit dabei. Zweitens ist der Sprung zum Vorgänger gigantisch und drittens sind die meisten Einschränkungen eher auf die PlayStation selbst als auf das Headset zurückzuführen oder liegen in der Natur von VR. Wer also ohnehin mit VR an sich oder den Designentscheidungen der PlayStation 5 hadert, wird auch die PS VR2 nicht in Betracht ziehen müssen.
Für alle anderen ist die PS VR2 das aktuell beste VR-Headset und legt die Messlatte höher, was im gerade noch Mainstream-tauglichen Preisbereich von einem VR-Headset zu erwarten ist. Der Aufpreis nur für das Headset von knapp 200 Euro im Vergleich zu den Standalone-Headsets ist zumindest auf technischer Ebene voll gerechtfertigt.
ComputerBase wurde die PlayStation VR2 leihweise von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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