AMD-Chipsatz: Die neue A620-Einsteigerlösung im Detail
Der Start des A620-Chipsatzes von AMD reiht sich ein in die kuriosen Vorstellungen des Jahres beim Hersteller. Nur kleckerweise werden die Details von AMD rausgerückt und der Start am letzten Tag des ersten Quartals ist lediglich gut für die Akten, um eben den Termin „Q1“ gehalten zu haben. Komplett wird das Bild nur langsam.
Auch zu Beginn der neuen Woche und des zweiten Quartals listet AMDs Webseite den A620-Chipsatz noch nicht. Immerhin hat AMD es aber noch geschafft, eine kleine Präsentation zur zaghaften Vorstellung der Einsteigerlösung zu erstellen, die unterm Strich gar nicht so schlecht ist, wie sie AMD mit der Still-und-leise-Aktion verkauft und auch die Mainboardhersteller zunächst dargelegt hatten. Für viele Kunden ist die Plattform nämlich völlig ausreichend, vor allem, wenn der anvisierte Preis von 85 US-Dollar aufwärts bei brauchbaren Lösungen erreicht wird.
Drei Jahre nach dem A520-Chipsatz als letzte Einsteigerlösung übernimmt diesen Part von nun an der A620-Chip. Die Upgrades sind neben der Unterstützung für die neue Sockel-AM5-Plattform mannigfaltig: Der alte A520-Chipsatz unterstützte nur PCIe 3.0 für Grafikkarten, von nun an gibt es 16 Lanes nach PCIe 4.0 für GPUs. Auch der Storage-Support wird von PCI Express 3.0 auf PCI Express 4.0 mit vier Lanes gehievt.
Das Blockdiagramm von AMD offenbart die einzelnen Möglichkeiten des A620-Chipsatzes. Diese sehen im Vergleich zu den größeren Vertretern der 600er Serie mitunter gering aus, aber das sind sie nicht pauschal, wie ein Vergleich zu einem der beliebtesten Chipsätze der bisherigen AM4-Generation zeigt: dem B550. Hier sind erkennbar viele Parallelen vorhanden, der A620 ist unterm Strich sogar besser angebunden und überzeugt im Gesamtpaket.
Am Ende sind es künstlich auferlegte Beschränkungen, die den A620 klein halten sollen. AMD gibt für den Chipsatz jedoch Speicher-Overclocking frei, DDR5-6400+ und mehr wird prompt von den Mainboardherstellern beworben. Auch beim Massenspeicher gibt es von den Boardhersteller mit bis zu 3 × M.2 mehr als nur das absolute Minimum. Was nicht geht, ist CPU-Overclocking. In dem anvisierten Markt ist dies komplett verschmerzbar, schließlich lassen sich CPUs schon seit einigen Jahren kaum mehr wirklich übertakten und wenn, dann nur mit extremen Maßnahmen ohne wirklichen Mehrwert. Dafür sind Budget-Boards aber ohnehin nicht ausgelegt, das gilt aber nicht nur für A620-Mainboards, sondern auch für günstige B650-Platinen, deren VRMs mitunter kein großes Übertakten auf lange Zeit überstehen dürften.
CPU-Unterstützung von 65 bis 230 Watt*
Für etwas Verwirrung sorgte vorab die Angabe, vermeintlich nur 65-Watt-Prozessoren zu unterstützen. Natürlich sind die Modelle und der Chipsatz primär für die kleinsten CPUs gedacht, was jedoch nicht heißt, dass andere Lösungen nicht trotzdem funktionieren. Die Mainboardhersteller geben prompt auch die großen Ryzen frei, einschließlich der X3D-Modelle und des Flaggschiffs AMD Ryzen 9 7950X mit 170 Watt TDP und 230 Watt PPT sowie allen dazu benötigten Stromstärken und Spannungen. Und auch AMD bewirbt einen neuen Ryzen 7 7800X3D mit bekanntlich 162 Watt PPT für einen A620-basierten Gaming-PC.
Asus ist unter anderem einer dieser Hersteller, die alle CPUs freigeben– hier am Beispiel des TUF Gaming A620M-Plus WiFi oder des Gigabyte A620M Gaming X AX. Auf Nachfrage bestätigte Asus gegenüber ComputerBase, dass die Vorgaben von AMD umgesetzt werden. Und das gilt auch für die Zukunft: Es liege an AMD, den grundlegenden Support für den Chipsatz zu stellen, den die Hersteller dann umsetzen. Nur anhand der Angabe in Watt sei dies zudem nicht festgemacht, erklärte Asus. Dies lässt Herstellern den gewissen Spielraum nach oben.
Doch das muss nicht überall der Fall sein. In der Vergangenheit kam es bereits vor, dass zwar alle CPUs im Sockel lauffähig waren, diese aber auf einen gewissen Höchstwert eingegrenzt werden, beispielsweise 120 Watt. Die Ryzen 7000 sind bekannterweise extrem effizient, vor allem wenn sie nicht auf voller Wattzahl gefahren werden, der Leistungsverlust wäre verschmerzbar. Dennoch ist es ratsam, einen genauen Blick auf die Unterstützung durch den Hersteller zu werfen.
Herstellerumsetzung ist gefragt
Unterm Strich ist der A620-Chipsatz keinesfalls so schlecht, wie er bisher verkauft wurde – AMD bewirbt ihn schließlich sogar als Plattform für den Ryzen 7 7800X3D (120 Watt TDP, 162 Watt PPT). Er entspricht in vielen Punkten einem B550-Chipsatz (Test) aus der Vorgängergeneration, der als Mainstream-Lösung lange Zeit das beste Gesamtpaket darstellte. In vielen Punkten hat sich der Markt seitdem aber gar nicht groß weiterentwickelt, eine voll angebundene PCIe-4.0-Grafikkarte läuft auch heute noch nicht schneller als damals, zwei M.2-Speicherplätze mit je vier Lanes, wie sie viele Boardpartner bieten, reichen ebenso fast allen Kunden aus.
Der PC-Markt ist viel größer als die Hersteller von Enthusiast-Lösungen manchmal glauben machen wollen, als gäbe es nur High-End-Produkte. Allein im OEM/ODM-Markt werden Millionen Stück produziert und abgesetzt, Casual-Gamer benötigen nicht mehr. Für Full-HD-Gaming in entsprechenden PCs ist die Plattform mit A620-Chipsatz mehr als ausreichend geeignet. Nur gilt es, diesen auch in entsprechenden Boards umzusetzen und die Plattform nicht so zu limitieren, dass sie keine Option mehr darstellt.
Zur Mitte des Monats sollen die Boards nach und nach verfügbar werden, die Auswahl wird vorerst begrenzt sein. Da viele Hersteller die höhere Marge mit teureren Produkten einstreichen wollen, dürfte dies jedoch auch beim A620-Chipsatz zu einer übersichtlichen Anzahl von guten Produkten führen.