Dead Island 2 im Test: Spielkritik und Fazit
3/3Wie gut ist Dead Island 2?
Dead Island war das zum Spiel gewordene B-Movie: Rau, mit Ecken und Kanten, aber ganz unterhaltsam. Die schier ewig entwickelte Fortsetzung hält das Niveau, hätte aber mit ihrer Mischung aus Splatter und Over-the-top-Satire so viel mehr sein können.
Los Angeles von Zombies überrannt und Promis, die am Rad drehen – das klang im Vorfeld nach einer knalligen Idee. Das saucoole Intro trifft den Nagel schon mal auf den Kopf, das Spiel stolpert etwas. Ernste und „witzige“ Momente wechseln, zünden aber nie so recht. Der Cast trampelt gehörig auf den Nerven herum. Damit bleiben sie nicht die Einzigen. Am Anfang muss eine zu lange Zeit auf Untote eingeprügelt werden, um sie wieder zu Ganztoten zu machen. Bosszombies treiben das auf die Spitze: Der auf Nahkämpfe spezialisierte „Crusher“ muss bei erstem Auftauchen in ebendiesen erledigt werden, was dazu führt, dass er Spieler via schlecht auszuweichender Gebietsattacke zu Boden schleudert und dann auf ihnen herumtrampelt. „Hell-A“, Dead Islands Sprachkalauer-Variante von „L. A.“, fühlt sich dann wie eine Strafkolonie an.
Das muss sie nicht immer. Überlebenden eine Ausweichbewegung zu geben, wertet die Kämpfe auf, selbst wenn sie auf „Alt“ ungünstig liegt. Perks erlauben Variationen im Gameplay, Umgebungseffekte Elementarspielereien. Waffenupgrades laden zum Experimentieren ein, auch dank sprudelnder Ressourcenquellen. Die oft leichtfüßige Präsentation lässt immer wieder anklingen, dass ein Over-the-top-Zombiespiel, eine Mischung aus Dead Rising und Dying Light, eine wunderbare Idee wäre. Wäre, denn ganz schafft es Dead Island 2 noch nicht über den Berg. Den Splatter-Aspekt trifft das Game indes perfekt auf den Kopf. Vor allem im letzten Viertel des Spiels, nachdem endlich eine Auswahl von Perks, starke Waffen und Zusatzfähigkeiten am Start sind, zündet der Nachbrenner. Deep Silver baut eine brutale Power-Fantasy, bei der einfach draufzuhauen Spaß macht.
Der Weg dorthin hat erneut Kanten und Macken. Immer wieder steht Dead Island 2 verloren in seinen ganzen Ideen und Systemen. Rollenspiel-Leveling wirkt überflüssig, viele Systeme und Upgrades werden in unübersichtlichen Menüs versteckt. Eine breite Palette von Waffen verspricht Abwechslung, hat manchmal aber schlecht nachvollziehbare Hitboxen und bisweilen zu wenig gefühlten „Wumms“. Dass man nun Zombies mit Namen suchen kann, die einen Schlüssel zu wertvoller Beute verlieren? Eine weitere verschenkte Chance, es handelt sich um normale Untote mit größerem Lebensbalken und banaler Beute. Nebenaufgaben? Klingen cool, belohnen aber wenig und bleiben in der ersten Hälfte des Spiels selten. Wobei „Neben“ das falsche Präfix ist: Um Levelgrenzen für Storymissionen zu knacken, muss man sie ja doch erledigen. Das Tutorial? Erklärt nicht alles. „Mystery-Passagen“ mit der Suche nach Hinweisen? Sind nicht immer logisch und lästiges Absuchen nach Interaktionspunkten – und den Aufbau von Quests im Allgemeinen – kann man nach ein paar Stunden auch vorhersagen. Es ist zum Haareraufen, wie viel richtig genial sein könnte. Diese Macken und Ecken sind es am Ende, die nach Abschluss der Story davon abhalten, noch in der Spielwelt für alle dann freigeschalteten Inhalte zu verbleiben.
Wichtig ist es deshalb, mit den richtigen Erwartungen an Dead Island 2 heranzutreten. Den bis zur Perfektion durchdachten Blockbuster-Hit gibt es woanders. Vernünftig inszenierte Splatter-Action in simpler Gameplay-Schleife hingegen hier, wenn man sich durch ein paar zähe Ecken beißen mag. Die Koop-Funktion hilft wie immer: Gemeinsam ist alles besser.
Fazit
Dead Island 2 ist kein Technikkracher geworden. Grafisch hinkt das Spiel den letzten Erscheinungen eher hinterher, ist beileibe aber nicht hässlich geworden. Das hat jedoch den Vorteil, dass die Anforderungen an die Grafikkarte gering sind. Einsteiger-Modelle schaffen Full HD problemlos und selbst WQHD ist möglich. Erst für Ultra HD benötigt es einen schnelleren Beschleuniger.
Die PC-Version von Dead Island 2 konzentriert sich auf das Nötigste. Das fängt beim simplen Grafikmenü an und bis zum Verzicht auf Raytracing. Auch Nvidias DLSS fehlt, aber AMDs FSR 2 ist vorhanden. Das erzeugt eigentlich durchweg ein deutlich besseres Bild als die native Auflösung, vor allem bei gleich vielen Renderpixeln ist der Unterschied gewaltig. Ausgerechnet bei der Bildstabilität gibt es jedoch Schwächen. Zwar nicht bei gleicher Pixel-Anzahl, dann ist mindestens ein Gleichstand zu attestieren, allerdings schon gegenüber der nativen Auflösung. Die beste Bildqualität bietet dann doch letztere, auch wenn FSR 2 vieles besser macht. Doch das Flimmern ist einfach zu sehr ausgeprägt. Bei Leistungsproblemen ist FSR 2 dennoch die erste Wahl.
Nvidia besiegt Zombies derzeit am besten
Im Duell AMD gegen Nvidia hat Nvidia die Nase klar vorn. Das fängt bei der aktuellen Generation an, vor allem die alte Garde in Form von Ampere und RDNA 2 geht deutlich an Nvidia. Hier wird eventuell ein angepasster Radeon-Treiber noch Abhilfe schaffen – das wird sich ComputerBase so bald wie möglich ansehen. Intels Arc kommt auch nicht richtig vorwärts und kämpft mit der GeForce RTX 3060 statt dem Ti-Modell.
Probleme beim Spielen hat die PC-Version von Dead Island 2 keine gezeigt. Abstürze hat es nicht gegeben und auch sonst keine nennenswerten Vorfälle. Der VRAM-Bedarf ist gering: 10 GB reichen für alles, mit 8 GB spielt es sich in Full HD und WQHD einwandfrei. Es gibt jedoch auch keine superdetaillierten Oberflächen.
ComputerBase hat Dead Island 2 vom Publisher Plaion zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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