Im Test vor 15 Jahren: Asus frankensteinte zwei Radeon HD 3850 auf ein PCB
Im Test vor 15 Jahren stand ein Kuriosum aus dem Grafikkarten-Portfolio von Asus. Die Asus EAH3850 X2 1GB kombinierte zwei ATi Radeon HD 3850 auf einem PCB mit einem eigens kreierten, 28 cm langem Kühler. Im Test tat sich die Frankenstein-Dual-GPU-Grafikkarte schwer.
Zwei Mittelklasse GPUs auf einem PCB
Im Gegensatz zur ATi Radeon HD 3870 X2 war die Asus Radeon HD 3850 X2 keine von AMD offiziell vorgestellte Grafikkarte, sondern eine Eigenkreation. Aus technischer Sicht gab es dabei keine Überraschungen, im Grunde genommen flanschte der Hersteller zwei RV670-GPUs mit Taktraten die denen auf der Radeon HD 3850 entsprachen auf eine Grafikkarte. Damit die beiden GPUs miteinander kommunizieren konnten, verbaute der Hersteller einen PCIe-Switch. Dabei handelte es sich um den PLX PEX 8547 – das gleiche Modell, das auch auf der Radeon HD 3870 X2 zum Einsatz kam.
Radeon HD 3870 | Radeon HD 3870 X2 | Asus Radeon HD 3850 X2 | GeForce 9800 GTX | |
---|---|---|---|---|
Chip | RV670 | R680 (2 × RV670) | R680 (2 × RV670) | G92 |
Transistoren | ca. 666 Mio. | ca. 2 × 666 Mio. | ca. 754 Mio. | |
Fertigung | 55 nm | 65 nm | ||
Chiptakt | 775 MHz | 825 MHz | 668 MHz | 675 MHz |
Shadertakt | 775 MHz | 828 MHz | 668 MHz | 1.675 MHz |
Shader-Einheiten (MADD) |
64 (5D) | 2 × 64 (5D) | 2 × 64 (5D) | 128 (1D) |
FLOPs (MADD/ADD) | 496 GFLOPS | 2 × 528 GFLOPS | 2 × 428 GFLOPS | 643 GFLOPS |
ROPs | 16 | 2 × 16 | 16 | |
Pixelfüllrate | 12.400 MPix/s | 2 × 13.200 MPix/s | 2 × 10.688 MPix/s | 10.800 MPix/s |
TMUs | 16 | 2 × 16 | 2 × 16 | 64 |
TAUs | 32 | 2 × 32 | 2 × 32 | 64 |
Texelfüllrate | 12.400 MTex/s | 2 × 12.400 MTex/s | 2 × 10.688 MTex/s | 43.200 MTex/s |
Shader-Model | SM 4.1 | SM 4 | ||
Hybrid-CF/-SLI | – | ✓ | ||
effektive Windows Stromsparfunktion |
✓ | – | ||
Speichermenge | 512 MByte GDDR4 | 2 × 512 MByte GDDR3 | 512 MByte GDDR3 | |
Speichertakt | 1.125 MHz | 900 MHz | 828 MHz | 1.100 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | 2 × 256 Bit | 256 Bit | |
Speicherbandbreite | 72.000 MByte/s | 2 × 57.600 MByte/s | 2 × 52.992 MByte/s | 70.400 MByte/s |
Das PCB der Asus EAH3850 X2 1GB hatte hingegen nichts mit dem des Referenzdesigns der ATi Radeon HD 3870 X2 zu tun. Asus entwarf dieses vollständig neu und bepackte es sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite dicht mit Bauteilen. Wie bei der Radeon HD 3870 X2 waren ein Sechs-Pin- und ein Acht-Pin-Anschluss für die Energiezufuhr vorhanden. Letzterer war aber nur optional für das Übertakten im Treibermenü notwendig, alternativ reichte ein Sechs-Pin-Exemplar aus. Ein CrossFire-Anschluss war ebenfalls vorhanden, durch den sich ein Quad-GPU-Gespann realisieren ließ.
Asus verbaute auf der Dual-GPU-Karte ein großes Dual-Slot-Kühlsystem, das die gesamte Vorderseite belegte. Es bestand aus zwei Kupferkühlplatten, die die beiden RV670-GPUs und die Spannungswandler bedeckte. Zwei Heatpipes pro GPU führten die Abwärme an die Aluminiumlamellen des Kühlkörpers ab. Diese wiederum wurden von zwei 70-mm-Axiallüftern mit Frischluft versorgt.
Single-GPU-Grafikkarten unterlegen
Eine gute Figur machte die Asus Radeon HD 3850 X2 im Test nicht. Sie war quasi durchgehend schnellen Single-GPU-Grafikkarten wie der GeForce 9800 GTX unterlegen. Da es sich um zwei Mittelklasse-GPUs handelte, bot sie keine der Vorteile eines Multi-GPU-Systems (hohe Rohleistung), aber alle Nachteile wie hohe Leistungsaufnahme und Lautstärke sowie Abhängigkeit von CrossFire-Unterstützung und auftretende Mikroruckler.
Bei der Asus EAH3850 X2 1GB traten diese Probleme vermehrt auf. Die Kühlung glich einem Düsenjet – ursprünglich mutmaßte die Redaktion, dass es sich um eine defekte Lüftersteuerung handelte, das war aber nicht der Fall. Die Energieaufnahme des Gesamtsystems mit der Radeon HD 3850 X2 lag trotz geringerer Leistung etwa 20 Prozent über dem des Systems mit einer GeForce 9800 GTX.
Fazit
Die Asus Radeon HD 3850 X2 war keine gute Grafikkarte. Sie war langsam, laut und nahm viel Energie auf. Zum Testzeitpunkt war der Preis noch unbekannt, laut ComputerBase-Preisvergleich sollte sie später etwa 300 Euro kosten. Aus heutiger Sicht – mit Mittelklasse-Grafikkarten wie die GeForce RTX 4070 (Test) für nahezu 700 Euro – ist das nicht viel Geld für eine Dual-GPU-Grafikkarte, die schnellere GeForce 9800 GTX gab es jedoch bereits für 250 Euro.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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