Square Enix: NFT-Spiel wird dystopische Hamsterrad-Hölle

Max Doll
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Square Enix: NFT-Spiel wird dystopische Hamsterrad-Hölle
Bild: Square Enix

Ein „Project Report“ verrät, wie sich Square Enix das mysteriöse NFT-Spiel Symbiogenesis vorstellt. Geplant wird zu niemandes Überraschung eine monetarisierte Hamsterrad-Hölle, die dadurch einen entschieden dystopischen Einschlag erhält.

Was genau Spieler in Symbiogenesis machen können und sollen, ist immer noch unbekannt, aber am Ende auch unwichtig. Der von Square Enix im offiziellen Discord des Spiels verlinkte Bericht der LGG, einer „Web3-Spiele-Gilde“ aus Japan, soweit ersichtlich eine Mischung aus Spielervereinigung und Lobbybetrieb, zeigt allerdings schon auf, auf was sich Spieler im Bereich Monetarisierung einstellen dürfen. Schön sieht das Konzept nicht aus.

NFT-Gewinne zählen

Dem Bericht (PDF) zufolge hat Square Enix die ein oder andere Idee bei grindlastigen Free-to-Play-Spielen genommen. Zusatzkäufe werden allerdings als NFTs umgesetzt und in das Gameplay integriert. Hier soll „NFT-basierte Unterhaltung“ geboten werden. Das geht so: Die Geschichte von Symbiogenesis wird in sechs Kapiteln erzählt, in denen Spieler Aufgaben und Missionen auf Basis von täglich veröffentlichten Geschichten lösen sollen. Wer diese auf den höchsten Schwierigkeitsstufen löst, kann NFT-Gegenstände ansammeln, die benötigt werden, um an einer „Weltmission“ teilnehmen zu dürfen. Hier können nur drei einzelne Spieler den Verlauf der Story für alle Spieler bestimmen.

Leichter wird dies laut dem Bericht durch Informationen, die in insgesamt 10.000 NFTs zu den einzelnen Spielfiguren stecken. Sie geben Tipps und Hinweise. Sehen kann diese aber nur ihr Besitzer, der entscheiden kann, ob er sie für sich behält oder teilt – so werde im Spiel die aktuelle Spannung zwischen Monopolisierung und Teilen der Finanzwelt abgebildet, Square Enix verklärt das Spiel so zur Metapher über NFTs.

Da sich spätere Missionen nur durch zunehmend größere Teams lösen lassen, soll außerdem der „Informationskrieg“ zu einer relevanten Ebene werden. Darüber hinaus erleichtern die Charakter-NFTs das Erlangen höherer Ränge und neuer Belohnungen. Sie haben also einen Wert, spielerisch wie finanziell – denn die Teilnahmeberechtigung zu einer Weltmission sowie die zum Eintritt nötigen NFT-Gegenstände können gegen echtes Geld gehandelt werden. Boni für tägliche Logins und andere Kniffe der Free-to-Play-Ecke dürfen dabei nicht fehlen. Nicht zuletzt gilt: Wer Charakter-NFTs besitzt, kommt leichter an die neuen NFTs des nächsten Spielkapitels. Das Hamsterrad im Design wird spätestens hier offenkundig.

Flussdiagramme zeigen, welche Vorteile NFTs haben
Flussdiagramme zeigen, welche Vorteile NFTs haben (Bild: LGG)

Pay-to-Win per Design

In den Folien finden sich außerdem Erklärungen zu Mechanismen, mit denen das Spiel die Nachfrage nach allen NFTs hoch halten möchte. Betont wird, dass Charakter-NFTs entworfen wurden, um Besitzern einen Vorteil zu bringen und Preise sowie Nachfrage zu erhöhen. Ebenso deutlich wird formuliert, dass Spieler, die die Weltmission spielen möchten, unter Druck gesetzt werden, diese NFTs zu kaufen. Pay-to-Win sei das aber nicht, so der Bericht, denn automatische Gewinne macht man so nicht. Das entspricht der üblichen Publisher-Definition des Konzepts, nach der kein Spiel auf dem Markt jemals derartige Mechaniken nutzt. Im Grunde trifft das Konzept aber genau die allgemeingültige Definition von Pay-to-Win: Das Erlangen spielerischer Vorteile durch den Einsatz von Geld.

Wer eigentlich nach dieser „komplett neuen Art“ von NFT-basierter Unterhaltung gefragt hat, lässt sich anhand der Folien nicht eindeutig beantworten. Der Sinnrichtung der Aussagen zufolge kommen flowchart-gestützte Managementebenen in Frage, denn über das Spiel, die Unterhaltung, wird kein Wort verloren. Beschrieben wird stattdessen, wie Spieler zu regelmäßigem Spiel gelockt, wie künstliche Werte und Kaufanreize geschaffen werden sollen, was sich an dieser Stelle surreal liest, zumal es die einzige konkrete Information zum Spiel ist, die sich im Umlauf befindet: Die Perspektive auf Gewinnmaximierung durch Hamsterrad-Mechaniken. Symbiogenesis wird, das lässt sich schon jetzt sagen, ein dystopisches Cyberpunk-Spiel, das NFT-Konzept – wer hätte es gedacht – ein Startschuss für Mikrotransaktionen 2.0.

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